LSB Fiesch Eggishorn: schliesst eine Fusion nicht mehr aus

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Die für Wanderer und Skifahrer gleichermassen attraktive Aletsch-Region am Grossen Aletschgletscher im Kanton Wallis ist von zahlreichen, bisher unabhängigen OTC-X-kotierten Bergbahnen durchzogen. Direkt am Gletscher operieren im Westen des Aletsch-Hochplateaus die Aletsch-Riederalp Bahnen AG (ARBAG), in der Mitte die Bettmeralpbahnen AG (BAB) und im Osten die Luftseilbahn Fiesch Eggishorn AG (LFE). Daneben gibt es in der Gletscher-Peripherie noch die beiden Bergbahnbetriebe in Bellwald und auf der Belalp.

In unserem Kommentar vom 10. September 2013 zum bevorstehenden Rücktritt von Ignaz Imhof vom VR-Präsidium der Bettmeralpbahnen AG aus gesundheitlichen Gründen haben wir über die Zusammenarbeit der drei grossen Alteschbahnen und Fusionsgerüchte geschrieben, die es von Zeit zu Zeit um diese Bahne gebe. Nun kommt plötzlich Bewegung aufs Aletsch-Plateau, und es gibt – schneller als gedacht – neue und offizielle Signale, dass es auf mittlere Sicht doch zu einer längst überfälligen Fusion der drei grossen Aletschbahnen kommen könnte bzw. ein solches Szenario nicht länger ausgeschlossen ist.

Anlässlich der Generalversammlung der LSB Fiesch Eggishorn AG am 27. September 2013 präsentierte der LFE-Verwaltungsrat verschiedene Optionen für die Zukunft der Gesellschaft, die sich operativ seit Jahren – anders als die benachbarte Bettmeralpbahnen AG als wirtschaftlich stärkste der drei Bahnen – in einem Abwärtstrend befindet und auf ein erneut „nicht befriedigendes“ Geschäftsjahr 2012/2013 zurückblicken muss. Der Umsatz stagniert seit 2009 bzw. ist sogar rückläufig, während die betrieblichen Kosten – und auch die Investitionen – steigen. Die Frequenzen bewegten sich zuletzt knapp unterhalb des Niveaus von 2006/2007. In der 10-Jahresperiode seit 2003 haben sich die Frequenzen um fast 11% reduziert. 2012/2013 lag der Umsatz nur noch bei 8,157 Mio. CHF (2010/2011: 8,5 Mio. CHF). Der Betriebsaufwand kletterte dagegen auf 5,5 Mio. CHF (2010/2011: 5,3 Mio. CHF). Der betriebliche Cashflow reduzierte sich innerhalb von drei Geschäftsjahren um über 20% auf zuletzt 2,2 Mio. CHF und deckte die Abschreibungen in Höhe von 2,6 Mio. CHF nicht mehr. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/2013, über das die Aktionäre zu beschliessen hatten, resultierte ein Jahresverlust von über 250’000 CHF. Das Fremdkapital ist auf hohe 18,5 Mio. CHF oder 72% der Bilanzsumme angeschwollen, gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von nochmals CHF 2 Mio. oder gut 3%. Die LSB Fiesch Eggishorn hat in den letzten 5 bis 6 Jahren über 25 Mio. CHF investiert und bereits 12 Mio. CHF Schulden zurückbezahlt. Nach eigenen Aussagen „stösst die Belastbarkeit an Grenzen„, und es steht jetzt eine Konsolidierung ins Haus.

Der Verwaltungsrat hat der Gesellschaft ein radikales Sparprogramm verordnet, das jährlich 500’000 CHF an Kosten einsparen soll. Im Rahmen dieses Sparprogramms wurde u.a. auch schon die EggishornFreiZeitung eingestellt. Die Kostenersparnis soll dabei zwischen 80 bis 100’000 CHF liegen. Im Rahmen dieser „Konsolidierung“ scheint die Gesellschaft nun sogar ihren über lange Zeit aus (lokal-) politischen Gründen sakrosankten Unabhängigkeitskurs kritisch zu hinterfragen, wobei sich der Verdacht aufdrängen muss, dass diese strategische Kehrtwende in Fiesch heute angesichts der Bilanz nicht mehr aus einer Position der Stärke heraus erfolgt, wie dies vor einigen Jahren vielleicht noch möglich gewesen wäre.

Durch die Beteiligung der Bettmeralpbahnen AG an der Aletsch-Riederalpbahnen AG sei der Druck auf die LSB Fiesch-Eggishorn deutlich grösser geworden und hätte den Handlungsdruck verschärft, so hörte man anlässlich der GV. Der Quasi-Verbündete im Osten gegen die mächtigen Bettmer in der Mitte des Plateaus war den Fieschern im Westen somit abhanden gekommen, und es stellte sich trotz der Zusammenarbeit in der Aletscharena offenbar eine zunehmende Isolation ein. Mit Unterstützung eines externen Beratungsunternehmens haben die Verantwortlichen der LFE vier verschiedene Szenarien simuliert und auf ihre Realisierbarkeit hin untersucht. Zwei Szenarien – ein „einfacher“ Verkauf der heute von der Munizipal- und Burgergemeinde Fiesch gehaltenen Aktien (32%) sowie ein weiterer Alleingang der Gesellschaft – sind dabei keine Optionen mehr, die künftig vom neu gewählten Verwaltungsrat verfolgt werden.

Favorisiert werden jetzt folgende zwei Szenarien für die LFE, wobei im Kreise der Beteiligten noch nicht entschieden ist, welches Szenario den Vorzug erhalten wird und wie der zeitliche Rahmen ist: Das Szenario 1 „Aktienverkäufe der Gemeinde an Bettmeralpbahnen AG im Rahmen und unter den Bedingungen eines touristischen Masterplans mit definierten Schlüsselprojekten“ oder Szenario 2 „Fusion mit Bettmeralpbahnen AG / Aletsch-Riederalp-Bahnen AG„. Verwaltungsratspräsident Huber bat die LFE-Aktionäre um Geduld, da sich die anzustossenden Prozesse „nicht von heute auf morgen“ realisieren lassen und zunächst Arbeitsgruppen eingesetzt werden müssten, um verschiedene Möglichkeiten zu evaluieren. Zudem läge es am neuen Verwaltungsrat, nach Konstituierung entsprechende Konzepte für ein Zusammengehen zu entwickeln. Auch die Stimmbürger sollen an der Entscheidung beteiligt werden.

In einem eigenständigen Redebeitrag als „Kleinaktionär“ appellierte die bekannte Aletsch-Ikone Art Furrer von der benachbarten Riederalp an die Verantwortlichen der LFE, nicht länger zu warten, sondern „schnell“ zu handeln und „jetzt zu fusionieren„, weil „jedes Jahr, das wir abwarten„, angesichts der vielen Herausforderungen im Tourismusmarkt der Aletsch-Region „ein verlorenes Jahr“ ist. Auch befürchtete Furrer, dass die Aktien der LFE immer weniger wert werden, je länger sich der Prozess hinzieht. Furrer plädierte für eine faire Lösung, die die Minderheitsaktionäre respektiert, und forderte die Bettmeralpbahnen AG auf, ihre „Macht“ nicht auszuspielen. Denkbar erscheint auch, dass die LFE zu einem Teil der bisher nur von BAB und ARBAG betriebenen Managementgesellschaft „Aletsch Bahnen Management Gesellschaft“ wird.

Die in der Region gewöhnlich gut informierte Rhone-Zeitung (RZ) will ferner erfahren haben, dass „gegenwärtig die Machbarkeit für die Realisierung eines neuen MGB-Bahnhofs im Osten von Fiesch mit integriertem Busterminal und direkter Zubringerbahn auf die Fiescheralp geprüft“ wird und dieser Terminal zu den „Kooperationsbedingungen der Bettmer“ gehört. Die Realisierbarkeit eines solchen Terminals ist heute ebenso unsicher wie die Frage, ob die Fiescher Bevölkerung der Verlegung des MGB-Bahnhofs und einem möglichen Zusammenschluss mit der Bettmeralp überhaupt zustimmen wird. Mit einer Volksabstimmung wird 2014 gerechnet.

Ungeachtet aller Vorbehalte, die möglicherweise auch aus der Historie bestanden bzw. noch immer bestehen: Die Zeichen am Aletsch-Gletscher stehen nun – mehr denn je – auf einen weitergehenden Zusammenschluss der drei grossen Aletschbahnen BAB, ARBAG und LFE, wie auch immer dieser am Ende technisch vollzogen wird. Am Ende dieses langjährigen Prozesses über viele Zwischenschritte könnte eine OTC-X-kotierte „Vereinte Aletschbahnen AG“ – heute noch eine kühne Vision – stehen, doch dürfte bis zu einer finalen Umsetzung – sofern die Partner die Fusion anstreben und keine erweiterte Kooperation – tatsächlich noch etwas Zeit ins Land ziehen. Diese „Aletschbahnen AG“ wäre aus dem Stand einer der bedeutendsten Bergbahnbetriebe der Schweiz, und die Region Aletsch würde durch einen einheitlichen Auftritt auch bei den Bergbahnen weiter aufgewertet. Die Aktien der LFE wie auch der Aletsch-Riederalp-Bahnen eignen sich heute vor allem für Anleger mit einem Faible für Walliser Lokalwerte und die branchenüblichen Vergünstigungen. Dagegen bezahlt die gut geführte Bettmeralpbahnen AG seit Jahren CHF 25 Bardividende an ihre Aktionäre, auf Basis des aktuellen Geld-Kurses von 1’140 CHF einer Rendite von 1,8% entsprechend. Falls es zu einer Fusion kommen sollte, wäre es interessant zu wissen, ob die BAB ihren bisherigen Dividendenkurs weiter fortsetzt. In diesem Fall dürften die LFE- und ARBAG-Aktionäre langfristig profitieren, da auch ihre bisher dividendenlosen Aktien zu Dividendenpapieren würden. Ob dieser Fall aber überhaupt eintreten wird, ist zum heutigen Zeitpunkt völlig offen. schweizeraktien.net wird die Entwicklungen in der Aletschregion weiter eng beobachten.


1 Kommentar

  1. Im Aletschgebiet gibt es neue Anzeichen für Veränderungen bei der Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn AG (LFE) .Wie der Walliser Bote am 19.12. online berichtete (siehe:http://www.1815.ch/wallis/aktuell/holt-fiesch-zum-grossen-wurf-aus-126352.html), würde eine geplante Verschiebung des Bahnhofs Fiesch auch eine neue Seilbahnverbindung erfordern. Die LFE könne einen solchen Neubau nicht alleine finanzieren, wird der Fiescher Gemeindepräsident Bernhard Schwestermann zitiert. Er tendiere daher auf eine Einbindung der LFE in die Aletsch Bahnen Management AG. Damit wird das in unserem Beitrag vom 2. Oktober beschriebene Szenario einer Fusion der Bahnen auf mittlere Sicht immer wahrscheinlicher.

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