Usines Métallurgiques de Vallorbe: Kritik am Verwaltungsrat

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Die Usines Métallurgiques de Vallorbe UMV berichteten an der Generalversammlung vom 5. Oktober 2013 in Vallorbe über ein unbefriedigendes Geschäftsjahr 2012/13, das am 30. Juni 2013 endete. Bei den Verkäufen musste die Gesellschaft einen Rückgang um 3,3% auf 49,1 Mio. CHF verbuchen. Deutlich stärker fiel indessen der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Wertberichtigungen EBITDA mit einem Minus von 26,5% auf 3,9 Mio. CHF. Für diesen Margeneinbruch sei die aus den Minderumsätzen resultierende niedrigere Kapazitätsauslastung verantwortlich, berichtete die Gesellschaft. Positiv entwickelte sich nur der Geschäftsbereich der Werkzeuge für die Forstwirtschaft mit einem Umsatzplus von 2% auf 30,3 Mio. CHF. In allen anderen Geschäftsfeldern, diese umfassen Feilen und Fräsen, mussten hingegen rückläufige Verkäufe verbucht werden. Besonders stark traf es das Geschäftsfeld Fräsen mit einem Umsatzeinbruch von 25%. Dies geht zum einen auf die seit Jahren kontinuierlich rücklaufende Nachfrage und zum anderen auf den Ausstieg aus der Fräsenproduktion per Ende März 2013 zurück.

Wegen einer veränderten Abschreibungspolitik stieg der Reingewinn trotz des EBITDA-Einbruchs um 50% auf 693’000 CHF an. So werden ab dem Geschäftsjahr 2012/13 die innerhalb eines Berichtsjahres durchgeführten Investitionen nicht mehr vollständig zulasten der Erfolgsrechnung abgeschrieben, sondern aktiviert und über die voraussichtliche Nutzungsdauer abgeschrieben. Dies führte trotz deutlich höherer Gesamtinvestitionen von 5,8 Mio. CHF nach 3,4 Mio. CHF zu einem Rückgang der Sachabschreibungen von 3,4 Mio. CHF auf knapp 3 Mio. CHF. Zusätzlich wurde das Anlagevermögen zugunsten der Erfolgsrechnung im Gesamtbetrag von 1,6 Mio. CHF aufgewertet. Die Aktionäre partizipieren am höheren Gewinn mit einem Anstieg der Dividende von 120 CHF im Vorjahr auf 175 CHF.

Die Gesellschaft zahlte wegen der zu erwartenden Pensionierung zahlreicher Mitarbeiter einen Betrag von 3 Mio. CHF in die Arbeitgeberbeitragsreserve der Pensionskasse der UMV ein . Diese Massnahme wurde von Rechtsanwalt Dr. Jacques Iffland, Partner bei der Anwaltskanzlei Lenz & Stähelin in Genf, der an der Generalversammlung die Stimmen von verschiedenen grösseren Aktionären im Gesamtwert von 68% des Aktienkapitals vertrat, kritisiert. Diese Zahlung sei ohne gesetzliche Erfordernisse erfolgt und gehe zulasten der Aktionäre der UMV. Aus diesem Grund enthielt sich Iffland namens der von ihm vertretenen Aktionäre beim Traktandum Entlastung des Verwaltungsrats.

Für das laufende Jahr rechnet die Geschäftsleitung mit einem Erlösplus zwischen 4% und 6% bei einem Anstieg des Betriebsgewinns um 50%. Der Reingewinn soll um 10% bis 15% zulegen. Der seit 2012 amtierende neue CEO Claude Currat (vgl. Bild) setzt sich massiv für eine Steigerung der Erlöse bei einer markanten Margenverbesserung ein. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen in den nächsten fünf Jahren insgesamt rund 22 Mio. CHF in die Erneuerung des Maschinenparks investiert werden. Ein sehr wichtiger Aspekt sei auch die Verbesserung der Sicherheit der Mitarbeiter, für die rund 5 Mio. CHF aufgewendet werde.

Die Generalversammlung war dominiert von einer Aufbruchstimmung, die vom neuen CEO geprägt wurde. Gleichzeitig aber wurde deutliche Kritik am Verwaltungsrat laut. Diese ging einher mit einer markanten Erhöhung der Präsenz auf 81% der Stimmen. In den Vorjahren lag die Präsenz jeweils zwischen 30% und 35% des Aktienkapitals. Die verschiedenen grösseren Aktionäre haben sich offenbar abgesprochen und so dem Verwaltungsrat einen Denkzettel verpasst. Eine echte Kommunikation zwischen dem Verwaltungsrat und den grösseren Aktionären fand bislang nicht statt. Dies dürfte sich nun ändern. Ein massiver Druck auf den Verwaltungsrat erscheint zumindest sehr wahrscheinlich. Es würde wenig verwundern, wenn der Verwaltungsrat, der jeweils nur auf ein Jahr gewählt wird, bei der Generalversammlung im nächsten Jahr ausgetauscht wird.

Die UMV befindet sich mit dem neuen CEO auf einem erfolgsversprechenden Weg. Somit sollte es der Gesellschaft gelingen, in den nächsten Jahren deutlich zu wachsen. Ein Umsatzplus von 50% bis 2020 bei einer EBITDA-Marge von 15%, wie von der Gesellschaft als Ziel formuliert, stellt ein deutliches Signal dar. Selbst wenn diese Ziele nicht ganz erreicht werden, bieten die Aktien trotz eines optisch sehr hohen KGVs von 40 auf der Basis des zuletzt bezahlten Preises von 7’400 CHF für das Geschäftsjahr 2012/13 Potenzial für die Zukunft.

1 Kommentar

  1. Besten Dank für diesen interessanten und nicht alltäglichen GV-Bericht!

    Aufmerksamen Geschäftsbericht-Lesern im Nebenwerte-Bereich könnte auch schon aufgefallen sein, dass die Nebag AG (www.nebag.ch) seit mehreren Jahren ausweislich ihrer Halbjahresberichte ihren Bestand an Usines Métallurgiques de Vallorbe (UMV)-Aktien sukzessive und in kleinen Schritten ausbaut.

    Zum 30. Juni 2013 hielt die Nebag AG nach dem veröffentlichten Halbjahresbericht 1-2013 327 UMV-Aktien.

    Bei 3’772 ausstehenden UMV-Aktien entspricht dies einem Anteil von immerhin 8,7%.

    Diese grössere Beteiligung der Nebag AG ist für UMV-Aktionäre auch zukünftig „eher positiv“, herrscht dann auch Gewissheit, dass ein unternehmerisch denkender Aktionär der Verwaltung „auf die Finger schaut“.

    Ob die Nebag AG hier auch aktiv war und – wie Sie schreiben – „dem Verwaltungsrat einen Denkzettel verpasste“, ist mir nicht bekannt.

    Manchmal – und so scheint es auch hier – bedarf es jedoch „konstruktiver Aktionäre“, die nicht nur stille Teilhaber sind und zum Selbstzweck am gemeinsamen Nachtessen mit dem Verwaltungsrat teilnehmen möchten, sondern mitdenken und auch mitgestalten wollen, um ein Unternehmen nötigenfalls an verschiedenen Stellen zu verändern, wenn für die Aktionäre nachteilige Fehlentwicklungen erkennbar werden. Insofern ist der von Ihnen skizzierte „Veränderungsprozess“ weiter beobachtenswert…

    Thorsten Grimm, Grisonia Consult GmbH, 8.10.2013

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