Naturaldividenden: von Gratisbilletten und grosszügigen Nachtessen

2
8184

basel_WelinvestNaturaldividenden sind oft ein wichtiger Bestandteil der Aktienrendite. Teilweise stellen sie sogar die einzige Form der Ausschüttung dar. Dies trifft sehr oft bei Bergbahngesellschaften oder den Transportunternehmen zu, welche Subventionen erhalten, wie etwa die BLS AG. Wir stellen nachfolgend die verschiedenen Arten der Naturaldividenden vor und nennen die Unternehmen, die die höchsten Naturalrenditen verteilen.

Eine besonders bei den Bergbahnen verbreitete Art der Ausschüttung sind Gratisbillette für die Aktionäre oder Aktionärstage, an denen die Aktionäre die Bahnen gratis oder zu reduzierten Preisen nutzen können. Während die Aktionärsbillette meist nur an die Aktionäre, die an der GV teilnehmen, verteilt werden, können von den Aktionärstagen alle Aktionäre profitieren. Eine Kombination von Gutscheinen für GV-Besucher und Aktionärstagen bietet die Bergbahnen Adelboden AG ihren Anteilseignern an. So entsteht für die Aktionäre, welche aus der Region stammen und in der Lage sind, die Vergünstigungen wahrzunehmen, eine sehr hohe Rendite. Die Aktien werden zu Kursen von deutlich unter 5 CHF gehandelt, der letztbezahlte Kurs lag bei 3.70 CHF. Alle Aktionäre, die an der GV teilnehmen, erhalten unabhängig von der Zahl der gehaltenen Aktien ein Ticket, welches zur Benutzung der Bergbahnen am Tag der Veranstaltung berechtigt. Zusätzlich erhalten sie einen Konsumationsgutschein im Wert von 20 CHF, der gleichentags in den Bergrestaurants in Zahlung genommen wird. Unabhängig vom Besuch der GV können die Aktionäre an den Aktionärstagen teilnehmen. In den Sommer- und Wintermonaten wird je ein Aktionärstag durchgeführt. An diesen beiden Tagen erhalten die Aktionäre gestaffelt nach der Anzahl Aktien, die sie besitzen, folgende Vergünstigungen: bei 1 bis 24 Aktien einen Restaurantgutschein von 10 CHF, bei 25 bis 49 Aktien eine Tageskarte und einen Restaurantgutschein von 10 CHF, ab 50 Aktien eine Tageskarte und einen Restaurantgutschein von 20 CHF. Beim Preis einer Tageskarte von 61 CHF im Winter und von 32 CHF im Sommer erhält ein Aktionär, der mindestens 25 Aktien im Kaufwert von knapp 100 CHF besitzt, eine sehr ansehnliche Rendite.

Eine sehr attraktive Art der Naturaldividende ist das Essen, welches den Aktionären nach der GV serviert wird. Während zumindest ein gutes Apéro riche zum Standard an Generalversammlungen gehört, ragen einzelne Firmen mit einem Gourmetmenu in einem noblen Restaurant heraus. Hier zu nennen ist die Basler Beteiligungsgesellschaft Welinvest. Wir haben die aktuellen Geschäftszahlen der Gesellschaft vor wenigen Wochen hier präsentiert. Die Aktionäre erhalten einen kleinen Apéro, dem ein von edlen Weinen begleitetes Menu in einem noblen Basler Restaurant folgt (vgl. Bild). Der Wert der Naturaldividende dürfte den Wert von 100 CHF zumindest erreichen, wenn nicht übertreffen. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 3’100 CHF lässt sich die Rendite beim Besitz von nur einer Aktie nochmals um gut 3% steigern. Unter Berücksichtigung der Finanzdividende von 150 CHF lässt sich somit eine Rendite von bis zu 8% erzielen.

Noch einen Schritt weiter gehen die Unternehmen, die ihren Anteilseignern anlässlich der GV einen mit kulturellen Angeboten verzierten Abend bieten. Prädestiniert als bekanntes Veranstaltungslokal ist hier das Kongresshaus Zürich. Die Aktionäre werden nach der GV zu einem Nachtessen, welches von einer musikalisch-künstlerischen Darbietung begleitet wird, geladen. Zusätzlich erhalten die an der Veranstaltung teilnehmenden Aktionäre noch eine CD des aufgetretenen Künstlers als Geschenk. Der Wert des gesamten Abendprogramms dürfte in der Grössenordnung von 200 CHF anzusiedeln sein. Zusätzlich erhielten die Aktionäre für das Geschäftsjahr 2012 eine Dividende von 50 CHF pro Aktie. Schliesslich erhalten die Aktionäre noch einen Konsumationsgutschein für die Restaurants im Wert von 100 CHF. Auf der Basis des letztbezahlten Aktienkurses von 2’650 CHF lässt sich so die tiefe Rendite von knapp 2% aus der Dividendenausschüttung auf bis zu 13% beim Besitz von nur einer Aktie steigern. Wie das Unternehmen im Geschäftsbericht darlegt, besitzen 766 der gesamthaft 1’138 Aktionäre lediglich eine Aktie.

Eine in den letzten Jahren stark zurückgehende Form der Naturaldividenden stellen die Aktionärsgeschenke dar, welche die Unternehmen den Teilnehmern der GV als sogenannte „Bhaltis“ mit nach Hause geben. Legendär sind die blauen Koffer, welche die Aktionäre des Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli erhalten. Bei einem aktuellen Aktienkurs der an der Schweizer Börse SIX gehandelten Titel von rund 46’000 CHF hat der Wert des Koffers, der bei rund 200 CHF liegen dürfte, nur einen geringen Einfluss auf die Rendite. Auch die Aktionärsgeschenke der weiteren Firmen haben mehr ideellen Wert. Als Beispiel kann ein 6er-Pack Bier, welches die Aktionäre der Brauerei Falken alljährlich erhalten, benannt werden. Eine deutliche Steigerung der Rendite verspricht hingegen das Geschenk, welches die Teilnehmer der Generalversammlung des Genfer Schreibwarenherstellers Caran d’Ache mit nach Hause nehmen dürfen. Sie erhalten spezielle Produkte des Hauses, die oftmals nur in limitierter Serie hergestellt werden und nicht auf dem freien Markt erhältlich sind. Deren nur sehr schwer bezifferbarer Wert dürfte jeweils deutlich höher sein als die ausbezahlte Dividende von 110 CHF. Auf der Basis der letztbezahlten Aktienkurse von 10’250 CHF führt auch die Verdoppelung der Ausschüttungsrendite nur zu einer bescheidenen Gesamtrendite von 2%.

Die Naturaldividende führt oft zu einer deutlichen Steigerung der Rendite von Aktieninvestments. Problematisch dabei ist aber, dass die Aktionäre mit nur einer Aktie die höchsten Renditen erzielen. Dieser Vorteil wird durch die hohen Courtagen beim Erwerb der Papiere und die Depotgebühren oftmals zunichte gemacht. Nicht übersehen werden darf, dass die Teilnahme an der GV für viele Personen, die einer geregelten Arbeit nachgehen, oftmals nicht möglich ist. Zudem kommen noch die Anreisekosten hinzu, die nicht unberücksichtigt bleiben dürfen. Daher erscheinen die vorgestellten Papiere in erster Linie für Persnen interessant, die über genügend freie Zeit verfügen, um die Versammlungen respektive die Aktionärsanlässe zu besuchen und in nicht allzu grosser Entfernung vom jeweiligen Unternehmen wohnen.

2 Kommentare

  1. na ja, wenn ich mir für ein 100 franken essen eine langweilige gv antun musss… dann ist das ja mehr schmerzensgeld? und bei den bergbahnbilleten weiss man nie wie das wetter grade ist.

Kommentar verfassen