Opernhaus Zürich AG: Direktionswechsel erfolgreich vollzogen

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Ein gut besetzter Saal freut die Schauspieler, den Intendanten und die Aktionäre. Bild: zvg
Ein gut besetzter Saal freut die Schauspieler, den Intendanten und die Aktionäre. Bild: zvg

Für die Opernhaus Zürich AG begann im Geschäftsjahr 2012/13, welches per 31. Juli 2013 endete, eine neue Ära. Zu Beginn des Geschäftsjahres trat Andreas Homoki in die Fussstapfen des langjährigen Intendanten Alexander Pereira. Auch in anderen Positionen der Opernhaus-Leitung fanden zahlreiche Personalwechsel statt. Zudem wurde das Betriebskonzept im Einklang mit den Erkenntnissen einer Studie des auf die Analyse von kulturellen Einrichtungen spezialisierten Hauses Actori, welches im Auftrag internationaler Opernhäuser erstellt wurde, angepasst. Neu wurde der Start der Spielsaison um drei Wochen nach hinten verschoben, wodurch die nur sehr schwach besuchten Aufführungen anfangs September wegfallen. Gleichzeitig werden insgesamt rund 10% weniger Vorstellungen pro Saison gespielt. Gesenkt wurden die Anzahl der Neuproduktionen von vormals 15 bis 16 in einer Saison auf nunmehr 12 sowie die Anzahl der Wiederaufnahmen von 23 bis 25 auf 18 bis 20.

Wegen der veränderten Rahmenbedingungen sind die Zahlen des Geschäftsjahres 2012/13 nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar. So ist etwa das 4%ige Minus auf 121.3 Mio. CHF bei den Gesamterlösen exklusive der betriebsfremden Erträge wenig aussagekräftig. Die als betriebsfremd verbuchten Einkünfte stellen die Erlöse aus dem Restaurantgeschäft, dem St. Bernhard Theater und dem Parkhaus dar. Diese sanken im Berichtsjahr um 19.1% auf knapp 5.5 Mio. CHF. Verantwortlich für den Einbruch waren massgeblich die erheblich tieferen Restauranterträge, welche die Gesellschaft auf die Baustelle am Sechseläutenplatz zurückführt.Bei den Einnahmen des ordentlichen Geschäfts war ein Minus erwartet worden. Dieses lag allerdings tiefer als budgetiert, erklärte der neue VR-Präsident Markus Notter den Aktionären an der Generalversammlung am 20. Januar 2014 im Opernhaus. Notter berichtete auch, dass die von den Sponsoren erhaltenen Beiträge in Höhe von fast 7.6 Mio. CHF die Budgetvorgaben von 7 Mio. CHF deutlich übertreffen. Positiv auf den Geschäftsgang hat sich die gesteigerte Platzauslastung der Aufführungen ausgewirkt. Beim Ballett ist die Platzbelegung von 87.1% auf 94.1% angestiegen, was bedeutet, dass nahezu alle Vorstellungen ausverkauft waren. Auch bei den andern Produktionen habe die Auslastung von 83% auf 86.1% gesteigert werden können.

Die Ausgaben gingen ebenfalls planmässig zurück und betrugen 114.7 Mio. CHF nach 119.7 Mio. CHF im Vorjahr. Einsparungen gemacht wurden vor allem bei den Personalaufwendungen, die um 7.2 Mio. CHF tiefer als im Vorjahr ausfielen. Der Rückgang gehe auf tiefere Gagen infolge der geringeren Anzahl an Aufführungen zurück, ergänzte Notter. Einen weiteren kostendämpfenden Einfluss habe die Verjüngung des Kaders gehabt, erklärte der neue kaufmännische Direktor Christian Berner. Der Sachaufwand sei hingegen um 2.2 Mio. CHF angestiegen, was allerdings ausschliesslich auf die erstmalig in der Firmengeschichte gebildeten Reserven für unerwartete Ausfälle bei den Einnahmen zurückzuführen ist. Deren Bildung erfolgte aus Vorsichtsgründen, um bei einem allfälligen ungünstigen Verlauf der Verkaufserlöse aus den Vorstellungen, welche nie gänzlich ausgeschlossen werden können, über ein Polster zu verfügen.

Für das Gesamtjahr zeigt sich die Gesellschaft mit den Ergebnissen zufrieden. So wurden sämtliche Vorgaben des Kantons klar erreicht und ein deutlich positives Ergebnis von 156’000 CHF nach 51’000 CHF im Vorjahr erreicht. Lediglich im Bereich des St. Bernhard Theaters und bei der Gastronomie wurden die Ziele klar verfehlt. Allerdings zeichnet sich für das laufende Geschäftsjahr in diesen beiden Geschäftsfeldern eine deutliche Ertragssteigerung ab. Die Neuausrichtung des Hauses hat zudem dazu geführt, dass hohe Sachabschreibungen auf noch vorhandene Ausstattungen aus früheren Produktionen, die kaum mehr aufgeführt werden, vorgenommen wurden.

Wir betrachten die hier nachzulesende Darstellung unserer Kollegen der Sonntagszeitung, wonach sich Homoki als glückloser Nachfolger Pereiras herausgestellt habe, als nicht zutreffend. In die Fussstapfen eines derart berühmten Intendanten wie Pereira zu treten, ist eine sehr schwierige Aufgabe. Wenn diese noch mit einer von der öffentlichen Hand verordneten Umgestaltung des Leistungsauftrags einhergeht, wird dies gar zu einer nahezu unlösbaren Herausforderung. Diese nahm Homoki an. Wie er an der Generalversammlung erklärte, sei er vom Zürcher Publikum, das er als sehr neugierig bezeichnete, sehr gut angenommen worden. Seine positive Einschätzung bestätigen die von der Gesellschaft vorgelegten Zahlen nach einer eingehenden Analyse ebenso deutlich wie die Kritiken zu den einzelnen Stücken. Besonders hervorzuheben ist, dass erstmalig Rückstellungen gebildet werden konnten. Notter bestätigte denn auch auf Nachfrage, dass keiner der Sponsoren, die die Gesellschaft regelmässig mit Beiträgen unterstützen, abgesprungen ist. Zu berücksichtigen sei zudem, dass in den Sponsorengeldern des Geschäftsjahres 2011/12 auch Beiträge von 200’000 CHF für das Buch, welches zu Ehren von Pereira herausgegeben wurde, enthalten waren. Zahlreiche Sponsoren seien projektbezogen tätig, was zu natürlichen Fluktuationen führt.

Der Wechsel des Intendanten und die Anpassung des Spielkonzepts an die neuen Rahmenbedingungen gelang dem Opernhaus Zürich perfekt. So stimmen nicht nur die Kennzahlen der Erfolgsrechnung, sondern auch die Entwicklung der Besucherzahlen. Bei der Erfolgsrechnung muss berücksichtigt werden, dass das Opernhaus von Sponsoren und insbesondere der Unterstützung der öffentlichen Hand abhängig ist. Ohne diese Beiträge wäre ein rentabler Betrieb nicht möglich. Die Subventionen der öffentlichen Hand erreichten im Geschäftsjahr 2012/13 den Gesamtbetrag von 80.8 Mio. CHF.

Die Gesellschaft verfügt über zwei unterschiedliche Aktienkategorien. Dies sind zum einen die nicht im ausserbörslichen Handel der Berner Kantonalbank (BEKB) gelisteten 836 Stimmrechtsnamenaktien im Nennwert von 300 CHF und die im ausserbörslichen Handel der BEKB auf der Handelsplattform OTC-X gelisteten 9’508 Namenaktien mit einem Nennwert von 900 CHF. Die nur wenig liquiden Titel wurden letztmalig zu einem Kurs von 890 CHF gehandelt und werden aktuell zu einem Geldkurs von 850 CHF gesucht und zu einem Briefkurs von 1’100 CHF offeriert. Trotz eines deutlichen Abschlags zum ausgewiesenen Buchwert von rund 1’450 CHF pro Namenaktie eignen sich die Papiere nur bedingt zur Anlage. Interessenten des Opernhauses, welche ihre Verbundenheit mit dem Unternehmen durch den Erwerb von Aktien zeigen möchten, kann die Aktie ans Herz gelegt werden. Sie kommen zudem in den Genuss eines Apéros und eines Liederabends nach der Generalversammlung und werden ebenso wie die Gönner des Hauses zu verschiedenen Anlässen – hier zu nennen ist an erster Stelle der jährlich stattfindende Opernball – eingeladen. Die Ausschüttung einer Dividende dürfen die Anleger auch zukünftig nicht erwarten.

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