Bernexpo Holding AG: „Wir wollen das bestehende Geschäft gewinnbringend gestalten“

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Roland Brand, CEO Bernexpo Groupe. Bild: zvg
Roland Brand, CEO Bernexpo Groupe. Bild: zvg

Die Berner Messegesellschaft Bernexpo Groupe legte für 2013 einen beeindruckenden Jahresabschluss vor. Bei einem Umsatzanstieg von 11.9% auf 52.2 Mio. CHF legten auch sämtliche Gewinnzahlen wie EBITDA (+ 24.8% auf 11.8 Mio. CHF) und EBIT (+ 50.6% auf 5.8 Mio. CHF) kräftig zu. Der Reingewinn erreichte 5 Mio. CHF (+ 65.7%). Erfreulich an der Entwicklung ist insbesondere, dass auch die Werte des Rekordjahres 2011 übertroffen werden konnten, was aufgrund der Zyklizität des Messegeschäfts in Bern besser mit 2013 vergleichbar ist. Auch im laufenden Jahr sollen Umsatz und Gewinn weiter wachsen (siehe Medienmitteilung v. 28. März). Zudem steht in 2014 eine wichtige Entscheidung bezüglich der Erneuerung der Eventhalle an. In welcher Form das im letzten Jahr angekündigte Projekt BElive Center allerdings realisiert wird, ist derzeit Gegenstand von Projektstudien. Für die Bernexpo Groupe stehe allerdings nicht die Frage der Finanzierung, sondern der langfristigen Finanzierung im Vordergrund, wie CEO Roland Brand im Interview mit schweizeraktien.net erklärte.

Der Umsatz legte in 2013 um 11.9% auf 52.2 Mio. CHF zu. Welcher Anteil ist auf das operative Wachstum zurückzuführen, und welchen Beitrag leistete die Akquisition von Ornaris?

Der direkte Vergleich zum Vorjahr ist in unserem Geschäft schwierig. Nehmen wir zum Beispiel unseren Geschäftsbereich „Messen“, welcher im Vergleich zu 2012 ohne Berücksichtigung der Akquisition Ornaris um 18% zugelegt hat. 2013 fanden aber auch mehr Eigenmessen statt als im 2012. Dies drückte wiederum auf das Ergebnis des Geschäftsbereichs „Events & Conventions“, weil weniger Slots für Vermietungen an Gastveranstaltungen zur Verfügung standen. Ein Umsatzvergleich macht am ehesten Sinn mit 2011, da in unserem Messe-Zyklus die ungeraden Jahre traditionell stärker sind. Im direkten operativen Vergleich haben wir mit unseren Eigenmessen die Umsätze 2011 egalisiert. Die Akquisition der Messen Ornaris half uns, den ausserordentlichen Umsatzrekord im Kongressgeschäft aus 2011 auszugleichen und gesamthaft sogar ein leichtes Umsatzplus von 1.4% zu erzielen. Weitere Details zur Performance der einzelnen Produkte geben wir allerdings nicht bekannt. Generell kann man sagen, dass kleinere Schwankungen im Messe- und Event-Geschäft normal sind. Neben den Veränderungen des Messe-Portfolios lösen bei uns auch immer Gross-Veranstaltungen, wie in diesem Jahr die SwissSkills, gewisse Schwankungen aus.

Wie gross war der Beitrag aus dem Finanzergebnis zum Gesamtergebnis, und auf welche Faktoren ist dies zurückzuführen?

Das positive Finanzergebnis von 0.02 Mio. CHF entstand durch die Teilauflösung der Wertberichtigung für eigene Aktien im Zuge der Aktienkapitalherabsetzung. Wir haben im letzten Jahr 6’000 eigene Aktien vernichtet.

Sie haben in der Medienmitteilung erwähnt, dass die BERNEXPO GROUPE
2014 umsatzmässig das „ungerade“ Jahr übertreffen wird. Mit welchem Umsatz budgetieren Sie für 2014?

Mit der Umsatzsteigerung rechnen wir insbesondere aufgrund der in diesem Jahr ausserordentlich stattfindenden Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills sowie der Baumaschinen-Messe, welche nur alle vier bis fünf Jahre durchgeführt wird. Dies ist voraussichtlich eine einmalige Steigerung, die sich nicht linear fortsetzen wird. Zahlen aus unserem Budget 2014 geben wir nicht bekannt.

Die Kapazitätsgrenzen in Bern dürften bei einem Umsatzvolumen von 50 bis 60 Mio. CHF erreicht sein. Wo sehen Sie künftig Wachstumsmöglichkeiten?

Diese Beurteilung teilen wir und haben diese in unseren strategischen Überlegungen in den letzten Jahren auch berücksichtigt. Dies ist mit ein Grund, dass wir einerseits Messen akquiriert haben, welche auch auf anderen Messeplätzen stattfinden. Dazu gehören die Ornaris Messen sowie Ferienmessen in Zürich, Basel und Genf. Andererseits haben wir unser Event Operations Geschäft (Agenturgeschäft) auf- und ausgebaut. Dieser Geschäftsbereich ist ortsungebunden, und wir sehen darin weiteres Ausbaupotenzial. Im Bereich Messen liegt der Fokus auf der Konsolidierung des Wachstums der letzten Jahre, einer nachhaltigen Gewinn-Entwicklung und der qualitativ-inhaltlichen Weiterentwicklung. Die Messen werden zu eigentlichen Begegnungsplattformen, die stark individualisierte Mehrwerte für Aussteller wie Besucher bieten müssen. Live Communication ab Stange ist heute keine Option mehr.

Wie wollen Sie die BERNEXPO GROUPE mittelfristig zwischen der international agierenden MCH-Gruppe und den lokal arbeitenden Messen in Luzern oder St. Gallen positionieren?

Wir positionieren uns als national ausgerichtetes, innovatives, bedürfnisorientiertes und vielseitiges Live-Marketing-Unternehmen, welches durch Top-Qualität, engagierten Service und kreativen Ideeninput auffällt. Ich denke, dass die Grösse alleine in diesem Geschäft nicht entscheidend ist. Es spielen auch Faktoren wie die Zusammensetzung des Portfolios oder der Standort eine grosse Rolle. Der Messeplatz Bern, an der Schnittstelle zwischen Deutschschweiz und Romandie, hat in der Messelandschaft der Schweiz unbestritten einen festen Platz. Dies zeigt auch die Auslastung unserer Hallen bzw. des Geländes. Zudem zeigen Grossaufträge wie die Ausrichtung der 1. Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills, dass die BERNEXPO GROUPE auch als Event-Veranstalterin sehr gefragt ist.

Rechnen Sie in Zukunft mit einer weiteren Konsolidierung der Schweizer Messelandschaft, und welche Rolle wird die BERNEXPO hier spielen?

Im Moment fokussieren wir auf die Konsolidierung des Wachstums der letzten Jahre und die qualitative Weiterentwicklung der bestehenden Produkte. Selbstverständlich werden alle beteiligten Branchen-Player weiterhin alle sich ergebenden Opportunitäten prüfen. Dies kann unter Umständen zu einer gewissen Dynamik führen. Wir versuchen jedoch nicht primär zu wachsen, sondern das bestehende Geschäft nachhaltig gewinnbringend zu gestalten.

Der Kanton Bern ist finanziell nicht auf Rosen gebettet. Wie wollen Sie das BElive-Center realisieren, wenn der Kanton nicht den gewünschten Drittel zur Finanzierung des 60 bis 90 Mio. CHF teuren Vorhabens beisteuern kann?

Aus diesem Grund nehmen wir in der Projektstudie, die voraussichtlich noch in diesem Jahr abgeschlossen wird, eine sehr fundierte Analyse vor. Die Analyse evaluiert alle Chancen und Risiken der unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten und soll aufzeigen, welche Option sich langfristig unternehmerisch rechnet. Aus Sicht der BERNEXPO GROUPE ist klar, dass der Bau nur dann erfolgt, wenn er auch rentabel betrieben werden kann – dies gilt unabhängig vom Finanzierungsmodell. Die Finanzierung des Vorhabens scheint uns weniger problematisch als die langfristige Rentabilisierung. Diese steht im Vordergrund.

Welche Alternativszenarien gibt es?

Diese zu definieren ist ebenfalls Teil der Projektstudie. Sobald die Ergebnisse vorliegen, werden wir über allfällige Alternativszenarien informieren.

Trotz des markanten Gewinnanstiegs und der positiven Aussichten haben Sie die Dividende nicht erhöht. Mit welcher Ausschüttungspolitik dürfen die Aktionäre künftig rechnen?

Von einem markanten Gewinnanstieg würde ich nicht sprechen. Vergleicht man 2013 mit dem von den Messezyklen her vergleichbaren Jahr 2011, ist der Gewinn lediglich um 1.1% höher – also in etwa mit jenem aus 2011 vergleichbar. Unsere Dividendenpolitik orientiert sich an diesen zyklischen Ergebnissen. In den letzten zwei Jahren wurde nach jeweils erfreulichen Ergebnissen zweimal aufeinanderfolgend eine Dividendenerhöhung beschlossen und die Dividende um 20 bzw. 25% auf CHF 15.00 pro Aktie erhöht. Diese nachhaltige, den Messe-Zyklen Rechnung tragende Dividendenpolitik werden wir fortsetzen.

Der Aktienkurs lag lange Zeit am Boden. Auch heute noch ist der Titel – verglichen mit der MCH-Gruppe, aber auch gemessen an den Eigenmitteln und der Gewinnentwicklung – unterbewertet. Was sind die Gründe, und wie werden Sie hier reagieren?

Für mich stehen drei Gründe im Vordergrund: Erstens ist sicherlich der Markt wenig liquide. Zweitens spüren wir teilweise vonseiten der Anleger noch ein vergleichsweise kleines Vertrauen gegenüber unserer Branche. Und schliesslich könnte aktuell auch die Ungewissheit um das BElive-Center bei potenziellen Anlegern eine gewisse Zurückhaltung bedingen. Diesbezüglich werden wir im Verlauf dieses Jahres sicher Klarheit schaffen können. Ansonsten ist unsere konstant positive Entwicklung der letzten Jahre der beste Beweis, dass wir gut unterwegs sind. Wir werden diese Entwicklung nachhaltig fortführen und sind überzeugt, dass sich dies mittelfristig auch auf den Aktienkurs niederschlagen wird.

Der Aktienkurs der Bernexpo-Aktien reagierte mit einem Kurssprung von 9% auf die Bekanntgabe der Geschäftszahlen sowie der positiven Aussichten für 2014. Derzeit werden die Titel auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) zu Kursen von 455 CHF gesucht. Der Reingewinn von 5 Mio. CHF entspricht einem Gewinn/Aktie von 64.10 CHF. Daraus errechnet sich ein günstiges KGV von 7.1. Die Dividendenrendite liegt angesichts einer Ausschüttung von 15 CHF/Aktie bei 3.3%. Auf dieser Basis sind die Titel, insbesondere im Vergleich zur wesentlich grösseren und international agierenden MCH-Gruppe, sehr günstig bewertet. Derzeit liegen noch keine detaillierten Zahlen zur Bilanz- und Erfolgsrechnung vor. Allerdings notierte der Titel auch weiterhin deutlich unter dem Buchwert, der per Ende 2012 bei 821 CHF je Aktie lag. Wir bleiben daher trotz des jüngsten Kursanstieges bei unserer positiven Einschätzung für die Aktien der Bernexpo Groupe (siehe Blog-Beitrag v. 14.4.).

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