Rigi Bahnen AG: Neuer VR-Präsident sollte Aktionärsinteressen stärker berücksichtigen

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Rigi-Panorama mit Buochserhorn, Stanserhorn, Bürgenstock, Pilatus und Vierwaldstättersee (Quelle: Rigi Bahnen AG, http://www.rigi.ch)
Rigi-Panorama mit Buochserhorn, Stanserhorn, Bürgenstock, Pilatus und Vierwaldstättersee (Quelle: Rigi Bahnen AG, http://www.rigi.ch)

Die Rigi im Herzen der Zentralschweiz gilt als eine der Geburtsstätten des europäischen Bergtourismus. Die frühesten Aufzeichnungen im Zusammenhang mit der „Destination Rigi“ reichen zurück bis ins Mittelalter. Bereits 1540 wurde die Kaltbad-Quelle erstmals erwähnt, und dem „kalten Wasser“ schrieben Zeitzeugen schon früh heilende Kräfte zu. Im ausgehenden 17. Jahrhundert wurde die Wallfahrtskapelle „Maria zum Schnee“ auf Rigi Klösterli eingeweiht und der Pilgertourismus auf die Rigi begann. Im Jahr 1730 werden nach der Chronik bereits 25’000 Pilger gezählt, die die Rigi zu einem bedeutenden Wallfahrtsziel in Europa machten. Die ursprüngliche Kapelle musste rasch vergrössert werden, da sie dem Andrang nicht länger standhielt. 1756 öffnete das erste Gasthaus auf Rigi Kaltbad seine Tore für die Gäste. 1816 war es dann auch auf Rigi Kulm soweit, und es gab ein erstes Wirtshaus auf dem Rigi-Gipfel. Ab 1818 boten Engländer geführte touristische Reisen in die Schweiz an, darunter auch auf die Rigi. Spätestens mit dem beginnenden englischen Bergtourismus des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Rigi zu einem lohnenden Reiseziel für das erwachende europäische Bürgertum. Abenteurer, Künstler und der Adel entdeckten die Rigi für sich. Noch bevor die Rigi ab 1871 erstmals mit einer Zahnradbahn erschlossen wurde, boomte der „Trägerdienst“ auf die Rigi: In Weggis am Fuss des Berges auf Luzerner Seite zählte man 1860 nicht weniger als 30 Pferdestationen mit rund 1’000 Pferden, dazu Tragsesselträger und einheimische Fremdenführer.

Als entscheidendes Jahr für den Tourismus auf der Rigi sollte sich das Jahr 1871 erweisen. Am 21. Mai 1871, dem 54. Geburtstag des Bergbahn-Pioniers Niklaus Riggenbach und gleichzeitig Erbauer der Vitznau-Rigi-Bahn, wurde die Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) unter dem Namen Rigibahn als erste Bergbahn Europas eröffnet. Erst wenige Tage zuvor, am 10. Mai 1871, beendete der „Frieden von Frankfurt“ den Deutsch-Französischen Krieg formell, der die beiden Nachbarländer während fast eines Jahres in Kriegshandlungen verstrickte, die auch den Süden Deutschlands sowie die heimischen Grenzgebiete zu Frankreich – und damit die unmittelbarste Nachbarschaft der Schweiz – betrafen. Insofern war der Zeitpunkt für die Eröffnung, da sich nach den Kriegsjahren wieder der Frieden über Europa legte, gut gewählt und glücklich.

Zunächst fuhr die VRB – die „Rote Rigi-Bahn“ – nur auf dem „Luzerner Abschnitt“ von Vitznau nach Rigi Staffelhöhe. Der oberste Abschnitt von Staffelhöhe bis zum Gipfel auf Kulm verläuft historisch auf Schwyzer Kantonsgebiet, und so kam es, dass der Schwyzer Kantonsrat – als er von den Bemühungen der Luzerner zum „Gipfelsturm“ auf die Rigi erfahren hatte – die Konzession für eben diesen prestigeträchtigsten Streckenabschnitt 1870 zugunsten der Arther Rigibahn-Gesellschaft (ARB) erteilte. Die VRB-Konkurrentin ARB aus dem Nachbarkanton Schwyz eröffnete so die Strecke Staffelhöhe-Rigi Kulm im Sommer 1873 – und verpachtete diesen Schienenstrang bis zum Gipfel bis zur späteren Fusion 1992 an die VRB, die für die Nutzung auf Schwyzer Gebiet einen Pachtzins nach Arth SZ zu überweisen hatte. Erst im Jahr 1875, vier Jahre nach der VRB, konnte die ARB – die „Blaue Rigi-Bahn“ – den Betrieb auf der gesamten Strecke von Goldau bis auf Rigi Kulm aufnehmen. 1907 wurde die ARB-Bahnstrecke Goldau – Rigi Kulm allerdings elektrifiziert. Damit war die ARB die erste elektrische Normalspur-Zahnradbahn der Welt.

Aus ihrer bewegten Historie mit stark kantonalem Kolorit waren VRB und ARB über viele Jahrzehnte erbitterte Konkurrenten auf dem „königlichen Berg“. Seit jeher führen die Gleise auf dem letzten Streckenabschnitt Staffelhöhe-Kulm parallel – und getrennt – auf den Gipfel. Erst 1990 und damit mehr als 110 Jahre nach der Eröffnung der Bahnen baute man in Rigi-Staffel eine Gleisverbindung zwischen ARB und VRB. Im Mai 1992 fusionierten ARB und VRB – unter Einbezug der Luftseilbahn Weggis-Rigi Kaltbad – schliesslich zur Rigi Bahnen AG, deren Aktien heute auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank  (BEKB) gelistet sind. Ein Berg – eine Aktie – zwei Kantone.

In dieser historischen Konstellation zeigt sich – letztlich bis heute – früh auch die ganze politische Dimension der fusionierten Rigi Bahnen AG. Die Rigi Bahnen AG ist nicht zuletzt aus ihrer komplexen Geschichte heraus – Fusion zweier einstmaliger Konkurrenten aus zwei Zentralschweizer Kantonen inklusive – kein ganz „einfaches“ Unternehmen geblieben. Wer die Rigi Bahnen AG verstehen will, muss auch ihre Geschichte kennen. Und dennoch: Die Rigi ist nicht zuletzt aufgrund ihrer Geschichte eine Marke mit nationaler wie internationaler Strahlkraft.

Aus der Vergangenheit zurück in die Gegenwart: Diese sieht zumindest mit Blick auf den 2013-Abschluss operativ vordergründig sehr erfreulich aus, wenngleich die Rigi Bahnen AG weiterhin mit vielen Herausforderungen konfrontiert sind und der Blick auf das gute Ergebnis verstellt, dass die im operativen Geschäft erfolgreichen Rigi Bahnen AG zumindest aus Sicht von Aktionären – die sich nicht primär als Mäzene sehen – ein zweischneidiges Schwert geblieben sind.

Der geneigte Aktionär erkennt insbesondere im 2013er-Abschluss, dass verschiedene Rädchen langsam ineinandergreifen und die Gesellschaft in den vergangenen Jahren auch Massnahmen zur Verbesserung der betrieblichen Rentabilität eingeleitet hat, die sich positiv ausgewirkt haben. Auch der Eigenfinanzierungsgrad konnte erhöht werden. Diese vielfältigen Initiativen, die nun erste Früchte tragen, sind zu begrüssen. Dennoch sind für die Rigi Bahnen in den nächsten Jahren noch einige Hausaufgaben zu erledigen, wenn das Unternehmen auch für Aktionäre nachhaltig erfolgreich sein möchte.

Der Betriebsertrag 2013 konnte im Vorjahresvergleich um 7.8% auf 16.6 Mio. CHF gesteigert werden und kompensierte höhere Aufwendungen für Personal (+1.9%) und sonstige Betriebsaufwendungen (+4.8%). Das EBITDA verbesserte sich sogar um fast 27% auf 3.8 Mio. CHF. Der erarbeitete Cashflow des Unternehmens konnte gegenüber 2012 um 1.1 Mio. CHF oder 44% auf 3.7 Mio. CHF (=1.55 CHF/Aktie; Kurs-Cashflow-Verhältnis von 2.6 bei Kurs von 4.00 CHF) gesteigert werden. Ein verbesserter Finanzerfolg – hervorgerufen durch einen reduzierten Finanzaufwand – führte zu einem EBIT-Anstieg um 29% auf 3.65 Mio. CHF. Diese operative Ergebnisverbesserung auf Stufe EBIT um +0.8 Mio. CHF wurde jedoch über deutlich höhere Abschreibungen zu einem guten Teil „aufgefangen“ und ebenfalls „kompensiert“ – hier aber unter umgekehrten Vorzeichen. Neben ordentlichen Abschreibungen im Umfang von ca. 2.4 Mio. CHF – auf Vorjahresniveau – wurden ausserordentlich in der 2013-Bilanz weitere 0.8 Mio. CHF (+0.675 Mio. CHF vs. 2012) zusätzlich für die „Umlagerung von Parkplätzen im Rahmen des Projekts SeeSicht Vitznau“ (Geschäftsbericht 2013, S. 7) abgeschrieben. Unter dem Strich ergibt sich so ein ausgewiesener Rekordgewinn (seit Fusion) von 490’000 CHF oder 0.20 CHF/Aktie. Das bilanzielle Eigenkapital zum Jahresende 2013 beträgt 14.7 Mio. CHF oder 6.13 CHF/Aktie bei 2.4 Mio. ausgegebenen Aktien. Bei einem letzten OTC-X-Kurs von 4.00 CHF (12.6.2014) ergibt sich so ein Kurs-Buchwert-Verhältnis (2013) von lediglich 0.65 bei einem ausgewiesenen Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013) von – für die „Abschreibungskünstler“ aus dem Bergbahnensektor – sehr moderaten 20.

Das gute Ergebnis überdeckt jedoch, dass die Aktionäre der Rigi Bahnen AG auch für das abgelaufene Geschäftsjahr 2013 erneut auf eine Bardividende verzichten mussten, obwohl die Zahlung von Dividenden in der Vergangenheit insbesondere im zeitlichen Umfeld von Kapitalerhöhungen „für die Zukunft“ seitens des Verwaltungsrates in Aussicht gestellt wurde. Nach Aufzeichnungen des Verfassers dieses Berichts aus früheren Informationsveranstaltungen hätte die Rigi Bahnen AG bereits im Jahr 2011 – über die nach Aktienbesitz gestaffelten, attraktiven Naturaldividenden hinaus – nach Plan eine Bardividende ausrichten sollen. Spätestens mit dem vorliegenden 2013er-Abschluss hätte es nun aufgrund des guten Geschäftsgangs eigentlich an der Zeit sein müssen, die sehr geduldigen Rigi-Aktionäre an der positiven Unternehmensentwicklung der letzten Jahre teilhaben zu lassen. Eine Anfangsdividende von 0.10 CHF (bei 2.4 Mio. Aktien entspricht dies einem Ausschüttungsbetrag von gerade einmal 240’000 CHF) wäre so ein positives Signal gewesen, dass mit der Rigi Bahnen AG künftig wieder zu rechnen ist. Stattdessen stehen weiterhin die Investitionen im Fokus – und die seit Jahren andauernde, nun aber offenbar abgeschlossene Sanierung der Pensionskasse. Passiert ist so im Bereich der Bardividende bisher – leider – nichts, aber vielleicht ist dieser Punkt auch nur aufgeschoben, nicht aber aufgehoben. In jedem Fall sollte das Thema der Dividende eine Pendenz des neu zusammengesetzten Verwaltungsrats sein.

Eine Aufnahme von regelmässigen Dividendenzahlungen würde definitiv auch die seit Jahren „lethargische“ Aktie der Rigi Bahnen AG beflügeln: Während die Aktien von Titlisbahnen AG, Pilatusbahnen AG oder Jungfraubahn Holding AG als zuverlässige Bardividendenzahler seit Jahren von Rekord zu Rekord eilen (und gleichzeitig ihren lokalen Charakter bewahrt haben!), verharrt die Aktie der Rigi Bahnen AG in einem engen Band zwischen 3 und 4 CHF sogar noch unterhalb ihres Nominalwertes von 5 CHF. Der Markt schätzt die Aktie der Rigi Bahnen AG offenkundig nicht als attraktives Investment ein, obwohl die Rigi – auch im Quervergleich zu anderen Destinationen mit ihrer historisch starken Marke (s.o.) – vielleicht eines der attraktivsten Ausflugsziele der Region ist und auch die Aktie – wie auch die „Marke Rigi“ – über unausgeschöpfte Potenziale verfügt. In der gegebenen Konstellation wäre ohne weitere Kapitalstrukturmassnahmen wie einer (wenig sinnvollen) Nennwertreduktion nicht einmal eine weitere Kapitalerhöhung ohne Weiteres möglich, und es würde sich spätestens an dieser Stelle rächen, dass die Rigi Bahnen AG – insbesondere der Verwaltungsrat – dem Aktienkurs der Rigi Bahnen-Aktie in den letzten Jahren wenig Aufmerksamkeit geschenkt und die Aktionäre – anders auch als andere Bahnen in der Region – trotz verschiedener lobenswerter Initiativen im Kommunikationsbereich vor allem als Tourismusmäzene und weniger als Kapitalgeber gesehen haben.

Mit Ablauf der zurückliegenden Generalversammlung kam es im Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG zu einer Zäsur. Nach 28 Jahren Verwaltungsratstätigkeit, davon 10 Jahre als Präsident des Verwaltungsrats, stand der bisherige Verwaltungsratspräsident Robert Jung altershalber nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung. Zum Nachfolger als Präsident wurde der erst seit 2012 im Rahmen einer Verjüngung des Gremiums amtierende Verwaltungsrat Karl Bucher, mittelständischer Unternehmer aus Goldau SZ, gewählt. Bucher verbindet in seiner Person auch die beiden historischen Wurzeln der Rigi Bahnen AG: Während sein eigenes Unternehmen den Sitz im Kanton Schwyz hat, ist Bucher selbst im Kanton Luzern ansässig. Soweit feststellbar, ist der neue Verwaltungsratspräsident in beiden Zentralschweizer Kantonen fest verwurzelt, was für die übernommene Aufgabe an der Schnittstelle zweier Kantone nur von Vorteil sein kann.

Für die Rigi Bahnen AG ist die Wahl Karl Buchers zum neuen Verwaltungsratspräsidenten nicht nur deshalb ein Gewinn. Einerseits setzt die Rigi Bahnen AG, da Bucher bereits seit 2 Jahren im Verwaltungsrat mitarbeitet, auf Kontinuität an der Spitze. Andererseits setzt die Unternehmung – um im Bild zu bleiben – mit der Personalie auf jüngeren, frischen Wind am „Heizkessel“ und an der Spitze der Lokomotive. Neben seinem eigenen Zentralschweizer Netzwerk dürfte Karl Bucher vor allem seine Erfahrungen als Unternehmer und zusätzliche wirtschaftliche Kompetenz in das Leitungsgremium einbringen. Wir begrüssen die Bestellung von Karl Bucher zum Verwaltungsratspräsidenten der Traditionsgesellschaft und wünschen ihm für die kommenden Aufgaben ein stets glückliches Händchen.

Wir sind sicher, dass sich der Verwaltungsrat bereits vielfältige eigene Gedanken gemacht hat, um die Rigi Bahnen AG angesichts vieler anstehender Herausforderungen für die Zukunft zu rüsten. Gleichwohl möchten wir gerne im Rahmen dieses Blogs einige eigene Gedanken mit dem (neuen) Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG teilen. In unserer auf langjähriger Beobachtung gestützten Analyse des Betriebs haben wir verschiedene Themenfelder identifiziert, denen sich der Verwaltungsrat in neuer Besetzung verstärkt annehmen sollte, um das grosse Potenzial der Rigi Bahnen AG mit der starken Marke Rigi auch für die Aktionäre in der Zukunft noch besser abzurufen und so auch die Aktie der Rigi-Bahnen AG zu einem attraktiven „Wertpapier“ im besten Sinne zu machen:

Merchandising / Marketing

Insbesondere der Blick zu den benachbarten Pilatus-Bahnen, die 2013 mit einem überzeugenden Produkte-Mix im eigenen Geschäftsfeld Merchandising 2.3 Mio. CHF oder 8.5% des Gesamtumsatzes erwirtschaftet haben und auch beim Gäste-Marketing sehr stark sind, zeigt ungenutzte Potenziale für die Rigi-Bahnen auf.

Kundenorientierung

Oberste Priorität im Betrieb muss weiterhin und noch verstärkt die Kundenorientierung geniessen, auch wenn in den zurückliegenden Jahren bereits verschiedene Verbesserungen in diesem Bereich sichtbar wurden. Dazu zählen wir u.a.

  • kundenorientierter Fahrplan von der Tourismusdestination Vitznau aus und die Überprüfung des 1-Stunden-Takts zumindest in der Hauptsaison. Ein Umstieg auf kürzere Taktfrequenzen in der Hochsaison analog benachbarter Bahnen sollte sich hier für den Betrieb schnell bezahlt machen.
  • Kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter im Kundenkontakt mit nationalen und vor allem internationalen Gästen.
  • Schaffung weiterer attraktiver Paketangebote und noch bessere Angebotsverknüpfung mit anderen touristischen Leistungserbringern in der Zentralschweiz und im Umfeld der Rigi.
  • Die Etablierung qualitativ guter gastronomischer Angebotswelten in den eigenen Betrieben.
  • Noch mehr „Events“, zu allen Jahreszeiten, alleine oder mit Partnern.
  • Evaluierung verschiedener neuer Ticketing-Systeme.

– striktes Kostenmanagement mit der Überprüfung aller grossen Aufwandspositionen auf weiteres betriebliches Optimierungspotenzial.

– Schaffung von attraktiven (Sommer-)Begleitangeboten für Familien, Gruppen und Einzelgäste, wie sie die Pilatus-Bahnen AG etwa auf Fräkmüntegg (Seilpark) oder Krienseregg (Spielplatz PILU-Land) anbieten können. In der heutigen Konstellation hat der Gast ausserhalb von Wanderungen und Spaziergängen in einer schönen Landschaft noch (zu) wenige Möglichkeiten, insbesondere im Sommer.

– Kritische Überprüfung der Strategie für das Event-Zelt und Entwicklung des Areals rund um dieses Event-Zelt.

– stärkere wirtschaftliche Ausrichtung des Betriebs an den Interessen von Aktionären und Überprüfung der Strategie im Verhältnis zum Aktionariat. Die bisher untergeordnete wirtschaftliche Bedeutung innerhalb der Hierarchie der Stakeholder sollte künftig gestärkt werden.

Überprüfung von Investitionen und Investitionsstrategie hinsichtlich ihrer Vorteilhaftigkeit auch für Aktionäre. Dazu zählt auch die 2017/2018 bevorstehende Erneuerung der LSB Weggis-Kaltbad angesichts des Konzessionsablaufs.

Der neu konstituierte Verwaltungsrat um VRP Karl Bucher hat es auch in der Hand, die Prioritäten neu zu ordnen und dabei auch das Verhältnis zum Aktionariat – und zum Aktienkurs! – insgesamt einer strategischen Überprüfung zu unterziehen. Aus unserer Sicht wäre der Verwaltungsrat mit Blick auf die anstehenden Herausforderungen nicht nur im finanziellen Bereich gut beraten, die Aktionäre der Rigi Bahnen AG als „Kapitalgeber“ im besten Sinne neu zu entdecken und im Bereich der Aktie auch den bisherigen Kurs zu überdenken.

Unter dem Strich bleibt die Rigi Bahnen AG – aus Aktionärssicht – (noch) hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Notiz sowohl deutlich hinter dem Buchwert je Aktie (6.13 CHF) wie auch dem Nominalwert je Aktie (5.00 CHF) ist auch optisch ein Signal gewisser Defizite in den genannten Bereichen. Bei 2.4 Mio. Aktien und einem Kurs von zuletzt 4.00 CHF (12.6.2014) ergibt sich eine Marktkapitalisierung von nur 9.6 Mio. CHF, der bereits ein bilanzielles Eigenkapital von 14.7 Mio. CHF (51.9% der Bilanzsumme) gegenübersteht. Daneben dürfte die Rigi Bahnen AG über sehr hohe stille Reserven verfügen, die sich allerdings kaum seriös quantifizieren lassen.

In dieser Konstellation liegen sowohl für die Aktionäre als auch für den neuen Verwaltungsrat Chance und Risiko zugleich: Chance, weil die Aktie zumindest in der Theorie über ein erhebliches Potenzial einer Höherbewertung analog anderer Bahnen verfügen könnte; Risiko, weil die reale Gefahr besteht, dass alles bleibt wie bisher und Aktionäre nur für eine „Mäzenatenfunktion“ vorgesehen sind, nicht aber für eine Funktion als renditeorientierte Kapitalgeber, obwohl gerade eine solche Rolle zum eigenen Vorteil auch der Rigi Bahnen AG sein könnte, wenn man an anstehende Erneuerungsprojekte und Investitionen denkt.

Wir sind jedoch zuversichtlich, dass der neue Verwaltungsrat um Karl Bucher die vorhandenen Defizite auch gegenüber Wettbewerbern längst erkannt hat und sich der anstehenden Aufgaben in den unterschiedlichsten Bereichen annehmen wird, um die Attraktivität der Rigi Bahnen sowohl für langjährig treue Aktionäre als auch für Neuaktionäre zukünftig wieder zu steigern.

Für die Rigi Bahnen AG muss es „eigentlich“ Ziel sein, dass ihre Aktie mindestens auf dem Niveau des Nennwertes von 5.00 CHF notiert – nicht zuletzt, um künftige Kapitalerhöhungen, die sicherlich noch kommen werden, auf diese Weise inhaltlich zu unterstützen. Wer – ausser selten gewordenen Mäzenen – sollte sonst zum Nominalwert von 5.00 CHF Aktien zeichnen, die im freien Markt deutlich unterhalb dieses Preises angeboten werden? Aus Sicht des Verfassers ist es für das Unternehmen langfristig nicht sehr zielführend, den OTC-X-Kurs nicht sehr viel stärker im Blick zu behalten und die eigene Unternehmenspolitik nicht stärker an den Interessen der Aktionäre als wirtschaftlich wichtiger, heute aber nicht sehr gewichtiger Anspruchsgruppe der Rigi Bahnen AG auszurichten.

Eine starke Rigi-Aktie ist das beste (Eigen-)Finanzierungsinstrument, dürfte es dann auch sehr viel leichter fallen, bestehende Aktionäre wie neue Aktionäre bei anstehenden, betriebswirtschaftlich sinnvollen Grossinvestitionen, die auch effektiv neue Gäste auf den Berg bringen, zu einem (neuen) Investment zu bewegen. Auch die Aussicht auf bzw. die Ausrichtung regelmässiger Dividenden wäre ein starkes Argument pro Rigi Bahnen-Aktie. Bleibt alles wie gehabt, setzt sich in den Köpfen nicht nur der Aktionäre vor allem der Eindruck fest, dass die Rigi Bahnen AG nicht nur bei der Aussicht vom Gipfel, sondern vor allem bei den Investitionen „spitze“ sind. Und dieses einseitig verzerrte Bild würde dem Potentzal der Rigi Bahnen AG nicht gerecht. Die Rigi Bahnen AG verfügen über eine gute Substanz und unausgereizte operative Potenziale, um die traditionsreiche Unternehmensgeschichte noch um viele weitere Erfolgskapitel zu ergänzen.

Thorsten Grimm, 30. Juni 2014

Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der Rigi Bahnen AG.

Rigi Bahnen AG-Betriebsertrag und EBITDA 2008 bis 2013 in CHF Mio. (Quelle: Rigi Bahnen AG, Geschäftsbericht 2013, S. 13)
Rigi Bahnen AG-Betriebsertrag und EBITDA 2008 bis 2013 in CHF Mio. (Quelle: Rigi Bahnen AG, Geschäftsbericht 2013, S. 13)



 

 

 

 

1 Kommentar

  1. Der goldene Herbst mit dem schönen Wetter in den letzten Wochen haben den Rigi Bahnen offenbar einen unerwarteten Besucherstrom beschert und dazu beigetragen, die schwachen Zahlen des verregneten Sommers wieder auszugleichen.
    Die Rigi Bahnen schreiben in einer Medienmitteilung von einem „Spitzenwochenende“. Bei fantastischem Herbstwetter mit beinahe sommerlichen Temperaturen hätten die Rigi Bahnen am 1./2. November mit 10‘000 transportierten Personen das drittbeste Wochenende im Jahr 2014 erreicht. Der Sonntag sei dabei mit knapp 6‘000 Rigi-Gästen einer der frequenzstärksten Tage des Jahres gewesen, so die Medienmitteilung. „Nach dem sehr erfolgreichen Oktober mit ca. 75‘000 transportierten Besuchern, hoffen wir auf eine Fortsetzung des goldenen Herbstes“, erklärt Roger Joss, Leiter Verkauf + Marketing RIGI BAHNEN AG. „Per Ende Oktober liegen wir kumuliert knapp 10% über dem Vorjahr, was aufgrund der schwach besuchten Monate Juli und August sehr positiv zu werten ist‘ ergänzt Joss.
    http://www.rigi.ch

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