Générale Beaulieu Holding SA: Investitionen und verordnete Preissenkungen für Spitalleistungen lassen Gewinn sinken

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Die Générale Beaulieu Holding SA verbuchte im 2013 einen Anstieg der Konzernerlöse um 2.3% auf 89.5 Mio. CHF. An privilegierter Lage in der Stadt Genf betreibt die Gesellschaft eine Privatklinik, die auf der Spitalliste des Kantons Genf aufgeführt ist. Dies ist allerdings nicht in Stein gemeisselt, wie VR-Präsident Andreas von Planta den Aktionären an der GV im Juni 2014 mitteilte. Sofern die Fixpreise für medizinische Eingriffe, entsprechend den viel diskutierten Fallpauschalen, auf dem aktuellen sehr tiefen Niveau verharren, sei ein Verbleib der Klinik zumindest zu überlegen. Bereits im 2013 gingen die Erträge aus den vom Kanton zugewiesenen Patienten um 50% auf 1.4 Mio. CHF zurück bei einer zeitgleichen Abnahme der Fallzahlen von 550 im 2012 auf 280. Der Rückgang basiert ausschliesslich auf den Kosten für den Klinikaufenthalt. Diese Einkünfte sind zwar Bestandteil von Diskussionen, machen aber nur einen sehr kleinen Teil der Gesamterlöse aus dem Klinikgeschäft aus. Diese betrugen im Berichtsjahr 69.2 Mio. CHF nach 67.9 Mio. CHF im 2012. Ebenfalls positiv entwickelten sich die übrigen Erträge aus den medizinischen Aktivitäten und der Vermietung von Praxisräumen an Belegärzte.

Demgegenüber steht ein Anstieg der Kosten um 2.1 Mio. CHF auf 78.3 Mio. CHF. Der Grossteil des Anstiegs geht auf die um 0.9 Mio. CHF auf 23.5 Mio. CHF angestiegenen Betriebskosten und die ebenfalls um 0.9 Mio. CHF auf gut 1.5 Mio. CHF erhöhten Mietausgaben zurück. Beide Positionen stehen im engen Zusammenhang mit dem Ausbau der Aktivitäten in der Form einer Tagesklinik, die im 2014 eröffnet werden wird und der im 2013 erfolgreich abgeschlossenen Erneuerung des zweiten Operationssaals. Um neuen Belegärzten genug Räumlichkeiten bieten zu können, hat die Gesellschaft zusätzliche Räume angemietet. Dies führte im Jahr 2013 zu massiv höheren Mietkosten, denen erst allmählich entsprechende Erträge gegenüberstehen.

So resultierte ein leichter Rückgang des Betriebsergebnisses vor Abschreibungen um 0.1 Mio. CHF auf 11.2 Mio. CHF. Im Bereich des Nettofinanzergebnisses ist eine deutliche Steigerung um 0.7 Mio. CHF auf 1.3 Mio. CHF zu verzeichnen. Dieser Anstieg geht direkt auf die Auswirkungen der Veränderungen der Bilanzstrukturen des Jahres 2012 zurück. Diese Umstrukturierung führte im 2012 auch zu einem massiven ausserordentlichen Ertrag in Höhe von 29.3 Mio. CHF und ausserordentlichen Kosten von 6.3 Mio. CHF. Wegen dieser Faktoren lässt sich das Nettoergebnis der beiden Jahre nur sehr bedingt vergleichen. Nach einem Rekordgewinn von 29.9 Mio. CHF im Vorjahr erzielte die Gesellschaft im Berichtsjahr noch einen Gewinn von 6.5 Mio. CHF. Bereinigt um die ausserordentlichen Einflüsse betrug der betrieblich erwirtschaftete Reingewinn im 2012 knapp 6.9 Mio. CHF. Für das Jahr 2013 wurden der Erfolgsrechnung infolge der Investitionen um 0.9 Mio. CHF auf 4.4 Mio. CHF angestiegene Sachabschreibungen belastet. Wegen des niedrigeren Ergebnisses und der anstehenden Investitionen erhalten die Aktionäre eine um 50 CHF auf 500 CHF pro Aktie gesunkene Dividende.

Für das laufende Jahr zeichnet sich bislang eine positive Tendenz bei den Einnahmen ab. Da derzeit allerdings die Baumassnahmen für die Eröffnung der Tagesklinik inklusive der Erstellung eines neuen Tagungsraums laufen, wird 2014 als Transformationsjahr bezeichnet. Zudem wird ein neues Röntgenzentrum gebaut. Die Baumassnahmen belasten das Budget des laufenden Jahres. Ab dem nächsten Jahr wird ein positiver Einfluss der neuen Tagesklinik und des Konferenzbereichs erwartet. Dies sollte sich gemäss von Planta gegenüber den Aktionären positiv auf die Erfolgsrechnung auswirken.

Die Clinique Générale Beaulieu erwirtschaftet auch in der schwierigen Phase mit einem anhaltenden Preisdruck, der auf der Gesundheitsbranche lastet, ansehnliche Margen. Zusätzlich kann die Gesellschaft dank der sehr soliden Bilanz mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von über 80% sämtliche Umbau- und Erweiterungsmassnahmen problemlos ohne eine deutliche Verschlechterung der Bilanzkennzahlen finanzieren. Im Immobilienvermögen dürften insbesondere nach der Sanierung der Operationssäle und dem Bau eines neuen Tagungs- und Begegnungszentrums zahlreiche stille Reserven enthalten sein.

Trotz dieser positiven Faktoren notiert die auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelte Aktie mit einem erheblichen Abschlag auf den Buchwert von gut 15’000 CHF pro Titel. Ein Grund für den tiefen Kurs kann der geringe Bekanntheitsgrad der Gesellschaft bei den meisten Investoren, gepaart mit der Schwierigkeit, Informationen über den Geschäftsgang zu erhalten, sein. Zudem werden die Aktien nur selten gehandelt und weisen mit einem letztbezahlten Kurs von 10’400 CHF einen hohen Preis auf. Angesichts der Marktenge sind Kursverluste bei einem kurzfristigen Verkauf der Papiere keinesfalls auszuschliessen, während deutliche Kursavancen wenig wahrscheinlich erscheinen. Auf mittel- bis langfristige Sicht sollte sich der Aktienkurs jedoch dem Buchwert annähern. So sind zumindest für langfristig agierende Anleger, die eine mögliche Kursschwäche aussitzen respektive zum Nachkauf nutzen können, die Aktien als eine Art Obligationsersatz geeignet. Die Ausschüttungsrendite fällt auch nach der Kürzung der Dividende mit 4.8% recht üppig aus. Mit der für 2015 angekündigten Ertragsverbesserung erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass die Dividende, selbst bei einem schwächeren Ergebnis für 2014, gekürzt wird. Investoren sollten bei einem Interesse, die Papiere zu handeln, nur limitierte Aufträge erteilen und genügend Geduld mitbringen, um die Papiere zum gewünschten Preis handeln zu können.

 

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