GV-Reportage: Schaffner bleibt auch im 2015 in der Pionierrolle

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2012
Alexander Hagemann, CEO
Alexander Hagemann, CEO

Im Jahr 2014 war die Elektronikgruppe Schaffner das erste Schweizer Unternehmen, das seine Generalversammlung (GV) unter dem Regime der per 1. Januar 2014 in Kraft getretenen Minderinitiative abgehalten hatte. In diesem Jahr kam dem Solothurner Unternehmen wieder eine Pionierrolle zu: Die Versammlung war die erste nach der Aufgabe des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank. Da die Entscheidung erst wenige Stunden vor der Versammlung bekannt gegeben worden war, sei es noch zu früh für eine konkrete Einschätzung, so CEO Alexander Hagemann in seiner Rede vor den Aktionären. Eine genauere Analyse und einen Ausblick für das Geschäftsjahr 2014/15 versprach Hagemann den Aktionären für den 12. Mai 2015, wenn die Semesterzahlen vorgelegte werden. Aktuell seien Prognosen über die kurzfristige Entwicklung des Geschäfts nicht sinnvoll. Zwar habe Schaffner keine Produktionsstandorte mehr in der Schweiz, was das Unternehmen weniger anfällig auf den Wechselkurs des Frankens zum Euro mache. Dennoch werde diese neue Situation auch Folgen für Schaffner haben. Weitaus bedeutender sei jedoch der Wechselkurs des thailändischen Bhat gegenüber dem Euro, da in Thailand ein Grossteil der Produktionskosten anfalle und sehr viele Verkäufe in Euro erfolgten, erklärte der Firmenchef den 171 an der Versammlung im Landhaus Solothurn anwesenden Aktionären. Allerdings würden Umrechnungseffekte aus den im Ausland erzielten Erlösen in Schweizer Franken erwartet. Auch werde ein prozentual höherer Anteil der Fixkosten in Franken erwartet.

BMW i8 in der Säulenhalle des Landhauses Solothurn.
BMW i8 in der Säulenhalle des Landhauses Solothurn.

Neuer BMW i8 als Aktionärsüberraschung

Für die Aktionäre hatte die Schaffner-Gruppe eine Überraschung parat: einen nagelneuen BMW i8, ausgestattet mit Komponenten des in Luterbach ansässigen Unternehmens. Mit dem Modell demonstrierte Schaffner seine Innovationskraft und die gute Positionierung im Geschäftsfeld der Elektromobilität. Die Automotivesparte mit Lösungen für die Automobilindustrie ist denn auch eines der beiden Wachstumspferde im Konzern. Nachdem die Gesellschaft in diese Sparte in den letzten drei Jahren erhebliche Investitionen tätigte, konnten im Geschäftsjahr 2013/14 erstmals die Früchte in dieser Sparte geerntet werden. Aktuell befindet sich die Division mit einem Anteil von rund 25% im Weltmarkt für Komponenten, die in schlüssellosen Zugangssystemen und im Antriebsstrang von Fahrzeugen mit Hybrid- oder Elektroantrieb eingesetzt werden, auf Position zwei. Das zweistellige Wachstum der Sparte werde sich auch im nächsten Jahr fortsetzen, zeigte sich CEO Hagemann überzeugt. Bereits im Berichtsjahr habe die Sparte die konzerninternen Margenziele dank einer eindrucksvollen Entwicklung in den letzten Jahren nahezu erreicht. Auch wurde ein „echter Beitrag“ zum Gruppenergebnis generiert.

Das zweite Wachstumspferd ist die Division Power Magnetics. In dieser Sparte werden Komponenten zur Sicherstellung der Funktion leistungselektronischer Anlagen sowie kundenspezifische Leistungstransformatoren für hohe Anforderungen entwickelt und produziert. Mit der Akquisition der US-amerikanischen Transformer Engineering LLC (Trenco) im März 2014 wurde die internationale Position gestärkt. Diese Übernahme bezeichnete Hagemann als „äusserst wichtig“ zum Ausbau des Marktanteils in Nordamerika. So gelang es denn auch, die Spartenerträge im abgelaufenen Geschäftsjahr 2013/14 um 25% zu steigern und damit die stetigen Wachstumsraten von 20% in den letzten Jahren markant zu übertreffen. Die Integration der Trenco in den Konzern sei vollumfänglich gelungen. Trenco könne heute als vollwertiger Bestandteil der Schaffner-Gruppe angesehen werden, hielt der Firmenchef fest.

Schwaches Fotovoltaikgeschäft in China beeinflusst EMV

Das traditionelle Geschäft von Schaffner besteht aus der EMV-Sparte. Diese produziert auf der einen Seite kundenspezifische Komponenten zur Vermeidung von elektromagnetischen Störfeldern, die beim Betrieb von elektrischen Komponenten entstehen, und auf der anderen Seite Systeme, welche die von aussen auf elektrische Systeme einwirkenden Störfelder eliminieren. Im Berichtsjahr musste sich das Unternehmen in diesem Bereich wegen des Einbruchs des Fotovoltaikgeschäfts in China mit stagnierenden Umsätzen begnügen. Allerdings konnte das Minus in China durch das Wachstum in Europa kompensiert werden. Gleichzeitig gelang es, die Ertragsmargen zu steigern.

Geschäftsjahr 2013/14 als Spiegelbild des Vorjahres

Im Geschäftsjahr 2013/14 ist es Schaffner erstmals gelungen, die Umsatzgrenze von 200 Mio. CHF mit Erträgen von 215 Mio. CHF deutlich zu übertreffen. Das Wachstum, das im Vorjahr noch vor allem in Asien erzielt wurde, stammte im abgelaufenen Jahr aus Europa und Amerika. Wie Finanzchef Kurt Ledermann erklärte, habe Schaffner trotz des konjunkturellen Gegenwinds sein Umsatzziel mit einem Plus von 10% erreicht. Angesichts der aktuellen Situation nach dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank könne man eher noch von einem „Lüftchen“ sprechen, das den Geschäftsgang belastete. Das Programm der stetigen Effizienzsteigerung wurde auch im abgelaufenen Geschäftsjahr erfolgreich weitergeführt. So werden denn auch die Aktionäre  – abgesehen von einer einmaligen Sonderausschüttung im Jahr 2007, die aus dem Verkauf von Liegenschaften resultierte – in diesem Jahr von einer Rekorddividende von 6.50 CHF pro Aktie profitieren. Diese werde steuerfrei aus Kapitaleinlagereserven ausgeschüttet. Mit diesem Wert liegt die Ausschüttung am oberen Ende des Zielbands von 33% des erzielten Gewinns, hielt der Finanzchef fest. Mit den aktuell noch vorhandenen Reserven könne die Dividende in dieser steuerfreien Form noch während neun Jahren ausbezahlt werden. Allerdings sei es das Ziel, die Reserven an die Aktionäre rascher auszuschütten, wenn es das Geschäftsergebnis erlaube. CEO Alexander Hagemann ergänzte, dass die Ausschüttung der Dividende der „Gradmesser“ für das Gelingen der Umsetzung der Firmenstrategie darstelle. Nur wenn es gelinge, die Zielsetzungen zu erreichen, könne eine so ansehnliche Dividende ausgeschüttet werden.

Schaffner_GV_Bild3Grosse Zustimmung zu den Traktanden

Bei den Abstimmungen über die einzelnen Traktanden gab es nur eine einzige Anmerkung eines Aktionärs aus Bern. Er regte an, die Ausschüttung aus den Kapitaleinlagereserven zu forcieren. Dies insbesondere im Hinblick auf die aktuell laufende Revision des Aktienrechts, die eine steuerfreie Ausschüttung der Reserven zukünftig zumindest erschweren könnte. Der Finanzchef nahm diese Anregung auf und wies gleichzeitig darauf hin, dass die Ausschüttung nur dann sinnvoll möglich sei, wenn die Gesellschaft das entsprechende Geld in der Kasse habe. Wie die Entscheidung der Nationalbank vom 15. Januar aufzeige, sei es für ein Unternehmen notwendig, über eine solide Bilanzstruktur zu verfügen. Allerdings stimme er zu, dass die Entwicklung der Gesetze nicht prognostizierbar sei. Weitere Diskussionsbeiträge gab es weder zur Abstimmung über die Genehmigung des Jahresberichts noch bei der Entlastung der Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung. Ebenso wenig in Frage gestellt wurden auch die nicht bindende Konsultativabstimmung über den Vergütungsbericht für das letzte Geschäftsjahr und die Anträge für die zukünftigen Vergütungen der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats im Geschäftsjahr 2015/16. Ohne weitere Fragen beantworten zu müssen, konnte VR-Präsident Daniel Hirschi die Aktionäre zum Apéro riche bitten.

Anregende Gespräche beim Apéro

Der Apéro wurde zu zahlreichen Gesprächen der Aktionäre mit dem Management, das im Gegensatz zu zahlreichen anderen Gesellschaften für Fragen gerne zur Verfügung stand, genutzt. Im Zentrum der Säulenhalle des Landhauses Solothurn stand dekorativ der BMW i8, der immer wieder die Aufmerksamkeit der Anwesenden weckte. Auch sonst waren beim Apéro nur zufriedene Gesichter zu sehen, wie die Fotos zu dieser Reportage zeigen. Auch Fragen der Aktionäre wurden offen beantwortet. So räumte der Spartenleiter der Division EMC, Guido Schlegelmilch, denn auch ein, dass eine weitere Steigerung der hohen Margen in seinem Geschäftsbereich sehr anspruchsvoll sei. Insgesamt kann die Veranstaltung, bei der die Aktionäre Antworten auf alle ihre Fragen erhielten, als sehr gelungen bezeichnet werden. Ebenfalls nicht zu kurz kam das leibliche Wohl. Auch die den Anwesenden mit auf den Heimweg gegebene Solothurner Torte trug ihren Teil zur positiven Stimmung bei.

Weitere Informationen und Bilder zur GV der Schaffner Holding AG finden Sie hier.

PDF mit den Abstimmungsresultaten der Generalversammlung.