David Sarasin, CEO Bank Linth: „Wir sind offen für Kooperationen und Akquisitionen“

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David Sarasin, CEO der Bank Linth LLB AG. Bild: zvg
David Sarasin, CEO der Bank Linth LLB AG. Bild: zvg

Die Zinsen sind im Keller, die Margen der Banken in dem Geschäft sind seit langem unter Druck. Allerdings litten im vergangenen Jahr nicht alle Regionalbanken unter fallenden Gewinnspannen im Zinsengeschäft. Der Bank Linth LLB AG, die am Zürichsee sowie zwischen Winterthur und Bad Ragaz tätig ist, gelang es im Geschäftsjahr 2014, sämtliche Ertragskennzahlen zu steigern. Im Zinsengeschäft wurden mit 61.8 Mio. CHF um 2.1% mehr als im Vorjahr verdient. Auch die nicht von den Zinsen abhängigen Erträge aus dem Anlagegeschäft konnte das Institut, das mehrheitlich zur LLB-Gruppe gehört, ausweiten. Insgesamt legten die Erträge um 6.2% auf 87.4 Mio. CHF zu. Dank niedrigerer Kosten schaffte es die Bank Linth dabei sogar, den Bruttogewinn um 25.1% auf 31.2 Mio. CHF zu steigern. Auch der Reingewinn lag mit 19.9 Mio. CHF deutlich über dem Vorjahresniveau. An der Generalversammlung vom 16. April sollen die Aktionäre eine Ausschüttung von 8 CHF pro Aktie erhalten. Zudem stellen sich mit Karin Lenzlinger Diedenhofen und Gabriel Brenna zwei Kandidaten als Nachfolger von Hans Fäh und Urs Müller zur Wahl in den Verwaltungsrat. Im Gespräch mit schweizeraktien.net nennt David Sarasin, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, die Gründe für das gute Abschneiden. Allerdings macht er auch deutlich, dass dieses Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr wohl nicht wiederholt werden kann. Und er kann sich auch vorstellen, künftig durch Kooperationen und selektive Akquisitionen weiter zu wachsen.

Herr Sarasin, die Bank Linth hat in 2014 das beste Unternehmensergebnis seit 2009 erzielt. Und das,  obwohl alle Banken über das schwierige Umfeld klagen. Wie war dies überhaupt möglich?

Durch die stringente Umsetzung unserer Strategie. Wir setzen einerseits auf ein rigides Kostenmanagement. Dazu gehört auch, dass wir 2013 Geschäftsstellen geschlossen haben. Auf der anderen Seite richten wir uns konsequent auf den Kunden aus. Somit können wir die Kundenloyalität erhöhen und schlussendlich auch höhere Erträge erzielen.

Im Gegensatz zu einigen Regional- und Kantonalbanken konnte die Bank Linth auch das Zinsergebnis leicht um 2.1% steigern. Ist dieses Resultat vor allen Dingen der Volumenausweitung zu verdanken?

Es ist eher eine Kombination von Volumen- und Margenausweitung. Für uns steht die Marge immer vor dem Volumen. Daher achten wir beim Pricing der Hypotheken darauf, dass nicht nur die Ausfallrisiken, sondern auch die Absicherungskosten für die Zinsänderungsrisiken berücksichtigt werden. Im letzten Jahr beispielsweise haben wir über 4 Mio. CHF für die Zinsabsicherung ausgegeben.

Akzeptieren das die Kunden auch? Immerhin kann ein Kunde heute durch Vergleichsdienste und Internetangebote die günstigsten Hypotheken auswählen.

Im Hypothekargeschäft haben wir die Ausleihungen um 7.2% gegenüber dem Vorjahr steigern können. Dies zeigt, dass unsere Kunden bereit sind, die höhere Marge zu zahlen. Natürlich müssen wir den Kunden im Gespräch die Zusammensetzung der Marge genau aufzeigen. Aber offenbar haben wir es geschafft, unsere Kunden zu erklären, dass eine Hypothek mehr ist als nur ein Kredit. Denn im Zusammenhang mit dem Kauf von Wohneigentum stellen sich sehr viele Fragen, auf die ein Kunde Antworten sucht. Diese Antworten können wir in einer persönlichen Beratung geben, aber nicht, wenn jemand seine Hypothek online abschliesst.

Spüren Sie hier nicht den Druck von Wettbewerbern, wie der in Ihrer Nachbarschaft tätigen Glarner Kantonalbank, die auf den elektronischen Vertriebskanal setzen?

Wir sehen nur ganz wenige Ablösungen durch den Hypomat, den Sie ansprechen. Offenbar ist dieses Angebot nicht für unsere Klientel gemacht. Unsere Kunden schätzen die enge, persönliche Betreuung.

Sie haben 2014 nochmals 4.9% mehr Darlehen vergeben, davon 334 Mio. CHF Hypothekarausleihungen. Können Sie in den kommenden Jahren überhaupt noch mit dieser Dynamik weiter wachsen?

Wir sind beim Volumenwachstum nun am oberen Ende dessen, was wir uns für die Zukunft erwarten. Viele Faktoren sprechen dafür, dass sich der Immobilienmarkt in Zukunft etwas zurückhaltender entwickelt. Auch die Regulation im Hypothekargeschäft, die noch weiter zunehmen dürfte, wird das Wachstum drosseln. Ausserdem müssen wir auch unsere Eigenmittelsituation beachten. Wir könnten gar nicht mehr in diesem Tempo wachsen.

Am Immobilienmarkt zeigen sich – insbesondere im Raum Zürich und Zürichsee – nun die ersten Bremsspuren. Wie sieht die Entwicklung in Ihrem Geschäftsgebiet aus?

Wir sehen hier grundsätzlich zwei Entwicklungen. Der Markt für Wohneigentum im Bereich von 2 Mio. CHF ist eher schwierig geworden. Hier sind die Kunden zurückhaltend. Zudem gibt es im Raum Zürich Überkapazitäten bei Gewerbe- und Büroimmobilien. Daher betrachten wir Projekte im Bereich Gewerbe und Büro, aber auch Mischobjekte mit Wohnen und Büro, zurückhaltender.

Knapp ein Drittel der Erträge wurde mit Kommissionen, Dienstleistungen und Handel erzielt. Wollen Sie noch unabhängiger vom Zinsengeschäft werden?

Eines der Ziele unserer Strategie ist es, dass der Ertrag aus Kommissionen und Dienstleistungen rund 30% zu unserem Gesamtertrag beisteuert. In den letzten drei Jahren ist es uns gelungen, den Anteil stets zu steigern. Daher sind wir überzeugt, unser Ziel in Zukunft erreichen zu können.

Obwohl Sie die Kosten in 2014 senken konnten und die Erträge zugelegt haben, liegt die Cost/Income-Ratio mit 64.3% immer noch deutlich über dem Niveau der Wettbewerber. Wo liegt Ihr Zielwert?

Wir visieren hier einen Wert von um die 60% an. Uns ist klar, dass wir damit im Verhältnis zu unserem Geschäftsvolumen nicht so gut dastehen, wie einige sehr effizient arbeitende Kantonal- oder Regionalbanken. Allerdings haben wir auch ein grosses Vertriebsnetz, das einen erheblichen Kostenfaktor darstellt.

Welche Auswirkungen hat der SNB-Entscheid auf Ihr Geschäft im laufenden Jahr?

Allgemein beeinflusst uns die Wechselkursthematik relativ wenig, da unser Geschäft vor allen Dingen in Schweizerfranken abgewickelt wird und der Fremdwährungsanteil gering ist. Auf der Zinsseite hat der Entscheid der SNB hingegen einen grossen Einfluss. Die durchschnittliche Verzinsung unserer laufenden Hypotheken wird weiter sinken.

Werden Sie auch Negativzinsen auf die Guthaben einführen?

Das können wir uns zum heutigen Zeitpunkt nicht vorstellen. Im Gegenteil: Da unsere Ausleihungen nur zu 75% durch Kundengelder gedeckt sind, haben wir die Chance, durch attraktive Zinsen neue Kunden zu gewinnen. Insbesondere für institutionelle Kunden, die bisher eher nicht zu unserer Klientel gehört haben, könnte eine höhere Verzinsung als marktüblich ein Argument sein, ihr Kapital bei der Bank Linth anzulegen.

Sie sind bezüglich der Entwicklung im laufenden Jahr sehr zurückhaltend. Müssen die Aktionäre mit einem tieferen Ergebnis als 2014 rechnen?

Die Kosten werden wir auch 2015 im Griff behalten. Auch im Anlagegeschäft sehen wir bisher keine grossen Veränderungen. Es gibt schlichtweg zu wenig Alternativen zu einer Anlage in Aktien. Im Hypothekargeschäft rechnen wir mit einem leicht geringeren Wachstum. Wie sich allerdings das Zinsengeschäft genau entwickeln wird, können wir heute noch nicht sagen. Dies hängt vor allen Dingen von den Kosten für die Zinsabsicherung ab. Daher bleiben wir bei unseren Aussagen zum laufenden Geschäftsjahr vorsichtig.

Sie haben in der Medienmitteilung als eines Ihrer drei Ziele das „Eingehen auf die sich ändernden Bedürfnisse“ genannt. Was ist genau darunter zu verstehen?

In diesem Sommer werden wir in Sargans eine neue Generation von Geschäftsstellen eröffnen, bei der das klassische Schaltergeschäft nicht mehr im Mittelpunkt stehen wird. Wir wollen so noch näher an den Kunden herankommen. Zudem entwickeln wir zusammen mit der LLB-Gruppe eine Omni-Kanal-Strategie. Im Weiteren soll der Kunde selber wählen können, über welchen Kanal er betreut wird. Ziel ist es, unsere Beratungsleistungen über alle Kanäle anbieten zu können.

Wo sehen Sie für die Bank Linth in Zukunft noch Wachstumspotenzial?

Neue Standorte aus eigener Kraft werden wir nicht mehr eröffnen. Daher ist es naheliegend, dass wir offen für Kooperationen jeder Art und auch für Akquisitionen sind. Wir rechnen damit, dass der SNB-Entscheid auch zu einer Beschleunigung der Marktbereinigung führen wird. Dies könnte zur Folge haben, dass es neue, interessante Kooperationen gibt. Mit unserer Erfahrung aus der Kooperation mit der LLB-Gruppe denken wir, dass wir ein interessanter Partner sind. Hinzu kommt natürlich die Kapitalstärke unserer Gruppe.

Im letzten Jahr stieg der Kurs der Bank Linth-Aktie fast um 20%. Was waren die Gründe?

Wir haben durchschnittlich pro Tag einen neuen Aktionär gewonnen. Dies hat allerdings meiner Meinung nach weniger mit der Dividendenrendite oder dem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) zu tun. Eher dürfte es damit zu tun haben, dass Aktionäre unsere Kunden geworden sind, und die es schätzen, eine Verbindung zu ihrer Bank zu haben.

Bei Aktienkursen um die 526 CHF ist die an der SIX Swiss Exchange gehandelte Aktie der Bank Linth AG im Branchenvergleich nicht mehr günstig. Bei einem Gewinn pro Aktie von 24.75 CHF beträgt das KGV hohe 21. Auch die Dividendenrendite ist mit 1.6% mager. Da die Bank Linth auch bei anderen Kennzahlen wie der Cost/Income-Ratio und dem Eigenmitteldeckungsgrad (156.4%) nicht zur Top-Liga gehört, ist die Aktie für rein finanzgetriebene Investoren weniger geeignet. Hier gibt es sicherlich interessantere Aktien von Regional- und Kantonalbanken, insbesondere im kotierten Bereich. Die Aktie der Bank Linth bleibt daher ein Liebhaberpapier für Investoren mit einem Bezug zur Bank und zur Region.

 

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