Bell AG: Margenverbesserung, Rekordergebnis und höhere Dividende

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Quelle: Bell AG
Die Sparte Seafood verzeichnet starke Zuwächse. Quelle: Bell AG

Geteiltes Bild bei Bell AG. Auf der einen Seite fielen die Umsätze des Fleischverarbeiters im vergangenen Jahr, auf der anderen Seite gab es jedoch Verbesserungen der Margen und im Ergebnis. Konkret konnte das SPI-Mitglied aus Basel seinen Reingewinn im 2014 um 14.5% auf 87.7 Mio. CHF steigern. Neben der deutlichen Reduktion der Finanzierungskosten um 3.6 Mio. CHF auf 10.8 Mio. CHF gab es dabei zahlreiche Verbesserungen im  operativen Geschäft. Per Saldo trugen alle Sparten zur Ergebnisverbesserung bei.

Bei den Umsätzen verzeichnete die Gruppe konzernweit einen Rückgang um 0.9% auf 2.6 Mrd. CHF. Da das mengenmässigen Volumen um 1.1% auf 215’625 Tonnen zurückging, gab es hier offensichtlich Preissteigerungen oder Verschiebungen im Produktmix hin zu höherpreisigen Erzeugnissen. Während Bell im Schweizer Heimmarkt die Umsätze dabei um 0.8% auf knapp 1.9 Mrd. CHF steigern konnte, fielen die Erträge im Ausland um 4.8% auf knapp 740 Mio. CHF.

Seafood mit deutlichen Zuwächsen, Frischfleisch mit Einbussen

Im Schweizer Markt setzte der Bereich Seafood den Wachstumskurs der Vorjahre mit einem Umsatzplus um 10.6% auf 140.5 Mio. CHF fort. Weiter zugelegt hat auch die Sparte Geflügel mit einem Plus um 4.1% auf 379.3 Mio. CHF. Beim Hauptumsatzträger, dem Frischfleisch, verzeichnete Bell hingegen einen Rückgang der Verkäufe um 1.5% auf 852.1 Mio. CHF. Neben der witterungsbedingt schlechten Grillsaison hat sich vor allem der Preiszerfall des Schweinefleisches negativ auf die Einnahmen ausgewirkt. Ebenfalls eine Rolle spielte der zunehmende Einkaufstourismus. Insgesamt sank daher die mengenmässige Verkaufsmenge um 0.9% auf 121’064 Tonnen.

Im Ausland sah sich Bell mit einem negativen Markttrend im wichtigsten Markt Deutschland konfrontiert. Es gelang dennoch, entgegen dem allgemeinen Trend die Verkaufsmenge mit 62’570 Tonnen praktisch auf dem Vorjahresniveau zu halten. Allerdings gingen die Verkaufseinnahmen um 2.8% auf 469.6 Mio. CHF zurück. Neben Währungseinflüssen, die für knapp die Hälfte des Rückgangs verantwortlich waren, haben sich das veränderte Warenangebot und die deutlich tieferen Rohmaterialpreise negativ ausgewirkt. Es gelang Bell dennoch, die Ertragsmargen zu verbessern. Die Erträge aus den weiteren Auslandsmärkten wurden per 1. Januar 2015 neu unter Bell international zusammengefasst. Diese Sparte beinhaltet die Aktivitäten in den Beneluxstaaten, Frankreich, Polen und Tschechien. Aus der Slowakei zog sich das Unternehmen hingegen per Jahresende 2014 zurück. Zahlreiche Bereinigungen des Sortiments, Währungseinflüsse und tiefere Rohmaterialpreise liesen die Einkünfte um 8.1% auf 269.3 Mio. CHF bei einer um 3.6% auf 31’991 Tonnen gesunkenen Warenmenge fallen. Besonders positiv hat sich das Geschäft in Polen entwickelt.

Rekordergebnis und positiver Ausblick für das Auslandsgeschäft

Während Bell im schweizerischen Heimmarkt kontinuierlich positive Ergebnisse erwirtschaftet, ist dies im Ausland bislang nicht der Fall. Einzelergebnisse zu den Ländern werden nicht publiziert. In der Konzernrechnung wird bei den Aufwendungen der Einfluss der tieferen Rohmaterialpreise deutlich. So fielen die Warenkosten um 2% auf 1.73 Mrd. CHF, was einem Minus des Warenaufwands an den Einnahmen um 0.9% auf 67% entspricht. Bei den Betriebskosten fallen die um 3.55 Mio. CHF auf 404.4 Mio. CHF gestiegenen Personalausgaben und die um 3 Mio. CHF auf 24.1 Mio. CHF angestiegenen Marketingaufwendungen auf. Letztere gingen auf das Konto der für Bell notwendigen Namenspflege, während beim Personal die zahlreichen Umstrukturierungen und Optimierungen der betrieblichen Abläufe zu Mehrausgaben führten. Insgesamt resultierte ein Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 6.5 Mio. CHF auf 196.2 Mio. CHF. Bei Abschreibungen in Vorjahreshöhe von 85 Mio. CHF wirkte sich der um 2.5 Mio. CHF angestiegene Finanzertrag und die um 3.6 Mio. CHF tieferen Finanzierungskosten positiv auf den Reingewinn aus. Dieser stieg nach einem um 1.2 Mio. CHF höheren Steueraufwand um 11.1 Mio. CHF auf 87.7 Mio. CHF an. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr um 5 CHF auf 65 CHF pro Aktie erhöhte Dividende erhalten.

Für das laufende Jahr rechnet Bell mit einer weiteren positiven Entwicklung im Ausland, wo das Unternehmen die ersten Früchte der Optimierungsmassnahmen ernten möchte. Im Heimmarkt wird die Aufhebung des Euro-Mindestkurses und die erwartete schwache Konjunkturentwicklung zu einem härteren Umfeld führen. Die direkten Auswirkungen auf das Ergebnis bezeichnete der scheidende CFO Martin Gysin hingegen als vernachlässigbar. Indessen wird die Aufhebung des Mindestkurses bei einem Umtauschverhältnis von 1:1 zu einer nominellen Umsatzreduktion von 100 Mio. CHF und des Eigenkapitals von 60 Mio. CHF führen. Per 1. Mai 2015 übernimmt Bell weitere 2% an der Hilcona und steigert damit den Anteil auf 51%. Mit der Mehrheitsübernahme wird die Gesellschaft in der Rechnung der Bell-Gruppe konsolidiert werden. Der Jahresumsatz der Hilcona liegt in der Grössenordnung von 500 Mio. CHF. Nach im 2014 durchgeführten zahlreichen Optimierungen der Betriebsabläufe werden sich die Ertragsmargen der Hilcona nur wenig von derjenigen des Konzerns unterscheiden, ergänzt Gysin.

Bell setzte die solide Geschäftsentwicklung der Vorjahre auch 2014 fort. So konnte der scheidende Finanzchef einen neuen Ergebnisrekord präsentieren. Er hinterlässt seinem Nachfolger, der bei der Vorstellung der Zahlen einen guten Eindruck hinterliess, ein kerngesundes Unternehmen. Besonders erfreulich ist nicht nur die Verbesserung im Heimmarkt, sondern insbesondere auch der sich abzeichnende Turnaround im Ausland, wo zumindest ab 2016 schwarze Zahlen erwartet werden können. Die lange Dauer der Erreichung der Rentabilität, die dann aber auch tatsächlich möglich wird, gehört zur Strategie der Bell-Gruppe, die auf langfristigen Erfolg ausgerichtet ist. Zahlreiche kleinere Schritte erlaubten es dem Unternehmen, die Geschäfte weiter zu optimieren, wovon nicht zuletzt die Aktionäre profitieren.

Kein Problem stellt die grosse Abhängigkeit vom Hauptabnehmer und Mehrheitsaktionär Coop mit 66.3% an Bell dar. Beide Partner sind voneinander abhängig. Die Konsolidierung der Hilcona ab dem 1. Mai 2015 stellt einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung der Gruppe dar. Damit wird der Convenience-Bereich, ein Wachstumsmarkt, gestärkt. Die Nutzung von Synergien wird möglich, was sich positiv auf das Ergebnis niederschlagen sollte.

Mit einer Eigenmittelquote von knapp 54% ist Bell sehr solide finanziert. Die Aktien der Gesellschaft sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Auf Basis des letztbezahlten Kurses von 2’320 CHF weisen die Papiere eine attraktive Rendite von 2.8% auf. Auf Basis des Gewinns von 2014 werden die Titel mit einem KGV von gut 10 gehandelt und sind damit keinesfalls überteuert. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnisses von 1.2 ist nicht hoch. Das schwierige Marktumfeld lässt allerdings markante Gewinnsteigerungen unwahrscheinlich erscheinen. Allerdings sollte es für 2015 trotz der zahlreichen negativen Aussenfaktoren  gelingen, die Vorjahreswerte beim Gewinn nicht zuletzt dank des Auslandsgeschäfts und der Hilcona-Konsolidierung zu erreichen. Dies sollte sich stabilisierend auf den Aktienkurs auswirken, der keinen allzu grossen Schwankungen unterworfen sein dürfte. Die Aktien eignen sich zur Depotbeimischung für Anleger mit einem Faible für Substanzwerte mit einer kontinuierlichen Ausschüttung.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

 


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