Bernerland Bank AG: Reorganisation des Filialgeschäfts lastet auf 2014, Aufgabe des Euromindestkurses bremst Wachstum im 2015

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Quelle: Bernerlandbank AG
Quelle: Bernerland Bank AG

Die Bernerland Bank AG (BLB) gehört mit einer Bilanzsumme von gut 1.4 Mrd. CHF zu den grösseren Regionalbanken. Zusammen mit dem Hauptsitz in Sumiswald verfügt das Finanzinstitut aktuell über 15 Geschäftsstellen. Wie die Bank in einem Mediencommuniqué zum Jahresabschluss schreibt, ist es ein Kernstück der Firmenstrategie, in allen relevanten Zentren und wichtigen Orten im Emmental und Oberaargau präsent zu sein. Als sehr erfolgreich bezeichnete der Bankdirektor Peter Ritter die Eröffnung der Filiale in Langnau.

Unterlegt wird dies mit Aussagen zur Geschäftsentwicklung, wo die BLB ein jährliches Wachstum von 6% ausserhalb der Stammgebiete vermeldet. Eine ähnlich positive Entwicklung erhofft sich Ritter mit der Filiale in Huttwil, die im Herbst 2015 eröffnet werden soll. Diese geht allerdings einher mit der Schliessung kleinerer Standorte. Dies betrifft die Filialen in Dürrenroth, Eriswil, Wyssachen und Rohrbachgraben. Bereits geschlossen wurde die Filiale in Walterswil. Nach der Reorganisation des Filialgeschäfts verbleiben insgesamt 12 Geschäftsstellen, an denen die Kunden ihre Schaltergeschäfte abwickeln können. Die Kunden zeigten Verständnis für die Entscheide. Es gebe nur vereinzelte negative Reaktionen, lässt sich Ritter zitieren.

Anlageberatung – Kooperation mit Zähringer Privatbank

Neue Wege geht die Bernerlandbank im Bereich der Anlageberatung. Um den Kunden einen professionellen Service anbieten zu können, kooperiert das Bankhaus mit einem Partner. Hierbei handelte es sich um die Wegelin & Co. Privatbankiers, die aber mit dem Verkauf und der Umfirmierung in Notenstein Privatbank in die Nähe des Raiffeisen-Konzerns rückte, was der Geschäftsleitung nicht gefiel. Mit der neu begründeten Zähringer Privatbank, welche die Geschäftstätigkeit im Mai aufnehmen wird, konnte ein Glücksgriff gelandet werden. Grosse Ähnlichkeiten in den Bereichen Geschäftsphilosophie, Marktgebiet und Unternehmensgrösse sowie die persönliche Bekanntheit der Bankmitarbeiter, bei denen es sich um ehemalige Kader der Notenstein Bank handelt, machen das Haus zum idealen Partner für die BLB.

Wie die NZZ im Februar schrieb, wird die Bank kein grenzüberschreitendes Geschäft anbieten, nicht mit externen Vermögensverwaltern zusammenarbeiten und keine eigenen Produkte lancieren. Auch das Bilanzgeschäft wird die Zähringer Privatbank, deren Gründer gewichtige Anteile an ihr halten, nicht betreiben. Der entsprechende Artikel kann hier online nachgelesen werden. Mit von Anfang an dabei war auch die BLB, die sich an der Gründung beteiligte und an der neuen Bank ebenfalls beteiligt ist. Für die Kunden habe dieser Schritt den Vorteil, dass sich an der vertrauten Zusammenarbeit nur wenig ändert und die gleichen Ansprechpartner erhalten bleiben.

Ausleihungen – Deckungsgrad steigt weiter…

Wie bei den meisten Regionalbanken, steuert auch bei der BLB das zinsindifferente Geschäft nur einen kleinen Teil zu den Gesamteinnahmen bei. Im 2014 lag deren Anteil bei knapp 17% der Umsätze respektive bei 3.9 Mio. CHF. Gegenüber dem Vorjahr entsprach dies einem Plus von 11.8%, das allerdings auf dem deutlich grösseren Erfolg aus dem Handelsgeschäft und dem übrigen ordentlichen Geschäft – vor allem Beteiligungserträge und Liegenschaftserfolge – basiert. Auf das mit dem Wertschriftengeschäft im Zusammenhang stehende Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft entfielen im 2014 wie im Vorjahr gut 2.6 Mio. CHF.

Im Hauptgeschäftsfeld, dem Bilanzgeschäft, verzeichnete die BLB einen Anstieg der Kundengelder um 2.6% auf 1’144.6 Mio. CHF. Diesen Zuwachs sieht die BLB als Vertrauensbeweis der Kunden auf der einen und als positives Zeichen dafür, dass die Anpassungen im Filialnetz akzeptiert werden. Da die Ausleihungen nur um gut 1.5% auf 1’220 Mio. CHF zulegten, verbesserte sich der bereits sehr hohe Deckungsgrad der Ausleihungen durch eigene Kundengelder von 92.8% im Vorjahr auf 93.8%. Auch die BLB konnte sich dem starken Zinsmargendruck nicht entziehen, wie der stark unterproportionale Anstieg des Erfolgs aus dem Zinsdifferenzgeschäft von 0.4% oder plus 100’000 CHF auf 19.5 Mio. CHF veranschaulicht. Das Plus geht vor allem auf das Konto der um fast 1.4 Mio. CHF auf 9.85 Mio. CHF gesunkenen Zinsaufwendungen, denen ein Rückgang der Zins- und Diskonterträge von knapp 1.2 Mio. CHF und der um 100’000 CHF gesunkenen Einkünfte aus den Finanzanlagen gegenübersteht. Gesamthaft stiegen die Einnahmen der Bank um 2.2% auf 23.5 Mio. CHF.

… aber Cost-Income-Ratio verschlechtert sich

Deutlich stärker legten mit plus 5% auf 16.1 Mio. CHF die Geschäftsaufwendungen zu. Der Anstieg geht vor allem auf die um 9% respektive plus 700’000 CHF auf 8.15 Mio. CHF erhöhten Sachkosten zurück, was ziemlich genau den Kosten für das angepasste Filialnetz entspricht. Die Mehrkosten führen zu einer weiteren Verschlechterung der Cost-Income-Ratio (CIR) von 66.7% im Vorjahr auf 68.6%. Unter Ausklammerung der höheren Sachkosten zeigt sich ein etwas besseres Bild mit einem Rückgang der CIR auf rund 65.6%. Auch dieser Wert ist als überdurchschnittlich hoch einzustufen. Im Ergebnis resultierte ein Minus des Bruttogewinns von 3.5% auf 7.4 Mio. CHF. Den um 200’000 CHF erhöhten Sachabschreibungen stehen im gleichen Betrag tiefere Wertberichtigungen, Rückstellungen und Verluste zulasten der Erfolgsrechnung gegenüber, so dass ein um 4.3% auf knapp 6.1 Mio. CHF gesunkenes Zwischenergebnis erzielt wurde.

Wie im Vorjahr wurden die Reserven für allgemeine Bankrisiken nicht weiter geäufnet. Indessen wurde unter der Position ausserordentlicher Aufwand eine Aufstockung der übrigen Rückstellungen von 2.05 Mio. CHF (Vorjahr: 1 Mio. CHF) zulasten des Jahresgewinns verbucht. Eine Ausschüttung von knapp 800’000 CHF aus dem Raiffeisen Hilfsfonds Futura lies die ausserordentlichen Erträge um 500’000 CHF auf fast 900’000 CHF anschwellen. Unter dem Strich resultierte ein gegenüber dem Vorjahr um 1% auf 3.9 Mio. CHF erhöhter Jahresgewinn. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 10 CHF pro Aktie.

Jahresgewinn 2015 – Rückgang erwartet

Für das laufende Jahr geht die BLB von anhaltend sehr tiefen Zinsen und einem weiteren starken Druck auf die Zinsmargen aus. Aufgrund des Entscheids der Schweizerischen Nationalbank, den Euro-Mindestkurs aufzugeben, wird mit einer eher geringeren Volumenentwicklung als im Vorjahr gerechnet. Da ein Teil der Investitionen in den Umbau des Filialnetzes bereits im Jahr 2014 erfolgten, wird eine stabile bis leicht rückläufige Entwicklung der Geschäftskosten erwartet. Insgesamt soll der Jahresgewinn etwas tiefer ausfallen als im 2014.

Die Kennzahlen der BLB fallen in der Summe eher durchschnittlich aus. Während etwa die von der Gesellschaft angegebene Zinsmarge von 1.35% als im Branchevergleich als überdurchschnittlich bezeichnet werden kann, ist die CIR im Branchenvergleich hoch. Eine mögliche Erklärung hierfür ist das grosse Filialnetz, das die BLB betreibt. Mit der in Angriff genommenen Reorganisation könnte sich die Kostensituation  verbessern. Aussagen hierzu können aber frühestens ab 2016 gemacht werden, wenn die für 2015 anstehende Eröffnung der neuen Filiale in Huttwil und die Schliessung der kleinen Filialen abgeschlossen ist. Bis eine neue Filiale rentabel betrieben werden kann, vergehen allerdings in der Regel einige Jahre, weswegen sich die positiven Effekte aus der Filialschliessung erst verzögert auf die Erfolgsrechnung einstellen werden.

Mit grosser Vorsicht beobachtet werden sollte auch die Expansion in neue Geschäftsgebiete. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Beispiele einer gescheiterten Ausweitung des Einsatzgebietes respektive der Geschäftsaktivitäten. Neben der Glarner Kantonalbank vor ein paar Jahren ist hier insbesondere die Spar- und Leihkasse Riggisberg zu nennen. Ob es der BLB gelingt, erfolgreich, d.h. ohne erhöhte Wertberichtigungen oder Abschreibungen, in neue Geschäftsgebiete vorzustossen, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen.

Als grundsolide kann das bisherige Bilanzgeschäft angesehen werden. Die BLB hat einen sehr hohen Deckungsgrad der Kundenausleihungen von fast 94% und einen tiefen Anteil an gefährdeten Forderungen (Bruttowert, d.h. vor Abzug von geschätzten Verwertungserlösen) von 0.6% aller Ausleihungen. Auch der Eigenmitteldeckungsgrad liegt mit knapp 208% der gesetzlich erforderlichen Eigenmittel auf einem erfreulich hohen Niveau.

Die Aktien der BLB werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 455 CHF weisen die Titel eine Dividendenrendite von 2.2% auf. Auf der Basis des um die Zuweisung an die sonstigen Rückstellungen bereinigten Jahresgewinns für 2014 werden die Aktien mit einem nicht mehr niedrigen 14er-KGV bewertet. Keinesfalls eine Überbewertung signalisiert hingegen das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Die Titel werden mit einem Discount von rund 30% auf den Buchwert gehandelt. Dabei ist auch bei der BLB davon auszugehen, dass die Bilanz stille Reserven enthält, weswegen der Substanzwert der Titel nochmals höher als der Buchwert sein dürfte. Unter Berücksichtigung möglicher Risiken aus der Expansion in andere Geschäftsgebiete ist der Titel dank des Discounts zum inneren Wert als Depotbeimischung für Anleger mit einem Faible für Substanzwerte geeignet.

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