Rheintal Medien: Erfolgreiches Fusionsjahr und Komplettübernahme von Galledia

0
2560
galledia
Trotz aktueller Schwierigkeiten soll das Ergebnis auch bei Galledia in diesem Jahr besser ausfallen. Bild: Galledia AG

Die Medienbranche ist derzeit auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen und Strategien. Grosse Verlage wie Ringier und Tamedia setzen künftig auf digitale Transktionsgeschäfte, mit denen sie die rückläufigen Erträge im Printgeschäft ersetzen wollen. Andere Unternehmen, wie die NZZ, wollen nicht „mit Hundefutter handeln“, wie CEO Veit Dengler nicht müde zu betonen wird. Sie glauben daher an den Verkauf von hochwertigen Inhalten – und dies über alle Kanäle hinweg. Doch wie gehen die kleinen Druck- und Verlagshäuser mit der Transformation um?

Im St. Galler Rheintal ist in den letzten drei Jahren mit der Rheintal Medien AG durch Zusammenschlüsse ein neues, mittelgrosses Medienhaus entstanden, das in diesem Jahr die 50 Mio.- CHF-Umsatzgrenze überschreiten wird. Dies erklärte CEO und Verwaltungsratspräsident René Wuffli anlässlich der ersten Generalversammlung der Rheintal Medien AG am 6. Mai in Widnau vor 208 Aktionären. „Bei uns steht die Nische im Vordergrund“, so beschrieb Wuffli die Strategie für das mehr als 250 Mitarbeiter zählende Unternehmen. Er sieht die regionalen Tageszeitungen „Rheintaler“ und „Rheintalische Volkszeitung“ ebenso als Nischenprodukt wie die Fachmediensparte der Galledia AG mit rund 20 Publikationen wie „Organisator“, „Marketing+Kommunikation“ und „Immobilienbusiness“.

Vier Standbeine: Druckerei, Verlage, Tageszeitung und Immobilien

Entstanden ist die Rheintal Medien AG im letzten Jahr durch die Fusion der zwei einst konkurrierenden Unternehmen rdv und rva. Anfang 2015 beschloss die Rheintal Medien AG zudem, rückwirkend auf den 1. Januar 2015 die restlichen 50% an der Galledia AG zu übernehmen, die noch in der früheren Druckerei Flawil (df media ag) verblieben waren. Durch den Verkauf wurde die df media zu einer reinen Investmentgesellschaft und firmiert heute als df invest AG.

Anders sieht es bei der Rheintal Medien AG aus, die mit ihren rund 800 Aktionären nun über vier Standbeine verfügt: die regionalen Medien, das Druckgeschäft mit Galledia und der Digitaldruckerei Copydruck, Fachmedien sowie den Liegenschaften in Altstätten und Berneck. Die Liegenschaften werden zum Teil selbst genutzt. Ein grosser Teil ist aber auch fremdvermietet und bringt so, unabhängig vom Erfolg im Mediengeschäft, regelmässige Erträge.

Margendruck im Printgeschäft lässt Galledia schwächeln

Durch die Fusion in 2014 sowie die rückwirkend auf den 1. Januar 2015 erfolgte Übernahme der Galledia sind die im Geschäftsjahr 2014 ausgewiesenen Geschäftszahlen weder mit dem Vorjahr vergleichbar, noch dienen sie als Richtschnur für das laufende Geschäftsjahr. In 2014 erreichte der konsolidierte Umsatz der Rheintal Medien AG 34.2 Mio. CHF. Rund 12.8 Mio. CHF steuerten davon die Regionalmedien und Copydruck bei, während die übrigen Umsätze aus dem Verlagsgeschäft der Galledia AG stammten. Galledia konnte dabei durch die Übernahme des Druckgeschäfts der Luzerner UD Medien umsatzmässig wachsen.

Allerdings belasteten Investitionen und Rückstellungen die Erfolgsrechnung der Galledia AG, so dass diese für 2014 einen kleinen Verlust ausweisen musste. Die gute Ertragskraft der Muttergesellschaft, ein hoher Finanzerfolg, der sich vorwiegend aus Wertschriftenerträgen (670’000 CHF) und der Vorjahresdividende der Galledia AG (300’000 CHF) zusammensetzt, sowie a.o. Erträge aus dem Verkauf von Anlagevermögen und der Auflösung von Rückstellungen (2 Mio. CHF) sorgten für einen Konzerngewinn von 2.8 Mio. CHF. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) erreichte 3.2 Mio. CHF und das EBIT 1.3 Mio. CHF.

Zuversichtlicher Ausblick

CEO René Wuffli an der GV 2015 in Widnau. Bild: schweizeraktien.net
CEO René Wuffli an der GV 2015 in Widnau. Bild: schweizeraktien.net

In das neue Geschäftsjahr ist die Rheintal Medien AG gemäss René Wuffli erfreulich gut gestartet. Allerdings ist das Bild sehr uneinheitlich. Im Bereich der regionalen Tageszeitungen war der Anzeigenumsatz zwar um 9% höher als im Vorjahr. Dafür ging die Anzahl der Abonnemente zurück, und auch der vom St. Galler Tagblatt stammende Mantelteil verbuchte rund 8% weniger Inserate. Auch Copydruck sei gut gestartet. Etwas schwieriger sieht es hingegen bei der Galledia AG aus. Trotz der starken Konkurrenz aus dem Ausland, die sich durch den schwachen Euro nochmals akzentuiert hat, befindet sich das Unternehmen hier auf Budgetkurs. Bei den Fachmedien konnten die Ziele und auch die Vorjahreswerte bisher nicht erreicht werden. Massnahmen zur Verbesserung der Gesamtsituation bei Galledia wurden bereits 2014 eingeleitet, und so erwartet Wuffli auch bei der Galledia AG für 2015 ein Ergebnis, das gegenüber dem Vorjahr „insgesamt besser“ ausfallen soll. Die Immobilie in Altstätten sei zu 100% vermietet, und auch für die Produktionshalle in Berneck habe man ab September 2015 nun einen Mieter gefunden. Der CEO erwähnte zudem, dass das Unternehmen auch nach der Übernahme von Galledia noch über eine Eigenkapitalquote von mehr als 65% sowie 12 Mio. CHF Liquidität verfüge.

Aus dem kleinen Ostschweizer Verlagshaus rdv hat sich durch die Fusionen und Übernahmen der letzten Jahre ein mittelgrosses Medienhaus entwickelt. Doch auch die neue Rheintal Medien AG muss sich dem Transformationsprozess in der Branche stellen. Die Komplettübernahme von Galledia erhöht nun die Risiken, aber auch die Chancen für das Unternehmen. Grösstes Risiko innerhalb der Galledia für die gesamte Unternehmung ist das Druckgeschäft. Denn auch in Zukunft wird der Margendruck aufgrund der Überkapazitäten im In- und Ausland anhalten. Sofern das Fachverlagsgeschäft erfolgreich weiterentwickelt und durch digitale Medien erweitert wird, bietet dieser Bereich Wachstumschancen. Allerdings haben auch Wettbewerber wie die NZZ-Mediengruppe oder AZ Medien ein Auge auf dieses lukrative Geschäftsfeld geworfen, so dass akquisitorisches Wachstum nicht einfach wird.

Die Aktien der Rheintal Medien AG wurden zuletzt auf der OTC-X Plattform der BEKB zu Kursen um die 440 CHF gehandelt. Auf der Basis der 2014er Geschäftszahlen sind die Titel bei einem Gewinn/Aktie von 39.40 CHF mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 11 bewertet. Sofern die Ausschüttung auch im kommenden Jahr bei 20 CHF je Aktie liegt, beträgt die Dividendenrendite attraktive 4.5%. Der Buchwert je Aktie liegt mit 328 CHF zwar deutlich unter dem aktuellen Kurs. Hier werden aber offensichtlich die hohen stillen Reserven doch schon mehr oder weniger im Aktienkurs enthalten. In der Bilanz sind Land und Gebäude immerhin mit nur 4.2 Mio. CHF ausgewiesen, während der Brandversicherungswert für die Immobilien bei 16.6 Mio. CHF liegt. Somit dürfte der Kurs der Aktien, die vor allen Dingen von Anlegern in der Region gehalten werden, nach unten gut abgesichert sein. Nur wenn das Unternehmen in seinen Nischenmärkten in den kommenden Jahren wächst und sich dieses Wachstum auch in der Erfolgsrechnung spiegelt, sind auch höhere Kurse für die Rheintal Medien-Aktie denkbar.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

Kommentar verfassen