Gotthard Raststätte: Rekordgewinn in 2014 trotz Umsatzrückgang – 7.50 CHF Dividende

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Nur in der Nebensaison in den Abendstunden ist die Raststätte menschenleer. Quelle: Gotthard Raststätte A2 Uri AG
Nur in der Nebensaison in den Abendstunden ist die Raststätte menschenleer. Quelle: Gotthard Raststätte A2 Uri AG

Die Gotthard Raststätte A2 Uri AG konnte im Geschäftsjahr 2014 die Vorjahreswerte beim Umsatz nicht ganz erreichen. Erheblich tiefer fiel vor allem der Treibstoffabsatz aus. Die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) sorgte mit ihrem Verhalten, den Erhalt der eigenen Marktanteile als Ziel zulasten der Verkaufspreise anzustreben, dafür, dass der Preis für Rohöl sich innerhalb von sechs Monaten halbierte. Wegen der grossen Lagerbestände, die die Raststätte hält, konnten die tieferen Marktpreise nicht immer zeitgleich an die Kunden weitergegeben werden. Nur sehr bescheiden fiel hingegen der Rückgang der Besucherzahlen mit minus 0.04% auf 1.37 Mio. Gäste aus. Positiv wirkte sich die Präsenz der Raststätte auf dem Switzerland Travel Markt aus, der alle zwei Jahre stattfindenden wichtigsten Messe für die Verkäufe von Schweizer Tourismusprodukten. Die Gotthard Raststätte ist den Angaben des Geschäftsberichts zufolge die einzige Raststätte der Schweiz, die an der im 2013 letztmals durchgeführten Messe teilnahm. So kann die Gastronomie vom wachsenden asiatischen Markt profitieren und trotz tieferer Treibstoffverkäufe eine nahezu gehaltene Besucherzahl und einen höheren Gastronomieertrag erzielen. Dies ist denn auch der Grund, weswegen die Konzerneinkünfte nur um 4.8% auf 28.2 Mio. CHF fielen, während die Treibstoffverkäufe mengenmässig um 10.9% auf 5.48 Mio. Liter einbrachen.

Gastronomiegeschäft legte zu

In den Gesamteinkünften enthalten sind die Einkünfte aus den betrieblichen Liegenschaften und dem Personalhaus sowie die übrigen betrieblichen Erträge, welche die Gesellschaft im Geschäftsbericht lediglich unter der Position übrige betriebliche Nebenerträge aufführt und nicht als Bestandteil der Umsätze ausweist. Der Unterschied zwischen den im Geschäftsbericht erwähnten Gesamtumsätzen von 26.6 Mio. CHF ist das Resultat. Hauptumsatztreiber war auch im Berichtsjahr der Treibstoffverkauf, dessen Einkünfte in Franken um 7.2% auf knapp 10.3 Mio. CHF fielen. Unter den tieferen Treibstoffverkäufen litten den Angaben des Geschäftsberichts zufolge auch die Shops, die ein Umsatzminus um 1.2% auf knapp 7 Mio. CHF verzeichneten. Zulegen konnte die Gotthard Raststätte hingegen im Gastronomiegeschäft, dessen Einkünfte um 1% auf fast 9.4 Mio. CHF anstiegen. Besonders positiv habe sich das Seerestaurant entwickelt, schreibt die Gesellschaft im Geschäftsbericht. Trotz eines Schlechtwettersommers konnte die Führungscrew ein Umsatzplus von 9.4% verbuchen.

Unveränderte Dividende von 7.50 CHF

Auf der Kostenseite wirkten sich die tieferen Kraftstoffpreise und die Kooperation mit anderen Schweizer Raststättenbetreibern unter dem Namen „My Stop“ positiv aus. So fielen die Warenkosten überproportional um 8.4% auf knapp 14.3 Mio. CHF. Bei den Personalausgaben verzeichnete die Gesellschaft hingegen einen marginalen Anstieg um 0.4% auf gut 6.5 Mio. CHF. Weitere Optimierungen und insbesondere ein tieferer Aufwand für Unterhalt und Reparaturen liess die Betriebskosten um 85’000 CHF respektive um 2.6% auf knapp 3.2 Mio. CHF sinken. Die übrigen betrieblichen Aufwendungen, welche die Kosten des Personalhauses und den Unterhalt der betrieblichen Liegenschaften mit einschliessen, gingen um 10’000 CHF auf 377’000 CHF zurück. So resultierte ein leichter Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 1.1% auf knapp 3.8 Mio. CHF. Dank der um 100’000 CHF gesunkenen Sachabschreibungen legte der Betriebsgewinn (EBIT) um 2.5% auf 2.6 Mio. CHF zu. Bei leicht tieferen Steuern resultierte ein Plus des Reingewinns um 6.2% auf 2.13 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 7.50 CHF pro Aktie erhalten.

Zusammenarbeit mit Raststätte Knonau beendet

Die Zusammenarbeit mit der Raststätte Knonau im Bereich der administrativen und finanztechnischen Dienstleistungen wurde von der Raststätte Knonau gekündigt. Seit dem 1. März 2014 führt die Gesellschaft sämtliche Aktivitäten selbst durch. An einer ausserordentlichen Generalversammlung im Juni 2014 haben die Aktionäre der Raststätte A4 AG, entsprechend der Raststätte Knonau, dem Verwaltungsrat die Kompetenz erteilt, die Liegenschaft und den Betrieb an einen Investor zu veräussern. Dies entspricht der Liquidation der Gesellschaft, wie die Gotthard Raststätte im Geschäftsbericht schreibt. Nach wie vor verzögert sich der Baustart der Raststätte im österreichischen Hörbranz. Das vor Ort aufgestellte Provisorium entwickle sich erfreulich. Allerdings ist ungewiss, ob die Raststätte wie geplant gebaut werden kann.

Die Freigabe des Eurowechselkurses hat zu einer schlaghaften Verteuerung der Raststätte für die internationalen Gäste geführt. Nach den in den letzten drei Jahren bereits umgesetzten Kostensenkungen gelte es nun, den Gästeaufenthalt mit Engagement und Qualität ins Zentrum der Gästewahrnehmung zu führen, so die Gesellschaft.

Die Geschäftszahlen der Gotthard Raststätte fallen nicht nur angesichts des schwierigen Umfelds in der Gastronomiebranche und beim Benzinabsatz sehr erfreulich aus. So ist es trotz Minderumsätzen gelungen, den Gewinn zu steigern. Dabei ist besonders augenfällig, dass vor allem bei den Betriebskosten und den Warenaufwendungen weitere Einsparungen möglich waren. Allerdings dürfte das weitere Sparpotenzial mit Ausnahme eines allfälligen weiteren Preisrückgangs beim Benzin sehr begrenzt sein, ohne Abstriche bei der Qualität der Leistungen zu machen. Diese würde zulasten der geplanten Leistungsoffensive gehen. Somit sollte im laufenden Jahr keine weitere Steigerung des Gewinns gegenüber dem Vorjahr mehr zu erwarten sein. Zusätzliche Erträge aus der Raststätte Hörbranz sind zumindest kurzfristig nicht zu erwarten. Gleichzeitig sind auch keine Kosten einzukalkulieren, solange nicht mit dem Bau der Anlage begonnen werden kann.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Von den im Februar 2015 erreichten Höchstkursen von 235 CHF sind die Papiere mittlerweile um rund 15% auf den letztbezahlten Kurs von 200 CHF gesunken. Unter der unserer Annahme nach realistischen Einschätzung eines gehaltenen Gewinns für das laufende Jahr werden die Titel mit einem KGV von knapp 12 für das laufende Jahr gehandelt. Damit erscheinen die Aktien nicht mehr als günstig bewertet. Dies signalisiert auch das Kurs/Buchwert-Verhältnis mit einem deutlichen Agio des Kurses gegenüber dem ausgewiesenen Wert von über 50%. Allerdings fällt die Dividendenrendite mit 3.75% sehr attraktiv aus.

Sofern sich die Lösung des Bundesrats für die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels durchsetzt, würde der Tunnel während der Arbeiten durchgehend befahrbar sein. Die Gesellschaft müsste so keine erheblichen Ertragsausfälle oder sogar eine temporäre Betriebsschliessung budgetieren. Im Fall, dass der Tunnel dennoch geschlossen würde, müssten die Gesellschaft deutliche Einbussen und die Aktionäre zumindest eine erhebliche Kürzung der Dividende in Kauf hinnehmen. Für Investoren, die mit dem Risiko eines Ausfalls der Dividende über ein paar Jahre leben können, eignen sich die Titel auf dem aktuellen Niveau als ein Ersatz zu einer Anlage in Obligationen. Allerdings darf das Kursrisiko nicht unbeachtet bleiben.

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