Générale Beaulieu: Investitionen in die Tagesklinik belasten das Ergebnis – Dividende fällt

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Die Einrichtung der Klinik mit modernsten Geräten -hier ein Untersuchungszimmer- belasten das Budget. Quelle: Générale Beaulieu SA
Die Einrichtung der Klinik mit modernsten Geräten – hier ein Untersuchungszimmer – belastet das Budget. Quelle: Générale Beaulieu SA

Générale Beaulieu Holding SA ist im Wandel. Nach hohen Investitionen im vergangenen Jahr ist im 2015 wieder mit spürbar höheren Erträgen zu rechnen. Nach schwierigen Diskussionen mit den Vertretern der Behörden hat sich der Klinikbetreiber dazu entschieden, weiterhin auf der Spitalliste des Kantons Genf zu verbleiben. Bei den Verhandlungen gelang es auch, den Rückgang der Fallzahlen zu stoppen. Nach 550 Fällen im Jahr 2012 wurden in den beiden Folgejahren jeweils noch 280 Fälle abgewickelt bei einer gleichzeitigen kontinuierlichen Reduktion des Budgets. Nachdem im Jahr 2012 noch 10’672 CHF pro Fall bezahlt wurden, waren es 2013 nur 9’756 CHF und im Folgejahr  9’650 CHF. Für das Jahr 2015 konnten höhere Fallzahlen von 642 und ein höheres Budget von 2.75 Mio. CHF vereinbart werden.

Das Geschäftsjahr 2014 war für die Gesellschaft ein Transformationsjahr mit hohen Investitionen, die sich erst im laufenden Jahr spürbar in den Umsätzen niederschlagen sollten. An erster Stelle zu nennen ist hier die im November 2014 eröffnete Tagesklinik, für welche zahlreiche Umbauten im ersten Stock des Klinikgebäudes durchgeführt wurden. Ebenfalls deutlich ausgebaut wurde die Radiologie, wobei im September drei neue Radiologen ihre Tätigkeit aufnahmen. Das nun auf zehn Personen vergrösserte Team erlaubt es, eine vollumfängliche Palette von Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten anzubieten. Die für die Aufnahme der drei neuen Ärzte notwendige Erweiterung wurde dazu genutzt, das gesamte Institut zu renovieren.

Kosten steigen deutlich an, Gewinn fällt

Im Geschäftsjahr 2014 verbuchte die Gesellschaft ein Einnahmenplus von 2.5% respektive plus 2.2 Mio. CHF auf 91.7 Mio. CHF. Dies liegt unter unseren Schätzungen von 94 Mio. CHF, die wir im Januar in einem Beitrag veröffentlichten. Wie die Gesellschaft im aktuellen Geschäftsbericht schreibt, war das Jahr 2014 ein unterdurchschnittliches Jahr, in dem die hohen Investitionen noch nicht in Mehrerträge umgemünzt werden konnten. Wichtigste Einnahmequelle stellte die Klinik mit Umsätzen von 70.1 Mio. CHF nach 69.2 Mio. CHF im Vorjahr dar. Aus den sonstigen medizinischen Aktivitäten resultierten Einkünfte von 19 Mio. CHF nach 17.7 Mio. CHF. Ebenfalls um 100’000 CHF auf 2.6 Mio. CHF legten die Mieterträge zu.

Ihren Tribut forderten die Ausbauten auf der Kostenseite. So stiegen die Personalkosten um 2.6% auf 46.6 Mio. CHF. Auch bei den allgemeinen Kosten sowie den Betriebsausgaben verzeichnete die Gesellschaft einen Anstieg um 1.2 Mio. CHF auf 30 Mio. CHF. Trotz der Mehrausgaben stieg der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) um 1.8% auf knapp 11.4 Mio. CHF. Die Investitionen liessen die Sachabschreibungen um 1.4 Mio. CHF auf 5.8 Mio. CHF klettern. Hieraus resultiert ein Rückgang des Betriebsgewinns um 1.2 Mio. CHF auf 5.6 Mio. CHF. Auch beim Finanzergebnis musste die Gesellschaft ein deutliches Minus verbuchen. Während die Finanzaufwendungen um 120’000 CHF auf 475’000 CHF anstiegen, ging der Finanzerfolg um knapp 500’000 CHF auf 1.2 Mio. CHF zurück. Diese Entwicklung ist ebenfalls Folge der Investitionen im Berichtsjahr. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 4.4 Mio. CHF nach 6.5 Mio. CHF im Vorjahr. Die Aktionäre werden eine um 100 CHF auf 400 CHF pro Aktie reduzierte Dividende erhalten.

Ausblick: Ergebnisanstieg im nächsten Jahr

Im Jahr 2015 will die Gesellschaft die ersten Früchte der Investitionen ernten. Deutliche Ertragsverbesserungen werden hingegen erst für das nächste Jahr erwartet. Im April 2015 startete die Gesellschaft mit einer neuen Aktivität, die nicht von den Kassen finanziert wird. Hierbei handelt es sich um ein Angebot an Anti-Aging und Regenerationsprogramm, das von den Patienten in Anspruch genommen werden kann, die sich bessere Lebenskonditionen für den Alterungsprozess erwarten. Das Angebot wird von drei Spezialisten, die sich in Amerika von den entsprechenden Fachstellen ausbilden und zertifizieren liessen, flankiert.

Die Geschäftszahlen der Gesellschaft erreichten unsere Erwartungen nur teilweise. Insbesondere die Kürzung der Dividende wurde von uns nicht erwartet. Sowohl das schwächere Geschäftsergebnis als auch die tiefere Dividende sind indessen angesichts der hohen Kosten des Ausbaus der Aktivitäten gut nachvollziehbar. Besonders die Dividendenkürzung spricht auch für die langfristigen Ziele des Managements, das einer kurzfristigen hohen Ausschüttung im Umfeld hoher Investitionen eine klare Absage erteilt. Die Bilanzkennzahlen bleiben deshalb trotz der massiven Investitionen sehr solide. So ging die Eigenmittelquote von 82.3% auf immer noch sehr hohe 74.6% zurück. Infolge der Ausbauten erhöhte sich die Bilanzsumme um 11.3 Mio. CHF auf 119.15 Mio. CHF. Um die Investitionen zu finanzieren, wurden die langfristigen Verbindlichkeiten um 10 Mio. CHF auf 12.5 Mio. CHF aufgestockt.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 12’400 CHF weisen die Papiere einen Discount von fast 20% gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert auf. Dieser dürfte indessen nur einen Teil des Substanzwerts der Titel widerspiegeln. Besonders in den Immobilien der Gesellschaft an sehr attraktiver Lage in Genf dürften nicht unerhebliche stille Reserven schlummern. Auch nach der Kürzung der Dividende weisen die Aktien eine nicht nur im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktive Ausschüttungsrendite von gut 3.2% auf. Einzig auf der Basis des 2014er-KGVs erscheint der Titel mit einem Wert von 16.4 nicht mehr ganz moderat bewertet.

Auch wenn die Zahlen nicht unseren Erwartungen entsprechen und insbesondere die Dividende tiefer ausfällt als von uns prognostiziert, halten wir an der positiven Einschätzung fest. Die Mehrumsätze dürften sich auch bei nur wenig höheren Kosten realisieren lassen, so dass der Gewinn zumindest im 2016 deutlich zunehmen sollte. Somit erscheint auch eine Aufstockung der Dividende auf das Niveau von 2013 zumindest für das nächste Jahr keinesfalls ausgeschlossen.

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