Aevis Holding: Starkes Wachstum durch Akquisitionen – Aktie eher teuer

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Zu den Beteiligungen von Aevis zählen auch die Privatkliniken von Genolier Swiss Medical Network, hier die Klinik im Park. Bild: Genolier Swiss Medical Network

Eigentlich war es zu erwarten, aber gerechnet hat damit im Moment wohl kaum ein Anleger: Aevis Holding fusioniert mit Victoria-Jungfrau Collection zur neuen Aevis Victoria SA. Nachdem nämlich das Angebot für VJC durch Aevis mit einem Gebotspreis von 310 CHF je Aktie im März 2014 ausgelaufen war, wurde VJC auf der ausserbörslichen Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) im vergangenen Jahr und zuletzt im Mai mehrfach zu 280 CHF und damit zu Kursen deutlich unter diesem Angebot gehandelt.

Auf jeden Fall ist an der Generalversammlung der beiden Unternehmen am 29. Juni die Zustimmung der Aktionäre zur Fusion zu erwarten. Die neue Aevis Victoria verspricht sich davon vereinfachte Strukturen, Effizienzgewinne und auch besseren Zugang zu Finanzierungen.

Arbitrage-Gewinne

Wie wir bereits berichtet hatten, liegt das Umtauschverhältnis bei 8:1, VJC-Aktionäre erhalten für eine Aktie acht Aevis-Aktien. Beim am Donnerstag zuletzt gehandelten Kurs auf OTC-X von 350 CHF ergäbe sich bei einem aktuellen Aevis-Kurs von 46.00 CHF dabei im Moment sogar noch ein rechnerischer Arbitrage-Gewinn von 5.1%. Beim Kauf auf der Briefseite würde sich noch ein minimaler Vorteil von 1.7% errechnen.

Aber Aevis könnte auch an sich interessant sein. Mit der Akquisition von Victoria-Jungfrau Collection im zweiten Quartal 2014 machte die Holding mit Fokus auf Privatkliniken, Immobilien aus dem Gesundheitsbereich und Luxushotellerie im vergangenen Jahr weitere Fortschritte bei ihrer Wachstumsstrategie. Bei Konsolidierung von VJC erst ab dem zweiten Quartal steigerte Aevis den Umsatz im vergangenen Jahr bereits um 19.2% auf 542.4 Mio. CHF. Trotz der höheren Umsatzbasis fiel der Jahresüberschuss allerdings von 8.7 auf 6.1 Mio. CHF oder von 0.69 auf 0.43 CHF je Aktie.

Gestiegene Kosten und schwächeres Finanzergebnis drücken den Gewinn

Der Gewinnrückgang ging insbesondere auf das Konto überproportional gestiegener Personalausgaben und deutlich erhöhter sonstiger Betriebsausgaben. Bei einem Anstieg der Mitarbeiterzahl im vergangenen Jahr um 35.3% auf 2‘513 kletterten die Personalausgaben um 23.1% auf 219.2 Mio. CHF. Bei den sonstigen Betriebsausgaben – beispielsweise für Marketing, Verwaltung, Miete oder Energie – gab es einen Sprung um 26.6% auf 92.2 Mio. CHF. Eine überproportionale Verschlechterung gab es auch beim Finanzergebnis. Dieses rutschte um 34.0% auf -20.5 Mio. CHF nach unten.

Im 2015 peilt Aevis bei erstmaliger Konsolidierung von VJC über ein Gesamtjahr einen Umsatz von rund 600 Mio. CHF an. Dass Aevis hier in Plan liegt, zeigen die Zahlen zum ersten Quartal. Vor allem wegen der Übernahme von VJC vor einem Jahr schaffte die Holding in den drei Monaten ein Umsatzplus von 12.3% auf 139.4 Mio. CHF.

Marge soll mittelfristig deutlich steigen

Die EBITDA-Marge, also Gewinnspanne vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, soll sich generell jährlich zwischen 1.5 bis 3.0% verbessern und mittelfristig von 12.1% im vergangenen Jahr auf über 20% steigen. Bei einer geschätzten EBITDA-Marge von 14.0% im 2015 könnte der Gewinn bereits in diesem Jahr bei etwa 1.30 CHF je Aktie liegen.

Schafft Aevis die angepeilten Gewinnfortschritte, wäre bei einer EBITDA-Marge von 20% – diese dürfte etwa 2017 oder 2018 erreicht sein – ein Ergebnis von etwa 3.30 CHF je Aktie vorstellbar. Danach könnte das Ergebnis bei einer Marge von 22% und einer Umsatzbasis von 600 Mio. CHF bei rund 4.0 CHF je Aktie liegen. Da Aevis weitere Akquisitionen anstrebt, sind höhere Umsätze und mittelfristig auch Gewinne von über 5.0 CHF je Aktie drin.

Allerdings: Bei einem geschätzten Gewinn von 1.30 CHF je Aktie im 2015 und bei einer erwarteten EBITDA-Marge von 16% im 2016 sowie einem geschätzten Ergebnis je Aktie von rund 2.0 CHF je Aktie im nächsten Jahr ist Aevis – oder dann vielmehr Aevis Victoria SA – mit 35er- und 23er-KGVs nicht wirklich günstig. Trotz des starken Wachstums könnte es da immer wieder Kursrückschläge geben. Deshalb setzen hier nur mittel- bis langfristig orientierte Anleger auf weitere Wachstumsschübe. Angesichts der eher hohen Bewertung der Aktien sollten VJC-Aktionäre nach der Fusion über einen Verkauf ihrer Titel nachdenken, sofern sie nicht über einen längeren Zeitraum investiert bleiben möchten.

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