Beau-Rivage Palace Lausanne: Gewinn in 2014 verdoppelt – Renovation der Zimmer abgeschlossen

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Von der Terasse des Beau-Rivage Palaces bietet sich den Gästen ein herrlicher Ausblick auf den Genfer See. Quelle: Beau-Rivage Palace SA
Von der Terasse des Beau-Rivage Palaces bietet sich den Gästen ein herrlicher Ausblick auf den Genfer See. Quelle: Beau-Rivage Palace SA

Die Beau-Rivage Palace SA (BRP) in Lausanne konnte im Geschäftsjahr 2014 nach zwei Jahren mit rückläufigen Erträgen wieder ein Umsatzplus von 3.8% auf 59.4 Mio. CHF erwirtschaften. Wie die Gesellschaft in ihrem Geschäftsbericht schreibt, sei der Rückgang in den Vorjahren massgeblich auf die Renovationsarbeiten im Beau-Rivage Palace zurückzuführen. Seit der zweiten Hälfte Mai 2014 steht den Gästen ein komplett renovierter Flügel mit 98 Zimmern zur Verfügung. Gleichzeitig waren seitdem alle der insgesamt 168 Zimmer vollumfänglich verfügbar. Die extrem positiven Kommentare der Gäste zu den erneuerten Zimmern bewegen die Gesellschaft dazu, die Erneuerung der Zimmer des zweiten Flügels, die 15 Jahre zurückliegt, zu planen. Im Berichtsjahr konnte die BRP vor allem bei den Individualkunden mit einem Plus von 12% zulegen. Im Gruppen- und Konferenzgeschäft verzeichnete die Gesellschaft stabile Einkünfte.

Herausforderung hohe Schweizer Preise

Für die Gesellschaft weitaus wichtiger als die guten Zahlen des Vorjahres bezeichnete der VR-Präsident François Carrard die zukünftigen Herausforderungen, mit denen sich die Geselslchaft konfrontiert sieht. An erster Stelle ist die globale Entwicklung des Tourismusgeschäfts mit sehr tiefen Flugpreisen und den sehr attraktiven klimatischen Bedingungen und Services für Reisende besonders in den asiatischen Ländern. Wegen der tiefen Preise können Reisende nahezu überall hin in der Welt reisen und dabei von den unterschiedlichen Leistungen der Hotellerie in den Destinationen profitieren. Die zweite Herausforderung stellen die hohen Preise in der Schweiz dar. Diesen Einflüssen ist die BRP ausgesetzt. Um dennoch erfolgreich bleiben zu können, setzt die Geschäftsleitung auf die Qualität der Services, die auf einem Spitzenniveau zu liegen kommen. Als Paradox bezeichnet Carrard die Destination Lausanne. Auf der einen Seite besitzt der Ort ein sehr grosses internationales Renommée, auf der anderen Seite aber ist Lausanne eine kleine Stadt mit Nachteilen. Diese bestehen darin, dass der Ort von den Touristen als langweilig eingestuft wird und die Öffnungszeiten der Geschäfte besonders für die internationalen Kunden unattraktiv sind. Als vierte und letzte Herausforderung angesehen wird die Eröffnung des Hotels Royal Savoy im Sommer 2015. Dank der Familie Sandoz als Ankeraktionär verfügt die BRP über eine starke Positionierung, die es ihr erlaubt, diese zu stärken. Die Familie Sandoz hat das Hotel Palace in Lausanne und das Schloss Ouchy erworben. Auch wenn dies keine direkten Auswirkungen auf die BRP hat, werden Synergien aus einer gemeinsamen Strategie der Betriebe für die Destination Lausanne erwartet.

Auslastung im Beau-Rivage um 3.3% auf 56.8% erhöht

Im 5-Sterne Haus Beau-Rivage Palace war der Jahresauftakt 2014 von den Renovationsarbeiten für 50 Zimmer belastet. Dennoch gelang es dank des Syriengipfels im Januar, einer gut gelegenen Ramadan-Zeit und Incentives-Reisen amerikanischer Firmen, die Auslastung der Zimmer gegenüber dem Vorjahr um 3.3% auf 56.8% zu erhöhen bei einem um 12 CHF auf 561 gestiegenen durchschnittlichen Zimmerpreis. Bei den Gästesegmenten entwickelten sich die Geschäftskunden mit einem Plus von 10% nach einem deutlichen Minus im Vorjahr erfreulich. Das wichtigste Gästesegment mit 57% der Übernachtungen stellen die Individualreisenden dar, die ein Umsatzplus von 7.5% bei einem Zimmerpreis von 612 CHF erzielten. Insgesamt stiegen die Übernachtungszahlen um 6.3%, was zu einem Umsatzplus von 4.7% auf 49.2 Mio. CHF führte. Das Plus basiert vor allem auf den um 8.7% auf 19.7 Mio. CHF gestiegenen Erträgen aus dem Beherbergungsgeschäft. Deutlich schwächer fiel das Plus aus dem Restaurationsgeschäft mit 1.9% auf 21.7 Mio. CHF aus, während sich die sonstigen Erträge vor allem dank des Spas um 3.2% auf 7.8 Mio. CHF erhöhten. Auf der Kostenseite gelang es, die Materialkosten um 0.5% auf 6.6 Mio. CHF zu senken, während die Personalkosten infolge der Aufstockung der Personals wegen des grösseren Gästeaufkommens um 4.3% auf 18 Mio. CHF anstiegen. Bei unveränderten direkten Betriebskosten resultierte ein Anstieg des Bruttogewinns von 8% auf 20.5 Mio. CHF.

Zimmerauslastung im Angleterre geht leicht zurück

Im Angleterre & Residence, dem 4-Sterne-Haus der BRP verzeichnete die Gesellschaft ein schwieriges Jahr. Trotz eines gleichbleibenden durchschnittlichen Zimmerpreises von 271 CHF fiel die Zimmerauslastung von 70.8% im Vorjahr auf 68.6%. Schwach entwickelte sich vor allem das Geschäft mit den Individualreisenden trotz günstigerer Tarife. Den Rückgang federte die positive Entwicklung bei den Geschäftsreisenden ab. In der Summe resultierte ein Rückgang der Einnahmen aus dem Beherbergungsgeschäft von 3.1% auf 5.15 Mio. CHF. Als Lichtblick erwies sich das Restaurationsgeschäft, das mit einem Plus von 2% auf 4.7 Mio. CHF aufwartete. Insgesamt gingen die Einnahmen des Angleterre um 0.7% auf 10.2 Mio. CHF zurück. Während die Materialaufwendungen infolge des Mehrumsatzes im Restaurationsgeschäft um 1.6% auf 1.3 Mio. CHF stiegen, konnten die Personalkosten um 3.1% auf 3.4 Mio. CHF reduziert werden. So resultierte bei direkten Betriebskosten in Vorjahreshöhe von 400’000 CHF ein gegenüber 2013 leicht erhöhter Bruttogewinn von knapp 5.1 Mio. CHF.

Bruttogewinn legt um 21.2% auf knapp 11 Mio. CHF zu

Auf Konzernebene verzeichnete die BRP nach Eliminierung der Konsolidierungseffekte einen Anstieg des Bruttogewinns von 21.2% auf knapp 11 Mio. CHF. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Abschreibungen stieg um 24.2% auf 9.7 Mio. CHF an. Wegen der Investitionen in die Zimmererneuerung stiegen die Sachabschreibungen um gut 1.2 Mio. CHF auf 6.6 Mio. CHF an. Im Ergebnis resultierte ein Plus des EBIT von 26% auf 3.1 Mio. CHF. Trotz des Anstiegs der um Kundenvorauszahlungen und sonstigen kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten bereinigten Schulden um 5.5 Mio. CHF auf 80.5 Mio. CHF sanken die Zinskosten um 3.2% auf 1.6 Mio. CHF. Unter dem Strich erzielte die BRP trotz der um 150’000 CHF auf 340’000 CHF angestiegenen Steueraufwendungen einen gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelten Gewinn von 1.2 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 2 CHF pro Aktie.

Atomverhandlungen USA/Iran erhöhten Belegung im März kräftig

Zum Jahresauftakt 2015 setzte sich die im vierten Quartal 2014 beobachtete Tendenz einer unterschiedlichen Entwicklung der beiden Häuser fort. Während sich das Beau-Rivage Palace dank der wiederkehrenden zahlungskräftigen individuellen Gäste positiv entwickelt, leidet das Angleterre unter dem starken Preisdruck auf die 4-Sterne-Hotels. Als „Bombe“ für den Tourismussektor bezeichnet die Gesellschaft die Aufgabe der Euro-Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank am 15. Januar 2015. Es ist noch zu früh, um die Auswirkungen dieses Entscheids zu bestimmen. Allerdings wird die BRP betroffen sein. Im Bereich des Gruppen- und Konferenzgeschäfts sind die Preisverhandlungen strenger und Konzessionen für bereits abgeschlossene Buchungen sind notwendig. Im März 2015 konnte die BRP die Verhandlungsdelegationen der USA und Iran anlässlich der Atomverhandlungen beherbergen. Dank dieses Events konnte das Beau-Rivage Palace bis Ende März eine Belegungsrate von 49% nach 35% im Vorjahr bei einem gleichbleibenden durchschnittlichen Zimmerpreis von 547 CHF verbuchen. Ebenfalls positiv entwickelte sich das Angleterre mit einer Belegungsrate von 62% und einem Zimmerpreis von 263 CHF, was dem Vorjahreswert entspricht. Wegen des sehr kurzfristigen Buchungsverhaltens werden keine weiteren Prognosen für die Zukunft abgegeben. Allerdings wird die für den Sommer 2015 geplante Eröffnung des Hotels Royal Savoy den Lausanner Hotelmarkt im Bereich der 4-Sterne- und 5-Sterne-Hotellerie verändern. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Geschäftsentwicklung der BRP sind die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine. Mit einer Erweiterung des erfolgreichen japanischen Restaurants will die BRP vom anhaltenden Erfolg des im 2007 eröffneten Restaurants profitieren.

Die Geschäftszahlen der BRP für 2014 fallen insgesamt erfreulich aus. Nur ein leichter Schatten auf das Ergebnis des vor allem dank des 5-Sterne-Hauses erfolgreichen Unternehmens wirft die schwierige Situation des 4-Sterne-Betriebs. Profitieren konnte die Gesellschaft auch von den höheren Restaurationserträgen, was angesichts des von Wetterkapriolen geprägten Sommers 2014 positiv erstaunt. Die BRP betreibt ein Terrasenrestaurant, das bei schlechtem Wetter nur sehr rudimentär besucht werden dürfte. Die Bilanzkennzahlen können angesichts der Renovationen mit einer Eigenmittelausstattung von rund 40% als nicht nur im Branchenvergleich gesund angesehen werden. Zudem verfügt die Gesellschaft mit der Familie Sandoz über einen starken Ankeraktionär, der die BRP tatkräftig unterstützt. Deutlich wird dies beispielsweise bei den Finanzierungskosten. Aus der Höhe der echten Verschuldung in Höhe von 80.5 Mio. CHF in der Form von Krediten und Finanzierungskosten von 1.6 Mio. CHF lässt sich ein Zinsaufwand von rund 2% ermitteln. Auch wenn dieser Wert effektiv wegen der teilweise erst im Lauf des Jahres 2014 aufgenommenen Mittel etwas höher liegen dürfte, ist ein derart tiefer Wert in der Hotelbranche derzeit kaum erzielbar. Die Banken sind bei der Kreditvergabe an Hotelbetriebe sehr restriktiv und verlangen zudem in der Regel hohe Zinsen. Dass dies bei der BRP nicht der Fall ist, dürfte vor allem auf den Ankeraktionär zurückzuführen sein, der zumindest indirekt helfend zur Seite gestanden haben dürfte. Auch der Kauf des Hotels Palaces in Lausanne und des Schloss Ouchy kommt der BRP zugute. Nicht nur Synergien beim Einkauf und der Verwaltung dürften möglich sein, sondern auch eine gemeinsame Vermarktung der Betriebe anstatt, dass diese versuchen, sich gegenseitig Kunden abzujagen.

Die Aktien der BRP werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 205 CHF weisen die Titel ein sehr hohes KGV von über 80 und eine tiefe Dividendenrendite von knapp 1% auf. Auch gegenüber dem Buchwert weisen die Papiere ein Agio von über 60% auf. Somit erscheinen die Aktien angesichts dieser Kennzahlen als keinesfalls günstig. Ein anderes Licht auf die Papiere wirft indessen ein Blick auf den Substanzwert. Als Indiz kann der Brandversicherungswert der Gebäude dienen. Auch wenn dieser nach einer Neueinschätzung durch die Gebäudeversicherung per Jahresende 2014 trotz der Investitionen gegenüber dem Vorjahr um 100 Mio. CHF auf 247.5 Mio. CHF reduziert wurde, dürfte das Sachanlagevermögen erhebliche stille Reserven beinhalten. Gemäss der Darstellung des Geschäftsberichts beträgt das Sachanlagevermögen 142 Mio. CHF, wovon 54.1 Mio. CHF auf Teile an Grundstücken und Gebäuden, die nicht abgeschrieben werden, entfallen. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass es sich hierbei um Grundstückswerte handelt, die nicht in den Brandversicherungswerten enthalten sind. Dies lässt ebenso wie der den Wert der Sachanlagen um gut 100 Mio. CHF übersteigende Brandversicherungswert nicht unerhebliche stille Reserven vermuten. Somit dürfte der aktuelle Aktienkurs im Hinblick auf den Substanzwert eher günstig sein. Eine Realisierung der hohen Reserven erscheint indessen angesichts des langfristig agierenden Mehrheitsaktionärs, der am Hotelbetrieb festhält, als nicht denkbar. Für die freien Aktionäre bleibt indessen die attraktive Naturaldividende in der Form eines Apéro Riche bei der GV.

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