Zürcher Oberland Medien: Operativ im 1. Semester auf Kurs – Goodwillabschreiber auf Winterthurer Stadtanzeiger belastet

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2006
De Produktpalette der ZOM im 2014 wird seit Februar 2015 um den noch nicht abgebildeten Winterthurer Stadtanzeiger ergänzt. Quelle: ZO Medien
De Produktpalette der ZOM im 2014 wird seit Februar 2015 um den noch nicht abgebildeten Winterthurer Stadtanzeiger ergänzt. Quelle: ZO Medien

Die Zürcher Oberland Medien AG (ZOM) rutschte im ersten Semester 2015 mit einem Semesterverlust von 419’000 CHF in die roten Zahlen. Wie das Unternehmen in einem Kommentar zum Geschäftsgang des ersten Halbjahres schreibt, beinhaltet der Verlust eine „Verrechnung des Goodwill von 1.54 Mio. CHF für den Winterthurer Stadtanzeiger“. Nachdem bereits im Vorjahr der Goodwill für den neu erworbenen Glattaler zulasten der Erfolgsrechnung abgeschrieben wurde, wird die Praxis der Goodwill-Abschreibung offenbar im laufenden Jahr weitergeführt. Wie wir bereits im Frühjahr in einem Blog-Beitrag berichteten, trat in beiden Fällen die Tamedia als Verkäuferin auf.

Positive Entwicklung in allen Bereichen

Im Berichtssemester konnte die ZOM bei den Umsätzen in allen Bereichen zulegen. Auf Konzernebene betrug der Anstieg 3.3% auf 15.3 Mio. CHF. Nachdem die ersten beiden Monate von Unsicherheiten geprägt waren, die sich empfindlich auf den Inseratemarkt auswirkten, verbesserte sich die Situation ab März deutlich. So zog das Volumen bei den Inseraten im Vorjahresvergleich um 5.2% auf 9.8 Mio. CHF an. Selbst bei den Abonnementseinnahmen wurde ein leichtes Plus von 0.2% auf 5.1 Mio. CHF verbucht. Die übrigen Erträge verharrten indessen auf dem Vorjahreswert von knapp 500’000 CHF. Wie das Unternehmen mitteilt, befinde sich der Inserateverkauf nun auf Budgetkurs. Bei den Kosten schlug sich allerdings der Erwerb des Winterthurer Stadtanzeigers negativ in der Erfolgsrechnung nieder. So stiegen die Fremdaufwendungen, die vor allem die Druckkosten beinhalten, um 6.7% auf 6.3 Mio. CHF an. Auch bei den Personalaufwendungen verzeichnete die ZOM einen Anstieg um 3.9% auf 6.1 Mio. CHF, während sich der übrige ordentliche Aufwand um 4.4% auf 1.5 Mio. CHF erhöhte. Im Ergebnis führte dies zu einem Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 12% auf 1.4 Mio. CHF. Das Unternehmen schreibt dazu, dass das Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr nicht wie erwartet verbessert werden konnte. Die Abschreibungen wurden um 119’000 CHF respektive um 35.2% auf 219’000 CHF gesenkt, was zu einem EBIT von 1.2 Mio. CHF nach knapp 1.3 Mio. CHF im Vorjahr führte. Die EBIT-Marge fiel von 8.6% der Umsätze im 2014 auf 7.8%. Auf das Nettoergebnis wirkte sich ein ausserordentlicher Aufwand in Höhe von 1.85 Mio. CHF negativ aus, der die vorgenannte Verrechnung des Goodwill beinhalten dürfte. Den a.o. Ausgaben stehen a.o. Erträge von 231’000 CHF gegenüber. Unter dem Strich führte dies zu einem Verlust von 419’000 CHF. Der im Vorjahr erzielte Gewinn von 2.2 Mio. CHF ist wegen des Verkaufsgewinns aus der Veräusserung einer Liegenschaft in Höhe von 4.4 Mio. CHF nur bedingt vergleichbar.

Steigerung des Betriebsergebnisses erwartet

Bis zum Jahresende 2015 soll die Integration des Winterthurer Stadtanzeigers in den Workflow der ZOM abgeschlossen sein. Hieraus wird eine deutliche Steigerung des Betriebsergebnisses erwartet. Insgesamt betrachtet die Gesellschaft die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das zweite Semester als intakt.

Die Zahlen der ZOM für das erste Semester 2015 fallen durchwachsen aus. Während der Anstieg der Abonnementseinkünfte in einem insgesamt weiter rückläufigen Markt eher positiv überrascht, kehrt bei einer Betrachtung der übrigen Zahlen Ernüchterung ein. Zwar weisen die Inserateeinnahmen ein ansehnliches Plus von 5.2% gegenüber dem Vorjahr auf. Dieses Plus wird aber durch den Anstieg der betrieblichen Aufwendungen in gleicher Höhe vollständig egalisiert. Zudem erfolgte eine Verrechnung des Goodwill in Höhe von 1.54 Mio. CHF im 2015. Bei einer Gesamtsumme an Inseraten in Höhe von 9.8 Mio. CHF für das erste Semester 2015 ist dies ein sehr happiger Betrag, der das Ergebnis massgeblich negativ beeinflusst.

Bereits im Vorjahr wurde das Ergebnis durch den Kauf des Glattalers massgeblich beeinflusst, wenn auch der Einfluss durch den Gewinn aus dem Liegenschaftsverkauf kompensiert wurde. Wie dem Geschäftsbericht 2014 zu entnehmen ist, hat der Glattaler im 2014 Erträge von knapp 2.2 Mio. CHF bei einem EBIT von 522’000 CHF zum Geschäftsergebnis beigetragen. Der ebenfalls dem Geschäftsbericht zu entnehmende Wert des an die Tamedia bezahlten Goodwill betrug 3.35 Mio. CHF. Unter der Annahme eines gleichbleibenden Deckungsbeitrags des Glattalers benötigt die ZOM daher fast sieben Jahre, um den beim Kauf bezahlten Goodwill zu kompensieren. Erst ab dem achten Jahr wirkt sich der Zukauf unter der Annahme gleichbleibender Deckungsbeiträge spürbar positiv auf das Ergebnis der ZOM aus. Noch keine detaillierten Einschätzungen sind bis dato möglich für den Winterthurer Stadtanzeiger. Es drängt sich aber die Vermutung auf, dass der Goodwill sich in einem ähnlichen Vergleichsrahmen im Vergleich zum EBIT bewegen dürfte.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Zukäufe keinesfalls zu günstigen Konditionen erfolgten. Profiteur der Transaktionen dürfte vor allem der Tamedia-Konzern sein. Er war Verkäufer von Glatttaler und Winterthurer Stadtanzeiger und profitierte somit von dem hohen Verkaufspreis. Bezahlt haben den hohen Preis die Aktionäre der ZOM, zu denen die Tamedia mit nur einem Anteil von 37.6% gehört. Somit gehen die teuren Zukäufe vor allen Dingen zu Lasten der Kleinaktionäre. Eine echte Win-Win-Situation für die Tamedia und die ZOM gibt es indessen bei der Auslagerung des Drucks der Zeitungen der ZOM ins Tamedia-Druckzentrum. Die Tamedia kann so ihr Druckzentrum besser auslasten und die ZOM dafür den kostenintensiven Betrieb eines eigenen Drucks sparen.

Die Zahlen zeigen, dass die Aktionäre nicht nur, wie wir im Frühjahr anmerkten, das Finanzergebnis im Auge behalten sollten, sondern auch den Einsatz der finanziellen Mittel für Akquisitionen. Auch wenn der Aktienkurs der auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelten Titel seit dem Frühjahr um gut 9% auf den letztbezahlten Kurs von 1’060 CHF nachgegeben hat, besteht kein Anlass zur Euphorie. Zwar sollte der Substanzwert der Papiere, die per 31. Dezember 2014 über einen ausgewiesenen Buchwert von 780 CHF verfügten, mindestens dem aktuellen Kurs entsprechen. Doch es bleibt sehr zweifelhaft, ob die freien Aktionäre diesen Wert jemals realisieren können. Sofern die Ausschüttung für die Aktionäre auf dem attraktiven Vorjahreswert von 50 CHF pro Aktie für die ordentliche Dividende bleibt, weisen die Papiere eine sehr attraktive Rendite von 4.7% auf. Angesichts der sich abzeichnenden Verbesserung des operativen Ergebnisses dürfte eine Kürzung der Ausschüttung zumindest für 2015 nicht zu erwarten sein. Dies gilt jedoch nur für den Fall, dass die Tamedia als dominierender Grossaktionär keine Änderung bezüglich der Ausschüttungen anstrebt.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

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