Bergbahnen Adelboden: 0.6 Mio. CHF Verlust in 2014/15 – Schwaches Wintergeschäft und hohe Abschreibungen belasten

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Der Bau der neuen Sesselbahn schreitet planmässig voran wie das Bild der Talstation belegt. Quelle: Bergbahnen Adelboden AG
Der Bau der neuen Sesselbahn schreitet planmässig voran, wie das Bild der Talstation belegt. Quelle: Bergbahnen Adelboden AG

Die Bergbahnen Adelboden AG litt im Geschäftsjahr 2014/15 (Ende: 31. Mai 2015), unter schwierigen Witterungsbedingungen. Einem sehr regenreichen Hochsommer folgte ein trockener und warmer Herbst mit sehr geringen Niederschlägen. Insgesamt blickt die Gesellschaft auf eine durchschnittliche Sommersaison zurück, die allerdings von zahlreichen neuen Angeboten gekennzeichnet war. So konnten die Einbussen des Vorjahres, die aus der Schliessung der Gondelbahn Geils-Hahenmoos resultierten, mit der Eröffnung der neuen Kombibahn egalisiert werden. Die Anzahl der Ersteintritte im Sommer 2014 stieg im Vorjahresvergleich um 23.8% an. Sehr gut von den Gästen aufgenommen wurde die neu eingeführte Preisstruktur mit kombinierten Angeboten für Bahn, Restaurant, Trottinett und Kletterturm. So generierten die rund 82’000 Gäste einen Verkehrsertrag von 1.04 Mio. CHF, was einem Plus von 9% gegenüber dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre entspricht. Dies ist dem aktuellen Geschäftsbericht der Bahn zu entnehmen.

Verspäteter Wintersaisonstart belastet

Deutlich weniger erfreulich war das Wintergeschäft. Die hohen Temperaturen und die fehlenden Niederschläge im Winter 2014/15 sorgten bereits für einen sehr harzigen und eingeschränkten Saisonauftakt. Beim Sillerenbühl musste der Start um ein paar Tage verschoben und am Chuenisbärgli konnte der Betrieb gar erst am 26. Dezember 2014 aufgenommen werden. Befahrbar waren allerdings selbst dann nur die maschinell beschneiten Pisten, während erst mit den Mitte Januar einsetzenden Schneefällen genügend Schnee lag, um auch die übrigen Pisten zu öffnen. Allerdings sorgten die Schneefälle für eine erhöhte Lawinengefahr und die Sperrung der Strasse nach Geils. Nach einer kalten Periode im Februar verzeichnete die Gesellschaft erfreuliche Gästezahlen im Spätwinter und im Frühling. Diese konnten allerdings die zu Beginn der Wintersaison verzeichneten Ausfälle, die gemäss Angaben des Geschäftsberichts im Dezember 1 Mio. CHF betrugen, nicht mehr kompensieren. Insgesamt gingen die Verkehrserträge im Winter gegenüber dem Vorjahr um 0.5 Mio. CHF auf 10.2 Mio. CHF zurück. Positiv ausgewirkt habe sich die neue Gondelbahn, teilte das Unternehmen mit. Zusammen mit den Sommereinnahmen und Nebenerträgen betrugen die Einnahmen des Gesamtjahres aus dem Bahngeschäft 12.9 Mio. CHF nach 13.3 Mio. CHF im Vorjahr. Auf der Ausgabenseite gelang es, vor allem wegen der kürzeren Saisondauer, die Personalkosten um 0.1 Mio. CHF auf 4.1 Mio. CHF zu senken. Wie das Unternehmen mitteilte, gingen die Einsparungen nicht zulasten der Angebotsqualität, was auch die Gästereaktionen zeigten. Die zweitgrösste Ausgabenposition ist der Betriebsunterhalt der Bahnanlagen, der gegenüber dem Vorjahr um 7.1% respektive um rund 0.1 Mio. CHF auf 1.2 Mio. CHF gefallen ist. Die Abnahme stelle jedoch keinen Trend dar. So können etwa ausserordentliche Reparaturen schnell hohe Kosten verursachen, weswegen auch zukünftig mit einem anhaltend hohen Kostenbedarf gerechnet wird. Nach Abzug der übrigen Kosten für den Betrieb wie Energie, Verwaltung, Durchgangsrechte etc. resultierte ein Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 4.7 Mio. CHF nach 4.9 Mio. CHF im Vorjahr. Auch die Einnahmen aus dem Restaurantbereich, den die Gesellschaft separat ausweist, gingen infolge der ungünstigen Witterungsverhältnisse deutlich um 0.2 Mio. CHF respektive um 6.7% auf 2.5 Mio. CHF zurück. Dank einer genauen Analyse der Betriebsabläufe und zahlreichen internen Optimierungen gelang es, den Personalaufwand um 0.1 Mio. CHF auf 1.1 Mio. CHF zu senken. Durch den nur marginal höheren Betriebsaufwand und tiefere Materialkosten konnte der Rückgang des EBITDA auf einen Wert von 155’000 CHF begrenzt werden.

Abschreibungen übersteigen Betriebsergebnis

Die betrieblich notwendigen Sachabschreibungen betragen 4.9 Mio. CHF und übersteigen damit das EBITDA, das insgesamt gut 4.7 Mio. CHF beträgt, um 0.2 Mio. CHF. So resultiert ein negatives Betriebsergebnis (EBIT) auf Konzernstufe in Höhe von 0.2 Mio. CHF nach einem positiven Wert von 70’000 CHF im Vorjahr. Investitionsbedingt stieg der Finanzaufwand um gut 60’000 CHF auf 390’000 CHF an. So resultierte unter dem Strich ein gegenüber dem Vorjahr verdoppelter Jahresverlust von 0.6 Mio. CHF. Wie die Gesellschaft im Geschäftsbericht schreibt, reicht der erwirtschaftete betriebliche Cashflow von 4.3 Mio. CHF nicht dazu aus, um die Sachabschreibungen zu decken.

Zahlreiche Projekte umgesetzt

Das Berichtsjahr war von zahlreichen Projekten gekennzeichnet. An erster Stelle nennt die Gesellschaft die Erstellung des „Höi-Turms“ mit Aussichtsplattform, die im Juli 2014 eröffnet wurde. Weitere wichtige Projekte waren der Ersatz der Drehkreuze am Eingang zu den Anlagen, was zu einer deutlichen Komfortsteigerung beigetragen hat. Als sehr wichtig hat sich nach Angaben der Gesellschaft auch die Erweiterung der Beschneiungsanlagen mit der Erstellung der Verbindung zwischen dem Skiweg Sileren-Geils und Bergläger erwiesen. Nur dank der künstlichen Beschneiung konnte denn auch die Vordersilleren-Piste bereits nach dem ersten Wintereinbruch per Ende Dezember 2014 in Betrieb genommen werden. Zudem wurden die Vorbereitungsarbeiten für den Bau der neuen Sesselbahn Bergläger-Höchst intensiv vorangetrieben. Nach einer langen Zeitdauer von 12 Jahren erhielt die Gesellschaft am 5. März 2015 noch rechtzeitig die Bewilligung für den Bau. Die im Bau befindliche neue Bahn soll den Betrieb am 12. Dezember 2015 pünktlich aufnehmen. Mit der Erstellung dieser neuen Bahn inklusive der zugehörigen Beschneiungsanlage und Pisten geht die Epoche der grossen Investitionsprojekte zumindest vorläufig zu Ende. Die Geschäftsleitung ist zuversichtlich, dass die neuen Anlagen den notwendigen wirtschaftlichen Erfolg bringen werden, um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können.

Die Geschäftszahlen der Adelboden Bergbahnen fallen wenig erfreulich aus. Trotz der schwachen Erträge setzt die Gesellschaft die geplanten Ausbauten kontinuierlich um. Mit dem Bau der Sesselbahn Bergläger-Höchst im laufenden Jahr endet allerdings die Phase der Investitionen. Angesichts der Kennzahlen erscheint es auch geboten, weitere Ausbauten zumindest zurückzustellen. Auch wenn ein Teil des schwachen Ergebnisses den Investitionen zugeschrieben werden kann, ist es kritisch, dass die Gesellschaft nicht genügend Mittel aus dem Betrieb erwirtschaftet, um den Abschreibungsbedarf zu decken. Zu den Abschreibungen hinzu kommen der Abbau der Verschuldung und die Finanzierungsaufwendungen. Zwar ist die Gesellschaft mit einer bilanziellen Eigenmittelausstattung von knapp 48% per Bilanzstichtag im Mai 2015 noch gut finanziert. Allerdings dürfte der Neubau der Sesselbahn zu einer Verschlechterung der Eigenmittelausstattung führen. Wegen der auch im laufenden Geschäftsjahr andauernden Investitionstätigkeit dürfte der Abschluss nochmals durch diese belastet werden. Erst ab dem Geschäftsjahr 2016/17 wird sich zeigen, ob es der Gesellschaft gelingt, aus dem Betrieb die notwendigen Mittel zu erwirtschaften, um langfristig bestehen zu können. Für die nächsten Jahre wird es daher entscheidend sein, die betrieblichen Erträge und den Cashflow zu erhöhen, um langfristig die notwendigen Erneuerungen zu finanzieren. Positiv zu bewerten ist, dass in den nächsten Jahren nur noch ein paar wenige Liftanlagen ersetzt werden müssen, was die Gesellschaft nicht vor grössere Probleme stellen dürfte. Als erster Indikator kann die kommende Wintersaison angesehen werden. Sofern die neue Bahn zu einer Ertragssteigerung führt und es zumindest gelingt, den Cashflow in die Nähe des Abschreibungsbedarfs zu bringen, sind die Aussichten auf einen langfristigen Erfolg intakt.

Die Aktien werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Aktienkurses von 2.50 CHF werden die Titel mit einem deutlichen Abschlag gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert von knapp 13 CHF gehandelt. Dieser Discount zeigt das Unternehmens- und Branchenrisiko. Gleichzeitig erscheint auf diesem sehr tiefen Niveau das Risiko weiterer Kursrückgänge sehr gering. Zeitgleich sollten auch bei einer sehr positiven Geschäftsentwicklung keine markanten Kursgewinne zu erwarten sein. Das Papier sieht angesichts der Kennzahlen Kurs/Buchwert-Verhältnis und Kurs/Cashflow-Verhältnis zwar sehr günstig aus. Die von vielen Investoren geschätzte Ausschüttung einer Bardividende dürfte allerdings auch in den kommenden Jahren kaum zur Debatte stehen. Jedoch bietet die Gesellschaft den Aktionären eine sehr attraktive Naturaldividende in der Form von Aktionärstagen und Konsumationsgutscheinen für GV-Besucher. Eine detaillierte Aufstellung kann unserem Beitrag über Naturaldividenden, der hier nachgelesen werden kann, entnommen werden. Für Anteilseigner aus der Region, welche die zahlreichen Vergünstigungen nutzen können, stellen die Titel eine attraktive Anlagemöglichkeit dar.

Hinweis in eigener Sache: Mehr über die Zukunft des Schweizer Bergtourismus erfahren Sie im Branchentalk Tourismus am 4. November 2015 im Kursaal Bern. Programm und Anmeldung finden Sie hier.

 

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