Beau-Rivage Palace: Iran-Gipfel lässt Erträge im ersten Semester 2015 ansteigen – schwieriges zweites Halbjahr erwartet

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Bankette in den Räumen des Beau-Rivage Palaces sind eine gute Einnahmequelle für die Hotelgruppe. Quelle: Beau-Rivage Palace SA
Bankette in den Räumen des Beau-Rivage Palace sind eine gute Einnahmequelle für die Hotelgruppe. Quelle: Beau-Rivage Palace SA

Die Beau-Rivage Palace SA konnte im ersten Semester 2015 vom iranischen Atomgipfel profitieren. So beherbergte das Hotel in Lausanne die Verhandlungsdelegationen beider Partner im traditionsgemäss schwachen Monat März. Zwar führten die hohen Sicherheitsanforderungen zu einem erschwerten Zugang zu den Restaurants. Dies konnte aber durch die Erträge, die mit den Delegationsmitgliedern erzielt wurden, deutlich kompensiert werden. Allerdings gilt dennoch für das gesamte Semester das Sprichwort: Wo Licht ist, ist auch Schatten. So stand dem sehr guten ersten Quartal ein deutlich schwächeres zweites Quartal gegenüber, wie das Unternehmen im aktuellen Semesterbericht schreibt. Negativ ausgewirkt habe sich die Stärke des Schweizer Frankens und der Zeitpunkt des Ramadans.

Beau-Rivage Palace mit deutlichem Plus

Das Haupthaus Beau-Rivage Palace konnte im ersten Semester bei den Einnahmen um plus 10.4% auf 9.3 Mio. CHF deutlich zulegen. Von 48.5% auf 55.4% deutlich gesteigert werden konnte auch die Zimmerauslastung. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass im Vorjahr ein Teil der Zimmer wegen Renovationsarbeiten nicht zur Verfügung standen. Erst im Verlauf des Frühjahrs wurden die 60 Zimmer des Palace-Flügels allmählich fertiggestellt. Da sehr viele Gruppenreisende das Hotel besuchten, ging der durchschnittliche Übernachtungspreis von 564 CHF im Vorjahr auf 546 CHF zurück. Leicht besser entwickelten sich trotz eines harzigen Jahresstarts auch die Restaurationserträge mit einem Anstieg um 0.4% auf 9.7 Mio. CHF. Hingegen stagnierten die Erträge des „Angleterre & Residence“ auf dem Vorjahreswert von knapp 2.5 Mio. CHF. Hieran vermochte auch der Atomgipfel nichts zu ändern. Dieser Tochterbetrieb litt deutlich stärker unter den Währungseinflüssen als das Haupthaus. Zwar gelang es, die Zimmerauslastung leicht von 66.3% im Vorjahr auf 67.2% zu steigern – bei allerdings um 2 CHF auf 268 CHF gefallenen Preisen. Das hauseigene Restaurant musste einen Rückgang der Umsätze um 3.6% auf 2.2 Mio. CHF verbuchen.

Schwarze Null im ersten Semester knapp verfehlt

Auf Konzernebene legten die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 1.2 Mio. CHF respektive 4.6% auf 28 Mio. CHF zu. Neben den höheren Einkünften aus dem Beherbergungsgeschäft trugen auch Nebenerträge, die allerdings deutlich weniger Gewinn einbringen, zur Steigerung bei, teilte das Unternehmen mit. Auf der Aufwandsseite schlugen sich die Mehreinnahmen mit einem Anstieg der direkten Lohnkosten um 4.4% auf knapp 11 Mio. CHF bei einem Plus der direkten Betriebskosten um 17.7% auf 2.4 Mio. CHF nieder. So resultierte zwar ein Anstieg des Bruttobetriebsgewinns von 4.2% auf 11.1 Mio. CHF. Diesem steht allerdings eine leicht schwächere Marge von 39.5% nach 39.7% im Vorjahr gegenüber. Negativ ausgewirkt haben sich vor allem die Kosten im Zusammenhang mit dem Nukleargipfel. Deutlich weniger stark fiel das Plus bei den sonstigen betrieblichen Ausgaben, welche das Marketing und die Immobilienkosten beinhalten, mit 2.7% auf 7.7 Mio. CHF aus. So resultierte ein überproportionaler Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen von 7.7% auf 3.3 Mio. CHF. Investitionsbedingt stiegen die Sachabschreibungen um 0.4 Mio. CHF auf 3.2 Mio. CHF an. Positiv auf das Ergebnis wirkten sich indessen ausserordentliche Erträge in Höhe von 0.6 Mio. CHF aus. Diese stammen aus Steuerrückzahlungen und von Versicherungsleistungen, teilte die Gesellschaft mit. Im Ergebnis führte dies zu einem Nettoverlust von 0.1 Mio. CHF nach einem Verlustausweis von 0.7 Mio. CHF im Vorjahr.

Schwieriges zweites Semester erwartet

Bis Ende August konnte die Gesellschaft zwar vom guten Wetter profifieren. Dieser Effekt reichte allerdings nicht aus, um die negativen Einflüsse des Ramadans und der Währungseffekte zu kompensieren. Die Tendenz eines weiter rückläufigen Durchschnittspreises im Hauptgebäude mit spürbaren Auswirkungen auf die Profitabilität setzte sich fort. Analog gilt dies für das „Angleterre & Residence“. Per Ende August konnte die Gruppe Umsätze von 40.8 Mio. CHF verbuchen, was gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs um 2.7% entspricht. Ein Teil der Verbesserungen des ersten Semesters wurde in den Sommermonaten zunichte gemacht. Dies verdeutlicht die schwierige Lage, in der sich die Gesellschaft aktuell befindet. Ebenfalls nicht zur Verbesserung trägt das neue Hotel Royal Savoy in Lausanne bei. Als Lichtblick am Horizont zeichnet sich der Kauf der Hotels Lausanne Palace und des Schloss Ouchy durch die Stiftung der Familie Sandoz, die auch Hauptaktionärin der Beau-Rivage Palace ist, ab. So können Synergien beim Betrieb erwartet werden.

Die Geschäftszahlen des ersten Semesters 2015 fallen angesichts des sehr schwierigen Umfelds, in dem sich die Luxushotellerie bewegt, insgesamt erfreulich aus. Allerdings darf das erzielte Resultat nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahlen vor allem durch den Irangipfel erreicht wurden, was für die Gesellschaft einen Jackpot darstellt. Die Bilanzkennzahlen können angesichts der Renovationen mit einer Eigenmittelausstattung von rund 40% als nicht nur im Branchenvergleich gesund angesehen werden. Zudem verfügt die Gesellschaft mit der Familie Sandoz über einen starken Ankeraktionär, der die Lausanner Hotelgruppe tatkräftig unterstützt. Deutlich wird dies beispielsweise bei den Finanzierungskosten. Aus der Höhe der echten Verschuldung in Höhe von 80.5 Mio. CHF in der Form von Krediten und Finanzierungskosten für das erste Semester von 0.75 Mio. CHF lässt sich ein Zinsaufwand von knapp unter 1.9% ermitteln. Ein derart tiefer Wert, der zwar angesichts des aktuellen Tiefzinsniveaus von privaten Hypothekarschuldnern leicht erreichbar ist, ist in der Hotelbranche derzeit kaum erzielbar. Die Banken sind bei der Kreditvergabe an Hotelbetriebe sehr restriktiv und verlangen zudem in der Regel hohe Zinsen. Dass dies bei der BRP nicht der Fall ist, dürfte vor allem auf den Ankeraktionär zurückzuführen sein, der zumindest indirekt helfend zur Seite gestanden haben dürfte. Auch der Kauf des Hotels Palaces in Lausanne und des Schloss Ouchy kommt der Gesellschaft zugute. Nicht nur Synergien beim Einkauf und der Verwaltung dürften möglich sein, sondern auch eine gemeinsame Vermarktung der Betriebe anstatt dass diese versuchen, sich gegenseitig Kunden abzujagen.

Die Aktien der Beau-Rivage Palace werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 201 CHF weisen die Titel ein sehr hohes KGV von über 80 und eine tiefe Dividendenrendite von knapp 1% auf. Auch gegenüber dem Buchwert weisen die Papiere ein Agio von über 60% auf. Somit erscheinen die Aktien angesichts dieser Kennzahlen als keinesfalls günstig. Ein anderes Licht auf die Papiere wirft indessen ein Blick auf den Substanzwert. Als Indiz kann der Brandversicherungswert der Gebäude dienen. Auch wenn dieser nach einer Neueinschätzung durch die Gebäudeversicherung per Jahresende 2014 trotz der Investitionen gegenüber dem Vorjahr um 100 Mio. CHF auf 247.5 Mio. CHF reduziert wurde, dürfte das Sachanlagevermögen erhebliche stille Reserven beinhalten. Gemäss der Darstellung des Geschäftsberichts beträgt das Sachanlagevermögen 142 Mio. CHF, wovon 54.1 Mio. CHF zum Teil auf  Grundstücke und Gebäude, die nicht abgeschrieben werden, entfallen. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass es sich hierbei um Grundstückswerte handelt, die nicht in den Brandversicherungswerten enthalten sind. Dies lässt ebenso wie der den Wert der Sachanlagen um gut 100 Mio. CHF übersteigende Brandversicherungswert nicht unerhebliche stille Reserven vermuten. Somit dürfte der aktuelle Aktienkurs im Hinblick auf den Substanzwert eher günstig sein. Eine Realisierung der hohen Reserven erscheint indessen angesichts des langfristig agierenden Mehrheitsaktionärs, der am Hotelbetrieb festhält, nicht denkbar. Für die freien Aktionäre bleibt indessen die attraktive Naturaldividende in der Form eines Apéro Riche an der Generalversammlung.

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