Im Kontext: Das Ferrari IPO – ein neuer Stern am Börsenhimmel?

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Der LaFerrari ist der erste Ferrari in Serienproduktion, der mit dem aus dem Formel 1 stammenden Hybridsystem ausgestattet ist. Das Fahrzeug wird nur 499 Mal hergestellt. Bild: www.ferrari.com
Der LaFerrari ist der erste Ferrari in Serienproduktion, der mit dem aus dem Formel 1 stammenden Hybridsystem ausgestattet ist. Das Fahrzeug wird nur 499 Mal hergestellt. Bild: www.ferrari.com

Seit dem 21. Oktober 2015 wird die RACE-Aktie Ferrari unter diesem passenden Kürzel an der New Yorker Börse gehandelt. Bei dem IPO trennte sich die Muttergesellschaft Fiat-Chrysler von 10% der Anteile. Die Bookbuilding-Spanne lag bei 48 bis 52 US-Dollar. Am oberen Ende ist Ferrari mit 9.8 Mrd. US-Dollar bewertet. Die Erträge von rund 1 Mrd. US-Dollar flossen vollständig Fiat-Chrysler zu. Geplant ist, die anderen 80% Anteile an die Aktionäre von Fiat-Chrysler als Aktiendividende zu verteilen. Die verbleibenden 10% hält Piero Ferrari, der Sohn des Gründers Enzo Ferrari. Angesichts der hohen IPO-Bewertung mit dem über 30-fachen des erwarteten Gewinns in 2015 war es nicht überraschend, dass der Kurs nach der Notierungsaufnahme, die leichte Gewinne brachte, schnell wieder auf das Niveau des Emissionspreises zurückging. Dort scheint jedoch auch ein Boden gefunden.

36 500 Euro Net Profit pro Fahrzeug

Im vergangenen Jahr, und damit kommen wir zu den Luxusaspekten, erzielte Ferrari Umsätze von 2.76 Mrd. Euro, der Gewinn betrug 265 Mio. Euro. Verkauft wurden 2014 lediglich 7 255 Automobile, ganz bewusst, um das Raritäten-Premium auszubauen. Ferrari Käufer müssen auch im Durchschnitt ein Jahr auf die Auslieferung warten. Eine simple Kalkulation ergibt, dass pro verkauften Wagen 36 500 Euro Nettogewinn bleiben. Zum Vergleich: Maserati, ebenfalls eine Fiat-Chrysler Tochter, verkaufte 2014 immerhin 36 000 Automobile, Porsche kam in den ersten 8 Monaten des Jahres auf 120 000 Stück. Diese Zahlen sprechen für sich und führen wieder ein Mal deutlich vor Augen, dass Luxus eben auch mit Knappheit und Zugangsmöglichkeiten zu tun hat.

Ferrari – Grand Prix Sieger ohne Wettbewerb

Die Strategie von Ferrari ist einzigartig. Das Marketing besteht im Wesentlichen in bislang 222 Grand Prix Siegen bei der Formel 1. Die Rennen werden weltweit von bis zu 425 Mio. Zuschauern live verfolgt. Anders als bei anderen Herstellern fallen bei Ferrari auch signifikante Erträge aus Merchandising, Lizenzvergabe und Royalties an, im ersten Quartal 2015 immerhin 109 Mio. Euro oder 17.6% der Quartalsumsätze. Microsoft, Lego, Puma und Oakley Sunglasses sind bekannte Geschäftspartner von Ferrari. Weitere rund 10% der Einnahmen kommen durch einen lang laufenden Liefervertrag für Motoren an Maserati zustande.

Raritätenprämie bei der RACE-Aktie

Im roten Bereich: seit dem IPO hat die Ferrari-Aktie knapp 10% verloren. Chart: www.moneynet.ch
Im roten Bereich: Seit dem IPO hat die Ferrari-Aktie um knapp 10% verloren. Chart: www.moneynet.ch

Nach herkömmlichen Bewertungsmassstäben ist die Ferrari Aktie mit einem Gewinnmultiple von deutlich über 30 zu hoch bewertet. Exorbitante Gewinnsteigerungen sind nicht zu erwarten, da eine Ausweitung der Produktionskapazitäten nur mit Blick auf China und die Emerging Markets auf dann maximal 10 000 Automobile pro Jahr in Erwägung gezogen wird. Die Kursentwicklung könnte aufgrund des zunächst geringen Free Floats von nur 10% sehr volatil verlaufen, zumal die Absichten der Fiat-Chrysler Aktionäre, an die 80% des Aktienkapitals verteilt werden sollen, schwer zu prognostizieren sind. In diesem Zusammenhang bleibt auch abzuwarten, wie sich das „Loyalty Programm“ für die Ferrari Aktionäre entwickeln wird. Für Ferrari Aktionäre, die ihre Aktien drei Jahre lang halten, soll es dann Aktien mit speziellem Stimmrecht geben. Ein cleverer Schachzug, der zunächst eine unerwünschte Übernahme zu verhindern vermag, langfristig aber dazu führen kann, dass sich ein Konsortium auch eine Mehrheit verschaffen kann, natürlich auf einem wesentlich höheren Trophy Preis-Niveau.

Zum Abschluss der Serie über Luxus erwartet Sie in Teil 10 noch ein für Anleger wichtiges Tabellenwerk, in dem wir sämtliche in unserer Serie erwähnte Aktien aufführen.

Mit dem neuen Format „Im Kontext beabsichtigen wir von schweizeraktien.net, in periodischen Artikel-Serien den gewohnten analytischen Blick auf das Micro-Level von einzelnen Aktien und Branchen durch einen breiteren und tieferen Kontext zu ergänzen, hin zu einem „Grossen Bild“. Dieses soll unseren Lesern in eher prosaischer Form und lebendig, bisweilen auch vergnüglich, wirtschaftliche, gesellschaftliche und historische Zusammenhänge vermitteln und Anregungen für die eigene Analyse der behandelten Sujets und Anlagethemen bieten, die oftmals im hektischen Tagesgeschäft in den Hintergrund gedrängt werden, aber für die fundierte Meinungsbildung „Im Kontext“ unabdingbar sind.

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