Beat Hess, CEO Sunstar Hotels: „Wir werden im ersten Semester voraussichtlich die Vorjahresresultate erreichen“

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Beat Hess, CEO Sunstar Hotels, führt die Gruppe auch in schwierigen Zeiten erfolgreich. Quelle: zvg
Beat Hess, CEO Sunstar Hotels, führt die Gruppe auch in schwierigen Zeiten erfolgreich. Quelle: zvg

Zur Sunstar Holding AG gehören insgesamt zwölf Hotelbetriebe, wovon zehn in den schweizerischen Bergregionen Berner Oberland (Grindelwald und Wengen), Graubünden (Arosa, Davos mit zwei Häusern, Flims, Klosters, Lenzerheide) und dem Wallis (Saas Fee und Zermatt) liegen. Zwei weitere Betriebe befinden sich in Brissago im Tessin und im italienischen Piemont. Die Gesellschaft besitzt ein weiteres Hotel in Pontresina, welches nach einem angestrebten Umbau frühestens im 2017 eröffnet werden soll. In der Sommersaison konnte Sunstar die starken Rückgänge bei den Gästen aus dem Euroraum durch Besucher aus dem nahen und fernen Osten zumindest teilweise kompensieren. Der Geschäftsführer der Hotelgruppe, Beat Hess, lies im Interview mit schweizeraktien.net durchblicken, dass das Ergebnis des ersten Semesters des laufenden Geschäftsjahres 2015/16, voraussichtlich den Vorjahreswert erreichen sollte. Bei der Sunstar Gruppe ist zu beachten, dass die Geschäftszahlen des ersten Semesters, die das preislich günstigere Sommergeschäft umfassen, jeweils deutlich niedriger ausfallen als diejenigen des Winters. Traditionell fällt im Sommer auch ein Verlust an. Nicht ganz so negativ, wie dies der Buchungsstand vermuten lässt, stellt sich für Hess auch die kommende Wintersaison dar.

Sunstar hat in der Sommersaison 2015 einen im Branchenvergleich tiefen Rückgang der Übernachtungszahlen um 0.9% verzeichnet, obwohl die Anzahl der Gäste aus Deutschland, dem zweitwichtigsten Markt für Ihr Unternehmen, um 41% eingebrochen ist. Wie konnten Sie diesen starken Rückgang kompensieren?

Wir haben eine sehr heterogene Sommersaison in unseren Betrieben erlebt. Während wir in den Häusern im Kanton Graubünden rückläufige Übernachtungszahlen verbuchten, konnten wir im Berner Oberland von einer starken Nachfrage von Gästen aus dem arabischen und asiatischen Raum profitieren. In Grindelwald verzeichneten wir einen absoluten Rekordwert bei den Gästezahlen, in Wengen den besten Wert seit dem Jahr 2000.

Grindelwald erreichte bereits im letzten Jahr einen ansehnlichen Gewinn von 2.1 Mio. CHF auf der Stufe Bruttobetriebsergebnis, während in Wengen ein Verlust anfiel. Hat die deutliche Steigerung der Gästezahlen sich entsprechend positiv auf die Ergebnisse der beiden Betriebe ausgewirkt?

In Grindelwald erwarte ich ein sehr gutes Resultat, und auch Wengen müsste wieder schwarze Zahlen erreicht haben.

Wie präsentiert sich die Situation in den anderen Häusern?

Ich erwarte in unserem grössten Betrieb in Davos trotz eines Gästerückgangs eine schwarze Null. Weiterhin positive Zahlen erreichten unsere Häuser im Piemont und in Brissago. Auch in der Lenzerheide sollte wiederum ein positives Bruttobetriebsergebnis erreicht worden sein.

Die Auslastung der Zimmer fiel von 59% im Vorjahr auf 56% trotz der nur um 0.9% gesunkenen Übernachtungszahlen. Wie können Sie unseren Lesern die Differenz erklären?

Wir hatten heuer einige Hotels länger geöffnet als im Vorjahr. Besonders in Wengen war die Sommersaison 2014 wegen aufwendiger Renovationsarbeiten deutlich kürzer ausgefallen.

Dies lässt vermuten, dass die Auslastung einiger Häuser sehr tief ausgefallen ist. Können Sie detailliertere Angaben zu den einzelnen Häusern machen?

Wir haben in den Betrieben in Klosters, Arosa und in Saas Fee Werte in der Grössenordnung von rund 40% erreicht. In unseren übrigen Betrieben im Kanton Graubünden haben wir Werte in der Nähe von 50% erreicht. Deutlich bessere Werte erreichten Zermatt mit 64%. Sehr erfreuliche Werte von über 70% erzielten Grindelwald, Wengen und unsere beiden Häuser in Brissago und im Piemont.

Wie haben sich die durchschnittlichen Übernachtungspreise und die Aufteilung der Einnahmen auf die einzelnen Bereiche entwickelt?

Es ist uns gelungen, auf Konzernebene den Durchschnittspreis von 70 CHF pro Übernachtung zu halten. Die Anteile der einzelnen Ertragsquellen (Food and Beverage, Logement, Nebenleistungen) entsprechen auch in etwa den Vorjahreswerten.

Längere Öffnungszeiten und eine tiefere Auslastung lassen eine Ausweitung des Konzernverlusts erwarten. Können Sie diese Befürchtungen bestätigen?

Nein, da kann ich Entwarnung geben. Wir haben dank weiterer interner Optimierungen und Einsparungen die leicht rückläufigen Gästezahlen wohl kostenmässig kompensieren können. Wir dürften deshalb unter dem Strich das Vorjahresresultat (Verlust von 1.6 Mio. CHF) erreichen können.

Die für Ihr Unternehmen sehr wichtige Wintersaison steht vor der Tür. Wie stellt sich hier aktuell die Situation bei den Buchungen dar?

Derzeit liegen die Buchungen um rund 10% hinter den Vorjahreswerten zurück. Auf der Basis der aktuellen Buchungen entspricht dies einem Minus von gegen 8’000 Logiernächten. Wir konnten immerhin in den letzten Wochen einen Buchungseingang auf dem Niveau des Vorjahres verzeichnen, so dass das Minus nicht weiter ausgebaut wurde. Zu berücksichtigen ist auch, dass ein Minus der Logiernächte bis zum Ende der Wintersaison in der dargestellten Grösse einem prozentualen Rückgang von dann noch 6% entspricht. Wichtige Faktoren werden zudem das Wetter und der Schnee sein.

Welche Massnahmen planen Sie bzw. haben Sie bereits eingeleitet, um die Buchungen anzukurbeln?

Wir haben unsere Marketingabteilung wieder leicht aufgestockt und bearbeiten alle Anfragen mit grösster Sorgfalt. So versuchen wir, jeden Kunden in unserer Gruppe zu halten, speziell dann, wenn ein Hotel bereits ausgebucht ist. Wir setzen alles daran, diesen Kunden gleichwertige Alternativen anzubieten.

Sunstar besitzt seit einigen Jahren ein Haus in Pontresina, das derzeit geschlossen ist. Können Sie uns den aktuellen Stand des geplanten Umbaus inklusive der Realisierung von Wohnungen mitteilen?

Trotz dem neuen Zweitwohnungsgesetz sind die Umsetzungsbestimmungen noch unklar; hier warten alle auf die für diesen Herbst in Aussicht gestellte Verordnung. Erst nach dem Vorliegen der genauen Bestimmungen werden wir die möglichen Varianten nochmals prüfen. Das Spektrum reicht dabei von maximal 4 Luxuswohnungen (Zweitwohnungen) bis überhaupt keine Wohnungen, sondern mehr Hotelzimmer. Sobald wir uns für die sinnvollste Variante entschieden haben, erfolgt eine entsprechende Baueingabe, und das Bauen geht los.

In der aktuellen Situation stellt sich die Frage der Zukunftsplanung. Sunstar hat in der Vergangenheit hohe Investitionen in die einzelnen Häuser getätigt, die teilweise nicht aus den eigenen Mitteln finanziert werden konnten. Wie sieht die zukünftige Planung aus?

Wir werden die Investitionen in unsere Betriebe weiter fortführen. Allerdings werden wir bei der derzeitigen Lage nur noch Ausgaben tätigen im maximalen Umfang der erwirtschafteten Abschreibungen in Höhe von jährlich 6 Mio. CHF, einer immer noch namhaften Summe.

Die angespannte Situation auf dem Hotelmarkt könnte einige Betriebe in ernsthafte Schwierigkeiten respektive in die Insolvenz führen. Sunstar hat in der Vergangenheit wiederholt konkursite Betriebe erworben und erfolgreich in die Gruppe integriert. Stehen derzeit weitere Zukäufe an oder sind bereits solche in die Wege geleitet?

Aktuell sind wir nicht in Verhandlungen über Zukäufe. Es besteht aber jederzeit die Möglichkeit, dass uns interessante Objekte angeboten werden. Sofern die Konditionen stimmen, würden wir einen Kauf prüfen.

Die Aktien der Sunstargruppe werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die Aussagen zu den Zahlen des ersten Semesters des laufenden Geschäftsjahres 2015/16 lassen ein gegenüber dem Vorjahr zumindest gehaltenes Ergebnis erwarten. Auch wenn es für Aussagen zur wichtigen Wintersaison noch deutlich zu früh ist, bestehen zumindest gewisse Aussichten, unter dem Strich ein Resultat in Vorjahreshöhe zu erreichen. Dank der Einsparungen in den einzelnen Häusern sollte es möglich sein, den erwarteten Gästerückgang zu kompensieren. Zudem notieren die Titel auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 900 CHF mit einem Abschlag von rund 17% auf den zum Bilanzstichtag am 30. April 2015 ausgewiesenen Buchwert.

Insgesamt sind allerdings die Aussichten der Branche keinesfalls rosig, so dass eine Rückkehr zu den ertragsstarken Jahren vorläufig nicht in Sicht ist. Somit ist es unwahrscheinlich, dass eine Rückkehr zu Barausschüttungen erfolgen wird. Allerdings erhalten die Aktionäre statt einer Bar-Dividende Aktionärsbons von 40 CHF pro Aktie. Dieser Bon kann zur Bezahlung von Übernachtungen bis zu 50% der Rechnungssumme – mit Treuekarte sogar bis zu 60% – ausserhalb der Hauptsaison im Winter verwendet werden. Für diejenigen Anleger, welche die Vergünstigungen nutzen können, bieten die Titel eine attraktive Rendite, die alleine auf der Basis der Bons bei 4.4% liegt. Oftmals bietet Sunstar den Aktionären sogar noch weitere Sonderkonditionen während buchungsschwachen Tagen an. Für Investoren, welche diese Angebote nutzen können, eignen sich die Titel zur Depotbeimischung, während die Aktie derzeit ansonsten wenig Potenzial bietet.

Nicht unbeachtet bleiben sollte auch die Abhängigkeit des Unternehmens vom Grossaktionär Dr. Peter Grogg, dem Gründer der Bachem Holding. Er verfügt durchaus über ausreichende finanzielle Mittel und würde dem Unternehmen eigenen Aussagen zufolge bei finanziellen Schwierigkeiten helfen. Das ihm noch zustehende Sonderrecht, Aktien unter Ausschluss des Bezugsrechts zum Nominalwert zu beziehen, ist nach den durchgeführten Kapitalerhöhungen der Vorjahre mit maximal noch 900 Aktien marginal. Der durch den Verwässerungseffekt resultierende Nachteil kann trotz der sehr wahrscheinlich vorhandenen stillen Reserven daher als unbedeutend angesehen werden.

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