Brauerei Falken: Umsätze gehen trotz Rekordsommer 2015 zurück – Neuer Gär- und Lagerkeller in Bau

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Der CEO Markus Höfler zeigte den Aktionären die aktuelle Entwicklung auf. Quelle:  Holger Geissler
CEO Markus Höfler zeigte den Aktionären die aktuelle Entwicklung auf. Quelle: Holger Geissler

Die Brauerei Falken AG konnte im Geschäftsjahr 2014/15, welches per 30. September 2015 endete, nicht an das sehr starke Vorjahr, in dem ein zweistelliges Umsatzplus erreicht wurde, anknüpfen. So gingen die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 7.2% auf 23.1 Mio. CHF zurück. Dieses Minus steht im Gegensatz zur Entwicklung des schweizerischen Biermarktes, der im Berichtsjahr ein marginales Plus von 0.1% auf 4.65 Millionen Hektoliter verzeichnete. Mit dieser Stagnation einher ging auch ein Ende des stetigen Anstiegs der Bierimporte, die auf dem Vorjahresniveau verharrten. Wie die Aktionäre an der Generalversammlung am 11. Dezember 2015 erfuhren, hat vor allem der Bereich Süssgetränke ein deutliches Minus verzeichnet. Falken konnte nicht von der guten Witterung im Sommer 2015 profitieren, erklärte CEO Markus Höfler den Aktionären. Ein Teil des Umsatzrückgangs geht auf den bewussten Verzicht auf Geschäftsabschlüsse, die keinen ausreichenden Deckungsbeitrag liefern, zurück. Weiterhin sehr erfreulich entwickelt sich das Dosenkompetenzzentrum. Falken konnte weitere Kunden gewinnen. Zudem wurden verschiedene neue Dosenformen eingeführt. Mit der Lancierung der schlanken 0,33 cl Seek Dose ist die Brauerei Falken den Konkurrenten einen Schritt voraus. Sie ist nicht nur die erste, sondern bislang einzige Firma, die in der Lage ist, diese Dosen in der Schweiz abzufüllen. Verschiedene Kunden konnten bereits gewonnen werden.

Gastronomieabsatz weiter rückläufig

Weiter rückläufig waren die Absätze in der Gastronomie. Diese gingen von 51% der Bierverkaufsmenge im Vorjahr auf 50% zurück. Hingegen zog das Handelsgeschäft von 45% auf 47% an. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, setzt die Gesellschaft auf den weiteren Ausbau dieses Distributionskanals. Allerdings sind im Heimmarkt Schaffhausen die Wachstumschancen sehr begrenzt. In Frage kommen daher für ein Wachstum neue Geschäftsgebiete, die gezielt mit einzelnen Produkten versorgt werden. So wurde etwa die 33cl-Bügelflasche in der Region Bern und in der Zentralschweiz in den Verkauf gebracht. Die Nachfrage bezeichnete Höfler als gut. Detaillierte Angaben zu den Entwicklungen der einzelnen Geschäftsbereiche macht das Unternehmen nicht.

EBITDA fällt um 7.6%

In den Umsätzen sind Finanzerträge von 1.6 Mio. CHF ausgewiesen. Diese stiegen gegenüber dem Vorjahr deutlich um 0.5 Mio. CHF respektive plus 37.4% an. Hingegen fielen die Nettoerträge aus Lieferungen und Leistungen um 8.9% auf 21.5 Mio. CHF. Auf der Aufwandseite gelang es dank weiterer Effizienzsteigerungen und einer strikten Kostenkontrolle, die Betriebs-, Material-, und Warenaufwendungen um 9% auf 14.7 Mio. CHF zu senken. Auch die Personalausgaben gingen um 1.9% auf 5.2 Mio. CHF zurück. Dennoch fiel der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) um 7.6% auf 3.2 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen betrugen wie im Vorjahr 1.6 Mio. CHF. Der Finanz- und Steueraufwand fiel um 16% auf 1.2 Mio. CHF. So resultierte unter dem Strich ein Reingewinn von 330’000 CHF nach 356’000 CHF im Vorjahr. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 50 CHF pro Aktie.

Auf Kurs befindet sich der Bau des neuen Gär- und Lagerkellers am Firmensitz in Schaffhausen. Der Zeitplan für das Bauprojekt, dessen Kosten im letzten Jahr mit 5 Mio. CHF beziffert wurden, wird eingehalten. Für 2016 ist die Inbetriebnahme der neuen Anlagen vorgesehen. Diese sollen die Effizienz nochmals steigern und so zu einer weiteren Kostensenkung beitragen.

Wie in den vergangenen Jahren sind die vorgelegten Geschäftszahlen der Brauerei Falken nur sehr rudimentär. So werden die Erträge weder in die einzelnen Teilsparten untergliedert noch eine detaillierte Aufstellung der Aufwendungen publiziert. Selbst die Finanzaufwendungen und Steuern werden nur in einer einzigen Position der Erfolgsrechnung zusammengefasst. Neben den Erträgen aus dem Biergeschäft inklusive dem Handel erzielt die Gesellschaft Einkünfte aus dem Immobilienbereich. Diese dürften in den Finanzerträgen von knapp 1.6 Mio. CHF im Berichtsjahr enthalten sein. Die Brauerei Falken besitzt ein nicht unerhebliches Portfolio an Immobilien, die aktiv bewirtschaftet werden. Welche Erträge hieraus jedoch generiert werden, lässt sich nur anhand der Finanzerträge vermuten, die grossteils auf das Konto der Immobiliensparte gehen dürften. Nicht einschätzbar sind die Kosten des Immobilienbereichs. Unter dem Strich sollte ein nicht unerheblicher Teil des positiven Geschäftsergebnisses auf das Konto der Immobilien gehen.

Als grundsolide angesehen werden kann die Bilanz. Zwar betragen die ausgewiesenen Eigenmittel nur 5.2 Mio. CHF respektive gut 26% der Bilanzsumme. Allerdings verfügt die Gesellschaft über Rückstellungen in Höhe von 11.9 Mio. CHF, die zumindest grossmehrheitlich Eigenmittelcharakter aufweisen sollten. Unter Einbezug der Rückstellungen lässt sich so ein komfortabler Eigenfinanzierungsgrad von 87% ermitteln. Zudem sollte die Bilanz nicht unerhebliche stille Reserven im Sachanlagevermögen beinhalten. Ein Indiz liefert etwa der Brandversicherungswert der Gebäude von 72.1 Mio. CHF und der Sachanlagen von 23.5 Mio. CHF. Dies bei einem Buchwert von lediglich 8.4 Mio. CHF. Hierbei fällt auf, dass der Wert der Sachanlagen gegenüber dem Vorjahr um 1.2 Mio. CHF angestiegen ist.

Der aktuelle Aktienkurs der auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelten Stammaktien von 13’155 CHF ist ein Spiegelbild des hohen Substanzwerts der Titel. Analog präsentiert sich die Lage bei den ebenfalls auf OTC-X gehandelten Prioritätsaktien, deren letztgehandelter Kurs bei 12’500 CHF lag. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass es den freien Aktionären kaum je möglich sein dürfte, den hohen Substanzwert der Titel zu realisieren. Mögliche Gewinne aus der Verwertung des Immobilienvermögens dürften in den Ausbau des Biergeschäfts fliessen. Somit eignen sich die Papiere nur für diejenigen Anleger, die einen engen Bezug zur Region und zur Brauerei Falken besitzen, zur Anlage. Diese können von der bescheidenen Dividende von 50 CHF pro Aktie, die seit Jahren konstant gehalten wird und sich auch zukünftig kaum verändern dürfte, profitieren. Zudem wird ihnen das traditionelle GV-Essen, bestehend aus Ochsenmaulsalat, kalten Platten, Wienerli und Bier à discretion, gepaart mit einem geselligen Abend, geboten. Wer über ein entsprechendes Finanzpolster verfügt und nicht auf die Erzielung einer ansehnlichen Rendite angewiesen ist, dürfte ein geringes Verlustrisiko mit dem Besitz der Falken-Aktien haben.

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