Daniel Frei, VRP Kursaal Bern: „Wir haben Ass, Nell und Bauer noch nicht gespielt“

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Der Interlakner Daniel Frei (69), ist Inhaber des Schulungs- und Beratungsunternehmens Institut Frei und seit 2004 Verwaltungsratspräsident der Kongress+Kursaal Bern AG. Abgeschlossene Berufsausbildungen weist der vielseitige Tourismusfachmann als Koch, Hotelier-Restaurateur und als Generalstabsoffizier auf. Mit dem Kursaal Bern ist Frei seit 30 Jahren verbunden. Bild: www.kursaal-bern.ch
Der Interlakner Daniel Frei (69), ist Inhaber des Schulungs- und Beratungsunternehmens Institut Frei und seit 2004 Verwaltungsratspräsident der Kongress+Kursaal Bern AG. Abgeschlossene Berufsausbildungen weist der vielseitige Tourismusfachmann als Koch, Hotelier-Restaurateur und als Generalstabsoffizier auf. Mit dem Kursaal Bern ist Frei seit 30 Jahren verbunden. Bild: www.kursaal-bern.ch

Das Geschäftsjahr 2015 verlief für die Kongress+Kursaal Bern AG recht turbulent. Insbesondere der schnelle Abgang der erst vor einem Jahr eingesetzten CEO Elisabeth Dalucas, aber auch die Verschiebungen im Aktionariat, sorgten für Gesprächsstoff. Verwaltungspräsident Daniel Frei beruhigt im Gespräch mit schweizeraktien.net die Gemüter und betont, dass diese Unruhephase nun vorbei sein dürfte. Für die nächsten beiden Geschäftsjahre erwartet er noch „keine spektakuläre“ Entwicklung. Ab 2018 soll der Gruppenumsatz dann auf 89 Mio. CHF steigen. Frei schaut zudem weit voraus und erwartet bis zum 125-Jahr-Jubiläum des Kursaals in 2028 grosse Veränderungen in der Branche, auf die sich der Kursaal in den nächsten Jahren vorbereiten müsse.

Die Kursaal Bern AG hat in den vergangen Jahren durch einen hektischen Kursverlauf ihrer Aktien, abrupte Managementwechsel und grosse Veränderungen im Aktionariat von sich reden gemacht, wird das so weiter gehen?

Daniel Frei: Hoffentlich nicht. Die erwähnten unsteten Entwicklungen sind zwar nicht zu bestreiten. Doch die Phase der Unruhe dürfte nun vorbei sein. Eine Berner Unternehmergruppe, die daran interessiert ist, den bernischen Charakter des Kursaals zu verstärken, hat in den letzten Monaten ihren Anteil am Unternehmen systematisch ausgebaut. Damit sind nun starke und stabile Ankeraktionäre vorhanden.

Handelt es sich bei dieser Gruppe tatsächlich um die Investorengruppe um die Industriellen Bruno Marazzi und Willy Michel, wie oft spekuliert wird, und wie hoch ist deren Beteiligung mittlerweile?

Von mir werden Sie keine Namen hören. Nachdem verschiedene Namen in der Öffentlichkeit zirkuliert haben, liegt Ihre Vermutung aber wohl nicht ganz falsch. Bestätigen kann ich hingegen, dass die Beteiligungsquote dieser Aktionäre heute auf über einen Drittel gestiegen ist.

Da ist es wohl naheliegend, dass der Wechsel im Management von Elisabeth Dalucas zu Kevin und Karin Kunz mit dieser Änderung im Aktionariat zusammenhängt.

Nicht direkt. Der Kursaal-Verwaltungsrat und die Aktionäre haben diesen Führungswechsel gemeinsam beeinflusst. Dies mit dem Ziel, den bernischen Charakter stärker hervorzuheben. Zudem: Eine Unternehmensgruppe, die vor allem in der Restauration und in der Hotellerie tätig ist, bedingt eine örtliche Vernetzung.

Zu den nicht besonders erhebenden Zahlen: Das Gästeaufkommen, der Umsatz und der Ertrag haben in den letzten Jahren stagniert. Woran liegt das?

In erster Linie ist dies auf die lange Bauzeit, die mit dem Anbau Süd beendet wird, zurückzuführen, in zweiter auf die reduzierte Nutzung wegen den Bauimmissionen und in dritter auf das wirtschaftliche Umfeld, das nicht gerade stützend wirkte.

Trotzdem: Auf den ersten Blick verfügt die Kursaal-Gruppe mit Hotellerie, Gastronomie, Events und dem Glücksspiel über eine überaus attraktive Angebotspalette. Und dies an zentralster Lage in der Schweiz. Diese Trümpfe müssten doch besser stechen.

Das werden sie auch. Wegen der intensiven Bauphase haben wir aber in den vergangenen Jahren nicht mit voller Kraft fahren können. Erst nach Abschluss des Anbaus Süd Ende des nächsten Jahres werden wir unsere Kapazitäten ganz ausnützen können und sind dann auch deutlich flexibler. Wir können die Anlässe dann beispielsweise dichter planen als bisher. Mit andern Worten: Ass, Nell und Bauer haben wir noch in der Hand und werden sie bald ausspielen können.

Die Prognosen für das laufende und das kommende Geschäftsjahr werden aber noch verhalten ausfallen.

Ja, in den beiden nächsten Geschäftsjahren wird die Entwicklung noch nicht spektakulär verlaufen. Die Eckdaten wie Umsatz und Ertrag werden auf dem Niveau des vergangenen und des laufenden Jahres liegen und sich nachher kontinuierlich entwickeln.

Und dann wird die Kursaal-Gruppe abheben?

Davon gehen wir aus. Im Geschäftsjahr 2018 erwarte ich eine merkliche Zunahme des Gruppenumsatzes von heute 86 auf 89 Millionen Franken. Der Kursaal allein wird sich ebenfalls von 36 auf 38 bis 39 Millionen steigern können. Das Bruttospielergebnis der beiden Casinos in Bern und Neuenburg dürfte von heute 74 auf 75 bis 76 Millionen zunehmen. Was immer wieder zu erwähnen ist: 35 Millionen davon werden an die AHV gehen.

Suchen Sie auch schon nach neuen Geschäftsfeldern?

Im Prinzip nein, oder nun dann, wenn wir damit unser Kerngeschäft stützen können. Denkbar wären Akquisitionen beispielsweise im Bereich eines Shuttle-Service, der Parkplatzbewirtschaftung und Hotelbetten in unserer näheren Umgebung.

Was sind die Eckpunkte Ihrer neuen Strategie?

Wir werden den vollendeten Anbau Süd für einen Sprung nach vorne nutzen und das gäste- und kundennahe Management verstärken. Dazu soll eine konsequente Drei-Schienenkommunikation betrieben werden: Der Gast aus der Region Bern, aus der Schweiz und von jenseits der Landesgrenzen muss unterschiedlich angesprochen werden. Unsere Devise: hohe Qualität ohne Luxus. Eine zusätzliche Herausforderung ist die neue Positionierung der Casinos, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen durch das revidierte Geldspielgesetz und für die Online-Spiele bekannt sind.

Die ganze Branche klagt über die massive Frankenaufwertung. Wie sind Sie betroffen?

Ganz ohne Währungssorgen geht es auch bei uns nicht. Beim individuellen Hotelgast sind die Auswirkungen allerdings gering. Professionelle Veranstalter verlangen dagegen häufig Währungsrabatte oder weichen in den günstigeren Euroraum aus, etwa nach Salzburg, Stuttgart oder Lyon.

Wie hoch ist der Anteil der Auslandgäste, und was unternehmen Sie, um diesen Anteil zu steigern und insbesondere bei den Asiaten zu punkten?

Der Anteil ausländischer Gäste beträgt rund 60 Prozent, ein Viertel sind Europäer und 17 Prozent Asiaten. Der Anteil der inländischen Gäste macht 40 Prozent aus. In den kommenden Jahren wollen wir nicht, wie viele andern, in erster Linie bei den Asiaten punkten. Unser Ziel ist es, den Anteil der Europäer und den noch kleinen Anteil von USA-Gästen zu steigern sowie den Anteil der Asiaten zu halten. Mit Gästen aus dem arabischen Raum kommunizieren wir gezielt.

Was sind die wichtigsten langfristigen Grossprojekte?

Mit dem Abschluss des Anbaus Süd Ende November 2016 endet eine lange Aus- und Umbauphase. Dann haben wir Ruhe. Das nächste grössere Renovationsprojekt wird dann die Erneuerung der Zimmer des Hotels Allegro sein. Dies in fünf bis acht Jahren.

An welchen sehr erfolgreichen Unternehmen der Branche orientiert sich die KKB?

An keinem. Mit 60’000 Logiernächten pro Jahr und einer Auslastung von 73 Prozent brauchen wir uns gewiss nicht zu verstecken. Damit liegen wird klar über dem Branchendurchschnitt. Und die Kombination von Casino, Hotel und Restaurationsbetrieben, wie wir sie anbieten können, gibt es so in der Schweiz kein zweites Mal. Um Spitzenleistungen bieten zu können, setzt die Kursaal-Gruppe auf ein dichtes internes Kontroll- und Vergleichsnetz, auf Führungskompetenz auf allen Ebenen und holt zudem regelmässig die Meinung von Gästen und Branchenexperten ein.

In etwas mehr als sieben Jahren feiert der Kursaal sein 120-Jahr-Jubläum. Haben Sie schon Ideen, wie das gefeiert werden soll?

Wir blicken bereits weiter voraus. Für uns viel wichtiger wird nämlich das Jahr 2028 sein, wenn der Kursaal sein 125-Jahr-Jubiläum feiern kann. Auf diesen Zeitpunkt hin erwarte ich grosse Veränderungen. Vieles wird nicht mehr so sein wie heute. Das Kongress- und Veranstaltungsgeschäft wird im Wesentlichen IT-beherrscht sein, es wird eine neue Casino-Generation Einzug halten, und rund die Hälfte der traditionellen Gäste, die uns heute besuchen, wird in zwölf bis fünfzehn Jahren nicht mehr da sein. Deshalb wird 2028 der Kursaal Bern innen wiederum anders aussehen. Uns gehen also die Hausaufgaben nicht aus.

Die internen Turbulenzen und der starke Franken dürften nicht ohne Auswirkungen auf die Zahlen für das Geschäftsjahr 2015 bleiben. Allerdings rechnen wir in dem für die Kursaal-Gruppe sehr wichtigen Casinogeschäft in Bern und Neuenburg mit einer stabilen Entwicklung, so dass für die gesamte Unternehmung mit stagnierenden oder nur leicht rückläufigen Zahlen zu rechnen ist. Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschaftet die Gruppe einen konsolidierten Umsatz von 86.3 Mio. CHF und einen Reingewinn (exkl. Minderheiten) von 2.3 Mio. CHF. Nach dem starken Kursanstieg im Sommer, der auf den Einstieg neuer Aktionäre zurückzuführen ist, kam der Aktienkurs wieder zurück. Die Aktien wurden zuletzt auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB zu Kursen um die 490 CHF gehandelt. Damit notiert der Titel deutlich unter dem per 31.12.2014 ausgewiesenen Buchwert von 719 CHF pro Aktie. Aufgrund der Aussagen von Daniel Frei im obigen Interview sind die kurzfristigen Wachstumsaussichten der Kursaal-Unternehmungen und damit auch das Potenzial für die Aktie begrenzt. Spielt die Gesellschaft mittelfristig ihre Trümpfe jedoch aus, dürfte sich dies ändern.

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