OTC-Musterdepot: Outperformance hält an, Zur Rose deutlich im Plus – NZZ neu im Depot

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Der Sechseläutenplatz mit NZZ-Gebäude und Opernhaus.
Der Sechseläutenplatz mit NZZ-Gebäude und Opernhaus. Bild: NZZ

Die Performance steigt weiter. Wie schon in vielen Vormonaten lief das OTC-Musterdepot von schweizeraktien.net auch im Januar besser als der Vergleichsindex. Denn während die zehn Portfoliowerte in diesem Jahr bereits um weitere 0.3 Prozentpunkte steigen konnten, verzeichnet der BEKB OTC-X-Liquidity Index ein Minus seit Jahresanfang von 0.9 Prozentpunkten. Die Outperformance des Musterdepots seit Start vor einem Jahr kletterte dadurch von 15.5 auf 16.7 Prozentpunkte.

Geringe Kursverluste zeigt allerdings Bernexpo in den letzten vier Wochen. Zwar kamen keine News aus der Firmenzentrale in Bern, und die Jahreszahlen der Messegesellschaft sind erst etwa in der letzten Märzwoche zu erwarten, doch der Handel in der Aktie auf der ausserbörslichen Plattform der Berner Kantonalbank (BEKB) ist in diesem Jahr dennoch vergleichsweise sehr rege. Rund 360 Stück wechselten in den ersten fünf Wochen des Jahres schon den Besitzer – das war rund zehnmal so viel wie im gleichen Vorjahreszeitraum.

Biella – Umstrukturierung wird konkret

Ganz dünn dagegen sind derzeit die Handelsumsätze in Aktien von Weiss+ Appetito. Obwohl die Geld- und Briefspanne auf OTC-X aktuell mit rund 5% nicht einmal sonderlich hoch ist, wurde in diesem Jahr noch kein einziges Stück umgesetzt. Im Vorjahreszeitraum waren es dagegen zum selben Zeitpunkt bereits rund 400 Aktien im Handelsvolumen von annähernd 150000 Franken. Möglicherweise bringt hier auch erst die Präsentation der Jahreszahlen etwa gegen Ende April wieder Leben in den Handel mit den Papieren des Baudienstleisters aus Bern.

Während bei den meisten Depotmitgliedern noch keine Nachrichten zum operativen Geschäft im Gesamtjahr 2015 vorliegen, konkretisierte Biella die bereits mit dem Halbjahresbericht 2015 angekündigten Umstrukturierungen. Wie der Anbieter von Büroartikeln jetzt Ende Januar mitteilte, soll die Produktion im englischen Hyde sowie die Vertriebsorganisation in Österreich geschlossen werden. Durch die Übertragung der Fertigung auf den grössten Biella-Standort Peitz in Deutschland im ersten Quartal und die Bündelung des österreichischen Vertriebs über den EU-Vertrieb erwartet das Unternehmen bedeutende Kostensynergien. Insgesamt sollen von der Restrukturierung rund 40 Stellen betroffen sein. Im Interview mit schweizeraktien.net kündigte CEO Marco Arrigoni zudem an, dass die Investitionen in das neue Geschäftsfeld Biella SimplyFind keine negativen Folgen auf die Dividende haben würden. Mit SimplyFind steigt Biella in das Archivierungs- und Digitalisierungsgeschäft ein.

Zur Rose will weiter expandieren

Während die meisten Titel im Depot nicht oder nur geringfügig vom Fleck kamen, machte die Aktie von Zur Rose doch einen deutlichen Sprung um 8.7 Prozentpunkte und beschert nun nach längerer Zeit mit negativen Performancevorzeichen wieder ein Plus von 6.5% seit dem Start des Depots vor einem Jahr. Auslöser des Kursschubs war eine Meldung der Online-Apotheke Mitte Januar über geplante weitere Expansionsschritte nach der erfolgreichen Integration der vor drei Jahren akquirierten DocMorris und des Mitte 2015 in Betrieb genommenen neuen Logistikzentrums im niederländischen Heerlen.

Zur Finanzierung der Wachstumsinitiativen will die Gesellschaft die Eigenkapitalbasis um rund 30 Mio. CHF stärken und dafür in den nächsten Monaten gezielt Investoren ansprechen. Neben der ohnehin für Sommer geplanten Eröffnung eines ersten Flagshipstores verspricht dieses Jahr somit weitere Spannung beim Arzneimittelhändler.

Neue Zürcher Zeitung – Gewinn fällt im Halbjahr…

Als Neueinsteiger ist nun die Aktie der Neue Zürcher Zeitung im Depot. Die Mediengruppe ist im Umbau, und der Fokus geht nun auch verstärkt in Richtung online. So gab es im vergangenen Jahr beispielsweise einen Relaunch von NZZ.ch, und es wurden auch mehrere neue NZZ-Produkte lanciert. Zudem wurde Ende Juni das Druckzentrum Schlieren geschlossen. Bei Digitalabos macht sich der Wandel schon jetzt bezahlt. Nach der zuletzt im Herbst aktualisierten Auflagenbeglaubigung der Wemf AG für Werbemedienforschung konnte das Medienhaus die Anzahl der Digitalabos im Vergleich zum Vorjahr um 26% auf 21’000 ausbauen und damit die Rückgänge im Printbereich weitgehend ausgleichen. Dennoch leidet die NZZ unter dem schwachen Werbemarkt, aber auch unter der Frankenstärke und berichtete im Halbjahr noch über einen Rückgang im Gesamtertrag um 2.7% auf 227.5 Mio. CHF.

Mit einem Minus von 10% im Printgeschäft im ersten Semester schnitt NZZ dabei allerdings noch leicht besser ab als die Schweizer Presse insgesamt. Diese verzeichnete in den sechs Monaten nämlich einen Rückgang im Print-Werbebereich um 12%. Die tieferen Werbeumsätze und strategische Investitionen in das Kerngeschäft drückten dann auch den operativen Gewinn der NZZ-Gruppe im Halbjahr von 8.5 auf 5.0 Mio. CHF. Zwar brachte der Verkauf von Liegenschaften und der Appenzeller Druckerei beim ausserordentlichen Ergebnis ein Plus von 1.8 Mio. CHF, doch wegen des um 1.6 Mio. auf -3.1 Mio. CHF verschlechterten Finanzergebnisses halbierte sich der Gewinn vor Steuern in der Gruppe auf 4.3 Mio. CHF. Das Ergebnis je Aktie fiel in den sechs Monaten schliesslich von 159 auf 80 CHF.

… aber der Verkauf des Druckzentrums verspricht einen ausserordentlichen Ertrag im zweiten Semester

Der Rückgang dürfte aber eher temporär und schon das zweite Semester besser gewesen sein. So fallen die Sonderkosten für die Schliessung der Druckerei in Schlieren weg, und es sollten sich erste Kosteneinsparungen durch die Auslagerung der Druckaufträge zeigen. Zudem hat NZZ Ende 2015 das Druckzentrum in Schlieren an das Immobilienunternehmen Swiss Prime Site verkauft. Das Objekt wurde 1989 gebaut und dürfte einen hohen ausserordentlichen Ertrag in die Kasse gespült haben.

Der Verkauf der Immobilie spiegelt sich im Kursverlauf der Aktie bisher allerdings nicht wider, und viele Anleger dürften das auch noch nicht auf der Liste haben. Dabei dürfte der Buchwert je NZZ-Aktie in den letzten Monaten von 6.975 CHF per Ende Juni nun irgendwo in den Bereich von 7.500 CHF gestiegen sein. Angesichts eines Discounts zum Eigenkapital von geschätzt rund 30% gibt es auch noch die Chance auf eine überraschende Dividendenerhöhung. Dazu kommt die erwartete operative Kostenverbesserung. Insgesamt halten wir die Aktie für günstig und sehen deutliches Kurspotenzial. Schon die Bekanntgabe der 2015er-Jahreszahlen, die für etwa Mitte März zu erwarten sind, könnten Steigerungen bringen. Berücksichtigen müssen Anleger bei einem Engagement allerdings die restriktive Eintragungspolitik des Hauses. Es dürfen nur natürliche Personen eingetragen werden, und der Aktienbesitz ist auf 1%  beschränkt. Zudem dürfen die Aktionäre kein Mitglied einer politischen Partei sein – mit Ausnahme der FDP. Vor einem Aktienkauf lohnt sich daher ein genaues Studium der Vinkulierungsbestimmungen.

schweizeraktien.net Musterdepot OTC
Valoren Unternehmen Kaufkurs aktueller Kurs Stück in CHF Performance
1110034 Bernexpo Holding 396 440 25 11000 11,1%
151948 Biella 3900 3760 2 7520 -3,6%
161329 Kongress+Kursaal Bern 410 490 25 12250 19,5%
1792366 Menzi Muck AG 6050 6500 2 13000 7,4%
199228 Parkresort Rheinfelden 655 900 15 13500 37,4%
251331 Soc. Suisse des Explosifs 3100 2750 3 8250 -11,3%
1474512 Thurella AG 90 98,5 110 10835 9,4%
21293696 Weiss+Appetito 300 313 33 10329 4,3%
4261528 Zur Rose AG 23 24,5 430 10535 6,5%
12651797 Neue Zürcher Zeitung 5350 5350 2 10700 0,0%
Cash 10126
Performance gesamt 118045 16,1%
BEKB Liquidity Index 965,6 960,19 -0,6%
Start: 6.1.15, Start fiktiv mit 101’673 CHF; Stand: 5.2.16

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