Hof Weissbad: Leichte Abschwächung im Geschäftsjahr 2015 – Sanierung für Januar 2017 geplant

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Die kulinarischen Genüsse (im Bild das Restaurant Flickflauder) sind ein wichtiger Bestandteil des Angebots. Bild: Hof Weissbad AG
Die kulinarischen Genüsse (im Bild das Restaurant Flickflauder) sind ein wichtiger Bestandteil des Angebots. Bild: Hof Weissbad AG

Die Hotel Hof Weissbad AG verbuchte im 2015 einen leichten Rückgang des Gästeaufkommens. Wie die Gesellschaft im jüngsten Geschäftsbericht mitteilt, kann die von 95% auf 92% gefallene Zimmerauslastung immer noch als Spitzenwert angesehen werden. Die Gesellschaft hat dennoch eine Untersuchung der Gründe für den Rückgang eingeleitet. Demzufolge haben der starke Schweizer Franken und der schwache Euro zu einer Abwanderung der Gäste vor allem nach Vorarlberg in den Bregenzer Wald, aber auch nach Tirol und Südtirol geführt. Zudem buchten die Stammgäste kürzere Aufenthalte. Belastend auf die Geschäftszahlen haben sich mehr Buchungen über Reservationsplattformen ausgewirkt, die höhere Kommissionszahlungen entstehen liessen und das Profitieren der Gäste von günstigen Last-Minute-Angeboten.

Ein Vergleich mit der ebenfalls im Bereich der 4-Sterne-Hotellerie tätigen Sunstar-Gruppe zeigt deutlich, wie erfreulich die Auslastungszahlen des Hof Weissbads sind. So musste Sunstar für die Sommermonate 2015 (Mai bis Oktober) einen Rückgang der Bettenauslastung um ebenfalls 3% auf noch 56% verbuchen. Ein Blick auf die vom Bundesamt für Statistik (BFS) publizierten Zahlen zeigt auf, dass auch die Auslastung von Sunstar deutlich über dem landesweiten Durchschnitt liegen. So vermeldet das BFS eine landesweite Zimmerauslastung von nur 44.8% für 2015 nach 45.2% im Vorjahr.

Sanierung des Hotels im 2017

Nachdem im Vorjahr die grossen Aus- und Umbaupläne des Hauses vorläufig auf Eis gelegt wurden, hat die Geschäftsleitung nun ein neues Investitionsprogramm entworfen. So wird das Hotel während sechs Wochen im Januar und Februar 2017 geschlossen werden, um sämtliche Nasszellen in den Zimmern zu ersetzen und die Zimmer zu renovieren. Ebenfalls renoviert wird das Gesundheitszentrum. Zudem ist ein neuer Seminarraum im Park geplant. Weiterhin wird der bisherige Sitzungs- und Seminarraum für die Bedürfnisse der Angestellten umgebaut und schliesslich das Park-Café sanft renoviert. Erst in der Planungsphase befindet sich hingegen das Neubauprojekt, welches neue Gebäulichkeiten in den Bereichen Hotel, Gesundheit und Wellness beinhaltet. Bis 2018/19 soll das Baubewilligungsverfahren abgeschlossen sein. Da das Projekt derzeit noch in der Planungsphase steht, können keine detaillierten Angaben gemacht werden. Durch die Umbau- und Erweiterungsmassnahmen soll die bestehende Position der Hotel Hof Weissbad AG als Aushängeschild der schweizerischen Gesundheits- und Tourismusbranche beibehalten werden.

Zweitbestes Ergebnis erzielt

Im Geschäftsjahr 2015 verzeichnete die Gesellschaft ein leichtes Umsatzminus von 1.6% auf 20.5 Mio. CHF. Auch wenn die Rekordwerte des Vorjahres, welches gleichzeitig ein Jubiläumsjahr war, nicht mehr ganz erreicht werden konnten, stellt das Jahr 2015 das zweitbeste in der 21-jährigen Firmengeschichte dar. Dabei verzeichneten die Einkünfte aus dem Hotel ein Minus von 2.1% auf 14.6 Mio. CHF, während die Nettoeinnahmen aus dem Gesundheitsbereich, d.h. die um Leistungen aus dem Hotel bereinigten Umsätze, um 1% auf 4.9 Mio. CHF fielen. Aus den sonstigen Dienstleistungen resultierte knapp 1 Mio. CHF nach 0.9 Mio. CHF im 2014. Zeitgleich fiel die Zahl der Übernachtungen um 4.1% auf 40’752 Logiernächte. Auf der Kostenseite gelang es, im Hotelbereich ein Ausgabenminus von 2.5% auf knapp 2.4 Mio. CHF zu erwirtschaften. Allerdings legten die Ausgaben der Gesundheitssparte mit plus 23.6% auf fast 0.5 Mio. CHF deutlich zu. Inklusive der übrigen Dienstleistungsausgaben in Vorjahreshöhe von 0.8 Mio. CHF stiegen die betrieblichen Kosten um 0.9% auf 3.6 Mio. CHF an. Die direkten Personalkosten lagen mit 8.9 Mio. CHF um 0.4% unter den Vorjahreswerten. So resultierte ein Minus des Bruttobetriebserfolgs von 3.8% auf knapp 8 Mio. CHF. Im Bereich des Verwaltungsaufwands, bestehend aus den Sachaufwendungen von 1.4 Mio. CHF (-9%) und den Lohnkosten von 1.9 Mio. CHF (+2.7%), gelang ein Kostenminus von 0.1 Mio. CHF auf 3.3 Mio. CHF. Allerdings stiegen die übrigen betrieblichen Aufwendungen deutlich um 0.4 Mio. CHF auf 1.4 Mio. CHF an. Hierin enthalten ist die Bildung von Rückstellungen in Höhe von 0.4 Mio. CHF im Zusammenhang mit der Schliessung des Hotels wegen Sanierungsarbeiten im 2017. Im Ergebnis führte dies zu einem Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 16.6% auf 3.2 Mio. CHF. Bereinigt um die Bildung der Rückstellungen betrug das Minus 6.3%. Bei Sachabschreibungen in Vorjahreshöhe von 2.9 Mio. CHF resultierte ein EBIT von 0.3 Mio. CHF nach 0.9 Mio. CHF im Vorjahr. Positiv auf das Ergebnis wirkte sich der um gut 60’000 CHF gesunkene Finanzaufwand und der um 50’000 CHF tiefere Steueraufwand aus. So wurde ein Reingewinn von 230’000 CHF nach 640’000 CHF im Vorjahr erzielt. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr auf 15.60 CHF halbierte Dividende.

Schwarze Null trotz Schliessung erwartet

Für das Jahr 2017 erwartet die Gesellschaft trotz der sechswöchigen Schliessung eine schwarze Null. Neben der Bildung von Rückstellungen wurden weitere nicht näher spezifizierte Massnahmen eingeleitet. Die Sanierung der Zimmer dränge sich Firmenangaben zufolge angesichts des schwächeren Geschäftsgangs im 2015 auf. Zahlreiche Konkurrenten im In- und Ausland haben zudem ihre Angebotspalette erweitert. Nur durch die Investitionen, welche das Hotel und das Gesundheitszentrum wieder auf den neuesten Stand bringen, kann die führende Stellung auch zukünftig gesichert werden. Per Ende Juni 2016 verlässt der Chefarzt Dr. Tobias Ritzler das Haus nach fast zehn Jahren. Die Nachfolge des für das Gesundheitszentrum und damit für die Gesellschaft sehr wichtigen Position wird derzeit geregelt. Die Geschäftsleitung rechnet damit, den Aktionären an der Generalversammlung Nachfolger präsentieren zu können.

Die Geschäftszahlen der Hof Weissbad AG für 2015 fallen zumindest auf den zweiten Blick erfolgreich aus. Die Auswirkungen des schwachen Euro trafen das Haus, das vor allem von Schweizer Gästen besucht wird, nur wenig. Der auf den ersten Blick happige Rückgang des Gewinns geht auf die Bildung von Rückstellungen für die Sanierungsphase im 2017 zurück. Das effektive Minus liegt deutlich tiefer und kann sich nicht nur angesichts des schwierigen Umfelds sehen lassen. Mit der Zimmersanierung und den ersten Erweiterungen auf 2017 sollte es zumindest gelingen, die Rückgänge zu kompensieren. Das laufende Jahr wird massgeblich durch die Planungstätigkeit und die Vorbereitungen für die Sanierung im 2017 geprägt sein, wodurch zahlreiche Managementkapazitäten gebunden sein werden. Unter der Annahme einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung erscheint ein Ergebnis in Vorjahreshöhe möglich.

Als sehr solide können die Bilanzkennzahlen mit einer Eigenmittelquote von gut 62% per Jahresende 2015 angesehen werden. So kann die Gesellschaft den Aktionären trotz des deutlich tieferen Gewinns und den anstehenden Investitionen problemlos eine Dividende zahlen. Die Aussagen im Geschäftsbericht, wonach die Aktionäre ein gutes Entgelt für ihr finanzielles Engagement geboten werden soll, welches die Rendite erstklassiger schweizerischer Obligationen übersteigen soll, kann als Indiz angesehen werden, dass trotz der geplanten Investitionen auch weiterhin Ausschüttungen erfolgen dürften.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’540 CHF weisen die Titel ein hohes Agio gegenüber dem Buchwert von 1’000 CHF auf. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass die Bilanz nicht unerhebliche stille Reserven im Anlagevermögen, insbesondere im Bereich der Immobilien und der Grundstücke, enthalten dürfte. Auch wenn diese von den aussenstehenden Aktionären kaum je realisiert werden können, sollte dies die Aktie vor deutlichen Kursrücksetzern schützen. Als auch im aktuellen Tiefzinsumfeld gering eingestuft werden muss hingegen die Dividendenrendite von 1%. Somit eignen sich die Aktien in erster Linie für Anleger mit einem engen Bezug zum Betrieb und der Region, die zudem vom Nachtessen an der GV und dem künstlerischen Rahmenprogramm profitieren können.

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