Auto AG Group: Umsatz und Gewinn gehen 2015 zurück, konstante Dividende – Ausbau in Rothenburg geplant

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Anfang 2017 soll das neue Nutzfahrzeugcenter in Weinigen eröffnen. Abbildung: zvg
Anfang 2017 soll das neue Nutzfahrzeugcenter in Weiningen eröffnen. Abbildung: zvg

Für die Auto AG Group war das Geschäftsjahr 2015 kein besonders erfolgreiches Jahr. Ursprünglich hatte es sich das im öffentlichen Verkehr und im Nutzfahrzeuggeschäft tätige Unternehmen zum Ziel gesetzt, in 2015 ein Ergebnis deutlich über dem Vorjahreswert zu erreichen. Doch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses machte diese Pläne der Geschäftsleitung zunichte. Der Umsatz ging um 8.3% auf 89.3 Mio. CHF zurück und erreichte den tiefsten Wert seit fünf Jahren (siehe Geschäftsbericht). Dennoch verkaufte die Auto AG mit 973 neuen Nutzfahrzeugen fast gleich viele Fahrzeuge wie im Vorjahr (2014: 989). Als Grund für den Umsatzrückgang nannte Verwaltungsratspräsident Georges Theiler die Preissenkungen auf Fahrzeuge und Ersatzteile. Dass dennoch mit 6.2 Mio. CHF (Vorjahr: 6.5 Mio. CHF) ein respektables Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA erzielt werden konnte, ist auf rasche Kostenoptimierungsmassnahmen zurückzuführen. Der Cashflow lag mit 5.3 Mio. CHF (Vorjahr: 5.7 Mio. CHF) nur leicht unter dem 2014er Wert. Mit 2.0 Mio. CHF verblieb ein deutlich tieferer Reingewinn als im Vorjahr. Sonderabschreibungen in Höhe von 400’000 CHF auf geplante Bauprojekte im Tessin und in Spreitenbach, die aufgrund von Einsprachen nicht realisiert werden konnten, führten zu dem niedrigeren Ergebnis. Dennoch sollen die Aktionäre wiederum eine Dividende von 10 CHF je Aktie erhalten, die aus den Kapitaleinlagereserven stammt und somit für Privatpersonen in der Schweiz steuerfrei ist. Obwohl die Ausschüttung deutlich höher ausfällt, als sie gemäss der Ausschüttungspolitik – ein Viertel der Gewinne soll als Dividenden ausgezahlt werden – sein dürfte, hält der Verwaltungsrat an dem Betrag von 10 CHF fest. „Mit der Ausschüttung einer attraktiven Dividende bleiben wir unserer langjährigen Strategie treu und setzen ein Zeichen, dass wir der Unternehmensentwicklung sehr zuversichtlich gegenüberstehen“, so Georges Theiler.

Stabile Entwicklung in der Sparte öffentlicher Verkehr

Im Gegensatz zum Nutzfahrzeuggeschäft verzeichnete die Sparte öffentlicher Verkehr einen konstanten Umsatz von 17.5 Mio. CHF. Allerdings machte CEO Robert Meyer an der Medienkonferenz auf den hohen Kostendruck aufmerksam, der von den sogenannten Bestellern der Transportleistungen – also der öffentlichen Hand – an die Buslinienbetreiber weitergeben werde. Erfreulich sei, dass die Auto AG auf ihren Linien trotz dieses Kostendrucks immer noch sehr gute Leistungen erbringe. Dies werde von den Fahrgästen in regelmässigen Umfragen bestätigt. Durch die konsequente Erneuerung der Fahrzeugflotte könne die Auto AG ihre Betriebskosten in diesem Bereich weiter senken, so Meyer. Kurz vor Jahresende hat das Bundesamt für Verkehr der Verlängerung aller Bus-Konzessionen der Tochtergesellschaft Auto AG Rothenburg bis ins Jahr 2025 zugestimmt. „Das gibt uns in diesem Bereich wertvolle Planungssicherheit zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Gesellschaft“, erklärte Meyer.

Weniger Umsatz in Nutzfahrzeuggeschäft

Rückläufig waren die Umsätze in den Sparten Nutzfahrzeugverkauf und Werkstatt/Ersatzteile. Der Verkauf von leichten und schweren Nutzfahrzeugen (NFZ) der Marken Iveco und Fiat trug nur noch 45.8 Mio. CHF (oder 51.3%) zum Gesamtumsatz der Gruppe bei. Im Werkstatt- und Ersatzteilegeschäft lagen die Verkäufe bei 26 Mio. CHF (Vorjahr: 28.0 Mio. CHF). Meyer machte neben den Preissenkungen im Bereich der Teile auch die höheren Wartungsintervalle der NFZ für den Umsatzrückgang verantwortlich. Im Nutzfahrzeugverkauf sei ein Trend weg von schweren hin zu leichten Fahrzeugen spürbar. Als „Full-Range-Anbieter“ könne man allerdings von diesem Trend ebenfalls profitieren, so Meyer. Die verkaufte Anzahl der leichten NFZ insbesondere der Marke Fiat Professional sei daher in 2015 weiterhin gestiegen. Finanzchef Walter Odermatt präsentierte an der Medienkonferenz eine kerngesunde Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von 57.5%. Er kündigte an, dass sich diese durch das laufende sowie geplante Bauprojekte in 2016 zwar reduzieren würde und die Bilanzsumme auf etwa 100 Mio. CHF (2015: 84.8 Mio. CHF) wachsen werde. Als Mindest-Eigenkapitalquote, die nicht unterschritten werden soll, nannte er den Wert von 40%.

Guter Start ins 2016 – Neubauprojekte

Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich Robert Meyer vorsichtig optimistisch. „Wir sind sehr verhalten ins Jahr gestartet“, erklärte er an der Medienkonferenz. Mittlerweile sei die Stimmung bei den Kunden jedoch überraschend positiv. Der Verkauf der Nutzfahrzeuge bis 3.5 Tonnen entwickle sich gut und liege über dem Vorjahr. Zudem seien die Betriebe gut ausgelastet und umgesetzte Produktivitätssteigerungen und Kostenoptimierungen wirkten sich positiv auf die Ergebnisentwicklung aus, berichtete der CEO. Wachstumspotenzial sieht die Auto AG Group in den kommenden Jahren am Standort Weiningen im Limmattal (siehe Blog-Beitrag vom 2. März 2016), wo nach dem Bezug der ersten zwei Hallen Anfang 2017 auch grosse NFZ gewartet werden können. Im Tessin möchte die Tochterfirma Auto SA Ticino die Infrastruktur am bestehenden Standort weiter ausbauen, nachdem das geplante Bauprojekt wegen Einsprachen nicht weiter verfolgt wurde. Robert Meyer kündigte auch für das Nutzfahrzeugcenter in Rothenburg konkrete Ausbaupläne an: Insgesamt verfügt die Auto AG Group an diesem Standort über eine Gesamtfläche von rund 15’000 m2, die noch bebaut werden kann. Für ein erstes Projekt auf einer 1’500 m2 grossen Fläche, die sich auf dem Gelände des heutigen Nutzfahrzeugcenters befindet, gibt es bereits Mietinteressenten für sämtliche Erdgeschossflächen. Dabei handelt es sich um Gewerbeflächen. Die Suche nach weiteren Mietern für das Obergeschoss läuft bereits. Bis Ende 2016 will das Unternehmen die Baueingabe tätigen. Georges Theiler machte deutlich, dass eine Baueingabe allerdings nur erfolgen würde, wenn die Flächen zu mindestens 60% vermietet seien.

In den letzten fünf Jahren zeigt die Umsatzentwicklung der Auto AG nach unten. Zwar ist dieser Effekt vor allen Dingen auf die negative Wechselkursentwicklung zurückzuführen, die im Nutzfahrzeugverkauf und bei den Ersatzteilen sofort auf den Preis durchschlägt. Allerdings kamen so auch die Gewinnzahlen unter Druck. Positiv zu werten ist angesichts dieser Herausforderungen die Verbesserung der EBITDA-Marge gegenüber dem Vorjahr von 6.6 auf 6.9%. Dies dürfte vor allen Dingen auf die Kostenoptimierungen zurückzuführen sein. Dennoch konnte die Auto AG in der Vergangenheit kein Wachstum erzielen. Durch neue Projekte, wie das Nutzfahrzeugcenter in Weiningen bei Zürich, möchte das Unternehmen neue Marktgebiete besser erschliessen und so wieder auf der Umsatzseite wachsen. Zudem dürften die Mieteinnahmen der fremdvermieteten Flächen in Weiningen und ab 2018 in Rothenburg für höhere Erträge sorgen. Angesichts der herausfordernden Situation im Schweizer Nutzfahrzeuggewerbe wäre es allerdings auch denkbar, dass sich die Auto-AG-Gruppe aktiv an einem möglichen Konsolidierungsprozess in dieser fragmentierten Branche beteiligt. Gemäss Georges Theiler ist die Eröffnung neuer Niederlassungen ebenso denkbar wie die Übernahme von bestehenden Firmen. Bisher ist das Unternehmen schon in der Zentralschweiz (Rothenburg), im Tessin, in Bern sowie im Grossraum Zürich tätig. Raum für Wachstum würde hier beispielsweise die Ostschweiz bieten. Angesichts der soliden Bilanz wären kleinere Expansionsschritte auch aus eigener Kraft finanzierbar. Zudem verfügt die Gesellschaft über ein genehmigtes Kapital von 504’000 CHF, das auch an der kommenden Generalversammlung wieder verlängert werden soll.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnen wir aufgrund der optimistischen Aussagen der Geschäftsleitung mit leicht steigenden Umsätzen. Durch die Kostenoptimierungen dürfte sich der höhere Umsatz positiv auf das Betriebsergebnis auswirken. Auf Stufe Reingewinn fallen die rund 400’000 CHF Sonderabschreibungen weg, so dass allein wegen dieses Effekts für 2016 mit einem deutlich höheren Gewinn von rund 2.5 Mio. CHF (31.80 CHF pro Aktie) zu rechnen ist. Bei Aktienkursen von 340 CHF, die zuletzt auf OTC-X für eine Auto-AG-Aktie gezahlt wurden, beträgt das Kurs/Gewinn-Verhältnis niedrige 11. Mit einer Dividendenrendite von knapp 3% ist der Titel im aktuellen Tiefzinsumfeld auch aufgrund der Rendite attraktiv. Zudem notiert die Aktie rund 45% unter dem Buchwert. Für langfristig orientierte Investoren mit einem Faible für Substanzwerte bleibt das Papier weiterhin interessant. Grosse Kurssprünge darf ein Anleger kurzfristig allerdings nicht erwarten.

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