Société Suisse des Explosifs: Restrukturierungen tragen erste Früchte, Profitabilität steigt in 2015 – Dividende bleibt bei 70 CHF

0
2151
Die Sprengstoffproduktion der SSE findet an geschützter Lage in einem unbewohnten Tal statt. Bild: Holger Geissler, Schweizeraktien.net
Die Sprengstoffproduktion der SSE findet an geschützter Lage in einem unbewohnten Tal statt. Bild: Holger Geissler, schweizeraktien.net

Die Société Suisse des Explosifs SA (SSE) konnte im 2015 die eigenen Erwartungen übertreffen. Angesichts der grossen Herausforderungen, mit welchen die in der Sprengstoff- und Chemieproduktion tätige Gesellschaft konfrontiert war, zeigt sich die Geschäftsleitung im neuesten Geschäftsbericht erfreut. So konnte die Rentabilität in fast allen Gesellschaften der Gruppe – mit Ausnahme von Rumänien – beträchtlich zulegen. Hierzu beigetragen haben Synergien aus der Zusammenlegung der europäischen Aktivitäten in eine einzige Geschäftseinheit und die Reorganisationsmassnahmen am Firmensitz in Gamsen. Ebenfalls ist es gelungen, die Integration der in den Vorjahren erfolgten Übernahmen abzuschliessen. Auch wenn noch Herausforderungen gemeistert werden müssen, sieht sich die SSE Group für die Zeit bis 2020 gut positioniert. Unterstützt wird diese Stellung durch die Einführung einer neuen Unternehmensstruktur. Dabei werden die Industrieaktivitäten am Standort in Gamsen vom Beteiligungsmanagement getrennt und die Geschäfts- und Produktionstätigkeiten in eine Gesellschaft übergeführt. Diese wird den Namen „Société Suisse des Explosifs SA“ tragen und ihrerseits eine 100%ige Tochtergesellschaft der neuen SSE Holding werden. Dies erfordert eine Revision der Statuten, welche die SSE auch dazu nutzt, die Dauer der Amtszeit der Verwaltungsräte auf ein Jahr zu verkürzen. Zudem wird den Aktionären zuhanden der GV vom 1. Juli 2016 eine genehmigte Erhöhung des Aktienkapitals um maximal 10’500 neue Aktien für einen Zeitraum von zwei Jahren beantragt. Das genehmigte Kapital soll die Flexibilität der Gesellschaft bei der weiteren Entwicklung der Gruppe unterstützen und die Nutzung allfälliger Opportunitäten erlauben. Konkrete Projekte werden bislang nicht genannt.

Weniger Sprengstoffe exportiert – Chemiesparte verliert

Die SSE Group verzeichnete im Geschäftsjahr 2015 ein Umsatzminus von 3.8% auf 84.8 Mio. CHF. Massgeblich für den Rückgang waren negative Währungseinflüsse, die aus der Aufgabe des Euromindestkurses resultierten. Deutlich wird dies bei der Entwicklung der Umsätze in Lokalwährungen, die um 3% über den Vorjahreswerten lagen. Einige Rückschläge musste die SSE beim Export von in der Schweiz produzierten Sprengstoffen verbuchen. Neben der Abschwächung der Konjunktur in den Schwellenländern war auch ein Unfall bei einem Kunden und die Stärke des Schweizer Frankens für das Minus von 20% im Vergleich zum Vorjahr verantwortlich. Diesem Rückgang stand ein unerwarteter Aufschwung des Schweizer Sprengstoffgeschäfts gegenüber, der das Minus kompensierte. In der Chemiesparte verlor SSE zwei der fünf Hauptprodukte, was die Anfälligkeit der Gesellschaft auf einzelne Produkte verdeutlicht. Da einige Kunden allerdings Bestellungen, die ursprünglich für 2014 geplant waren, erst im 2015 abriefen, konnte die Sparte dennoch ein Umsatzplus erzielen. Zudem gelang es dank der effizienteren Bewirtschaftung der Ressourcen, die Rentabilität der Sparte zu verbessern.

Umsatz legt in der Pyrotechnik zu

Ein sehr gutes Jahr verzeichnete der Pyrotechnikbereich. Die im 2013 übernommene Hamberger verbuchte 2015 deutliche Erfolge. Neben einem Umsatzplus von 35% konnte das Unternehmen auch ein positives Ergebnis erzielen. In den beiden skandinavischen Gesellschaften verzeichnete die SSE einen Umsatzrückgang von 15% in Lokalwährungen und eine tiefere Marge. Dennoch erzielten beide Firmen, die Norab AB und die SSE Norge, positive Ergebnisse. Auch die mitteleuropäischen Gesellschaften konnten zu einem festen Standbein der SSE ausgebaut werden. Obwohl die Umsätze in Lokalwährungen nur marginal zulegten, stieg das EBITDA (Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in den letzten beiden Jahren um 4% an. Unter dem Strich resultierte ein Gewinn, der sich positiv auf die Zahlen der Gruppe auswirkte. Lediglich Rumänien musste ein deutliches Defizit ausweisen, weswegen die Muttergesellschaft auf Forderungen von 750’000 CHF verzichtete, um die rumänische Tochter mit frischem Kapital auszustatten.

Tiefere Kosten führen zu einem Sprung beim EBITDA

In den Zahlen lässt sich die Verbesserung der Rentabilität vor allem auf der Kostenseite feststellen. So gingen die Warenaufwendungen deutlich um 21.6% auf 34.4 Mio. CHF zurück. Auch die Personalkosten, der zweitgrösste Kostenblock, konnten um 4.9% auf 23.8 Mio. CHF reduziert werden. Deutlich tiefer fielen auch die direkten Produktionskosten mit 3.7 Mio. CHF nach 6 Mio. CHF im Vorjahr aus. Insgesamt sanken die Betriebskosten um 17.4% auf 68.8 Mio. CHF. Im Ergebnis führte dies zu einem Plus des EBITDA um 43.2% auf 10.5 Mio. CHF. Als direkte Folge der Investitionen der Vorjahre stiegen die Sachabschreibungen um 1.7 Mio. CHF auf 6.4 Mio. CHF an. Zudem erhöhten sich die Abschreibungen für immaterielle Werte um 0.6 Mio. CHF auf 1 Mio. CHF. Hiervon stammen 0.5 Mio. CHF aus der Abschreibung des Goodwills, der im Zusammenhang mit dem Aufbau der Süd-West-Spreng GmbH in Deutschland entstanden ist. In diesen Werten enthalten ist die vollumfängliche Abschreibung der Beteiligung in Rumänien in der Summe von knapp 1 Mio. CHF. Trotz der höheren Abschreibungen stieg das EBIT um 0.8 Mio. CHF respektive 13.7% auf 3.1 Mio. CHF an. Belastend auf den Reingewinn wirkten sich die Währungsverluste von 1.2 Mio. CHF aus, die aus den Wertverlusten der an die ausländischen Tochtergesellschaften gewährten Kredite resultieren. Diesem negativen Effekt steht ein ausserordentlicher Ertrag in gleicher Höhe gegenüber, der aus der Auflösung von Reserven und Rückstellungen im Zusammenhang mit der Einführung der Holdingstruktur stammt. Unter dem Strich konnte die SSE einen Anstieg des Gewinns um 0.9 Mio. CHF auf 2.5 Mio. CHF verzeichnen. Die Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende in Höhe von 70 CHF pro Aktie erhalten. Die Ausschüttung wird wie im Vorjahr aus den Reserven aus Kapitaleinlagen erfolgen, womit sie für schweizerische Privatanleger steuerfrei ist.

Ungewisser Ausblick

Die Erstellung von Prognosen für das laufende Jahr bezeichnet die SSE Group als schwierig. Besonders für die Schweizer Standorte in Wimmis (Pyrotechnik) und in Gamsen (Sprengstoffe und Chemie) ist die Lage nicht einfach. Eine Fortführung der positiven Entwicklung wird für die europäischen Gesellschaften erwartet. Im Bereich Chemie wird für den Standort Gamsen ab 2017 mit einer Rückkehr zum nachhaltigen Wachstum gerechnet. Die EBITDA-Marge soll mindestens 10% betragen.

Die Geschäftszahlen der SSE Group für 2015 fallen besser aus als erwartet. Insbesondere die deutliche Erhöhung des EBITDA belegt, dass die von der Geschäftsleitung eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen rasch greifen und auch die Integration der neuen Gesellschaften auf gutem Weg ist. Auch wenn, wie die SSE selbst im Geschäftsbericht schreibt, noch Herausforderungen bestehen, steuern die neu erworbenen Gesellschaften bereits nach kurzer Zeit einen deutlichen Beitrag zum Konzerngewinn bei. Auch die Pyrotechniksparte, die in den Vorjahren stets schwache Zahlen erzielte, konnte auf den Erfolgspfad geführt werden. Besonders bemerkenswert hierbei ist, dass dies trotz der Aufgabe des Euromindestkurses gelungen ist. Als solide angesehen werden kann auch die Bilanz mit einer Eigenmittelquote von 54%.

Derzeit nicht absehbar sind weitere mögliche Zukäufe, welche die Gesellschaft zumindest ins Auge gefasst haben dürfte. Die Verlängerung des genehmigten Kapitals um weitere zwei Jahre lässt vermuten, dass zumindest entsprechende Pläne für weitere Akquisitionen bestehen. Möglicherweise werden die Aktionäre an der GV am 1. Juli bereits konkretere Informationen hierzu erhalten. Wir werden unsere Leser in jedem Fall auf dem Laufenden halten.

Die Aktien der SSE Group werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 2’775 CHF weisen die Aktien bei einer Ausschüttung von 70 CHF eine attraktive Nettorendite von 2.5% auf. Eine Bewertung der Papiere auf der Basis des Reingewinns erscheint angesichts der hohen Abschreibungen, welche die Gesellschaft durchführt, wenig aussagekräftig. Als Indiz der hohen Abschreibungen kann etwa die vollständige Wertberichtigung der Beteiligung in Rumänien, die trotz der roten Zahlen zumindest noch eine gewisse Werthaltigkeit aufweisen dürfte, angesehen werden. In Betracht kommt somit in erster Linie das EBITDA. Dieser reflektiert die Ertragskraft der SSE am besten. Mit einem Wert von fast 500 CHF pro Aktie für 2015 lässt sich ein Verhältnis des Kurses zum EBITDA von 5.6 ermitteln, was als keinesfalls überteuert angesehen werden kann. Allerdings bleiben noch Unsicherheitsfaktoren besonders an den Schweizer Standorten bestehen, die für den Geschäftserfolg der SSE Group massgeblich sind. Erst wenn sich die für 2017 erwartete Rückkehr der Chemiesparte zu einem nachhaltigen Wachstum bestätigt, sollte sich dies in den Kursen positiv niederschlagen. Bis zu diesem Zeitpunkt dürften keine grossen Kurssprünge zu erwarten sein. Allerdings zeichnet sich auch ab, dass der Kurs auf dem aktuellen Niveau den Boden gefunden hat und nicht mehr weiter abrutschten dürfte. Der Rückgang um rund 10% gegenüber dem Vorjahr reflektiert bereits diese Unsicherheiten. Die Aktien eignen sich nicht zuletzt wegen des hohen Substanzwerts, der den Buchwert nicht unerheblich überschreiten dürfte, zur Anlage für langfristig agierende Investoren. Als wenig wahrscheinlich erscheint eine Kürzung der Dividende, so dass die Titel besonders für Privatanleger in der Schweiz eine attraktive Rendite von 2.5% nach Steuern aufweisen.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

Kommentar verfassen