Clientis Bank Küttigen-Erlinsbach: Veränderung von Wertberichtigungen lässt Zinserfolg im ersten Semester 2016 massiv ansteigen

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Hansjörg Gloor leitet die CKE erfolgreich. Quelle: CKE
Hansjörg Gloor leitet die CKE erfolgreich. Quelle: CKE

Die Clientis Bank Küttigen-Erlinsbach AG (CKE) konnte im ersten Semester 2016 im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg des Nettozinserfolgs um 13% auf annähernd 3.7 Mio. CHF verbuchen. Der Bruttozinserfolg legte indessen lediglich um 0.6% auf 3.3 Mio. CHF zu. Verantwortlich für den grossen Unterschied der Entwicklung des Brutto- und des Nettozinserfolgs sind die im 2016 angefallenen positiven Veränderungen von ausfallrisikobedingten Wertberichtigungen. Diese Position wird seit den im 2015 eingeführten neuen Rechnungslegungsvorschriften für Banken im Zinserfolg verbucht, was wie das Beispiel der CKE zeigt, zu massiven Volatilitäten des Zinserfolgs führen kann, obwohl sich das Ergebnis des ordentlichen Zinsgeschäfts nur wenig verändert. Deutlich wird dies bei einem Blick auf die Zinseinnahmen, die den Vorjahreswert um 0.2 Mio. CHF unterschreiten. Zeitgleich fielen die Zinsaufwendungen um etwas mehr als 0.2 Mio. CHF, woraus die Verbesserung des Bruttozinserfolgs resultierte. Nur marginale Auswirkungen haben die tieferen Wertberichtigungen auf die Bilanz, wo die Veränderung auch erkennbar ist. Da die Wertberichtigungen für Ausfallrisiken bei den Banken nur einen sehr kleinen Teil der Ausleihungen respektive der Bilanzsumme von deutlich weniger als 1% ausmachen, sind aus dieser Position nur Spuren der neuen Rechnungslegung erkennbar.

Ausleihungen legen weiter zu

Im Berichtssemester legten die gesamten Ausleihungen um 14.7 Mio. CHF respektive 3.1% auf 485.3 Mio. CHF zu. Bei einem genauen Blick auf die Zahlen fällt auf, dass nur gut 50% des Anstiegs auf die Hypothekarforderungen zurückgeht. Im Gegensatz etwa zur Hypothekarbank Lenzburg, die ihren Semesterabschluss bereits präsentierte, legten bei der CKE auch die Forderungen gegenüber Kunden deutlich zu. Diese stiegen nominal um 6.7 Mio. CHF auf 27.2 Mio. CHF an, was einem prozentualen Plus von 32.7%  entspricht. Damit erhöhte sich der Anteil der Kundenforderungen an den Ausleihungen auf 5.6%. Zeitgleich legten allerdings die Verpflichtungen aus Kundeneinlagen mit plus 9.3 Mio. CHF auf 412.4 Mio. CHF noch stärker zu. Gesamthaft wuchsen die Kundengelder um 1.5% bei einem Plus der Ausleihungen von 1.6%.

Positiv entwickelten sich auch die Einnahmen des zinsindifferenten Geschäfts mit einem Plus von 3% auf 0.8 Mio. CHF. Einen wichtigen Anteil hieran haben die Liegenschaftserfolge von 0.3 Mio. CHF, welche auf die Bewirtschaftung der bankeigenen Gebäude zurückgehen. Auf der Aufwandsseite stiegen die Kosten um 2.5% auf 2.6 Mio. CHF an. Während die Personalausgaben stabil bei 1.3 Mio. CHF blieben, stiegen die Sachkosten um 0.1 Mio. CHF an. Belastend auf den Geschäftserfolg wirkten sich die um 0.4 Mio. CHF auf 0.8 Mio. CHF angestiegenen Veränderungen von Rückstellungen und übrigen Wertberichtigungen zulasten der Erfolgsrechnung aus. Im Ergebnis resultierte dennoch ein Plus des Geschäftserfolgs um 6.1% auf 0.8 Mio. CHF. Auch unter dem Strich verbuchte die CKE ein Gewinnplus von 50’000 CHF respektive um 8.6% auf 0.65 Mio. CHF.

Die Geschäftszahlen der CKE für das erste Semester 2016 fallen solide aus. Bei der CKE lassen sich erstmals deutliche Auswirkungen der neuen Rechnungslegungsvorschriften auf die Erfolgsrechnung feststellen. Inwieweit dies ein Ausnahmefall darstellt oder zukünftig eher die Regel wird, ist noch offen. Eine genaue Betrachtung der kommenden Bankabschlüsse wird dies zeigen. Erst mit den Zahlen des Jahres 2016 sind klare Vergleiche mit den Vorjahreszahlen möglich. Auch wenn die Auswirkungen auf den Geschäftsgang der Banken sehr klein ausfallen dürften, könnte die Volatilität des Zinserfolgs nach Veränderungen von Wertberichtigungen massiv ansteigen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist dies die einzige offensichtlich erkennbare Auswirkung der neuen Rechnungslegungsvorschriften auf die Abschlüsse der Regionalbanken. Bei den Bilanzzahlen sind zumindest bis dato keine deutlichen Anpassungen erkennbar.

Die Aktien der CKE werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 1’600 CHF weisen die Papiere auf der Grundlage der Ausschüttung für 2015 eine tiefe Dividendenrendite von 1.4% auf. Für 2016 dürfte die Ausschüttung in gleicher Höhe ausfallen. Auch der Gewinn sollte in etwa den Vorjahreswerten entsprechen. Eine Bewertung der Papiere auf der Basis des Geschäftserfolgs lässt so ein KGV von rund 13 erkennen: ein durchschnittlicher Wert. Auf der Basis des Buchwerts vom 30. Juni 2016 erscheinen die Aktien mit einem aktuellen Discount von knapp 40% keinesfalls überbewertet. Der Substanzwert der Titel sollte den ausgewiesenen Buchwert nochmals übersteigen. Allerdings erscheint es als nahezu ausgeschlossen, dass die freien Aktionäre den Substanzwert der Titel je realisieren können. Die Aktien eignen sich daher vor allem für Anleger mit einem Faible für substanzstarke Papiere. Wegen der geringen Rendite eignen sich die Titel nur bedingt als Obligationsersatz. Investoren mit einem Bezug zur CKE respektive der Region können mit dem Besitz der Aktien ihre Verbundenheit zum Ausdruck bringen, ohne hierbei grossen Risiken ausgesetzt zu sein. Zudem bietet ihnen die Teilnahme an der Generalversammlung eine attraktive Naturaldividende.

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