Brauerei Falken: Umsatz geht 2015/16 auf 21.6 Mio. CHF zurück, deutlich höhere Transparenz – Gehaltene Dividende von 50 CHF

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2022
Dank der neuen Tankanlagen verfügt Falken über modernste Porduktionsmöglichkeiten. Quelle: Brauerei Falken AG
Dank der neuen Tankanlagen verfügt Falken über modernste Produktionsmöglichkeiten. Quelle: Brauerei Falken AG

Die Brauerei Falken AG blickt auf ein schwieriges Geschäftsjahr 2015/16 zurück. Wie dem aktuellen Geschäftsbericht zu entnehmen ist, ist das Ergebnis dennoch insgesamt befriedigend ausgefallen. Mit dem neuen Jahresbericht beginnt für die Gesellschaft auch eine neue Epoche. So ist der Bericht erstmalig in der Unternehmensgeschichte vollständig online verfügbar und weist eine gegenüber den Vorjahren deutlich erhöhte Transparenz auf. Erstmalig werden so die Erträge aus dem Immobilienportfolio zumindest ansatzweise sichtbar und können von den Einkünften aus dem Getränkegeschäft unterschieden werden. Ebenfalls neu ausgewiesen werden die Finanzerträge und die Steueraufwendungen. Auch wenn noch mehr Transparenz wünschbar ist, hat das Unternehmen hier einen grossen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Dosenbier weiterhin erfolgreich

In einem anhaltend schwierigen Geschäft gelang es Falken den Darstellungen des Geschäftsberichts zufolge, ein bemerkenswert befriedigendes Ergebnis zu erzielen. Belastend hat sich die weitere Zunahme der Bierimporte zulasten der inländischen Biere ausgewirkt. Weiter akzentuiert hat sich die Verschiebung der Absatzkanäle. Während das Gastronomiegeschäft weiterhin an Boden verliert, gewinnt der Handel stetig an Bedeutung. Verdeutlicht wird dies mit einer Darstellung der Umsatzanteile der einzelnen Absatzkanäle. Der Anteil der Gastronomie fiel von 50% im Vorjahr auf 47%, während der Handel von 47% auf 48% avancierte und damit erstmalig zur wichtigsten Absatzquelle mutierte. Deshalb setzt Falken auch auf diesen Vertriebsweg. Mit der Anpassung der Distribution und Spezialbieren ist die Schaffhauser Brauerei auf gutem Weg. Weiterhin sehr stark nachgefragt sind Dosenbiere. In diesem Bereich hat Falken mit der Lancierung einer Dose mit einem Deckel zur Wiederverschliessung im Spätsommer einen weiteren Meilenstein gesetzt. Dies erlaubt es, neue Zielgruppen zu erschliessen.

Gegen Billigangebote

Trotz der Steigerung der Absätze im Handel erfüllten die eigenen Getränkemärkte in Schaffhausen und Stein am Rhein die Erwartungen der Geschäftsleitung nicht. Die Grenznähe und die in der Region tätigen Billiganbieter seien hierfür verantwortlich, teilt Falken den Aktionären mit. Mit dem Ausbau des Wein- und Spirituosenangebots widersetzt sich das Unternehmen dem Trend zu den Billigangeboten. Besonders das grösste Whiskysortiment im Kanton habe sich bereits positiv auf die Rentabilität der Märkte ausgewirkt. Einen teilweise gewollten Umsatzrückgang verzeichnete der Bereich der Handelsprodukte. So hat Falken bewusst auf die Belieferung unprofitabler Absatzkanäle, die nicht näher ausgeführt werden, verzichtet. Ebenfalls zu tieferen Einnahmen hat die verstärkte Kooperation mit Depositären, die ihrerseits logistische Aufgaben von Falken übernommen haben, geführt.

Neues Tanklager in Betrieb

Der im Jahr 2014 angekündigte Neubau eines modernen Gär- und Tanklagers konnte im Berichtsjahr erfolgreich abgeschlossen werden. Sämtliche Arbeiten wurden an Firmen des Kantons Schaffhausen vergeben, womit Falken die Verbundenheit mit der Heimat zum Ausdruck bringt. Die im November 2015 begonnenen Bauarbeiten konnten plangemäss im Frühjahr 2016 abgeschlossen werden. Allerdings nimmt das Innenleben der sehr komplexen Brautechnik nach wie vor sehr viel Zeit in Anspruch. Diese für die Gesellschaft sehr grosse Investition wird als Bekenntnis zur Unabhängigkeit und zum Standort Schaffhausen bezeichnet.

Rückläufige Umsätze

Erstmalig in der Unternehmensgeschichte weist Falken die Erträge aus Lieferungen und Leistungen und die sonstigen Betriebserträge separat aus. Die Gesamteinnahmen inklusive der Finanzerträge betrugen im Geschäftsjahr 2015/16 noch 21.6 Mio. CHF nach 22.3 Mio. CHF im Vorjahr. Haupteinnahmequelle waren die Nettoerträge aus Lieferungen und Leistungen von 18.3 Mio. CHF. Noch im Vorjahr lagen die Einkünfte aus dieser Sparte um 0.5 Mio. CHF respektive 2.8% höher. Ein leichtes Plus von 1.4% auf 2.3 Mio. CHF verzeichneten die übrigen Betriebserträge. Diese bestehen gemäss Unternehmensdarstellungen hauptsächlich aus den Mieterträgen der Liegenschaften. Deutlich tiefer als im Vorjahr fielen die Finanzerträge aus. Sie erreichten im Berichtsjahr 0.7 Mio. CHF nach 1.2 Mio. CHF im Vorjahr. Diese dürften massgeblich durch die aus Darlehen gegenüber Dritten und Wertschriften im Bilanzwert von 5 Mio. CHF (Vorjahr: 4.7 Mio. CHF) resultieren, die erstmalig offengelegt wurden.

Auf der Kostenseite fällt ein deutlicher Rückgang der übrigen Betriebsaufwendungen von 4.9 Mio. CHF im Vorjahr auf 1.2 Mio. CHF im Berichtsjahr auf. Es drängt sich hierbei die Vermutung auf, dass in dieser Position ein Teil der getätigten Investitionen enthalten ist, die zulasten der Erfolgsrechnung verbucht wurden. Beim Personalaufwand gelang eine Einsparung um 0.2 Mio. CHF auf 5 Mio. CHF. Analog sanken die Materialkosten um 0.5 Mio. CHF auf 9.3 Mio. CHF. So resultierte ein ausgewiesenes EBITDA (Betriebsgewinn vor Zinsen und Abschreibungen) in Höhe von 5.2 Mio. CHF nach 1.1 Mio. CHF im Vorjahr. Massiv höher als im Vorjahr fielen mit 5.4 Mio. CHF nach 1.6 Mio. CHF die Sachabschreibungen und Wertberichtigungen auf die Finanzanlagen aus. Dies führte zu einem negativen EBIT von 0.2 Mio. CHF nach einem Betriebsverlust von 0.5 Mio. CHF im Vorjahr. Dank der Finanzerträge konnte dennoch unter dem Strich ein Reingewinn von 0.3 Mio. CHF ausgewiesen werden.

Die Geschäftszahlen von Falken für das Geschäftsjahr 2015/16 vermögen nicht vollumfänglich zu überzeugen. Trotz der deutlich höheren Transparenz ist es allerdings sehr schwierig, die effektiv erwirtschafteten Margen zu ermitteln. Ein deutliches Indiz liefert die Position übrige Betriebsaufwendungen, die zumindest teilweise die vom Unternehmen durchgeführten Investitionen beinhalten dürfte. Wie hoch deren Anteil ist, kann nicht seriös bestimmt werden. Es kann indessen davon ausgegangen werden, dass die Gesellschaft sämtliche zulässigen Möglichkeiten der Abschreibung der Sachanlagen vollumfänglich ausschöpft. Ein Blick auf den erstmalig publizierten Sachanlagenspiegel verdeutlicht dies. So sind sämtliche Sachanlagen und auch der Fuhrpark mit insgesamt nur 6 CHF bilanziert. Das ausgewiesene Sachanlagenvermögen von 7.2 Mio. CHF setzt sich lediglich aus den Liegenschaften zusammen. Bei den Maschinen, Apparaten und Einrichtungen verzeichnete Falken einen Zugang von 3.9 Mio. CHF. Dieser Wert wurde im Berichtsjahr zusammen mit dem im Vorjahr bilanzierten 1.2 Mio. CHF an Anlagen in Bau komplett abgeschrieben. Der Wert der Abschreibungen von gut 5 Mio. CHF entspricht dem im Vorjahr benannten Investitionsvolumen für die neuen Anlagen. Dies lässt den Schluss zu, dass die Budgetvorgaben, was auch im Geschäftsbericht erwähnt wird, eingehalten wurden. Allerdings wurden im Berichtsjahr auch Rückstellungen von 2.5 Mio. CHF für Ersatzbeschaffungen aufgelöst.

Die Bilanzkennzahlen können als grundsolide bezeichnet werden. Zwar fällt die ausgewiesene Eigenmittelquote von 5.4 Mio. CHF respektive gut 31% der Bilanzsumme eher unterdurchschnittlich aus. Allerdings verfügt die Gesellschaft über langfristige Rückstellungen im Umfang von 8.1 Mio. CHF. Hierin enthalten sind die Positionen Personal und Steuern mit 0.7 Mio. CHF, die echten Rückstellungscharakter aufweisen dürften. Ebenfalls teilweise echte Rückstellungen dürften die Gebinde von 1.35 Mio. CHF aufweisen. Hingegen können die Rückstellungen für Ersatzbeschaffung in Höhe von 6.1 Mio. CHF als Eigenkapital angesehen werden. Somit lässt sich eine effektive Eigenmittelquote von 55% ermitteln. Auch dieser Wert dürfte den Substanzwert der Gesellschaft nur ansatzweise widerspiegeln. Neben den Reserven in den Sachanlagen dürften auch in den Immobilien erhebliche stille Reserven liegen.

Der aktuelle Aktienkurs der auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelten Stammaktien von 13’500 CHF ist ein Spiegelbild des hohen Substanzwerts der Titel. Analog präsentiert sich die Lage bei den ebenfalls auf OTC-X gehandelten Prioritätsaktien, deren letztbezahlter Kurs bei 12’800 CHF lag. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass es den freien Aktionären kaum je möglich sein dürfte, den hohen Substanzwert der Titel zu realisieren. Mögliche Gewinne aus der Verwertung des Immobilienvermögens dürften in den Ausbau des Biergeschäfts fliessen. Somit eignen sich die Papiere nur für diejenigen Anleger, die einen engen Bezug zur Region und zur Brauerei Falken besitzen, zur Anlage. Diese können von der bescheidenen Dividende von 50 CHF pro Aktie, die seit Jahren konstant gehalten wird und sich auch zukünftig kaum verändern dürfte, profitieren. Zudem wird ihnen das traditionelle GV-Essen, bestehend aus Ochsenmaulsalat, kalten Platten, Wienerli und Bier à discretion, gepaart mit einem geselligen Abend, geboten. Wer über ein entsprechendes Finanzpolster verfügt und nicht auf die Erzielung einer ansehnlichen Rendite angewiesen ist, dürfte ein geringes Verlustrisiko mit dem Besitz der Falken-Aktien haben.

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