Rheintal Medien: Stabile Entwicklung in 2016, Digitalisierung bleibt Herausforderung – Wachstum im Fachverlag

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Urs Schneider, der neue VRP der Rheintal Medien AG, will mit dem Fachverlag wachsen. Bild: Emch+Berger
Urs Schneider, der neue VRP der Rheintal Medien AG, will mit dem Fachverlag wachsen. Bild: Emch+Berger

Mit einem konsolidierten Jahresumsatz von rund 50 Mio. CHF gehört die Rheintal Medien AG zu den mittelgrossen, unabhängigen Medienunternehmen in der Schweiz. Neben dem ursprünglichen Geschäftsfeld, der Herausgabe der regionalen Zeitungen „Der Rheintaler“ und der „Rheintalischen Volkszeitung“, gehört heute die national tätige Galledia-Gruppe mit einem Fachverlag und Medienproduktion zum Unternehmensverbund. Während gerade im Akzidenzdruck aufgrund von Überkapazitäten am Markt und günstigeren Preisen im Ausland ein harter Wind weht, sieht die Galledia AG vor allen Dingen Wachstumsmöglichkeiten im Bereich der digitalen Services und der Fachmedien. Doch auch den Akzidenzdruck möchte das Unternehmen noch nicht abschreiben: «Wir sind hier bezüglich Workflow führend», erklärt der neue Verwaltungsratspräsident Urs Schneider im Gespräch mit schweizeraktien.net, der in diesem Jahr den langjährigen VR-Delegierten René Wuffli abgelöst hat. Obwohl das Volumen in den letzten Jahren abgenommen habe, könne der Verlag immer noch dank seiner hohen Qualität und der Liefertreue bei den Kunden punkten. Gerade Schweizer Unternehmen würden auch die Nähe schätzen. Konsequent ergänzt wird in der Medienproduktion das Angebot durch digitale Services. Diese Dienstleistungen sollen wegfallende Erträge im Printbereich ersetzen. Zwar ist der Ausbau des Digitalgeschäfts auch mit Investitionen in den kommenden Jahren verbunden. «Diese sind aber im Vergleich zu Investitionen in Druckmaschinen überschaubar», sagt Schneider. Um das Onlinegeschäft auszubauen, hat die Galledia AG die Geschäftsleitung mit einem Bereichsleiter Digital ergänzt.

Fachverlag soll weiter wachsen

Bei der Galledia AG ist der Fachverlag, zum dem heute schon 19 Titel gehören, das Wachstumsfeld. Zwar müssen sich die bekannten Zeitschriften wie Marketing+Kommunikation, Organisator oder Immobilien Business auch mit den Folgen der digitalen Transformation auseinandersetzen. Dennoch attestiert die Rheintal-Medien-Gruppe diesem Geschäftsbereich Wachstumspotenzial, das vor allen Dingen durch Zukäufe erschlossen werden soll. Angst davor, dass andere Verlage, wie jüngst die NZZ Mediengruppe mit der Boll Verlag AG, der Galledia die attraktiven Objekte vor der Nase wegschnappen, hat Schneider nicht. Es gebe rund 2’500 Fachverlage in der Schweiz, die Titel mit einer Auflage von 150 bis 15’000 Exemplaren repräsentierten. Immer wieder ergebe sich die Möglichkeit, gerade im Rahmen von Unternehmensnachfolgen, ein Objekt zu erwerben. Der Fachverlagsbereich von Galledia könne auch kleinen Verlagen die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellen, damit diese erfolgreich weiterbestehen könnten. In diesem Jahr konnte die Galledia AG beispielsweise das Motorrad-Magazin «Töff» erwerben. Das Schlüsselpersonenrisiko – bei kleinen Verlagen ist der Verleger oftmals Chefredaktor und Verlagschef in einem – erachtet Schneider als überschaubar. In seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident des Ingenieurunternehmens «Emch+Berger» hat er bereits Erfahrungen gesammelt, wie kleine Ingenieurbüros mit weniger als zehn Mitarbeitern in ein grösseres Unternehmen erfolgreich integriert werden können. «Wir verstehen die Branche und auch die Bedürfnisse von kleinen Verlagen», so Schneider. Man wisse daher, worauf es bei einer solchen Akquisition ankomme. Unter zeitlichen Druck setzen lassen möchte sich Schneider bei der Umsetzung seiner Akquisitionsstrategie allerdings nicht. «Wir haben keine vorgegebenen Ziele, wie viele Verlage wir bis wann gekauft haben müssen», so Schneider. Man sei allerdings laufend im Gespräch bei interessanten Objekten.

Leichter Umsatzrückgang, aber besseres Ergebnis im 1. Semester

Für das Geschäftsjahr 2016 gibt sich Urs Schneider zuversichtlich, wieder ein gutes Ergebnis ausweisen zu können. Dieses sollte auch über den Vorjahreszahlen liegen. 2015 erreichte die Rheintal Medien-Gruppe einen konsolidierten Umsatz von 49.2 Mio. CHF und konnte einen Reingewinn von 2.3 Mio. CHF erzielen. Für das erste Semester 2016 hatte die Gesellschaft in einem Aktionärsbrief mitgeteilt, dass der Umsatz beim Stammhaus Rheintal Medien AG (Tageszeitungen, Copydruck, Immobilien) um 2% zurückgegangen ist. Den Umsatzrückgang führt die Gesellschaft insbesondere auf niedrigere Umsatzerträge im Anzeigengeschäft der zwei Tageszeitungen (minus 4.5%) zurück. Die Aboerträge sind hingegen stabil geblieben. Insgesamt erreichte das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) den Vorjahreswert, während der Reingewinn aufgrund eines besseren Finanzergebnisses und der erstmals geflossenen Erträge aus der Vermietung der Liegenschaft in Berneck das Vorjahresniveau um 16% übertroffen hat. Absolute Zahlen gibt die Gesellschaft nicht bekannt. Auch bei der Galledia-Gruppe lief es besser als im Vorjahr. Zwar ging der Umsatz um 3.3%. gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode zurück. Das EBITDA konnte jedoch um 27% auf über 2 Mio. CHF gesteigert werden. Restrukturierungs- und Kostensenkungsmassnahmen hätten sich positiv auf das Resultat ausgewirkt, schreibt die Gesellschaft in ihrem Aktionärsbrief. Obwohl die Rheintal Medien AG darauf hinweist, dass der Ausbau der Onlinegeschäfte der Mediengruppe in den nächsten Jahren Kosten verursachen und zu einer Schmälerung des Konzernergebnisses führen könnte, betont Urs Schneider im Gespräch, dass die Investitionen in 2016 noch keine Spuren im Ergebnis hinterlassen. Auch an der bisherigen Ausschüttungspolitik will der Verwaltungsrat in den nächsten zwei bis drei Jahren festhalten. So sollen weiterhin 40 bis 60% des Gewinns ausgeschüttet werden – in 2015 waren das 20 CHF pro Aktie.

Die Semesterzahlen und die Aussagen des neuen Verwaltungsratspräsidenten lassen für das Geschäftsjahr 2016 hoffen, dass die Rheintal Medien AG wieder ein ansprechendes Ergebnis ausweisen kann. Zwar dürfte der Umsatz gesamthaft leicht zurückgehen. Allerdings ist schon aufgrund des Wegfalls von Sonderkosten für die Entwicklung digitaler Projekte in Höhe von 700’000 CHF mit einem besseren Ergebnis zu rechnen. Dies dürfte auch weiterhin die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 20 CHF möglich machen. Allerdings müssen Anleger berücksichtigen, dass in den kommenden Jahren immer wieder Investitionen anfallen, welche das Ergebnis belasten und auch zu einer Reduktion der Dividende führen könnten. Angesichts der soliden Finanzierung (EK-Quote: 58%) und des hohen Bestandes an liquiden Mitteln sollten diese Investitionen problemlos zu stemmen sein. Zwar notiert die Aktie bei Kursen um die 344 CHF auf OTC-X über dem ausgewiesenen Buchwert. Jedoch dürften im Anlagevermögen stille Reserven auf den Immobilien und Verlagsrechten schlummern. Das EV/EBITDA liegt bei etwas über 3, was im Branchenvergleich niedrig ist. Entscheidend für die Zukunft des schweizweit tätigen Medienunternehmens wird es jedoch sein, wie es der operativen Leitung gelingt, die Transformation in die digitale Welt zu meistern. Ebenso müssen die Zukäufe von weiteren Fachverlagen erfolgreich sein.

Die Mehrheit der Aktien befindet sich im Umfeld der Verwaltungsratsmitglieder, der Rest ist vorwiegend in der Region breit gestreut. Dies soll nach Aussagen des Verwaltungsrates auch so bleiben. Sofern die Ausschüttung weiterhin auf einem ähnlichen Niveau wie in der Vergangenheit bleibt, ist der Titel aufgrund einer Dividendenrendite von deutlich über 5% im aktuellen Tiefzinsumfeld weiterhin eine attraktive Anlage. Das Kurspotenzial dürfte allerdings limitiert sein. Erst wenn sich Investitionen in das digitale Geschäft und den Fachverlagsbereich auszahlen, sind auch wieder höhere Aktienkurse möglich.

Transparenzhinweis: Dem Autor nahestehende Kreise sind Aktionäre der Gesellschaft.

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