Hypothekarbank Lenzburg: Neue Rechnungslegung lässt Zinserfolg 2016 ansteigen – Gewinn trotz höherer Personalkosten gehalten

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Der Besuch der GV, der mit einem oppulenten Essen und musikalischer Darbietung vesüsst wird, ist für viele Aktionäre wichtig. Bild: schweizeraktien.net
Der Besuch der GV (hier in 2016), der mit einem grosszügigen Essen und musikalischer Darbietung versüsst wird, ist für viele Aktionäre wichtig. Bild: schweizeraktien.net

Die Hypothekarbank Lenzburg AG (Hypi) konnte die schwierigen Bedingungen im Bankgeschäft im Jahr 2016 gut meistern. Neben dem weiterhin anhaltenden Zinsmargendruck prägten der Brexit und die Wahlen in den USA das Geschehen an den Finanzmärkten. Trotz der hohen Unsicherheit an den Finanzmärkten hielt die Nachfrage nach Krediten weiter an. Dies spiegelt sich im Anstieg der Kundenausleihungen um 4.8% auf fast 4 Mrd. CHF wider. Getragen wurde das Wachstum von den Hypothekarkrediten, die um 6.1% auf 3.7 Mrd. CHF anzogen. Wie die Hypi in einem Communiqué zum Jahresabschluss mitteilte, wurden – wie in den Vorjahren – hauptsächlich selbstgenutzte Wohnliegenschaften und Mehrfamilienhäuser finanziert. Dies zeigt die ungebrochene Bautätigkeit im Geschäftsgebiet auf.

Firmenkunden agieren zurückhaltend

Deutlich verhaltener verlief die Nachfrage nach Firmenkrediten. Wie bereits im Vorjahr agierten die Unternehmen sehr vorsichtig und nahmen auch bestehende Kreditlimiten nur sehr begrenzt in Anspruch. Deutlich wird dies auch auf der Passivseite der Bilanz: Bei den Vermögen auf den Konten der Unternehmenskunden verzeichnete die Hypi einen starken Anstieg um 12.2% auf 92 Mio. CHF. Bei den Kassenobligationen setzte sich der negative Trend des Vorjahres, getrieben durch die weiterhin sehr tiefen Zinsen, mit einem Rückgang um 8.4% auf 21 Mio. CHF fort. Analog gingen die Vermögen auf den Anlage- und Vorsorgekonti um 6.7% auf 78 Mio. CHF zurück. Dennoch konnte die Hypi bei den Kundengeldern dank der Zunahme der Vermögen auf den Privat- und Sparkonten insgesamt ein Plus um 3% auf 3.8 Mrd. CHF verbuchen. Für die Refinanzierung der Ausleihungen erhöhte die Hypi den Bestand an Pfandbriefdarlehen um 129 Mio. CHF.

Auflösung von Wertberichtigungen lässt Zinserfolg ansteigen

Die Hypi konnte sich dem auch weiterhin anhaltenden Zinsmargendruck nicht entziehen. So musste die Lenzburger Regionalbank trotz des Anstiegs der Ausleihungen um 4.8% einen Rückgang des Bruttozinserfolgs um 1.2% auf 52.3 Mio. CHF verbuchen. Das Minus basiert auf der Einnahmenseite auf den um 4 Mio. CHF auf 63.7 Mio. CHF gesunkenen Zinseinnahmen und den um 0.9 Mio. CHF auf 7.3 Mio. CHF gefallenen Erträgen aus den Finanzanlagen. Auf der Ausgabenseite sind die Zinsaufwendungen um 4.2 Mio. CHF auf 18.7 Mio. CHF gesunken. Positiv auf den Nettozinserfolg, der seit der Einführung der neuen Rechnungslegungsvorschriften die für die Berechnung des Zinserfolgs massgebliche Kennzahl darstellt, wirkte sich die Auflösung von früheren Wertberichtigungen in Höhe von 1.55 Mio. CHF aus. So erhöhte sich der Nettozinserfolg im Vergleich zum Vorjahr um 0.6 Mio. CHF auf 53.9 Mio. CHF. Die schwierige Finanzmarktsituation liess die Erträge aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um 6.3% auf 10.8 Mio. CHF fallen. Deutlich besser entwickelte sich mit einem Anstieg um 1.1 Mio. CHF auf 2.9 Mio. CHF der Erfolg aus dem Handelsgeschäft, der im Vorjahr von der Aufgabe der Eurounterstützung durch die Schweizerische Nationalbank belastet wurde. Auch beim übrigen ordentlichen Erfolg verbuchte die Hypi nicht zuletzt dank der Gewinnung neuer Kunden für die Finstar-Software ein Plus um 2.1 Mio. CHF auf 6.2 Mio. CHF. Gesamthaft stiegen die Einkünfte um 3.3 Mio. CHF respektive 4.7% auf 73.9 Mio. CHF an.

Unveränderte Dividende von 110 CHF je Aktie

Gleichzeitig legten die Geschäftsaufwendungen um 2.4 Mio. CHF auf 41 Mio. CHF zu. Massgeblich für den Anstieg verantwortlich waren die um 1.8 Mio. CHF angestiegenen Personalaufwendungen, die im Zusammenhang mit der Lancierung neuer Angebote stehen. Positiv auf das Ergebnis wirkten sich die um 0.7 Mio. CHF gesunkenen Wertberichtigungen aus, so dass der Geschäftserfolg um 1.7 Mio. CHF auf 26.8 Mio. CHF anstieg. Der Reingewinn legte wegen des Wegfalls ausserordentlicher Erträge, die im Vorjahr einen positiven Betrag von 1.4 Mio. CHF zum Ergebnis beisteuerten, nur um 0.4 Mio. CHF auf 21.6 Mio. CHF zu. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 110 CHF pro Aktie erhalten.

Ausbau der Angebotspalette

Die Hypi erweitert die Angebotspalette sowohl im digitalen Bereich als auch im klassischen Bankgeschäft kontinuierlich. Als Beispiel kann die Neugestaltung des Vermögensverwaltungsgeschäfts angesehen werden. Zudem wurden per Jahresende 2016 die ersten eigenen Anlageprodukte der Hypi lanciert. Wie das Institut betont, erzielten sämtliche Vermögensverwaltungsmandate im Jahr 2016 auch nach Abzug der Kosten positive Resultate. Die Wertsteigerung führte auch dazu, dass die Anzahl der Vermögensverwaltungsmandate im Vergleich zum Vorjahr um 39% gesteigert werden konnte, während die Summe der verwalteten Vermögen um mehr als das Doppelte anstieg. Im digitalen Bereich hat die Hypi eine Komplettlösung für die digitale Zahlungsabwicklung lanciert. So können beispielsweise Produktverkäufe, Spendenaktionen oder auch Vereinsaktivitäten auf der neuen digitalen Plattform HypiPay abgewickelt werden. Ein Bestandteil der Lösung sind auch Social-Media-Funktionen, die es den Anwendern ermöglichen, ihre Angebote individuell zu bewerben.

Die Geschäftszahlen der Hypi für 2016 fallen nicht nur angesichts des anhaltend schwierigen Marktumfelds für Regionalbanken gut aus. Allerdings leidet die Hypi unter dem anhaltenden Zinsmargendruck und konnte nur dank der Auflösung früher gebildeter Wertberichtigungen einen Anstieg des Zinserfolgs, der auch weiterhin die Haupteinnahmequelle darstellt, verbuchen. Mit dem Ausbau des digitalen Angebots und des zinsindifferenten Geschäfts setzt die Hypi auf die Erschliessung zusätzlicher Ertragsquellen. Während sich die Bankensoftware allmählich zum Erfolgsbringer entwickelt, führte die Erweiterung des Angebots bislang vor allem zu Mehrkosten. Diese kann die Hypi dank der effizienten Geschäftsführung jedoch gut kompensieren, wie die Zahlen des Jahres 2016 belegen. Auch wenn das Ergebnis ohne diese Investitionen nochmals besser ausgefallen wäre, dürfte diese auf längere Sicht nicht falsch sein. Ein Indiz liefern etwa der deutliche Anstieg der Anzahl der Mandate und die Höhe der verwalteten Vermögen.

Die Aktien der Hypi sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Auf Basis des letztbezahlten Kurses von 4’360 CHF weisen die Aktien eine nicht nur im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktive Dividendenrendite von 2.5% auf. Zudem notieren die Wertpapiere mit einem rund 30%igen Abschlag gegenüber dem ausgewiesenen Eigenkapital per 31. Dezember 2016. Aktuell werden die Titel auf der Basis des Geschäftserfolgs mit einem KGV von knapp 12 für 2016 bewertet. Dies ist als nicht zu teuer anzusehen. Angesichts des nach wie vor schwierigen Umfelds für Regionalbanken, das von einer stetigen Zunahme der regulatorischen Anforderungen und einem anhaltenden Zinsmargendruck geprägt ist, sind auch weiterhin keine markanten Kursanstiege der Hypi-Aktie zu erwarten. Ähnlich wie in den vergangenen Jahren sollte sich die Aktie als wertstabil erweisen und eignet sich für Anleger mit einem Faible für Substanzwerte. Zudem bietet die Hypi ihren Anteilseignern eine attraktive Barrendite an, was das Papier als Ersatz für eine Anlage in Obligationen als geeignet erscheinen lässt.

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