WWZ: Zuger Versorger mit Rekordergebnis in schwierigem Umfeld, 125 CHF Jubiläumsdividende plus ordentliche Dividende von 330 CHF

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Ähnlich unspektakulär wie die Zahlen präsentiert sich der Firmensitz der WWZ in Zug. Bild: Holger Geissler, Schweizeraktien.net

Die WWZ AG konnte im Geschäftsjahr 2016 weiter zulegen. Trotz der erneut tieferen Endkundenpreise für Strom und Gas erzielte das sehr breit aufgestellte Versorgungsunternehmen ein Umsatzplus von 2.8% auf 242.2 Mio. CHF. Dank der Diversifizierung liessen sich die Rückgänge im Stromgeschäft, das rund 42% zu den Konzernerträgen beisteuert, kompensieren. Die tieferen Strompreise führten trotz der Zunahme des Stromabsatzes um 7.9% auf 846 Mio. KWh (Kilowattstunden) zu einem Einnahmenrückgang um 3% auf 102.1 Mio. CHF. Einen grossen Teil des zusätzlichen Absatzes erzielte WWZ  allerdings mit neuen Kunden, welche im teilliberalisierten Strommarkt gewonnen wurden. Wie CEO Andreas Widmer an der Analystenkonferenz in Zug betonte, kaufen die WWZ nicht Marktanteile hinzu, sondern schliessen nur rentable Verträge ab.

Strompreise weiter gesenkt

Wegen der anhaltend tiefen Marktpreise wurden die Stromverkaufspreise im Vergleich zum Vorjahr um 5.2% gesenkt. Bei den Endkunden betrug der Rückgang nur 4.2%. Dies geht auf die höheren Kosten, die den Stromverbrauchern von der öffentlichen Hand auferlegt werden, zurück. Noch grösser fiel das Einnahmenminus im Gasbereich mit 5.1% auf 30.6 Mio. CHF aus. Auch hier waren die deutlich tieferen Preise für Gas für den Rückgang verantwortlich. Gleichzeitig stieg der Erdgasabsatz um 1.8% auf 518 Mio. KWh an. Im Geschäft mit Privaten konnten weitere 94 Haushaltungen als Kunden gewonnen werden. Zudem sorgte das kalte Klima zu einem Anstieg des Wärmebedarfs zum Heizen um 8%, wie der CEO erklärte. Bei den Industriekunden, die für zwei Drittel des Gasumsatzes verantwortlich sind, verzeichneten die WWZ hingegen einen Rückgang infolge der tieferen Auslastung der Betriebe.

Telekomsparte weiter auf Wachstumskurs

Im Geschäftsfeld Telekommunikation konnte die WWZ im 2016 ein erneut starkes Umsatzwachstum von 12% auf 67.3 Mio. CHF erzielen. Während die Anzahl der Anschlüsse infolge der anhaltenden Marktbereinigung und dem starken Konkurrenzkampf der verschiedenen Anbieter um 1.5% auf 126’584 sank, stieg die Kundenanzzahl bei den Telekommunikationsleistungen um 13.9% auf 114’734 an. Allerdings hat die WWZ im Berichtsjahr durch die Übernahmen der Jac. Steiner Söhne AG in Goldau und der Fernsehgenossenschaft Affoltern am Albis 12’000 neue Kunden gewonnen. Die WWZ bietet den Kunden ein Basispaket an, welches in der Grundanschlussgebühr enthalten ist. Dieses beinhaltet einen langsamen Zugang zum Internet, Free-TV und Festnetztelefonie. Allerdings nimmt der Grossteil der Kunden mehr Dienstleistungen in Anspruch. Hier kann die WWZ von einer umfassenden Angebotspalette und dem schweizweit schnellsten Netz mit einer flächendeckenden Übertragungsgeschwindigkeit von 400 Mbit pro Sekunde profitieren. Auch wenn die WWZ keine Detailzahlen zu den Margen der einzelnen Sparten publiziert, liess Widmer durchblicken, dass sich die Telekomsparte sehr gut entwickelt. Allerdings sei der technische Fortschritt der Branche enorm, und ein Stillstand bedeute einen Verlust. Dank dem schnellsten Netz und weiterer Investitionen ist die WWZ gut positioniert.

Weitere Margenverbesserungen lassen Gewinn steigen

Dem Umsatzplus von 2.8% auf 242.2 Mio. CHF steht auf der Kostenseite ein Rückgang des Beschaffungsaufwands, der die Kosten für den Einkauf von Energie, Wasser, Signalen und den Datendiensten beinhaltet, um 3.6% auf 76.9 Mio. CHF gegenüber. Gleichzeitig sanken die Personalkosten trotz des Aufbaus der Wärmesparte um 0.7 Mio. CHF auf 44.4 Mio. CHF. Der gestiegene Bedarf an externen Informatikdienstleistungen und der Ausbau des Filialgeschäfts liess die übrigen Betriebskosten um 1.7 Mio. CHF auf 11.7 Mio. CHF anschwellen. Analog legten die Materialkosten um 1.3 Mio. CHF auf 13.1 Mio. CHF zu. Im Ergebnis resultierte ein Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 96 Mio. CHF nach 88.5 Mio. CHF im Vorjahr. Die Sachabschreibungen stiegen investitionsbedingt um 2.1 Mio. CHF auf 37.8 Mio. CHF an. Zeitgleich wuchsen die Abschreibungen auf immaterielle Werte um 2.7 Mio. CHF auf 7.1 Mio. CHF an. Hierin enthalten sind akquisitionsbedingte Goodwillabschreibungen von 5.7 Mio. CHF. In der Summe führte dies zu einem EBIT von 51 Mio. CHF nach 48.4 Mio. CHF im Vorjahr, was einem Plus von 5.4% entspricht. Deutlich tiefer als im Vorjahr fiel der Finanzertrag, der aus der aktiven Bewirtschaftung des Wertschriftenportfolios resultiert, aus. Nach 5.9 Mio. CHF im Vorjahr betrug dieser noch 4.1 Mio. CHF. Neben dem allgemein schwierigen Zinsumfeld sorgte auch der Wegfall von Devisengewinnen, den die WWZ im Zusammenhang mit der Aufgabe der Euro-Unterstützung durch die SNB realisierte, für das Minus. Unter dem Strich resultierte so ein Plus des Reingewinns von 4.5% auf 44.8 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten neben der regulären Dividende in Vorjahreshöhe von 330 CHF eine Sonderausschüttung von 125 CHF anlässlich des 125-jährigen Bestehens der WWZ.

Ausbau der Angebote in der Elektromobilität

Die WWZ setzen im 2017 auf den Ausbau ihres Angebots im Bereich Elektromobilität. So sind weitere Stromtankstellen geplant, mit denen die WWZ sämtliche verschiedenen Systeme sowohl den Kunden anbieten als auch selber testen will. Um der stetig steigenden Kundennachfrage nach Beratungen zu begegnen, wird die Gesellschaft die Fahrzeugflotte mit Elektroautos aller Anbieter aufstocken, um deren Gebrauchstauglichkeit zu testen und den Kunden Empfehlungen abgeben zu können. Ein längerfristiges Grossprojekt mit einem Investitionsvolumen im dreistelligen Millionenbereich stellt ein Projekt zur Nutzung der Wärme des Zugersees zu Heizzwecken dar. Sofern die entsprechenden Genehmigungen eintreffen, soll der Start per Jahresende 2017 folgen. Widmer ist optimistisch, die Genehmigungen erhalten zu können. Erfolgreich verlief der Start ins neue Geschäftsjahr. Dank der kalten Witterung in den ersten beiden Monaten übertrafen die Energieverkäufe die Vorjahreswerte und die Budgetvorgaben. Weiterhin positiv entwickelte sich auch die Telekomsparte.

Die Geschäftszahlen der WWZ fallen, wie in den letzten Jahren, wenig spektakulär aus. Das Unternehmen trotzt dank der breiten Diversifizierung dem schwierigen Marktumfeld in der Strombranche. Sehr positiv auf den Geschäftsgang wirkt sich hierbei auch aus, dass WWZ nur wenige Kleinwasserkraftwerke an der Lorze zur Stromgewinnung besitzt und den Grossteil des Stroms zu den günstigen Marktpreisen kaufen kann. Die WWZ liefert auch ein positives Beispiel für die Bewirtschaftung der liquiden Mittel und der Wertschriften. Trotz des hohen Bestands an liquiden Mitteln konnten bislang Negativzinsen vermieden werden. Die Performance des Portfolios kann sich ebenfalls sehen lassen.

Zu keinerlei Kritik Anlass geben auch die grundsoliden Bilanzkennzahlen der Gesellschaft. Mit einer bilanziellen Eigenmittelquote von knapp 88% ist das Unternehmen äusserst solide finanziert. Auch der bei den Akquisitionen angefallene Goodwill, der von der WWZ regelmässig abgeschrieben wird, liegt mit einem Wert von 23.5 Mio. CHF bei ausgewiesenen Eigenmitteln von 822.5 Mio. CHF in einem sehr überschaubaren Rahmen.

Die Aktien der WWZ werden ausserbörslich auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 14’650 CHF weisen die Titel eine zumindest für das Geschäftsjahr 2016 attraktive Dividendenrendite von 3.1% auf. Auch wenn die Ausschüttung in dieser Höhe im nächsten Jahr eher unwahrscheinlich erscheint, wird die WWZ wiederum eine ansehnliche Zahlung an die Aktionäre vornehmen. Die Papiere weisen auf dem aktuellen Niveau zudem einen Abschlag von gut 10% zum ausgewiesenen Buchwert per 31.12.2016 auf. Lediglich auf der Basis des KGV von 16.5 für 2016, das jedoch nur geringe Aussagekraft hat, erscheinen die Papiere teuer. Die Aktien sind daher auch auf dem aktuellen Kursniveau in der Nähe der Höchstkurse zumindest für Anleger mit einem Faible für solide finanzierte Substanzwerte interessant. Zudem zahlt die Gesellschaft eine nicht unattraktive Dividende, was die Aktien auch als Ersatz für Obligationen, die aktuell fast keine Rendite abwerfen, als geeignet erscheinen lässt.

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