Arosa Bergbahnen: Zurück in der Gewinnzone, weiterhin keine Dividende – Kapitalerhöhung für neue Sesselbahn notwendig

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Die Seilbahnfahrt auf das Weisshorn eröffnet ein eindrückliches Panorama. Quelle: Arosa Bergbahnen AG

Die Arosa Bergbahnen AG erzielte im per 31. März 2017 beendeten Geschäftsjahr 2016/17 nach zwei Verlustjahren wieder ein positives Geschäftsergebnis. Noch im Vorjahr lag der Verlust bei 1.3 Mio. CHF. Dank eines Effizienzsteigerungsprogramms und einer Investitionspause gelang die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Wie einem Aktionärsbrief zum Jahresabschluss entnommen werden kann, wurden Kosteneinsparungen in allen Sparten erreicht. Zudem wurde auch das Produktionsprogramm zum Aufbau des Schneesportgebiets verfeinert. Details dürfte der Geschäftsbericht, der per Anfang September verfügbar sein wird, liefern.

Leicht positive Entwicklung im Wintergeschäft

Die Gesellschaft begann bereits sehr früh während der ersten Frostnächte im Oktober mit der maschinellen Beschneiung der Pisten, um das Skigebiet mit einem reduzierten Angebot schon im November öffnen zu können. Ein Blick auf die Gästeeintritte in der vergangenen Saison lässt denn auch eine klar positive Tendenz in einem insgesamt stagnierenden Markt erkennen. Während die Anzahl der Gästeeintritte im gesamten Skigebiet Arosa-Lenzerheide um 0.3% auf 1.152 Mio. gesteigert werden konnte, verbuchte Arosa allein einen Anstieg um 1.3% auf 452’000. Im Sommer 2016 verzeichnete Arosa allerdings ein Minus um 3.7% auf 104’000 Besuchereintritte. Die Arosa Bergbahnen sehen sich eigenen Angaben zufolge in der Lage, auf Einbrüche und schwierige Verhältnisse selbst in einem schrumpfenden Markt zu reagieren. Allerdings warnt das Unternehmen auch davor, eine rosige Zukunft zu erwarten. So bleibt der Druck im Bergbahngeschäft weiterhin konstant hoch.

Gastronomie legt deutlich zu

Im Geschäftsjahr 2016/17 konnten die Arosa Bergbahnen bei den Einnahmen aus der Berggastronomie im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von 5.3% auf 6.1 Mio. CHF deutlich zulegen. Ebenfalls klar positiv entwickelte sich das Beherbergungsgeschäft, dessen Einkünfte um 4.1% auf 1.7 Mio. CHF anstiegen. Auch die Verkehrserträge, die Haupteinnahmequelle, erhöhten sich um 1% auf 15.2 Mio. CHF. Lediglich bei den Nebenerträgen musste ein deutliches Minus von 6.4% auf 2.2 Mio. CHF verbucht werden. Insgesamt stiegen die Einnahmen um 1.6% respektive 0.4 Mio. CHF auf 25.2 Mio. CHF. Auf der Kostenseite zeigen die Sparmassnahmen vor allem bei den Sachaufwendungen ihre Wirkung. Diese fielen um beachtliche 8.6% auf 6.8 Mio. CHF. Auch die Personalkosten konnten um 1.8% auf 9.9 Mio. CHF gesenkt werden. Hingegen stiegen die Warenausgaben wegen der Mehrumsätze der Gastronomie um 3.4% auf 1.8 Mio. CHF an. Im Ergebnis führte dies zu einem Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 17% auf 6.8 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen unterschritten den Vorjahreswert um 0.3 Mio. CHF. Wie das Unternehmen mitteilt, wurden die Abschreibungssätze des Vorjahres beibehalten. Die geringeren Abschreibungen resultieren aus der bereits vollständigen Abschreibung einiger Anlagegüter. So stieg das EBIT markant von einer knappen schwarzen Null im Vorjahr auf 1.5 Mio. CHF an. Nach einem leicht tieferen Finanzaufwand von 1 Mio. CHF resultierte unter dem Strich ein Reingewinn von 0.3 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen weiterhin keine Dividende erhalten.

Kapitalerhöhung zur Finanzierung der neuen Bahn

Die Planung der neuen Sesselbahn Brüggerhorn nimmt konkrete Formen an. So wurde das Ausschreibungsverfahren per Anfang Juli mit der Vergabe des elektromechanischen Bahnteils an die Bartholet Maschinenbau in Flums abgeschlossen. Ab der Wintersaison 2018/19 sollen die Skifahrer mit einer 6er-Sesselbahn, die mit Hauben bestückt sein wird, auf den Berg transportiert werden. Die Fahrzeit wird sich von elf auf vier Minuten verkürzen. Die Kosten der neuen Bahn belaufen sich zwischen 6.5 Mio. CHF und 7 Mio. CHF. Im August 2017 wird das Plangenehmigungsverfahren eingeleitet. Um das Projekt realisieren zu können, führt die Gesellschaft im Oktober 2017 eine Kapitalerhöhung durch.

Die an der GV vom letzten Jahr genehmigte Erhöhung des Aktienkapitals durch die Ausgabe 45’000 neuer Namenaktien mit einem Nennwert von 100 CHF soll von den bisherigen Aktionären gezeichnet werden. So werden alle bisherigen Anteilsinhaber im Oktober 2017 persönlich angeschrieben. Die erfolgreiche Durchführung der Kapitalerhöhung wird mit dem Neubau der Sesselbahn verknüpft. Detailliertere Informationen sollen die Anteilseigner an der GV am 30. September erhalten. Zusätzlich zur neuen Bahn sind zwei weitere Projekte, das Bärenland an der Mittelstation und der Bike-Flowtrail am Hörnli, geplant. Diese zwei „Leuchtturm-Projekte“, die im 2018 eröffnet werden sollen, stehen kurz vor der Realisierung.

Die Geschäftszahlen der Arosa Bergbahnen fallen deutlich besser als im Vorjahr aus. Mit einer Rückkehr in die schwarzen Zahlen befindet sich die Gesellschaft wieder auf einem besserem Kurs. Allerdings reichen die erwirtschafteten Mittel weiterhin nicht aus, um den Erneuerungsbedarf aus eigener Kraft zu finanzieren. Auch wenn die Bilanzkennzahlen bislang nicht verfügbar sind, dürfte sich der Eigenfinanzierungsgrad kaum von 28.2% im Vorjahr auf weit über 30% der Bilanzsumme verbessert haben. Eine deutliche Sprache spricht auch die Verknüpfung der erfolgreichen Durchführung der Kapitalerhöhung mit dem Neubau der Sesselbahn aufs Brüggerhorn. Ob es der Gesellschaft gelingt, genügend Interessenten für die Kapitalerhöhung zu finden, wird sich zeigen.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 85 CHF weisen die Aktien einen zumindest nicht unbedeutenden Discount gegenüber dem Nennwert von 100 CHF aus, zu dem auch die neuen Aktien emittiert werden dürften. Derzeit ist eine verlässliche Bewertung der Papiere nicht möglich, da der detaillierte Jahresabschluss noch nicht vorliegt. Klar erscheint indessen, dass die Aktionäre auf absehbare Zeit keine Dividende erhalten. Die Aktien eignen sich daher nur für Investoren mit einem engen Bezug zu der Gesellschaft und der Region zur Anlage.

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