Kursaal Interlaken: massive Aktienkäufe werfen Fragen auf

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Während die Aktienkurse der meisten Schweizer Casinogesellschaften in diesem Jahr Verluste hinnehmen mussten, findet sich der Titel der Congress Centre Kursaal Interlaken AG (CKI) auf der Gewinnerliste. Plus 15% beträgt die Performance seit Jahresbeginn. Dies wäre grundsätzlich nicht sehr erwähnenswert. Denn in den letzten Jahren gingen nur wenige Aktien pro Jahr um. Umso erstaunlicher ist es, dass in 2013 schon 4’089 Aktien oder 15.7% des gesamten Aktienkapitals der Gesellschaft den Besitzer gewechselt haben. Auch bei der Gesellschaft haben die Aktienkäufe Fragen aufgeworfen. Verwaltungsratspräsident Dr. Claude Thomann erklärt auf Nachfrage, dass sich der Verwaltungsrat in seiner nächsten Sitzung am 6. September mit diesem Thema beschäftigen werde. Insbesondere müsse der Verwaltungsrat entscheiden, ob die neuen Aktionäre in das Aktienregister eingetragen würden. Die Statuten sehen eine Beschränkung auf maximal 5% des Aktienkapitals vor. Zudem kann die Eintragung auch abgelehnt werden, wenn die Selbständigkeit der Gesellschaft gefährdet wäre und/oder wenn die Aktien auf fremde Rechnung gekauft wurden. Wer die Käufer seien, will Thomann noch nicht sagen, weil auch noch nicht alle Eintragungsgesuche vorliegen würden. Er spricht jedoch von „mehreren Privatpersonen“.

Das operative Ergebnis kann jedoch keine Motivation für den Aktienkauf sein. Denn im Geschäftsjahr 2012 musste das Unternehmen, das in Interlaken das Kongresszentrum, drei Restaurants und ein B-Casino betreibt, einen Rückgang des konsolidierten Betriebsertrages auf 17.3 Mio. CHF hinnehmen. Unter dem Strich verblieb ein Verlust von 147’000 CHF. Während das Kongress- und Gastrogeschäft defizitär war, steuerte das Casino einen Gewinn von 860’000 CHF zum konsolidierten Ergebnis bei. Das laufende Geschäftsjahr hat gemäss Direktor Ole Hartjen deutlich besser begonnen. Im Kongressgeschäft konnten die Zahlen aus dem besten Kongressjahr 2011 in den ersten sechs Monaten fast erreicht werden. Wichtig sei vor allen Dingen, dass die erwarteten Umsätze aus dem kurzfristigen Geschäft („pick-up“) mit einem Volumen von 1 Mio. CHF pro Halbjahr erreicht werden, so Hartjen. Das „pick-up-Geschäft“ sei entscheidend für den Geschäftserfolg und nur schwer planbar. Der Umsatz im Gastrobereich blieb im 1. Semester gegenüber dem Vorjahr stabil. Auch der Bruttospielertrag im Casino sei bisher – im Gegensatz zu anderen Spielbanken – nicht eingebrochen, so Hartjen. Für das Gesamtjahr gibt sich der Direktor des CKI daher zuversichtlich, auf konsolidierter Basis einen Unternehmensgewinn ausweisen zu können. Zwar werde das Kongressgeschäft noch defizitär sein. Allerdings soll in den Folgejahren auch in diesem Bereich ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erzielt werden, damit der Casinobetrieb das Kongressgeschäft nicht mehr so stark querfinanzieren muss.

Was kann die Motivation für die Aktienkäufe bei der CKI sein? Ein überraschend gutes Geschäftsergebnis wird es weder in diesem noch im kommenden Geschäftsjahr geben. Zwar sieht die Tendenz grundsätzlich positiv aus. Doch der Aktionär wird bis 2017 von einem möglichen Gewinnausweis nicht profitieren, denn bis dahin darf das Unternehmen keine Dividenden ausschütten, da die Investitionen in das neue Auditorium von der öffentlichen Hand mitfinanziert wurden und diese als Gegenleistung den Dividendenverzicht verlangte. Unter diese Ausschüttungssperre fallen auch Sonderdividenden, die sich aus der Veräusserung von Grundstücken und Liegenschaften ergeben würden. Denn direkt angrenzend an das Areal des Kongresszentrums befindet sich das Areal des Hotels Des Alpes, auf dem neben 130 Wohnungen auch ein Kongresshotel entstehen soll (siehe Beitrag Berner Zeitung v. 6. Juni 2013). Die CKI besitzt in diesem Bereich mit dem ehemaligen „Frühareal“ eine ungenutzte Landparzelle. Sicherlich gebe es in diesem Zusammenhang Raum für weitere Spekulationen. Vielleicht ist der Grund aber auch recht einfach: bei Kursen um die 210 CHF pro Aktie ist die gesamte CKI knapp 5 Mio. CHF wert. Allein das konsolidierte Eigenkapital der Gesellschaft liegt jedoch bei 30.1 Mio. CHF oder 1’155 CHF je Aktie. Nicht berücksichtigt sind dabei allfällige stille Reserven auf Immobilien und Grundstücken. Bei einem Brandversicherungswert von über 100 Mio. CHF, der in der Bilanz per Ende 2012 ausgewiesen ist, erscheint die Aktie extrem unterbewertet. Die Frage stellt sich nur, ob und wie diese Substanz eines Tages dem Aktionär zugute kommen wird.

1 Kommentar

  1. Herzliche Gratulation zu den interessanten Recherchen um Firmen wie Kursaal Interlaken, Plaston, Holdigaz etc. Diese Berichte machen das ausserbörsliche Segment interessanter, und ich hoffe, dass sie auch breit Beachtung finden.

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