Schweizer Casinoaktien: Investments mit Turnaround-Potenzial

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Cover_Branchenanalyse_Kursaal-CasinogesellschaftenDie Aufbruchstimmung in der Schweizer Spielbankenbranche ist nach zehn Jahren verflogen, stellen wir in unserer gestern veröffentlichten Branchenanalyse über die Kursaal- und Casinogesellschaften fest. Denn die Bruttospielerträge (BSE) steigen schon seit fünf Jahren nicht mehr. Im vergangenen Jahr lagen die Erträge der Casinos aus dem Spiel bei 757 Mio. CHF und fielen damit unter den Wert von 2004. Kein Wunder, dass angesichts dieses rasanten Zerfalls der Erträge die meisten Casinodirektoren wenig optimistisch in die Zukunft blicken. Ausnahmslos alle der von uns befragten 15 Casinos sagen aus, dass sich die heutige Situation gegenüber derjenigen von vor zehn Jahren verschlechtert habe. Die grössten Herausforderungen für die Branche sind und bleiben das strenge Sozialkonzept, die hohen regulatorischen Anforderungen, die hohe Casinodichte sowie die Konkurrenz durch illegales Glücksspiel (siehe auch Blog-Beitrag vom 22.10.13). Gerade in den grenznahen Casinos haben sich auch der starke Schweizer Franken sowie die verschärfte Konkurrenzsituation negativ ausgewirkt. Die Betriebe reagierten auf die herausfordernde Situation, indem sie einerseits ganz massiv auf die Kostenbremse getreten sind und andererseits damit beginnen, neue Angebote zu lancieren, Beteiligungen an anderen Casinos einzugehen und in Bereiche wie Events und Gastronomie zu diversifizieren.

Die Aktienkurse der ausserbörslich gehandelten Kursaal- und Casinotitel sind in den letzten drei Jahren ebenfalls stark unter Druck geraten. Dabei ist die Entwicklung der Gesellschaften sehr heterogen: Während das Grand Casino in Baden in diesem Jahr einen Einbruch des BSE um fast ein Viertel auf 70 Mio. CHF hinnehmen muss, läuft das Geschäft in Bern stabil. Baden hat Ende letzten Jahres mit der Neueröffnung eines Casinos in Zürich einen neuen Wettbewerber erhalten. Das Grand Casino in Luzern leidet ebenfalls unter dem Casino in Zürich. Auch das Casino in Interlaken kann sich dem Negativ-Trend nicht entziehen und rechnet für dieses Jahr mit einem weiteren Rückgang des BSE. Zum Verhängnis wird den Kursaal-Gesellschaften, dass sie in den guten Zeiten mit den hohen Erträgen aus dem Casinogeschäft das kostenintensive Veranstaltungsgeschäft und das dünnmargige Gastronomiegeschäft quersubventioniert haben. Zwei Chancen ergeben sich aus der aktuellen Situation: Entweder sie fokussieren sich vor allen Dingen auf das attraktive Geschäft mit dem Glücksspiel. Oder sie positionieren ihre Zusatzangebote zum Spielbereich (Gastronomie, Events usw.) so, dass diese profitabel werden und positive Deckungsbeiträge zum Gruppenergebnis beisteuern. Dass sich auch mit geringen BSE gute Umsatzrenditen erzielen lassen, zeigen die Zahlen von Casinos wie Crans-Montana oder Courrendlin.

Das Umfeld wird auch in den kommenden Jahren für die Casinobranche nicht einfacher. Es ist damit zu rechnen, dass die Regulation eher noch verschärft wird. So soll 2018 ein neues Geldspielgesetz in Kraft treten, welches das bisherige Spielbankengesetz und das Lotteriegesetz zusammenfasst. Zudem wächst das Geschäft mit dem Glücksspiel nicht mehr, wie auch Zahlen aus Deutschland zeigen. Selbst in Macau wird das Wachstum im Glücksspielmarkt vorwiegend durch chinesische Gäste getrieben. Konkurrenz aus dem Internet und das damit verbundene Verhalten der jüngeren Generation fordert die Casinos ebenfalls heraus. Allerdings stellt das aktuelle Umfeld auch eine Chance für die Unternehmungen dar. Sofern sie rechtzeitig mit neuen Angeboten und einer verbesserten Kosteneffizienz auf die Veränderungen reagieren, könnten sie in einer sich abzeichnenden Konsolidierung des Schweizer Casino-Marktes eine wichtige Rolle übernehmen.

Derzeit werden sämtliche Casino-Aktien – mit Ausnahme der Titel der Casino de Montreux S.A. – mit einem kräftigen Abschlag auf den Buchwert gehandelt. Die Dividendenrendite, die sich aufgrund der hohen Gewinnreserven auch in Zukunft als stabil erweisen sollte, ist mit 9.6% (Casino de Montreux S.A.), 5.3% (Stadtcasino Baden AG) oder 4.4% (Kursaal-Casino AG Luzern) attraktiv. Auch in Bern dürfte die Dividendenzahlung für 2013 wieder aufgenommen werden. Bei den aktuellen Bewertungen sind die Marktrisiken wohl grösstenteils eingepreist. Im internationalen Vergleich erscheinen die Titel sogar sehr günstig bewertet; allerdings wachsen bspw. in Macau die Spielerträge noch zweistellig, während sie hier rückläufig sind. Aktien von Schweizer Casinogesellschaften stellen daher eine Art Turnaround-Spekulation dar. Rasche Kursgewinne sind zwar nicht zu erwarten. Wer allerdings auf die grossen, gut finanzierten und breit aufgestellten Gesellschaften wie Stadtcasino Baden AG, Casino de Montreux und Kongress + Kursaal Bern AG setzt, dürfte bei einem erfolgreichen Meistern der aktuellen Herausforderungen überproportional profitieren. Die Wahrscheinlichkeit für einen (Kurs-)gewinn erscheint hier jedenfalls grösser als am Roulettetisch oder am Glücksspielautomaten.

Peer-Group-Tabelle

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