Victoria-Jungfrau Collection AG: Übernahmekampf geht weiter – Familie Manz erhöht auf 310 CHF pro Aktie

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Kommt vielleicht doch in Zürcher Hände: das zur VJC-Gruppe gehörende Eden au Lac am Zürichsee. Bild: zvg
Kommt vielleicht doch in Zürcher Hände: das zur VJC-Gruppe gehörende Eden au Lac am Zürichsee. Bild: zvg

Es sah ganz danach aus, dass die Übernahmeschlacht um die Luxushotelgruppe Victoria-Jungfrau Collection nun geschlagen sei. Doch nur knapp eine Woche, nachdem die Spitalgruppe AEVIS ihr ursprüngliches Angebot von 250 CHF auf 305 CHF pro Aktie erhöht und sich in einer Transaktionsvereinbarung mit dem VJC-Verwaltungsrat dessen Zustimmung zu dem Angebot gesichert hatte, bessert nun auch die zur Hotelierfamilie Manz gehörende Swiss Private Hotel AG (SPH) ihr Angebot auf 310 CHF je Aktie auf. SPH hatte ursprünglich 277 CHF geboten. Damit wird die VJC-Gruppe nun mit stattlichen 86.8 Mio. CHF bewertet. Die Erhöhung des Angebots durch die Familie Manz überrascht insofern, als sich Michael Manz in einem Beitrag in der Handelszeitung kritisch zu der Preisspanne von 300 bis 325 CHF je Aktie äusserte, welche das Ergebnis einer vom VJC-Verwaltungsrat in Auftrag gegebenen Fairness Opinion war. Er bezeichnete in dem Beitrag diesen Preis, den die SPH nun zu zahlen bereit ist, als „jenseits von Gut und Böse“. Offenbar will sich die Familie die Chance, die Victoria-Jungfrau Gruppe zu kaufen, nicht entgehen lassen. Dass SPH bereit ist, hier weitere Zugeständnisse zu machen, zeigt sie auch, indem sie die Andienungsschwelle von ursprünglich 66.1/3% auf 50.1% heruntergesetzt hat. „Mit unserem Angebot möchten wir unseren Einsatz für die Schweizer Hotellerie unterstreichen. Als gut kapitalisiertes Familienunternehmen sind wir nicht abhängig von kurzfristigen Profiten und Marktschwankungen und planen, den Hotelbetrieb der VJC nachhaltig und langfristig weiterzuführen“, wird Ljuba Manz-Lurje in einer Medienmitteilung zitiert. Sie verweist weiter auf die 125jährige Erfahrung der Familie im Hotelgeschäft. Der Verwaltungsrat der SPH werde zudem durch den Berner Wirtschaftsanwalt Beat Brechtbühl, der u.a. auch VR-Präsident der Flughafengesellschaft Alpar AG ist, ergänzt. Im Verwaltungsrat der Manz-Gruppe ist zudem Hans-Peter Stücheli vertreten, der noch den Verwaltungsrat der Parkhotels Waldhaus-Flims präsidiert.

Von Seiten des VJC-Verwaltungsrates sowie der AEVIS-Gruppe gab es bisher keine Stellungnahmen zu dem neuen Angebot. Entscheidend wird nun weiterhin die Haltung der Grossaktionäre sein. Mit der Investmentgesellschaft KIO (23.9%), der Berner Kantonalbank BEKB (12.1%) und der Gebäudeversicherung Bern (6.1%) liegen die entscheidenden Aktienpakete – insgesamt 42.1% der Aktien – in den Händen dieser Grossaktionäre. Da KIO mit Bishara Motez über einen Vertreter im Verwaltungsrat der VJC verfügt, war bisher davon ausgegangen worden, dass die Kuwaitis der aufgebesserten Offerte von AEVIS zustimmen würden. Details zu der zwischen dem VJC-VR und AEVIS abgeschlossenen Transaktionsvereinbarung sind keine bekannt. AEVIS betonte jedoch immer wieder, dass sie eine freundliche Übernahme anstreben würden und diese nur mit der Zustimmung der Verwaltungsrats möglich sei. SPH hat sich zu diesem Punkt bisher nicht geäussert. Nicht mehr im Rennen scheint der chinesische Investor Yunfeng Gao zu sein, wie sein Sprecher am 23. Januar 2014 gegenüber dem Schweizer Radio SRF1 sagte (siehe Beitrag).

Der Übernahmekampf wird nun immer interessanter. Wie bereits früher erwähnt, dürften die VJC-Aktionäre wohl die grossen Gewinner dieser Übernahmeschlacht sein. Zeitdruck besteht ohnehin nicht, da sich das Ende der Angebotsfrist nun auf den 13. Februar und damit die Nachfrist voraussichtlich auf den Zeitraum vom 20. Februar bis 5. März verschiebt. Der gebotene Transaktionspreis dürfte angesichts des aktuellen Geschäftsgangs – VJC schrieb in den ersten neun Monaten 2013 einen Verlust – sicherlich fair und angemessen sein. Auch von den Modalitäten sind die zwei Offerten mittlerweile identisch. In beiden Fällen würde die VJC-Gruppe in Schweizer Händen bleiben. Daher stellt sich für die andienenden Aktionäre vor allen Dingen die Frage, welcher Bieter die Gewähr für eine erfolgreiche zukünftige Entwicklung der traditionsreichen Häuser in Interlaken, Luzern, Bern und Zürich bietet. Auf der einen Seite steht ein Familienunternehmen mit einer über 125-jährigen Tradition in der Hotellerie (SPH), auf der anderen Seite die börsenkotierte AEVIS-Gruppe, die bisher vor allen Dingen im Bereich Privatspitäler und Spitalimmobilien erfolgreich unterwegs war. Allerdings verfügen die beiden Hauptaktionäre von AEVIS Antoine Huber und Michel Reybier auch über die notwendige Erfahrung im Hotel- und Immobilienbusiness. Ob die übrigen AEVIS-Aktionäre Freude an der Diversifikation ins Hotelbusiness haben, mag bezweifelt werden, wenn man die Entwicklung des AEVIS-Aktienkurses anschaut. Dieser hat seit Anfang Oktober um fast 15% verloren. Entscheidend ist sicherlich auch die Frage, wer die notwendigen Investitionen in die Hotels stemmen kann. Beide Bieter betonen, dass sie über die finanziellen Mittel verfügen. Der Ausgang des Übernahmekampfes ist daher völlig hoffen. Die Aktien der VJC-Gruppe werden auf OTC-X der Berner Kantonalbank derzeit für 305 CHF (plus 1.6%) gehandelt.


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