Schilthornbahn AG: „Wir haben noch einige Projekte im Köcher“

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Christoph Egger, CEO der Schilthornbahn AG. Bild: zvg
Christoph Egger, CEO der Schilthornbahn AG. Bild: zvg

Der neue CEO der Schilthornbahn AG, Christoph Egger, setzt im Berner Oberland Akzente. Jahrelang wurde nur wenig in neue Angebote an dem Berg investiert, der durch den James Bond-Streifen „Im Dienste ihrer Majestät“ 1969 weltberühmt wurde. In 2013 eröffneten mit der Bond World und dem Piz Gloria View gleich zwei neue Attraktionen. Diese machen sich offenbar bezahlt. Erstmals besuchten im letzten Jahr mehr als 4 Mio. Gäste das Schilthorn (siehe Medienmitteilung). Der Umsatz stieg um 10.9%, und unter dem Strich konnte ein Gewinn von fast 1.6 Mio. CHF ausgewiesen werden. Im Gespräch mit schweizeraktien.net erklärt Christoph Egger, woher die Gäste kommen und welche Pläne die Gesellschaft für die Zukunft hat.

Im Jahr 2013 konnte die Schilthornbahn AG den Umsatz um 10.3% auf 24.9 Mio. CHF steigern. Wie stark war der Einfluss der neu eröffneten Bond World auf den Umsatzanstieg?

Sicherlich ist das gute Ergebnis vor allem auf die Zunahme des Ausflugsverkehrs zurückzuführen. Dabei haben uns die neuen Angebote, wie die Bond World und der Piz Gloria View, sowie die Berichterstattung darüber in vielen in- und ausländischen Medien geholfen. In den Fernmärkten war es auch wichtig, dass wir Neuigkeiten präsentieren konnten. Zudem haben wir dort auch die Marketingaktivitäten intensiviert. Natürlich hatte auch das gute Wetter im Juli einen zusätzlichen positiven Einfluss.

Wie hat sich in 2013 die Gästestruktur zusammengesetzt?

Rund 35% der Gäste kamen aus der Schweiz. 25% aus Deutschland, Grossbritannien und anderen europäischen Ländern. Weiterhin stammten jeweils etwa 10% der Gäste aus China, den USA und weiteren asiatischen Märkten wie Japan und Korea. Wir sind sehr froh, dass wir eine sehr breite Gästestruktur haben. Das grösste Wachstum konnten wir bei den Chinesen und im asiatischen Raum allgemein verzeichnen.

Nicht nur die Bahnen, sondern auch die Nebenbetriebe haben deutlich an Ertrag zulegt. Welches waren hier die ausschlaggebenden Faktoren?

Ganz klar haben die höheren Gästefrequenzen zu den besseren Erträgen in den Nebengeschäften beigetragen. Allerdings hat die Veränderung in der Gästestruktur diesen Effekt etwas geschwächt, da sich der Zuwachs im Asiengeschäft noch nicht in vollem Umfang auf die Gastronomie auswirkt. Daran arbeiten wir noch. Im Souvenirgeschäft konnten wir jedoch ganz klar von dem wachsenden Gästesegment aus Asien profitiert.

Positiv an der Erfolgsrechnung fällt auf, dass die Personalkosten – trotz des kräftigen Umsatzanstiegs – sogar leicht zurückgegangen sind. Wie haben Sie das erreicht?

Wir haben generell Optimierungen bei den Personalkosten der Luftseilbahn vorgenommen. Zudem führten der Generationenwechsel und temporäre Lücken im Kader zu tiefere Personalkosten. In der Gastronomie verzeichneten wir hingegen einen höheren Aufwand für das Personal. Generell denken wir, dass wir die Personalkosten im Griff haben und sich diese daher weiterhin stabil entwickeln dürften.

In den vergangenen Jahren wurde bei der Schilthornbahn AG sehr grosszügig abschrieben. Trotz der Investitionen im letzten Jahr sind die Abschreibungen zurückgegangen. Wie hat sich Ihre Abschreibungspolitik verändert?

Unsere Abschreibungspolitik hat sich nicht geändert. Da wir nach Obligationenrecht bilanzieren, schreiben wir so viel ab, wie möglich ist. Nicht immer wäre dies betriebswirtschaftlich notwendig. Bei der Luftseilbahn gibt es in Zukunft allerdings nur noch wenig Abschreibungspotenzial. Im Wintersportbereich ist dieses hingegen noch reichlich vorhanden.

Wie hat sich die Wintersaison im Vergleich zum Vorjahr entwickelt, und welche Auswirkungen wird dies auf das Gesamtjahr haben?

In der Jungfrauregion ist die Wintersaison gar nicht so schlecht ausgefallen, wie teilweise in den Medien berichtet wurde. Unsere Region liegt mittlerweile sogar knapp über dem Vorjahr, auch wenn es zwischenzeitlich einmal anders aussah. Insgesamt rechnen wir mit einer Wintersaison, welche auf dem Niveau des Vorjahres liegt. Für das Gesamtjahr erwarten wir ein Ergebnis mindestens auf der Höhe von 2013, sofern es nicht zu grossen, unvorhersehbaren Ereignissen auf den Fernmärkten kommt. Mit dazu beitragen sollen auch die neuen Angebote Skyline Walk und Flower Park, die wir im Sommer lancieren werden. Nach der Eröffnung der Bond World sind diese Projekte weitere Puzzle-Teile für einen attraktiven Schilthorn-Ausflug.

Wie hoch sind die Investitionen in die neuen Projekte Skyline Walk und Flower Park, und wie werden Sie diese finanzieren?

Investitionen in unsere Sommerangebote sind längst nicht so gross, wie gängige Investitionen in das Wintersportangebot, beispielsweise die Sesselbahn. Die Bond World und der Piz Gloria View haben 1.3 Mio. CHF gekostet. In diesem Jahr werden wir rund 1.5 Mio. CHF in die Angebote investieren. Bei einem Cashflow von über 6 Mio. CHF im letzten Jahr können wir diese Projekte aus eigener Kraft finanzieren. Wir müssen uns nicht weiter verschulden. Im Gegenteil: 2013 konnten wir 2.5 Mio. CHF Hypotheken amortisieren. In diesem Jahr waren es bereits 1 Mio. CHF. Unsere derzeitigen Investitionen sind wichtig, um das Profil des Schilthorns als Ausflugsberg zu schärfen und die Werthaltigkeit unseres Angebots zu erhöhen.

Werden die geplanten Investitionen einen Einfluss auf die Dividendenpolitik haben?

Zumindest keine negativen. Bisher war die Dividendenzahlung mit 36 CHF pro Aktie über Jahre konstant.

Welche Visionen haben Sie mittelfristig für die Destination Schilthorn, und wo setzen Sie weitere Akzente?

Wir haben noch einige Projekte im Köcher. Dazu haben wir einen mehrjährigen Masterplan ausgearbeitet mit dem Ziel, die Schilthornbahn AG im Jubiläumsjahr 2017 in einem neuen Licht erscheinen zu lassen. Unser Benchmark sind hier unter anderem die Pilatus Bahnen in Kriens oder das Kitzsteinhorn in Kaprun (Österreich). Zu den Massnahmen, die wir planen, gehört eine bessere Erlebnisinszenierung, eine konsequentere Marktbearbeitung und die Reduktion der Abhängigkeit vom Wintersportgeschäft. Allerdings wollen wir das Wintersportgeschäft auch nicht komplett links liegen lassen.

Insgesamt nimmt das Interesse am Skisport ab. Welche Rolle wird das Wintergeschäft in zehn Jahren noch spielen?

Der Wintersport wird in den Alpen generell immer eine bedeutende Rolle spielen. Denn es gibt für die meisten Destinationen gar keine Alternative. In der Jungfrau-Region haben wir den grossen Vorteil, dass wir auch im Winterhalbjahr Ausflugstouristen haben, die unsere Berge besuchen. Wir rechnen damit, dass wir auch in zehn Jahren noch über ein Wintergeschäft verfügen, das frankenmässig auf dem heutigen Niveau liegt. Denn Mürren hat mit einer Lage auf 1’600 Metern und einem Skigebiet mit bis zu 3’000 Metern ü.M. Potenzial für den Wintersport. Damit wir dies auch in Zukunft ausschöpfen können, haben wir ein Appartmenthotel geplant. Weitere Hotelprojekte sollten sich ebenfalls positiv auf das Geschäft auswirken. Allerdings dürfte der Winteranteil am Gesamtumsatz wohl zurückgehen, weil das Ausflugsgeschäft im Sommer wachsen wird.

Das Angebot auf dem Schilthorn war in die Jahre gekommen. Der neue CEO hat dies erkannt und begonnen, das Schilthorn als Ausflugsberg neu zu positionieren. Dass James Bond hier auch weiterhin eine Hauptrolle spielt, ist klar. Die Zahlen für das erste Geschäftsjahr von Christoph Egger können sich sehen lassen. Erfreulich ist, dass auch der Zuwachs im Langfristvergleich stimmt. Zwar ist die Schilthornbahn noch nicht dort, wo die Pilatus Bahnen heute schon sind (siehe Blog-Beitrag vom 28.2.14). Allerdings besteht durchaus das Potenzial für weitere Verbesserungen, wenn der eingeschlagene Pfad aus gezielten Investitionen und Kosteneffizienz beibehalten wird. Mit einer Dividendenrendite von 3.3% bei letztbezahlten Kursen von 1’060 CHF auf OTC-X ist die Aktie aus Renditeüberlegungen interessant. Aktionäre, die an der Generalversammlung am 20. Juni teilnehmen, erhalten zusätzlich eine Naturaldividende in Form eines Freibillets.

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