Société Suisse des Explosifs SA: verdaut Zukäufe und will das Kapital erhöhen

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Am Hauptsitz in Gamsen wird viel investiert. Quelle: Société Suisse des Explosifs SA
Am Hauptsitz in Gamsen wird viel investiert. Quelle: Société Suisse des Explosifs SA

Die Société Suisse des Explosifs SA befindet sich auf dem Wachstumspfad. Nach zwei grösseren Akquisitionen, die im Geschäftsjahr 2013 wirksam wurden, hat die Gesellschaft per 1. Januar 2014 eine neue Organisationsstruktur eingeführt. Diese besteht darin, die Aktivitäten in die vier Business Units Explosionsstoffe in der Schweiz und deren Export, Explosionsstoffe in Europa mit den zwei Regionen Skandinavien und Zentraleuropa, Chemie und Pharma sowie die Einheit Feuerwerkstechnologie zu unterteilen. Die beiden Akquisitionen betrafen die auf Feuerwerkskörper spezialisierte und im Berner Oberland domizilierte Hamberger Swiss Pyrotechnics AG. Diese wurde per 1. Januar 2013 in die Gruppe integriert. Ausserdem erfolgte per 1. August 2013 die Übernahme von vier Filialen des französischen Sprengstoffunternehmens EPC Groupe in Deutschland, Polen, Tschechien und Rumänien. Bei Hamberger wurden per 1. Oktober 2013 alle Aktivitäten der Gruppe im Bereich Feuerwerkskörper am neuen Standort in Wimmis zusammengefasst. Dies bedingte Investitionen von über 3.5 Mio. CHF. Per Jahresanfang 2014 konnten die Umbauarbeiten abgeschlossen werden. Diese sollen nicht nur die Produktion stärken, sondern auch dafür sorgen, dass die bislang ungenügenden Margen der Sparte Feuerwerk verbessert werden können. Die Verbesserung der Margen im Bereich Pyrotechnik, die im Jahr 2013 durch einen tragischen Unfall und den Umzug geprägt waren, stellt, wie die Gesellschaft im neuesten Geschäftsbericht schreibt, „eine Herausforderung für die nächsten zwei Jahre dar“. Mit der Übernahme von vier Landesgesellschaften der EPC-Gruppe gelang es, „eine einmalige Gelegenheit, in vier europäische Länder mit einer bedeutenden Umsatzgrösse einzutreten“ wahrzunehmen, schreibt die Gesellschaft weiter. Der Kaufpreis, der über einen Kredit finanziert wurde, lag bei 15 Mio. EUR (rund 18 Mio. CHF). Für das laufende Jahr wird aus den EPC-Gesellschaften ein Umsatz von 25 Mio. CHF erwartet. Nach einigen operativen Verbesserungen sollen sich die Zukäufe positiv auf die Geschäftszahlen auswirken.

Wegen der Akquisitionen legten die Gruppenerträge im 2013 um 20 Mio. CHF respektive um 35.9% auf 75.5 Mio. CHF zu. Auf das Konto der akquirierten Gesellschaften gehen 16 Mio. CHF. Die restlichen 4 Mio. CHF respektive plus 7% stellen das operativ erzielte Wachstum im Jahr 2013 dar. Erwartungsgemäss sanken die Erträge im schweizerischen Sprengstoffgeschäft wegen des Auslaufens von Grossprojekten leicht. Allerdings ist es gelungen, die Marktanteile zu halten. Sehr positiv haben sich die Aktivitäten in Skandinavien entwickelt, wo eine neue Produktionsstätte eingeweiht wurde. Die Gewinnmarge ist markant angestiegen, und der Cashflow der skandinavischen Tochter konnte auf über 1.5 Mio. CHF mehr als verdreifacht werden. Aus dem neuen Europageschäft konnte ein kleiner Deckungsbeitrag realisiert werden. Positiv entwickelte sich auch die Chemiesparte, die ein Ertragsplus von 20% bei einer Verbesserung der Marge erzielte.

Auf der Kostenseite forderten die Mehrerträge und die Integrationsaufwendungen für die neuen Gesellschaften ihren Tribut. So stiegen die Betriebs- und Verwaltungskosten um 18.4 Mio. CHF auf knapp 65.1 Mio. CHF an. Der Löwenanteil des Anstiegs wurde von den Waren- und Produktionsausgaben, die um 10.8 Mio. CHF auf fast 40 Mio. CHF zulegten, verursacht. Weitere 5.5 Mio. CHF gehen auf das Konto der Personalaufwendungen. Im Ergebnis führte dies zu einem unterproportionalen Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 17.35% auf 10.4 Mio. CHF. Gleichzeitig sank die EBITDA-Marge von 16% auf 13.8%. Auf den Reingewinn wirkten sich die akquisitionsbedingt um 0.5 Mio. CHF höheren Sachabschreibungen negativ aus. Zudem ging das Finanzergebnis wegen des Abbaus des Finanzportfolios um fast 0.6 Mio. CHF zurück. Schliesslich wurden unter der Position ausserordentliche Aufwendungen zusätzliche Abschreibungen für den Betrieb in Skandinavien in Höhe von 830’000 CHF und eine Rückstellung von 0.5 Mio. CHF für den Kredit, die anlässlich des Kaufs der EPC-Gesellschaften aufgenommen wurde, zulasten des Jahresergebnisses verbucht. So resultierte unter dem Strich ein Rückgang des Reingewinns um knapp 1 Mio. CHF auf 3.3 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten dennoch eine gegenüber dem Vorjahr um 10 CHF auf 120 CHF erhöhte Dividende pro Aktie.

Für das laufende Jahr wird ein deutlicher Einfluss der EPC-Gesellschaften auf die Erträg erwartet. Zudem scheine sich die wirtschaftliche Entwicklung in Europa zu verbessern. Im schweizerischen Sprengstoffgeschäft wird ein weiteres Minus erwartet, während die übrigen Bereiche stabil bleiben sollen. Das Betriebsergebnis soll das Niveau des Vorjahres erreichen. Wegen der Ausbaupläne wird den Aktionären an der GV vom 27. Juni die Schaffung von genehmigten Aktienkapital beantragt. Das Kapital soll in die Ausbauten am Hauptsitz in Gamsen fliessen.

Die vorgelegten Jahreszahlen für 2013 fallen, ebenso wie die zukünftigen Aussichten, gut aus. Wegen der Übernahme der EPC-Gesellschaften präsentieren sich die Bilanzkennzahlen deutlich schwächer als in den vergangenen Jahren. So sind die Fremdmittel um 26.9 Mio. CHF auf knapp 41.9 Mio. CHF angestiegen. Hiervon stellen 17.8 Mio. CHF langfristige Verbindlichkeiten dar, die den Kaufpreis der EPC-Gesellschaften beinhalten dürften. Der deutliche Anstieg der kurzfristigen Verbindlichkeiten von 9.1 Mio. CHF basiert auf stichtagesbezogenen erhöhten Lieferverbindlichkeiten (2.9 Mio. CHF), Rückstellungen (1.9 Mio. CHF) und sonstigen kurzfristigen Verbindlichkeiten (4.3 Mio. CHF), die aus den betrieblichen Investitionen stammen dürften. Insgesamt präsentiert sich die Bilanz mit einer Eigenmittelquote von gut 44% nach wie vor solide. Durch die Schaffung von genehmigten Kapital sichert sich die Gesellschaft zudem die Möglichkeit, die Bilanzkennzahlen bei weiteren Akquisitionen und/oder grösseren Investitionen in die eigenen Standorte zu verbessern. Dabei macht die Gesellschaft von der maximal möglichen Erhöhung in Höhe von 50% des Aktienkapitals, welche eine grösstmögliche Flexibilität sichert, Gebrauch. Bei der maximal möglichen Ausgabe von 8’400 Namenaktien mit einem Nennwert von 100 CHF, die kaum zu Kursen von unter 3’000 CHF pro Aktie erfolgen sollte, könnte die Gesellschaft Mittel in Höhe von rund 25 Mio. CHF erhalten. Sehr positiv zu werten ist, dass die Gesellschaft den bestehenden Aktionären ein Vorwegzeichnungsrecht für die neuen Papiere einräumen will.

Die Aktien werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Der Kurs der Aktien stieg seit Monatsanfang um gut 12% auf den letztbezahlten Kurs von 3’600 CHF pro Aktie an. Trotz dieses Anstiegs weisen die Titel eine attraktive Dividendenrendite von 3.3% auf. Als wenig aussagekräftig kann hingegen das KGV von gut 16 für 2013 angesehen werden. Für die Berechnung des fairen KGV muss der Gewinn zumindest um die Position der ausserordentlichen Aufwendungen in Höhe von 1.3 Mio. CHF adjustiert werden. Zudem dürften in den Zahlen Aufwendungen für die Akquisitionen enthalten sein, die zukünftig wegfallen werden. Ebenfalls nur bedingt aussagekräftig sind die Bilanzkennzahlen, die hohe stille Reserven beinhalten dürften. Als Indiz kann der Brandversicherungswert der Sachanlagen von gut 107 Mio. CHF bei einem Buchwert von 27.8 Mio. CHF angesehen werden. Nach den deutlichen Kursavancen der letzten Wochen dürften weitere rasche Kursanstiege allerdings nicht zu erwarten sein.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

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