acrevis Bank AG: steigert Bruttogewinn im 1. Semester um 5.2% – Refinanzierung wird schwieriger

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Der Hauptsitz der acrevis Bank in St. Gallen. Bild: www.acrevis.ch
Der Hauptsitz der acrevis Bank in St. Gallen. Bild: www.acrevis.ch

In einem für Regionalbanken nach wie vor schwierigen Umfeld ist es der in St. Gallen tätigen acrevis Bank AG gelungen, den Gewinn auf allen Stufen im 1. Semester des Geschäftsjahres 2014 zu steigern. Bruttogewinn und Zwischenergebnis legten jeweils um 5.2% zu. Unter dem Strich konnte ein Reingewinn von 9.7 Mio. CHF (+ 4.7%) ausgewiesen werden. Damit zeigt sich, dass das 2013 eingeleitete Sparprogramm „Fit“ langsam zu greifen beginnt. Insgesamt will das Bankhaus mit dem Programm den Geschäftsaufwand bis 2015 um 10% senken, wie CEO Stephan Weigelt Ende Februar 2014 in einem Interview mit „schweizeraktien.net“ bekräftigte.

Die Kostensenkungen erscheinen allerdings auch notwendig, da im 1. Semester 2014 der Bruttoertrag bei 34.3 Mio. CHF stagnierte. Zwar gelang es, trotz der tiefen Zinsen einen nahezu gleichbleibenden Erfolg aus dem Zinsengeschäft in Höhe von 20.2 Mio. CHF (- 0.4%) zu erzielen. Das zinsindifferente Geschäft legte sogar kräftig zu. So konnte der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um 8.8% auf 10.3 Mio. CHF gesteigert werden. Auch das Handelsgeschäft steuerte mit 2.5 Mio. CHF 11.8% höhere Erträge als in der Vorjahresperiode bei. Allerdings konnten nur rund 1 Mio. CHF (- 43.0%) geringere Beteiligungserträge verbucht werden, was das Bankhaus mit seinem zurückhaltenden Engagement in Finanzanlagen begründet. Die Reduktion des Geschäftsaufwandes um 3.3% auf 20.4 Mio.CHF ermöglichte es, den höheren Bruttogewinn von 13.9 Mio. CHF auszuweisen. Trotz höherer Wertberichtigungen lagen auch das Zwischenergebnis und der Reingewinn über dem Niveau der Vorjahresperiode.

Die Entwicklung der Bilanz ist geprägt durch ein langsameres Ausleihungswachstum. Die Kundenausleihungen erhöhten sich im 1. Semester 2014 gegenüber dem Jahresende 2013 nur um 2.7% auf 3’281 Mio. CHF. Mit 2.7% ist die Bank allerdings deutlich von ihrem Ziel entfernt, in 2014 ein Wachstum zu erzielen, das eher im Bereich der 5%-Marke liegt (siehe Interview vom Februar 2014). „Das Zinsniveau, die erwartete Zinsentwicklung sowie angemessener Respekt im Umgang mit den Wirtschaftsprognosen geben Anlass, der Risikobereitschaft und der Konditionenpolitik besondere Aufmerksamkeit zu schenken“, teilte CEO Stephan Weigelt auf Nachfrage mit. Ein solches Verhalten dämpfe die eher überdurchschnittlichen Wachstumsraten der Vergangenheit. Wenig vorteilhaft entwickelte sich die Situation bei den Kundengeldern. So stellten die Kunden ihrer Bank in den ersten sechs Monaten etwa 13.1 Mio. CHF oder 0.4% weniger Spargelder zur Verfügung, was auf das tiefe Zinsniveau zurückzuführen ist. Dies führe dazu, dass vermehrt Gelder in renditeträchtigen Wertpapieren und nicht mehr in Form von Spareinlagen angelegt würden. Bei rekordtiefen Zinssätzen sei die Akquisition von Kundengeldern nicht einfach, erklärte Weigelt. Das Depotvolumen nahm daher im Gegensatz um 1.9% auf 4’030 Mio. CHF zu. Der Refinanzierungsgrad (Ausleihungen, die durch Kundengelder finanziert werden) ging jedoch von 94.6% auf 91.7% zurück. „Das Halten einer Refinanzierungsquote um die 90 % ist eine ehrgeizige Zielsetzung“, so der CEO. Finanziert werden mussten die höheren Ausleihungen durch die Aufnahme von Pfandbriefgeld.

Das 2. Semester ist nach Auskunft von CEO Stephan Weigelt gut angelaufen. „Wir gehen davon aus, dass für das ganze Jahr mit einem Ergebnis in etwa auf dem Niveau des Vorjahres gerechnet werden kann – vorausgesetzt, dass die Märkte nicht mit Verwerfungen konfrontiert werden“, so Weigelt. In ihrem Aktionärsbrief wies die Bank ausserdem darauf hin, dass sie für die St. Galler Vadian Bank zwar ein Angebot eingereicht habe, dieses jedoch nicht berücksichtigt wurde. Das Bieterverfahren sei ganz stark auf den Kaufpreis ausgerichtet gewesen, so die acrevis Bank. Den Zuschlag hatte schlussendlich die St. Galler Kantonalbank erhalten.

Die acrevis Bank hat einen soliden Semesterausweis präsentiert. Allerdings zeigen die Zahlen auch, dass das Wachstum in den kommenden Jahren begrenzt sein dürfte. Insbesondere der Erfolg aus dem Zinsengeschäft wird sich künftig schmälern. Denn der Druck auf die Marge bleibt angesichts der niedrigen Zinsen noch einige Zeit bestehen. Durch Volumenwachstum hier gegensteuern zu können, dürfte auch nicht mehr so einfach sein, wie die Semesterzahlen bereits zeigen. Nur durch geschicktes Kostenmanagement – das Sparprogram „FIT“ war eine erste, wichtige Massnahme – und zusätzliche Erträge aus dem indifferenten Geschäft dürfte es gelingen, das Ergebnis auch in den kommenden Jahren auf dem aktuellen Niveau zu halten. Ein weiterer denkbarer Weg zu neuem Wachstum wäre eine Übernahme oder die Fusion mit anderen Ostschweizer Regionalbanken. Ein solcher Schritt darf allerdings nicht um jeden Preis erfolgen. Bei der Vadian Bank hat acrevis sicherlich klug gehandelt, sich nicht nur auf den Preis zu fixieren. Sofern die Dividende bei 32 CHF gehalten wird – wovon wir ausgehen – erreicht die Rendite bei Kursen um 1’120 CHF auf OTC-X 2.8%. Damit gehört der Titel unter den ausserbörslich gehandelten Regionalbankaktien zu den besser rentierenden Papieren. Bei anderen Kennzahlen, wie der Cost/Income-Ratio von knapp 60, besteht Verbesserungspotenzial. Insgesamt ist die acrevis-Aktie zwar nicht zu hoch bewertet. Allerdings sollten Anleger das sich ändernde Umfeld im Retailbanking (u.a. Digitalisierung), den Druck im Kerngeschäft (Zinsmarge) und auch die zunehmenden regulatorischen Anforderungen (u.a. Fidleg) im Auge behalten. Diese dürften sich mittelfristig noch negativ in den Zahlen insbesondere der kleineren Regional- und Kantonalbanken niederschlagen.

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