Auto AG Holding: „Der Margendruck ist nun auch im Bereich Aftersales feststellbar“

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Robert Meyer, Vors. der Geschäftsleitung der Auto AG. Bild: zvg
Robert Meyer, Vors. der Geschäftsleitung der Auto AG. Bild: zvg

Seit der Bekanntgabe der Zahlen für das erste Semester 2014 zeigt der Aktienkurs der im luzernischen Rothenburg beheimateten Auto AG Holding nach unten. CEO Robert Meyer führt den Kursrückgang vor allen Dingen auf den Ausstieg eines grösseren Aktionärs zurück, wie er im Interview mit schweizeraktien.net erklärt. Allerdings räumt er auch ein, dass der Nutzfahrzeugverkauf von Margendruck geprägt sei. Da die Margen auch im Servicegeschäft unter Druck gekommen seien, stellt Meyer ein schlechteres Unternehmensergebnis als im Vorjahr in Aussicht. Mit Effizienzsteigerungsprogrammen will der CEO kurzfristig die Kostenseite optimieren, während mittelfristig der Fokus auf Umsatzsteigerungen liegt.

Die Aktie der Auto AG Holding hat seit Anfang Jahr deutlich eingebüsst. Wo sehen Sie die Gründe für die Kursverluste?

Während den letzten Wochen wurden grössere Verkäufe getätigt, welche mehrheitlich von einem grösseren Aktionär stammen. Bei den relativ kleinen Handelsvolumen der Aktie der Auto AG Holding kommt dadurch der Kurs entsprechend unter Druck. Erfreulich ist, dass der AAGH Aktienhandel im Jahr 2014 deutlich zugelegt hat.

Wie würden Sie das bisherige Geschäftsjahr 2014 in wenigen Worten beschreiben?

Das erste Halbjahr 2014 war geprägt von verhaltenen Verkaufszahlen vor allem im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge. Dies zeigt sich nun auch in den per Ende September rückläufigen Immatrikulationen (0.5 % z.Vj.). Bei den schweren Nutzfahrzeugen konnten die Verkäufe gegenüber Vorjahr gesteigert werden. Im zweiten Halbjahr haben die Verkaufszahlen deutlich angezogen, und die Stückzahlen des Vorjahres können klar übertroffen werden. Durch weitere Anbieter ist jedoch der Margendruck im Nutzfahrzeugverkauf nochmals angestiegen, und diese Entwicklung ist nun auch im Bereich Aftersales feststellbar. Trotz Mehrumsatz im Fahrzeugverkauf wird dies zu einer Verschlechterung des Unternehmensergebnisses führen.

Welche Auswirkungen hätte ein schwächeres Geschäftsjahr 2014 auf die Dividendenpolitik der Auto AG Holding?

Die Auto AG Holding wird an ihrer Dividendenpolitik im Rahmen der festgelegten Payout Ratio festhalten.

Gemäss Ihrem Halbjahresbericht bedarf es auch einer deutlich intensiveren Marktbearbeitung. Wird durch die von diesen höheren Aufwänden verursachten Kosten die Effizienzsteigerung des letzten Jahres verloren gehen?

Infolge der sinkenden Margen und der zusätzlich in die Marktbearbeitung investierten Beträge ist mit einem Margenverlust der Unternehmensrentabilität zu rechnen.

Sind im kommenden Jahr weitere Effizienzsteigerungsprogramme vorgesehen?

Die Auto AG Group hat bereits im 2. Quartal 2014 weitere Effizienzsteigerungsprogramme lanciert, welche jedoch grösstenteils erst im 4. Quartal 2014 erfolgswirksam werden. Für das Jahr 2015 sind momentan keine weiteren Kostenoptimierungen vorgesehen. Der Fokus wird klar auf der Umsatzsteigerung liegen.

Wie ist der aktuelle Stand bei den Projekten Limmattal und Rothenburg?

Für das Projekt im Limmattal zeichnet sich eine Lösung in den nächsten Monaten ab, welche dann im 2. Quartal 2015 kommuniziert werden könnte. In Rothenburg gibt es mehrere Mietinteressenten, deren Bedürfnisse momentan in die Projektentwicklung einfliessen. Ein erstes Vorprojekt ist im 2. Quartal 2015 zu erwarten.

Gibt es schon konkrete Pläne zur Nutzung der Landreserve in Rothenburg?

Die Landreserven werden in den Projektstudien „Weiterentwicklung Standort Rothenburg“ selbstverständlich integriert und auch sorgfältig analysiert.

Im Bereich des öffentlichen Verkehrs wird derzeit stark in die Technologie investiert. Wie wirken sich diese Investitionen auf die Profitabilität des Geschäftsbereichs aus?

Die Auto AG Group investiert seit Jahren in die Erneuerung und Modernisierung ihres Fahrzeugparks. So werden anfangs 2015 bereits sieben Fahrzeuge mit der Motorentechnologie Euro VI in Betrieb genommen. Diese Investitionen tragen massgebend dazu bei, dass die Fahrzeugunterhaltskosten laufend gesenkt werden können. Die Investitionen in dynamische Fahrgastanzeigen und in das elektronische Ticketing dienen primär der Verbesserung der Kundenzufriedenheit und haben nur indirekt einen Einfluss auf die Unternehmensprofitabilität.

In den letzten Jahren wurde auch vermehrt in das Aftersalesgeschäft investiert. Sehen Sie in diesem Geschäftsbereich oder im traditionellen Nutzfahrzeugverkauf ein grösseres Wachstumspotenzial?

Trotz einer momentanen Stagnation des Aftersalesgeschäfts, bedingt durch neue Fahrzeugparks und höhere Serviceintervalle, wird dieser Geschäftsbereich für die Auto AG Group auch in Zukunft hohe Priorität haben und entsprechend Investitionen auslösen, wie z.B. beim Projekt Limmattal. Für den Nutzfahrzeugverkauf rechnen wir in den nächsten Jahren mit einem moderaten Wachstum.

Was denken Sie, wie sich der Gewinnbeitrag der beiden Geschäftsbereiche in der Zukunft entwickeln wird?

Wie bereits heute wird auch zukünftig der Gewinnbeitrag zu einem grossen Teil aus dem Bereich Aftersales und Zusatzdienstleistungen generiert werden können.

Wird sich die Auto AG Group in Zukunft strategisch noch stärker auf den Aftersales Markt ausrichten?

Davon ist auszugehen, jedoch wird auch eine Steigerung der Verkaufszahlen hohe Priorität haben.

Was können die Anleger vom Geschäftsjahr 2015 erwarten?

Wir rechnen mit einem stabilen Marktvolumen bei den Nutzfahrzeugverkäufen und auch im Aftersalesgeschäft. Die eingeleiteten Effizienzsteigerungsmassnahmen sowie auch die getätigten Investitionen in die Marktbearbeitung lassen eine Verbesserung des Unternehmensergebnisses erwarten. Die damit gekoppelte Dividendenpolitik führt dadurch auch zu einer Steigerung der Aktienrentabilität.

Dass der Nutzfahrzeugverkauf nur einen geringen Beitrag zum Gewinn der Auto AG beisteuert, hat sich bereits in den letzten Jahren abgezeichnet. Grosse Margen sind hier nicht mehr zu erwarten. Ungünstig für das Unternehmen ist nun allerdings die Situation, dass auch das Servicegeschäft nach dem Fahrzeugverkauf (Aftersalesgeschäft) unter Margendruck zu kommen scheint. Denn bisher wurde das Geld bei der Auto AG vor allen Dingen mit dem Aftersalesgeschäft verdient. Hier hat die Auto AG rechtzeitig mit Effizienzsteigerungsmassnahmen reagiert. Sind diese ausgeschöpft, muss das Wachstum auf der Umsatzseite erfolgen. Konkret heisst dies, dass neue Kunden im Servicegeschäft gewonnen werden müssen. Sollte dies nicht in ausreichendem Masse gelingen, um dem Druck auf die Margen entgegenzuwirken, müsste sich der Verwaltungsrat Gedanken über ein weiteres Standbein machen. Dies könnte im Immobilienbereich zu finden sein, wo die Auto AG in Rothenburg über einen Landreserve von 13’500 qm verfügt. Der direkte Anschluss an die A2 Basel-Luzern ist ein wichtiger Standortvorteil.

Bei unseren bisherigen Schätzungen für das Geschäftsjahr 2014 sind wir davon ausgegangen, dass das Aftersalesgeschäft moderat wächst, die verzögerte Auslieferung der schweren Nutzfahrzeuge aus dem Jahr 2013 (siehe Blog-Beitrag vom 9.1.2014) sich jedoch positiv auf Umsatz und Gewinn auswirken sollte. Nach dem im Interview kommunizierte verhaltenen Ausblick erwarten wir zwar noch eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr. Allerdings dürften EBIT und Reingewinn klar rückläufig sein. Sofern der Reingewinn von 3.2 Mio. CHF auf 2.5 bis 2.8 Mio. CHF (31.70 bis 35.50 CHF je Namenaktie) zurückgeht, würde das Kurs/Gewinn-Verhältnis bei Kursen um die 365 CHF auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank 11 bis 12 betragen. Die definierte Ausschüttungsquote liegt bei 15 bis 25%. Hält sich der Verwaltungsrat an diese Quote, wäre eine leichte Reduktion der Dividende auf 8 CHF je Namenaktie zu erwarten, was einer Rendite von 2.2% entspricht. Der Buchwert (ausgewiesenes Eigenkapital pro Aktie) liegt zwar bei 580 CHF und damit deutlich über dem Aktienkurs. Allerdings spricht die aktuell schwierige Margensituation vorerst gegen einen Kursanstieg in Richtung Buchwert, wie wir dies noch Anfang Jahr erwartet hatten. Dennoch bleibt der Titel insbesondere für Value-Investoren interessant und ist auch bei den aktuellen Kursen nicht zu teuer. Der Kurs dürfte sich allerdings vorerst nur in einer Bandbreite von 350 bis 400 CHF bewegen.

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