Montana Tech Components: Nach Aktienrückkauf steigen Umsatz und Gewinne plötzlich kräftig an

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In der neuen Fabrikationshalle der Aerospace in Rumänien sollen zukünftig grosse Aufträge abgewickelt werden. Quelle: Montana Tech Components AG
In der neuen Fabrikationshalle der Aerospace in Rumänien sollen zukünftig grosse Aufträge abgewickelt werden. Quelle: Montana Tech Components AG

Die Montana Tech Components AG legte in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres eine beeindruckende Steigerung der Kennzahlen vor. So kletterten die Erträge im Vergleich zum Vorjahr um 9.1% auf 431.6 Mio. EUR an, während der Reingewinn sogar um 128.6% auf 32.1 Mio. EUR zulegte. Damit sind die im Vorjahr von der Gesellschaft gemachten Aussagen, dass es mit den Wachstumsaussichten nicht mehr so gut aussehe, zur Makulatur geworden. Diese wurden erstmalig an der Generalversammlung (GV) vom 24. Juni 2013 gegenüber den Aktionären gemacht. Nur kurze Zeit später erfolgte ein Rückkaufangebot für die Aktien der Gesellschaft durch den Hauptaktionär, VR-Präsident und CEO in Personalunion, Dr. Dr. Michael Tojner. Wir hatten einen kritischen Beitrag zu der Offerte publiziert, der hier nachgelesen werden kann.

Der Anstieg der Verkäufe gelang trotz der um 7.8% rückläufigen Erträge des Bereichs Aerospace Components, die dennoch wichtigster Umsatzträger der Gruppe bleibt. Infolge des Ertragsrückgangs sank der Anteil der Spartenerlöse am Konzern von 45.1% im Vorjahr auf 38.1%. Allerdings konnte, wie die Gesellschaft im 9-Monatsbericht schreibt, der Rückgang im 3. Quartal fast gestoppt werden. Als positiv stellt die Gesellschaft auch die langfristigen Chancen der Sparte dar. So würden die weltweit steigende Nachfrage im internationalen Flugverkehr und die Modernisierung zu steigenden Erträgen der Montana Tech führen. Am stärksten zulegen konnte im Berichtszeitraum die Sparte Metal Tech, was vor allem auf den Akquisitionen der GeGa, einem deutschen Familienbetrieb aus Frankfurt am Main, Deutschland, einer weltweit führenden Marktführerin für Brennschneiden, im Frühjahr 2014 und der österreichischen Knorr Technik, dem Weltmarktführer für Prüfanlagen zur Schienenerzeugung, im Herbst 2013 basiert. Das resultierende Umsatzplus beträgt 84.5%. Ebenfalls stark positiv entwickelte sich die Sparte Industrial Components mit einem Ertragsplus von 35.5%. Auch hier geht ein Teil des Anstiegs auf eine im Herbst 2013 durchgeführte Übernahme zurück. Die Gesellschaft betont indessen, dass auch das organische Wachstum zum Anstieg beigetragen hat. Leicht zuzulegen vermochte mit 1.2% die Sparte Energy Storage. Der Anstieg blieb hinter den Erwartungen des Managements zurück.

Auf der Aufwandseite führte das Umsatzplus von 9.1% auf Konzernebene zu einem Anstieg der Materialkosten um 8% auf 191.1 Mio. EUR bei einem Plus der Personalausgaben um 9% auf 119.2 Mio. EUR. Akquisitionsbedingt stieg auch die Anzahl der Mitarbeitenden von 4’095 auf 4’496 deutlich an. Die sonstigen betrieblichen Ausgaben legten um 9.7% auf 70.7 Mio. EUR zu. Der gegenüber dem Umsatzplus unterproportionale Anstieg der Kosten liess den Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) um 17.9% auf 67.1 Mio. EUR steigen. Investitionsbedingt legten die Abschreibungen um 2.1 Mio. EUR auf knapp 23.6 Mio. EUR zu: Es resultierte ein EBIT-Plus von 22.6%. Auf das Nettoergebnis positiv wirkten sich die markant tieferen Steueraufwendungen von 8.2 Mio. EUR nach 12.1 Mio. EUR im Vorjahr aus. So legte der Reingewinn um 128.6% zu.

Die Gesellschaft bezeichnet die Aussichten für das vierte Quartal als gut. Die Auftragssituation lasse auf ein umsatzstarkes viertes Quartal hoffen. Für das Gesamtjahr wird daher mit steigenden Erträgen und einer weiteren Ergebnisverbesserung gerechnet.

Die Zahlen der Montana Tech Components AG fallen sehr gut aus. Diese positive Entwicklung sowohl der Umsätze als vor allem auch der Margen ist sehr begrüssenswert. Allerdings ist sie auch mit einem schalen Beigeschmack behaftet. Noch vor rund einem Jahr zeichnete die Gesellschaft ein düsteres Szenario für die Zukunft. So sollten die Wachstumsaussichten deutlich sinken. Diese Aussage kam „pünktlich“ zum Angebot der Gesellschaft, die Aktien zu einem Preis von 4 CHF zu übernehmen. Gepaart mit der wenig aktionärsfreundlichen Geschäftspolitik des Hauptaktionärs und den nie komplett widerlegten Befürchtungen, Tojner nutze die Gesellschaft dazu, um sich und ihm nahestehende Personen auf Kosten der Aktionäre zu bereichern, erschien das Angebot als attraktiv. Angesichts der nun publizierten Zahlen kann diese Aussage im Nachhinein nicht mehr aufrechterhalten werden. So liegt der aktuelle Kurs der auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelten Aktien mittlerweile deutlich über dem Angebotspreis. Nach einem Kursanstieg auf bis zu 5.30 CHF sind die Titel nun wieder auf 4.65 CHF pro Aktie zurückgekommen.

Für die freien Aktionäre bleibt die Problematik, dass die Gesellschaft von Tojner beherrscht wird und sie seinen Zielen komplett ausgesetzt sind. Ein Versuch namhafter Aktionärsgruppen, dem Verhalten Tojners auf juristischem Weg Einhalt zu gebieten, schlug fehl. So wurde das Kaufangebot denn auch von den opponierenden Aktionären grossmehrheitlich angenommen, so dass sich Tojner eines grossen Teils seiner Kritiker günstig entledigen konnte. Gleichzeitig gab es aber auch für alle Anleger, die mit an Bord blieben, die Chance, attraktive Kursgewinne zu verbuchen und diese auch zu realisieren. Unter Berücksichtigung der Kennzahlen der Erfolgsrechnung erscheinen die Titel unter der Annahme einer Fortschreibung der positiven Zahlen als günstig. Ein unserer Ansicht nach realistischer Gewinnausweis in der Grössenordnung von 45 Mio. EUR, was rund 54 Mio. CHF entspricht, lässt sich in ein KGV von gut 7 errechnen. Dennoch ist ein Engagement mit hohen Risiken verbunden und sollte nur von sehr risikobereiten und risikofähigen Anlegern durchgeführt werden. Insbesondere die Abhängigkeit vom Hauptaktionär bleibt ein grosses Risiko.

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