Musterdepot 2015: Générale Beaulieu-Gruppe – ein solide finanziertes Spitalunternehmen

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In attraktiv gestalteten Zimmern werden die Patienten verwöhnt. Quelle: Générale Beaulieu Holding
In attraktiv gestalteten Zimmern werden die Patienten verwöhnt. Quelle: Générale Beaulieu Holding

Die Générale Beaulieu Holding SA betreibt die Privatklinik Générale Beaulieu in Genf. An einer sehr attraktiven Lage unweit des Stadtzentrums verfügt die Gesellschaft über einen ansehnlichen Immobilienbesitz. Die Wurzeln der Gesellschaft reichen bis ins Jahr 1899 mit dem Aufbau der Clinique Générale zurück. Die Clinique Beaulieu ihrerseits entstand während des ersten Weltkriegs. In rund 70 Jahren arbeiteten die beiden Betriebe unabhängig voneinander bis zum Zusammenschluss im Jahr 1983. Zu diesem Zeitpunkt wurde die aktuelle Klinik in Zentrumsnähe mit einer schönen Aussicht auf die umliegenden Berge in einem Wohnquartier erstellt. Neben zahlreichen Dienstleistungen für vermögende Privatpatienten bietet die Gesellschaft auch Dienstleistungen für die allgemein versicherten Patienten an. Dies ist möglich, da die Gesellschaft auf der Spitalliste des Kantons Genf aufgeführt ist. Angesichts des stetig steigenden Drucks auf die Tarife, die die Gesellschaft den Krankenkassen verrechnen kann, ist der Verbleib auf der Liste keinesfalls in Stein gemeisselt. Bereits im Sommer 2014 liess das Unternehmen durchblicken, über den Verbleib auf der Liste ernsthaft nachzudenken. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Spitälern generiert die Générale Beaulieu-Gruppe mit den vom Kanton zugewiesenen Patienten nur rund 2% der Erträge aus dem Spitalgeschäft.

Das Jahr 2014 war für die Firma ein Transformationsjahr. Nach Unternehmensangaben zeichnete sich in den ersten Monaten des Jahres ein leichtes Umsatzplus ab (siehe auch Blog-Beitrag vom 23.7.14). Belastet wird das Ergebnis allerdings durch den Bau der neuen Tagesklinik und die Erstellung neuer Tagungsräume sowie der Erstellung des neuen Röntgenzentrums. Die entsprechenden Kosten belasten die Rechnung und haben zudem Einschränkungen des Betriebs zur Folge. Ab dem laufenden Jahr will die Gesellschaft dank der fertiggestellten neuen Räumlichkeiten eine Steigerung der Erträge verbuchen, die sich auch in einem Gewinnplus niederschlagen sollten.

Bei dem Genfer Klinikunternehmen handelt es sich um ein sehr solide finanziertes Unternehmen der Spitalbranche. Die solide Bilanz mit einem ausgewiesenen Eigenmittelanteil von über 80% der Bilanzsumme per Jahresende 2013 erlaubt es, die umfangreichen Ausbau- und Erneuerungsinvestitionen problemlos ohne eine markante Erhöhung der verzinslichen Fremdmittel zu finanzieren. Zudem ist die Gesellschaft weitgehend unabhängig vom Margendruck der Spitalbranche, da das Gros der Einkünfte aus dem Geschäft mit Privatpatienten stammt, bei denen die Tarife nicht den strengen regulatorischen Anforderungen unterworfen sind.

Für das Jahr 2014 dürften sich die Einnahmen im Vorjahresvergleich bereits zumindest leicht positiv entwickelt haben. Der Ausbau der Aktivitäten, zu nennen sind insbesondere das neue Röntgenzentrum und die Tagesklinik, dürften einen Anstieg der Einnahmen um 5% ermöglicht haben. Wir erwarten daher Umsätze in der Grössenordnung von 94 Mio. CHF. Wegen der Investitionen dürften die Kosten, die im Vorjahr bei 78.3 Mio. CHF lagen, eher überdurchschnittlich angestiegen sein. Auch die Abschreibungen, die im Vorjahr bei 4.4 Mio. CHF lagen, dürften nochmals höher ausfallen. Angesichts dieser Faktoren erscheint es als wenig wahrscheinlich, dass der ausgewiesene Reingewinn den Betrag von 5 Mio. CHF übersteigt. Ob die Aktionäre durch den zu erwartenden Gewinnrückgang um über 20% mit einer tieferen Dividende rechnen müssen, ist derzeit noch offen. Angesichts der soliden Bilanz wäre eine Beibehaltung der Ausschüttung in Vorjahreshöhe von 500 CHF pro Aktie problemlos möglich. Zudem sollte sich das laufende Jahr nochmals deutlich besser entwickeln. Es würde wenig überraschen, wenn bei den Erträgen die Grenze von 100 Millionen Franken übertroffen wird, was auch das Festhalten an der Dividende rechtfertigen würde.

Unabhängig von einer möglichen Dividendenkürzung sind die Aktien, die auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt werden, mit einem erheblichen Abschlag auf den Buchwert von gut 15’000 CHF pro Titel bewertet. Hierin nicht berücksichtigt sind stille Reserven des Immobilienvermögens, die keinesfalls als tief einzustufen sind. Ein Grund für den tiefen Kurs kann der geringe Bekanntheitsgrad der Gesellschaft bei den meisten Investoren, gepaart mit der Schwierigkeit, Informationen über den Geschäftsgang zu erhalten, sein. Zudem weisen die Aktien mit einem letztbezahlten Kurs von 10’900 CHF einen optisch hohen Preis auf. Zu beobachten ist allerdings in den vergangenen Jahren ein stetig steigender Umsatz in den Papieren.

Zwar sind bei der Aktie kaum rasche Kurssprünge zu erwarten, doch auf mittel- bis langfristige Sicht sollten sich die Titel dem Buchwert zumindest annähern. Zudem zahlt die Gesellschaft regelmässig attraktive Dividenden aus. Wir nehmen die Titel wegen der kontinuierlichen Ausschüttung und dem hohen Substanzwert in unser Musterdepot auf.

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