Hypothekarbank Lenzburg AG: Zinsmargen unter Druck

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GL Hypo Lenzburg
Die Geschäftsleitung der Hypothekarbank Lenzburg. Bild: www.hypo-lenzburg.ch

Die Hypothekarbank Lenzburg AG (Hypi) leidet unter dem Niedrigzinsumfeld. Im vergangenen Jahr ging die Zinsmarge des Finanzhauses zurück und brachte der Hypi dadurch insgesamt einen Ertragsrückgang um 2.2% auf 68.8 Mio. CHF. Massgeblich für das Minus war der um 2.5 Mio. CHF entsprechend 4.5% auf 52.8 Mio. CHF gefallene Erfolg aus dem Zinsengeschäft. Mit einem Anteil an den Erträgen von 76.7% nach 78.6% im Vorjahr blieb das Zinsdifferenzgeschäft dennoch die wichtigste Einnahmequelle für die Regionalbank.

Die Hypi fokussiert sich vor allem auf Kredite für Wohnbauten. Auch wenn keinesfalls Konkurrenzangebote unterboten werden, kann sich auch die Hypi dem allgemeinen Zinsumfeld nicht entziehen Die Margen bleiben unter Druck, und hieran wird sich nach Aussagen von VR-Präsident Max Bühlmann zumindest im laufenden Jahr auch wenig ändern. Insgesamt wird das Geschäft „härter“ werden, sagt Bühlmann. Es würden aber keine Kredite vergeben, bei welchen von den Kunden nicht alle Kriterien zur Vergabe erfüllt werden. Die Einhaltung der restriktiven Voraussetzungen – Ersthypotheken werden nur bis zu einem Belehnungswert von zwei Dritteln des Gebäudewerts ausgegeben – und der bewusste Verzicht auf Wachstum wegen der seit Jahresanfang geltenden höheren Liquiditätsanforderungen zeichnete denn auch mitverantwortlich für den tieferen Zinserfolg. Deutlich wird dies auch bei der Entwicklung der Ausleihungen, die im Berichtsjahr nur um 0.4% auf 3.7 Mrd. CHF gestiegen sind. Es wurden aber auch zahlreiche Kredite zurückgezahlt, darunter zum Teil auch Problemkredite. Dies erlaubte es der Bank dafür aber, Rückstellungen aus früheren Jahre aufzulösen.

Aus dem zinsindifferenten Geschäft vermeldet die Hypi einen leichten Anstieg des Kommissions- und Dienstleistungserfolgs um 0.3% auf 8.4 Mio. CHF. Deutlicher zulegen konnte das Handelsgeschäft um 3.2% auf gut 2.7 Mio. CHF. Einen markanten Anstieg um 21.6% auf fast 4.9 Mio. CHF verzeichnete der übrige ordentliche Erfolg. Hierin enthalten ist der Erfolg aus der Veräusserung von Finanzanlagen in Höhe von 2.3 Mio. CHF. Dieser Schritt habe sich nach dem Entscheid der SNB, die Euro-Kursuntergrenze aufzuheben, als richtig erwiesen, ergänzte Bühlmann. Weitere Aussagen zu den Einflüssen des Entscheids könne er derzeit aber nicht machen. Der Markt müsse sich erst auf die neue Situation einstellen. Der übrige ordentliche Ertrag der Bank in Höhe von 1.7 Mio. CHF besteht grossteils aus Dienstleistungserträgen, die durch die Nutzung der von der Hypi entwickelten Bankensoftware Finstar von anderen Banken entrichtet werden. Aktuell wird die Software von sechs Banken verwendet, und Firmenchefin Marianne Wildi zeigt sich hoffnungsvoll, zukünftig weitere Banken als Kunden für die Software gewinnen zu können.

Proportional zum Ertragsrückgang konnte Hypi den Sachaufwand ebenfalls um 2.2% auf 8.4 Mio. CHF senken. Dagegen kletterten die Personalkosten infolge von Lohnerhöhungen und leicht gestiegenem Personalbestand um 0.7% auf 27.3 Mio. CHF. Da die Kosten damit insgesamt gestiegen sind, fiel der Bruttogewinn des Unternehmens um 5.8% auf 33.1 Mio. CHF. Die Cost/Income-Ratio stieg dadurch von 50% auf 51.9% – nach Ansicht von Marianne Wildi aber immer noch ein im Vergleich zu anderen Regionalbanken guter Wert. Einen deutlichen Anstieg verzeichnete die Hypothekarbank Lenzburg im vergangenen Jahr jedoch bei den Sachabschreibungen. Diese kletterten um 30.2% auf 8.2 Mio. CHF. Der Anstieg hatte seine Ursache jedoch in der bilanziellen Praxis. Die Kosten für die Renovierung von Geschäftsimmobilien wurden nicht aktiviert, sondern sofort abgeschrieben. Während es dadurch einen negativen Einmaleffekt gab, wirkte sich dagegen der Wegfall von Wertberichtigungen und Rückstellungen – 2013 waren das 3.5 Mio. CHF – positiv aus. Per Saldo ergab sich damit ein Gewinnrückgang vor Steuern um 1.8% auf 24.9 Mio. CHF. Da die Steuerquote leicht rückläufig war, blieb der Gewinn mit einem Minus von 0.9% entsprechend 21.2 Mio. CHF annähernd stabil. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 110 CHF pro Aktie erhalten.

Für das laufende Jahr rechnet die Geschäftsleitung mit weiterem Margendruck im Zinsgeschäft und entsprechenden Rückgängen bei den Zinserträgen. Auf der Kostenseite wird dagegen eine stabile Entwicklung erwartet. Die Abschreibungen sollen wegen des Wegfalls der Investitionen in die Gebäude deutlich tiefer ausfallen. Von der Aufgabe des Euro-Mindestkurses erwartet das Management übrigens keinen grossen Einfluss auf das Geschäft.

Die Hypi weist ein nicht nur angesichts des harzigen Umfelds erfreuliches Resultat aus. Zwar kann sich auch das aargauische Bankhaus dem allgemeinen Margendruck nicht entziehen. Doch diesem wird mit grosser Kostendisziplin und einer sehr restriktiven Abschreibungspolitik begegnet. So wurden sämtliche Kosten für die Bankensoftware komplett abgeschrieben. Der Druck auf das Zinsgeschäft dürfe sich in Zukunft eher akzentuieren. Die Hypi will aber mit einer weiteren Senkung der Kosten Gegensteuer geben. Dies dürfte allerdings angesichts der stetig steigenden regulatorischen Anforderungen mit dem damit verbundenen Mehraufwand schwer möglich sein. Dagegen bestehen gute Chancen, aus der Vermarktung der Software zusätzliche Erträge zu generieren, so dass unter dem Strich ein zumindest gehaltenes Ergebnis erwartet werden kann. Positiv niederschlagen sollte sich zudem der Wegfall der hohen Abschreibungen.

Hypothekarbank Lenzburg AG ist an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotiert. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 4’225 CHF weisen die Aktien eine Dividendenrendite von 2.6% auf. Dieser zwar nicht üppige Wert kann angesichts des aktuellen Zinsniveaus als ordentlich angesehen werden. Auf Basis des um die Erhöhung der Reserven für allgemeine Bankrisiken bereinigten Gewinns kommen die Papiere auf ein 2014er-KGV von 13.4 und wären damit in etwa fair bewertet. Indessen dürfte der Substanzwert der Hypi den aktuellen Börsenkurs erheblich überschreiten, weswegen sich die Papiere vor allem für Anleger mit einem Faible für Substanzaktien eignen.

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