Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen AG: „Im Februar liegen wir über Vorjahr“

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Markus Hasler, CEO der Zermatt Bergbahnen AG: Bild: zvg
Markus Hasler, CEO der Zermatt Bergbahnen AG: Bild: zvg

Der Frankenschock von Mitte Januar sitzt den Schweizer Touristikern noch tief in den Gliedern. Diese Woche malten auch die Verbandsvertreter schwarz: Insbesondere für den Bergtourismus sehe es düster aus, war an einer Medienkonferenz der Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus zu hören. Bei all dem Lärm um die Folgen des starken Frankens lohnt es sich für Anleger aber, genauer hinzuschauen. Denn die Folgen sind offenbar nicht in allen Berggebieten so dramatisch wie in vielen Medien aufgezeigt. Im Gespräch mit schweizeraktien.net berichtet Markus Hasler, CEO der Zermatt Bergbahnen AG, dass es im Februar sogar besser gelaufen sei als im Vorjahr. Auch bezüglich der mittelfristigen Folgen des Aus beim Euro-Mindestkurses zeigt er sich wenig pessimistisch. Für den Kaufentscheid und die internationale Wettbewerbsfähigkeit seien Produkt und Qualität entscheidend. Von Preissenkungen für Bergbahnbetriebe hält er nichts, da diese sich negativ auf künftige Investitionen auswirken würden. Im Geschäftsjahr 2013/14 verzeichnete die Bahngesellschaft einen Umsatz von 65.6 Mio. CHF und wies einen Reingewinn von 1.9 Mio. CHF aus.

Herr Hasler, die Zermatt Bergbahnen AG schliessen ihr Geschäftsjahr Ende Mai ab. Das Geschäftsjahr 2014/15 neigt sich langsam dem Ende zu. Wie läuft es?

Das Geschäft im Sommer 2014 hat sich besser als im Vorjahr entwickelt. Dies ist vor allen Dingen auf die vielen internationalen Gäste zurückzuführen. Wir konnten allerdings auch von einer starken inländischen Nachfrage profitieren.

Hat Ihnen der späte Wintereinbruch den Saisonstart in die Wintersaison 2014/15 verhagelt?

Nein. Im Gegenteil. Unsere Anlagen waren am 29. November alle planmässig geöffnet. Auch per Ende Dezember 2014 konnten wir einen sehr starken Abschluss vorweisen. Im Januar 2015 hat sich das Geschäft wie im Vorjahr entwickelt. Und im Februar liegen wir sogar über dem Vorjahresniveau. Somit hat sich unser Geschäftsjahr 2014/15 bisher besser als das Vorjahr entwickelt.

Wie wirkt sich die Aufhebung der Wechselkursuntergrenze auf Ihr Geschäft aus?

Der Einfluss war bisher gering. Und ich erwarte auch nicht, dass der Einfluss auf Zermatt gross sein wird. Denn das Segment, das wir bedienen, ist weniger preissensitiv. Schauen Sie: Als der Euro im Jahr 2000 eingeführt wurde, haben die Schweizer gestöhnt, dass der Urlaub in Italien bei Wechselkursen von 1.65 CHF/Euro wahnsinnig teuer geworden sei. Nach Italien gefahren sind sie aber trotzdem. Eine ähnliche Entwicklung werden wir auch beim derzeit starken Franken erleben. Es dürfte nicht alles so heiss gegessen werden, wie es gekocht wird. In letzter Konsequenz ist das Produkt und dessen Qualität für einen Kaufentscheid zentral.

Also spürt die Hotellerie in Zermatt keinen Rückgang der Buchungen oder gar Stornierungen aufgrund des schwachen Eurokurses?

Pro Betrieb hat vielleicht eine Handvoll Gäste abgesagt, wie wir von Hoteliers gehört haben. Erst waren diverse Hotels verunsichert, bis sie später einsehen mussten, dass genau dies Gäste waren, die es auf Schnäppchen, verschiedene Zusatz- und Gratisleistungen abgesehen hatten.

Demnach gibt es keine Rabatte für Gäste aus dem Euroraum in Zermatt?

Hier kann ich nur für die Bergbahnen sprechen – ja, es gibt keine Rabatte. Märkte wie beispielsweise Deutschland, die sehr preissensitiv sind, sind ja nicht die einzigen Märkte, die wir bedienen. In den ersten Tagen nach der Aufhebung der Wechselkursuntergrenze gab es auch in Zermatt einen gewissen Aktionismus, bei dem Hotels Rabatte von 20 bis 30% geben wollten. Dies hat sich mittlerweile gelegt. Nicht zuletzt auch, weil der Franken wieder schwächer geworden ist. Für Bergbahnbetriebe wäre es aber ein fatales Zeichen, wenn wir aufgrund solcher Faktoren die Preise senken würden. Denn unsere Preise sind genau kalkuliert. Wenn wir Rabatte geben müssten, dann müssten wir auch Investitionen aufschieben. Das würde der langfristigen Entwicklung unseres Unternehmens schaden.

Wo sehen Sie für die Zermatter Bergbahnen noch Wachstumspotenzial? In den kommenden drei Jahren möchten Sie eine 3S-Bahn bauen.

Unsere Strategie geht ganz klar Richtung Süden, zur Skigebietsverbindung nach Italien mit Cervinia. Zusammen mit dem Skigebiet Monte Rosa könnten wir eines Tages 600 Pistenkilometer anbieten und wären damit eines der grössten Skigebiete der Welt. Zudem könnten wir über das kleine Matterhorn die „höchstmögliche Alpenüberquerung“ anbieten, die auch gerade für Touristen aus den asiatischen Märkten ein Höhepunkt ihrer Europareise werden könnte. Die 3S-Bahn ist für ein solches Vorhaben ein wichtiger Meilenstein.

Die Namen- und Inhaberaktien der Zermatt Bergbahnen AG werden auf der OTC-X Plattform der Berner Kantonalbank (BEKB) zu Kursen zwischen 180 CHF (Namen) und 210 CHF (Inhaber) gehandelt. Die Inhaberaktien weisen allerdings eine höhere Liquidität auf. Eine detaillierte Analyse der Zermatt Bergbahnen AG von OTC-X Research erscheint in den kommenden Wochen.

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