Société Suisse des Explosifs: 2014 – Konsolidierungsjahr bringt tieferen Gewinn und Dividendenkürzung

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Gepumpter Srpengstoff, der in dafür ausgestatteten Camions transportiert wird, gehört zur Produktepalette der SSE. Quelle: Socété Suisse des Explosifs SA
Gepumpter Sprengstoff, der in dafür ausgestatteten Camions transportiert wird, gehört zur Produktepalette der SSE. Quelle: Socété Suisse des Explosifs SA

Die Vollkonsolidierung der neu akquirierten Unternehmen in Osteuropa brachte Société Suisse des Explosifs SA (SSE) im 2014 ein deutliches Plus beim Konzernumsatz von 17.5% auf 88.75 Mio. CHF. Mit der Expansion ins Ausland will die SSE dem tief greifenden Wandel in den Geschäftsfeldern begegnen. Dank dieser Schritte sieht sich die Gesellschaft nun in einer optimalen Ausgangslage, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern. Dabei gehörte die Umstrukturierung der gesamten Aktivitäten inklusive derjenigen im Heimmarkt zu einer wichtigen Unternehmensaufgabe. Über eine erfolgreich durchgeführte Kapitalerhöhung im Dezember 2014 konnte die SSE die Eigenmittel stärken und neue Aktionäre gewinnen.

Der Geschäftsverlauf im 2014 war geprägt durch den erwarteten Rückgang im schweizerischen Sprengstoffgeschäft wegen des Abschlusses grosser Infrastrukturprojekte. Weiterhin stabil entwickelte sich aber der Export. Allerdings belastet hier die Aufwertung des Frankens die Margen. Einen deutlichen Rückschlag verzeichnete die Chemiesparte am Standort in Gamsen. Diese sollte die Rückgänge im Sprengstoffgeschäft am Hauptstandort kompensieren. Sie verlor allerdings zwei ihrer fünf Schlüsselprodukte, was die Anfälligkeit und Abhängigkeit von wenigen Produkten aufzeigt. Deutliche Worte findet die SSE für die Entwicklung der Pyrotechniksparte: Diese habe die Erwartungen in Bezug auf Rentabilität in keiner Weise erfüllt. Ausgezahlt hat sich indessen die Strategie, in Schweden auf Rentabilität anstatt auf Wachstum zu setzen. So gelang es der SSE, rekordhohe Margen zu erwirtschaften. In Mitteleuropa befindet sich die Gesellschaft nach wie vor in der Integrationsphase. Auch wenn sich in Europa allmählich Wachstum einstellt, waren auch hier die Kosten deutlich höher als erwartet. Besonders die Anfangsinvestitionen wurden dabei unterschätzt, wie die SSE einräumt.

Sprengstoffgeschäft Schweiz mit starkem Rückgang

Im Geschäftsfeld Sprengstoffe Schweiz verzeichnete die SSE im 2014 einen budgetierten Rückgang um 20%. Ebenfalls ein deutliches Minus von 15% verzeichnete die Chemiesparte. Ein Lagerabbau bei den Kunden führte zu einer Verschiebung der Lieferungen ins laufende Jahr. Allerdings ist auch die Marge, die in den vergangenen Jahren stets stieg, deutlich gesunken. Zudem belastete ein ungünstiger Produktmix. Deutlich werden die negativen Auswirkungen bei den Betriebskosten. Diese stiegen gegenüber dem Vorjahr überproportional um 24.3% auf 80.9 Mio. CHF an. Während der Anstieg bei den Materialausgaben mit 18.7% nur unwesentlich höher ausfiel als das Umsatzplus, legten die Personalkosten deutlich stärker um 27.6% auf 25 Mio. CHF zu. Bei ebenfalls erheblich höheren Verwaltungs- und Forschungsausgaben resultierte so ein Rückgang des Betriebsgewinns vor Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) um 24.7% auf 7.9 Mio. CHF. Trotz geringerer Sachabschreibungen von 5 Mio. CHF nach 5.8 Mio. CHF im Vorjahr fiel der Betriebsgewinn (EBIT) um 39.4% auf 2.8 Mio. CHF. Negativ auf das Ergebnis wirkte sich der akquisitionsbedingt gestiegene Finanzaufwand aus, so dass sich der Reingewinn um 53.1% auf 1.6 Mio. CHF halbierte. Dementsprechend sollen die Aktionäre eine um 50 CHF auf 70 CHF gesunkene Dividende erhalten. Diese wird allerdings bei der SSE als Folge der Kapitalerhöhung erstmalig in der für Schweizer Privatanleger steuerfreien Form der Erstattung aus Kapitaleinlagereserven bezahlt.

Für die Zukunft wird der Schweizer Sprengstoffmarkt trotz der rückläufigen Volumina für die Gewinnentwicklung der SSE entscheidend bleiben. Bei der Chemiesparte wurde im April mit der Umsetzung von Massnahmen zur Anpassung der Kosten an die tieferen Umsätze begonnen. Eine deutliche Verbesserung wird bei der Pyrotechnik im laufenden Jahr erwartet. Dabei setzt das Unternehmen grosse Hoffnungen auf die europäische Expansion. Insgesamt werden für 2015 in Lokalwährungen leicht tiefere Umsätze prognostiziert.

Die Geschäftszahlen der SSE für 2014 fallen wenig erfreulich aus. Ein Grossteil des tieferen Gewinns und der höheren Kosten dürfte auf das Konto der Akquisitionen gehen, die im 2014 voll wirksam wurden. Positive Synergieeffekte sind frühestens ab dem laufenden Jahr möglich. Dieses wird allerdings durch die Aufgabe der Eurounterstützung von der Schweizerischen Nationalbank negativ beeinflusst. Auch sind die Kennzahlen im Ausland mit Ausnahme von Skandinavien und insbesondere bei der Pyrotechnik auch im laufenden Jahr deutlich tiefer als dies für die SSE angestrebt wird. Dank der erfolgreich durchgeführten Kapitalerhöhung, bei der alle 4’200 Aktien platziert werden konnten, präsentiert sich die Bilanz mit einer Eigenmittelquote von gut 50% grundsolide.

Die Aktien der SSE werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 3’050 CHF werden die Titel mit einem deutlichen Agio zum ausgewiesenen Buchwert von gut 2’100 CHF gehandelt. Hierbei darf aber nicht übersehen werden, dass die Gesellschaft nach den Regeln des Obligationenrechts bilanziert und dabei die sich bietenden Möglichkeiten nicht betriebsnotwendiger Abschreibungen nutzt. Zudem dürfte die Gesellschaft über einige stille Reserven verfügen. Diese dürften nur zu einem sehr geringen Teil im aktuellen Aktienkurs enthalten sein. Ebenfalls mit Vorsicht betrachtet werden muss auch das optisch hohe KGV von fast 42 auf der Basis des Jahresabschlusses 2014. Als durchschnittlich angesehen werden kann auch nach der Kürzung immer noch die Dividende mit einer Rendite von 2.3%.

Aktuell präsentieren sich die Aussichten der SSE zumindest kurzfristig verhalten. Die Integration der neu akquirierten Firmen verläuft harziger als erwartet. Zudem leidet die Gesellschaft noch unter einer Abschwächung der Nachfrage im Stammgeschäft, welches durch die Chemiesparte nicht mehr egalisiert wird. Mittel- bis langfristig sollte sich die Situation wieder verbessern, und insbesondere sollten auch die neuen Firmen im Ausland und Pyrotechnik einen deutlich positiven Ergebnisbeitrag liefern. Sollte dies allerdings nicht gelingen, drohen hohe Abschreibungen. Die erwähnten Unsicherheitsfaktoren könnten sich möglicherweise negativ im Aktienkurs niederschlagen. Sollten die Titel allerdings deutliche Rückschläge von mehr als 10% verzeichnen, erscheinen sie für mittel- bis langfristig agierende Anleger wieder interessant.

Vorläufig drängt sich keine Änderung der langfristig positiven Einschätzung zu den Papieren auf. Wir werden die Entwicklung der SSE aktiv verfolgen und behalten die Titel bis auf Weiteres in unserem Musterdepot.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

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