Zermatt Bergbahnen: Dividende steigt trotz stagnierendem Gewinn – stabiler Geschäftsverlauf trotz schwachem März

0
1917

Die Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG) setzten im per 31. Mai 2015 beendeten Geschäftsjahr 2014/15 auf den Ausbau des Onlineangebots. Diese Bemühungen wurden mit einem explosionsartigen Plus der Online-Umsätze in der Wintersaison 2014/15 von 1226% honoriert. Auch wenn dies von einem sehr tiefen Niveau aus erfolgte, konnte die ZBAG 2.6% der Verkehrserträge der Wintersaison aus dem Onlinebereich erzielen. Bei den Investitionen in der Gesamthöhe von gut 18 Mio. CHF lag der Fokus auf Optimierungen des Angebots. An erster Stelle stand die Pistenverbreiterung beim Landtunnel bei der Pistenrückfahrt Riffelberg-Schweigmatten. Dieser seit langem bestehende gefährliche Engpass konnte mit einer Stahlkonstruktion auf einer Breite von 25 Metern beseitigt werden. Eine erste Etappe der Pistenverbreiterung Riedweg konnte ebenfalls im Sommer 2014 in Angriff genommen werden. Fortgeführt wird auch der Ausbau des digitalen Gästeleitsystems mit Outdoor-Displays, auf welchen die jeweils aktuellen Pistenöffnungen und Wetterverhältnisse gezeigt werden. Diese Angebote sollen im Jahr 2016 durch grosse Panorama-Walls, die an den neuralgischen Punkten im Skigebiet positioniert werden, ergänzt werden. Im laufenden Geschäftsjahr wird die Sesselbahn Hirli, welche den Hörnli-Schlepplift im Gebiet Schwarzsee ersetzt, gebaut. Der Lift wird bis zum Beginn der Wintersaison 2015/16 fertiggestellt sein.

Einbruch der Ersteintritte im März

Die ZBAG steckte grosse Erwartungen in die Wintersaison 2014/15. Eine ideal gelegene Ferienlage und ein optimal gelegener Ostertermin standen symbolisch für eine gute Ausgangslage. Es kam allerdings anders als erwartet. Wie das Unternehmen im Geschäftsbericht schreibt, zeigte sich die Richtigkeit der Investitionen in die Effizienzsteigerung der Beschneiungsanlagen. Im gesamten Alpenraum waren bis nach dem 20. Dezember 2014 keine ausreichenden Schneefälle zu verzeichnen. Gleichzeitig wurde die maschinelle Beschneiung durch zu hohe Temperaturen verunmöglicht. Der ZBAG ist es dennoch gelungen, sämtliche Haupt- und Verbindungspisten pünktlich zum geplanten Saisonstart am 29. November zu öffnen, während das Gros der anderen Skigebiete Verzögerungen hinnehmen musste. So konnte die ZBAG bis zum Jahresende 2014 das beste Ergebnis seit Bestehen erreichen. Die Ersteintritte übertrafen die Vorjahreswerte um 7% und den 5-Jahres-Schnitt sogar um 22.2%. Auch die Umsätze stiegen bis Jahresende um 10.5% an. Allerdings folgte den durchschnittlichen Monaten Januar und Februar ein regelrechter Einbruch im März. Schwierig zu beurteilen sei, ob die Freigabe des Wechselkurses des Schweizer Frankens zum Euro die Geschäftsentwicklung beeinflusste. Sicher negativ auf den Geschäftsgang ausgewirkt habe sich das Wetter. So folgten Wochenenden mit 7’000 Ersteintritten ins Gebiet einzelne Wochentage mit 11’000 Eintritten bei gutem Wetter. Insgesamt fielen die Tageseintritte gegenüber dem Vorjahr in der Winterperiode zwischen 1. Oktober und 31. Mai um 47 respektive 3.5% auf 1’301 bei einem Rückgang der Frequenzen um 6.4% auf 11’199. Deutlich besser entwickelte sich hingegen das Sommergeschäft mit einem Anstieg der Frequenzen um 5.6% auf 2’809 bei einem Plus der Tageseintritte um 5.8% auf 566. Sehr positiv wirkte sich die Swiss Orienteering Week (SOW), die im Juli 2014 in Zermatt durchgeführt wurde, aus.

Umsatzplus dank höherer Preise

Insgesamt stiegen die Einnahmen des Geschäftsjahres 2014/15 gegenüber dem Vorjahr um 2.2% auf 67.1 Mio. CHF. Massgeblich zum Plus beigetragen haben die durchschnittlich um 3.5% angehobenen Preise für die Tickets. Im Sommergeschäft stiegen die Verkehrseinnahmen mit plus 1.2% auf 14.3 Mio. CHF deutlich weniger stark an als die Frequenzen. Dies geht auf die im Zusammenhang mit der SOW verkauften günstigeren Tickets zurück, teilt die Gesellschaft mit. Im Wintergeschäft legten die Verkehrserträge um bescheidene 0.6% auf 48.5 Mio. CHF zu. In den Gesamterträgen sind zusätzlich erstmalig die Einnahmen für ein ganzes Jahr aus dem Betrieb des Restaurants auf dem Kleinen Matterhorn in Höhe von 1.2 Mio. CHF enthalten. Auf der Kostenseite schlug sich der Anstieg der Personalkosten um 3.2% auf 21.6 Mio. CHF negativ nieder. Dieses Plus geht auf die Mehraufwendungen für den Restaurantbetrieb und generellen Lohnehrhöhungen von 2% zurück. Allerdings ging der Sachaufwand um 5.3% auf 12.5 Mio. CHF zurück. Hier schlugen sich die deutlich niedrigeren Kosten für Lawinensprengungen und betriebliche Optimierungen positiv nieder. So konnte der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) gegenüber dem Vorjahr um 4.3% auf 32.3 Mio. CHF gesteigert werden. Wegen des investitionsbedingten Anstiegs der Sachabschreibungen um 1.6 Mio. CHF auf 26.6 Mio. CHF fiel der Betriebsgewinn (EBIT) um 4.4% respektive 0.3 Mio. CHF auf 5.7 Mio. CHF. Wegen der Rückzahlung von Krediten und den allgemein tiefen Finanzierungskosten fiel der Finanzaufwand um 0.4 Mio. CHF respektive 13.8% auf 2.5 Mio. CHF. Bei einem leicht höheren Steueraufwand resultierte ein Rückgang des Reingewinns um 1.4% auf 1.86 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten trotz des Gewinnrückgangs eine um 1 CHF auf 4 CHF erhöhte Ausschüttung. Diese erfolgt in der für schweizerische Privatanleger steuerfreien Form der Ausschüttung aus Kapitaleinlagereserven. Mit dieser Ausschüttungshöhe sei allerdings die maximale Höhe erreicht, lässt sich VR-Präsident Hans Peter Julen im Geschäftsbericht zitieren.

Die Kennzahlen der ZBAG fallen angesichts des sehr schwierigen Umfelds sehr gut aus. Zwar musste auch die ZBAG einen deutlichen Einbruch im März 2015 verkraften. Diesem stand jedoch ein Rekordauftakt der wichtigen Wintersaison, wo die Gesellschaft vom verspäteten Saisonauftakt anderer Skigebiete profitierte, gegenüber. Sämtliche Kennzahlen der Erfolgsrechnung übertreffen den Branchenschnitt deutlich und zeigen die hohe Ertragskraft des Unternehmens auf. Auch die Bilanz ist mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von knapp 40% als solide zu bezeichnen. Die Gesellschaft ist in der Lage, die Erneuerung sämtlicher Anlagen aus dem erwirtschafteten Cashflow innerhalb von 21 Jahren zu finanzieren. Bei einer durchschnittlichen Betriebsdauer der Anlagen von 25 bis 30 Jahren kann die Gesellschaft daher die Erneuerung aus eigenen Mitteln finanzieren und ist auch in der Lage, grössere Neubauprojekte wie etwa die für den Winter 2018/19 geplante neue Bahn vom Trockenen Steg zum kleinen Matterhorn mit einem Investitionsvolumen von rund 40 Mio. CHF zu realisieren.

Die Aktien der ZBAG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die Gesellschaft verfügt über zwei verschiedene Aktienkategorien: Zum einen sind dies Namenaktien mit einem Nennwert von 50 Franken, zum anderen Inhaberpapiere mit demselben Nennwert. Beide Kategorien sind wirtschaftlich gleichgestellt. Die Namenaktien wurden letztmalig zu Kursen von 225 CHF gehandelt, während der letztbezahlte Kurs der Inhaberpapiere 200 CHF betrug. Beide Kategorien werden relativ selten gehandelt, was Investoren bei einem Anlageentscheid nicht unberücksichtigt lassen sollten. Bei einem Kurs von 200 CHF verfügen die Titel über eine zumindest im Bergbahnsektor attraktive Rendite von 2%, die zudem steuerfrei ist. Wenig aussagekräftig sind sowohl das Kurs-Buchwert-Verhältnis als auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis wegen der verhältnismässig hohen Abschreibungen, die die ZBAG macht. Es ist daher zu vermuten, dass die Bilanz stille Reserven beinhaltet. Als Bewertungsmassstab herangezogen werden kann indessen das Kurs-Cashflow-Verhältnis. Bei einem Kurs von 200 CHF beträgt dieses auf der Basis der Zahlen 2014/15 keinesfalls zu hohe 4.4. Für Anleger mit einem Interesse an Bergbahntiteln stellen die Aktien eine valable Anlagemöglichkeit dar. Dies insbesondere, da die ZBAG gut finanziert ist und genügend Cashflows erwirtschaftet, um die anstehenden Erneuerungsinvestitionen und Ausbauprojekte problemlos finanzieren zu können, was beim Gros der Bergbahnen nicht der Fall ist.

Kommentar verfassen