Duri Prader, CEO Lienhardt & Partner Privatbank: „Im Vorsorgebereich sehen wir noch erhebliches Potenzial“

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Duri Prader (51) ist seit 2013 CEO und Managing Partner bei Lienhardt & Partner. Zuvor leitete der promovierte Jurist während neun Jahren das Schweizer Private Banking bei der Bank Vontobel. Seine Laufbahn im Bankgeschäft begann er im Investmentbanking des damaligen Bankvereins (heute UBS). Prader ist verheiratet und hat drei Kinder. Bild: zvg
Duri Prader (51) ist seit 2013 CEO und Managing Partner bei Lienhardt & Partner. Zuvor leitete der promovierte Jurist während neun Jahren das Schweizer Private Banking bei der Bank Vontobel. Seine Laufbahn im Bankgeschäft begann er im Investmentbanking des damaligen Bankvereins (heute UBS). Prader ist verheiratet und hat drei Kinder. Bild: zvg

Für die Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner war das Geschäftsjahr 2015 sehr erfolgreich. Es konnte nicht nur der Ertrag mit einem Plus von 9.8% deutlich gesteigert werden. Auch der Geschäftserfolg legte kräftig um 31.9% auf 5.3 Mio. CHF zu, so dass unter dem Strich ein um 11% höherer Gewinn von 4.6 Mio. CHF übrig blieb (siehe Blog-Beitrag vom 24.2.16). Im Gespräch mit schweizeraktien.net erklärt CEO Duri Prader die Besonderheiten der kleinen Privatbank. Wachsen möchte Prader insbesondere im Vorsorgebereich. Den aktuellen Konsolidierungsprozess sieht er als Chance für sein Institut. Trotz des weiterhin schwachen Umfelds rechnet der CEO für die kommenden Jahre mit einem Wachstum.

Viele Banken, darunter auch Lienhardt & Partner, haben im Geschäftsjahr 2015 trotz Währungsturbulenzen und Negativzinsen verblüffend gut abgeschnitten. Kann die Branche also gut mit Negativzinsen leben?

Duri Prader: Es ist nicht eine Frage des Könnens. Zurzeit müssen wir mit Negativzinsen ganz einfach leben. Freude machen sie uns und wohl auch unseren Mitbewerbern nicht. Wesentlich ist, dass wir unsere Kunden bislang vor den Negativzinsen schützen konnten. Das wollen wir, wenn immer möglich, auch in Zukunft tun. Die Währungsturbulenzen machen uns hingegen weniger zu schaffen, weil wir kein Dienstleistungsexporteur sind. Unsere Kundenbasis liegt in der Schweiz.

Im Gegensatz zu andern Banktiteln hat die Lienhardt & Partner-Aktie bisher kaum von den guten Zahlen profitiert. Auch längerfristig sieht die Kursentwicklung eher durchzogen aus.

Die beiden Grossbanken haben über die letzten 10 Jahre rund zwei Drittel des Wertes verloren, um mit den negativsten Beispielen zu beginnen. Aber auch viele Privatbanken werden vom Markt heute tiefer bewertet als noch vor 10 Jahren. Dies ist bei uns nicht der Fall. Aber klar, auch wir spüren die Auswirkungen der tiefen Zinsen, des Margendrucks und der steigenden Regulierungsdichte. Dies trotz guter Diversifikation unserer Ertragsströme. All dies wirkt sich natürlich auf den Aktienkurs aus.

Spielt auch die fehlende Börsenkotierung eine Rolle?

Weder streben wir eine Börsenkotierung an, noch glauben wir, dass eine Kotierung auf Dauer unseren Aktienpreis beeinflussen könnte. Letzterer widerspiegelt längerfristig immer die Ertrags- und Bewertungsfaktoren. Von der kurzfristigen Kursentwicklung kann dagegen nur beschränkt auf unseren „Gesundheitszustand“ geschlossen werden. Über 70 Prozent der Stimmen und des Kapitals liegen bei der Familie Lienhardt und nahestehenden Personen. Darüber hinaus haben wir viele treue und langjährige Investoren als Aktionäre. Die Liquidität unserer Aktie ist daher eher gering. Unser Aktienkurs reagiert unmittelbar kaum auf die Publikation von Zahlen. Wesentlicher als die kurzfristige Kursentwicklung ist, dass wir unser Eigenkapital Jahr für Jahr steigern, operative Gewinne schreiben und zudem Dividenden ausschütten können.

Ihre Bank macht nach eigenen Worten vieles anders als die übrigen Finanzinstitute. Was ist das Besondere an Ihrem Geschäftsmodell?

Privatbanken sind in der Regel auf Vermögensverwaltung fokussiert und international aufgestellt. Wir hingegen verfolgen ein sehr eigenständiges, diversifiziertes Geschäftsmodell und sind auf die Schweiz ausgerichtet. Das kommt nicht von ungefähr, sondern widerspiegelt die Aktivitäten unserer Rechtsvorgängerin, der Gewerbebank Zürich. Seit fast 150 Jahren haben wir als Bank nur einen Standort und einen Zielmarkt. Das reduziert die Komplexität und auch die Kostenbasis.

Wie würden Sie die Eckpunkte Ihrer Strategie umschreiben?

Unser Leitsatz lautet: „Im Dienste Ihres Vermögens. Seit 1868.“ In der Regel verteilt sich das Vermögen von Kunden in der Schweiz auf Wertschriften, Immobilien und Vorsorgegelder. Entsprechend stützt sich auch unser Geschäftsmodell auf drei Bereiche: Private Banking, Immobilien und Vorsorge. Wir sind so gesehen nicht nur eine Bank, sondern auch eine Immobilienfirma. Daher sind unsere Kennzahlen kaum vergleichbar mit einer typischen Privatbank. Es ist eben einzigartig, dass wir als Privatbank auch über eine ausgewiesene Expertise im Zusammenhang mit Immobilienanlagen und -bewirtschaftung verfügen.

Gibt es erfolgreiche Konkurrentinnen auf dem Finanzplatz Schweiz, wie etwa das VZ, Partners Group, oder die Regiobank Solothurn, die Ihnen als Vorbild dienen könnten?

Wir orientieren uns grundsätzlich nicht an Vorbildern. Wir wissen aber, was wir erreichen wollen. Unser Ziel ist es, die Vermögen unserer Kunden zu schützen und zu mehren, indem wir unsere Anlagephilosophie konsequent umsetzen und langfristige Entwicklungen frühzeitig erkennen. Wir verstehen uns als Treuhänder und unabhängigen Berater des Kunden und nicht als Verkäufer.

Wie wollen Sie die relativ hohe Cost-Income-Ratio senken?

Unsere Cost-Income-Ratio ist für eine Privatbank eher tief, für eine Universalbank dagegen eher hoch. In den letzten drei Jahren ist sie gestiegen, weil wir die Standbeine Private Banking und Vorsorge aus- bzw. aufgebaut haben. Bereits im letzten Jahr sind die Erträge aber wieder schneller gewachsen als die Kosten. Mit Blick nach vorne sehen wir in beiden Bereichen interessante Wachstumsmöglichkeiten. Wir sind überzeugt, dass Privatkunden bei uns gut aufgehoben sind, wenn sie eine Bank suchen, die eigenständig auftritt und eine klare und verständliche Anlagephilosophie verfolgt.

Und was erhoffen Sie sich im Vorsorgebereich?

Wir möchten hier weiter wachsen, indem wir insbesondere Kunden von grossen Versicherungsgesellschaften die komplette Abwicklung von Bankdienstleistungen anbieten, Vorsorgestiftungen führen und mit unseren Partnern für Gelder der 2. und 3. Säule individuelle Anlagestrategien anbieten. Da sehen wir noch viel Potenzial.

Wie lauten Ihre Prognosen für das laufende und das kommende Geschäftsjahr?

Wir rechnen trotz eines anhaltend schwierigen Umfeldes an den Finanzmärkten mit weiterem Wachstum in den kommenden Jahren. Entsprechend erwarten wir ansprechende Resultate.

Wie sehen Sie die längerfristige Entwicklung bzw. das Potenzial der Bank?

Die Existenz einer Bank basiert einerseits auf dem Vertrauen der Kunden und andererseits auf ihrer Rentabilität. Wir sind dank unserem breit abgestützten und lokal verankerten Geschäft gut aufgestellt, wachsen und arbeiten rentabel. Von unseren Kunden werden wir als echte Alternative zu den ständig grösser und unpersönlicher werdenden Instituten wahrgenommen. Das freut uns und motiviert uns, auf dem eingeschlagenen Weg beherzt weiterzuarbeiten, um in unserer Nische profitabel zu wachsen. Was wir aber nicht wollen, ist einen Schritt nach vorne zu machen und anschliessend zwei zurück. Im Sinne unserer Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter setzen wir stets auf Stabilität und Kontinuität. Wir machen keine Experimente.

Sucht Lienhardt & Partner bereits nach neuen Geschäftsfeldern?

Vor wenigen Jahren hatten wir den Grundstein für einen neuen Geschäftsbereich gelegt, indem wir neben dem Private Banking und den Immobilien den Bereich Vorsorge aufgebaut haben. Heute beschäftigen wir in diesem Bereich am meisten Mitarbeiter und sind am weitesten fortgeschritten in der Digitalisierung. Zusätzliche Geschäftsfelder planen wir aus heutiger Sicht keine.

Sind dafür Übernahmen geplant?

Gewiss, der allgemeine Druck zur Konsolidierung geht weiter. Alle grösseren Marktteilnehmer wollen wachsen, indem sie versuchen, kleinere Institute zu kaufen. Für uns und unsere grössten Aktionäre ist zunächst klar: Ein Verkauf ist kein Thema. Vielmehr verstehen wir den Konsolidierungsprozess auch für uns als Chance. Wir wollen zwar nicht im grossen Stil dazukaufen, aber sinnvoll wachsen. Da kommt es uns entgegen, dass wir als lokaler Anbieter häufig einen Sympathiebonus geniessen, weil die Mitbewerber immer weniger und grösser werden.

Der Anteil der Auslandkunden ist mit rund 10 Prozent relativ bescheiden. Soll dieser Anteil künftig deutlich gesteigert werden?

Nein, diese Absicht besteht nicht. Der Anteil unserer Auslandkunden liegt deutlich unter 10 Prozent und wird tendenziell eher noch abnehmen. Wir bearbeiten nur einen Zielmarkt. Das ist und bleibt die Schweiz.

In etwas mehr als 2 Jahren feiert Lienhardt & Partner das 150-Jahr-Jubläum. Haben Sie schon Ideen, wie das gefeiert werden soll?

In der Tat dürfen wir im 2018 unser 150-jähriges Jubiläum feiern. Wir werden das in einer Art und Weise tun, die zum Stil und zur Kultur unseres Hauses passt. Also bescheiden im Auftritt, aber fein im Inhalt. Wir haben viele Ideen. Konkret haben wir uns aber noch nicht festgelegt.

Die Aktien der Lienhardt & Partner Privatbank AG werden ausserbörslich auf OTC-X und bei Lienhardt & Partner zu Kursen von 1’800 CHF gehandelt.

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