Spar- und Leihkasse Frutigen: Anhaltend hohe Nachfrage nach Hypotheken, Bilanzsumme und Erträge steigen 2015 deutlich

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Der Hauptsitz der SLF in Frutigen. Quelle: SLF
Der Hauptsitz der SLF in Frutigen. Quelle: SLF

Die Spar- und Leihkasse Frutigen AG (SLF) profitierte im 2015 von einer deutlichen Volumensteigerung im Zinsdifferenzgeschäft. Wie bei den meisten Schweizer Regionalbanken stellt das Kreditgeschäft bei der SLF mit einem Anteil von 85.8% an den Gesamteinnahmen die wichtigste Ertragsquelle dar. Die SLF konnte im Berichtsjahr nicht nur eine markante Steigerung der Ausleihungen um 6.9%, sondern sogar ein noch deutlicheres Plus der Kundengelder von 9% verbuchen. In der Folge stieg denn auch die Bilanzsumme um fast 10% an. Wie dem jüngsten Geschäftsbericht entnommen werden kann, wurde die Bank von den Negativzinsen, welche die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Jahr 2015 einführte, kaum betroffen. Im Gegensatz zu vielen Regionalbanken, die teilweise sogar komplett auf eine Absicherung der aktuellen Tiefzinssituation verzichten, teilt die SLF im Geschäftsbericht offen mit, dass sie die Absicherungsstrategie gegen steigende Zinsen fortsetzt bzw. sogar leicht erhöht hat. Ein wichtiges Projekt der Regionalbank ist der Bau eines neuen Bankgebäudes in Frutigen. Die im November 2015 gestarteten Bauarbeiten konnten dank der trockenen Witterungsbedingungen gut vorangetrieben werden. Der Bezug der neuen Schalterhalle mit einem modernen Beratungskonzept und einem verbesserten Zugang für die Kunden ist für Frühling 2017 geplant. Im neuen Gebäude wird es rund um die Uhr möglich sein, Bargeldein- und -auszahlungen zu machen und zu den Tresorfächern zu gelangen.

Starke Nachfrage nach Bankdienstleistungen lässt Erträge steigen

Die SLF konnte im 2015 einen vor allem von der Nachfrage nach Hypotheken (+7.2% auf 1.1 Mrd. CHF) getriebenen Plus der Ausleihungen von 6.9% verbuchen. Noch stärker legten die Kundengelder zu, so dass der Deckungsgrad der Ausleihungen durch eigene Gelder von 84.7% im Vorjahr auf den guten Wert von 86.3% gesteigert werden konnte. Hieraus resultierte ein Anstieg des Bruttozinserfolgs, d.h. vor Veränderungen von ausfallrisikobedingten Wertveränderungen, die neu als Bestandteil des Nettozinserfolgs zu verbuchen sind, von 5.2% auf 15.1 Mio. CHF. Während die Zinseinnahmen trotz der höheren Ausleihungen mit einem Betrag von 22.9 Mio. CHF sogar um 0.5% tiefer waren als im Vorjahr, profitierte das Bankhaus im Gegenzug von den um 10% tieferen Zinsaufwendungen. Die Veränderungen von Wertberichtigungen erreichten wie im Vorjahr 0.2 Mio. CHF, so dass ein Nettozinserfolg von 14.9 Mio. CHF nach 14.1 Mio. CHF im 2014 resultierte. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sank gegenüber dem Vorjahr um 3.6% auf 1.5 Mio. CHF, während das Handelsgeschäft um 3.5% auf 0.6 Mio. CHF anstieg. Der übrige ordentliche Erfolg ging wegen des Wegfalls eines im 2014 angefallenen ausserordentlichen Beteiligungsertrags von 0.2 Mio. CHF um 170’000 CHF auf 320’000 CHF zurück. Auf der Aufwandseite verzeichnete die SLF ein den eigenen Erwartungen entsprechendes Plus von 4% auf 9.7 Mio. CHF. Sowohl die Personal- als auch die Sachkosten legten hierbei im gleichen Umfang zu. Die Cost/Income-Ratio betrug 56.1% nach 55.6% im Vorjahr. Unter den alten Rechnungslegungsvorschriften, d.h. ohne die Verbuchung der Veränderungen der Wertberichtigungen im Zinsengeschäft, betrug die CIR im Vorjahr noch 54.9%. Die nach den neuen Vorschriften ermittelte CIR von 55.6% veranschaulicht, wie schwierig es für eine Regionalbank ist, die CIR auf einem tiefen Niveau zu halten.

Unveränderte Dividende von 40 CHF

Deutlich tiefer als im Vorjahr fielen mit 1.1 Mio. CHF nach 2.4 Mio. CHF die Wertberichtigungen und Sachabschreibungen aus. Der hohe Wert an Abschreibungen aus dem Vorjahr resultierte aus den Sachabschreibungen für Liegenschaften im Eigenbestand, die nicht als Bankgebäude genutzt werden. Diese stehen im Zusammenhang mit dem Neubau des Bankgebäudes anstelle eines anderweitig genutzten Gebäudes in Frutigen, das abgebrochen wurde. Deutlich höher als im Vorjahr fielen im 2015 die zulasten der Erfolgsrechnung gebildeten Rückstellungen mit 1.1 Mio. CHF nach 0.4 Mio. CHF im Vorjahr aus. Diesen Rückstellungen stehen keine Wertkorrekturen gegenüber. Im Ergebnis resultierte ein Anstieg des Geschäftserfolgs (vormals Zwischengewinn) um beachtliche 17.8% auf knapp 5.5 Mio. CHF. Nach der um 0.6 Mio. CHF auf fast 1 Mio. CHF erhöhten Äufnung der Reserven für allgemeine Bankrisiken erzielte die SLF ein Plus des Reingewinns von 2.4% auf 3.4 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 40 CHF pro Aktie.

Tieferes Wachstum erwartet

Für das laufende Jahr 2016 rechnet die Geschäftsleitung der SLF mit einem tieferen Wachstum des Bankgeschäfts als im Vorjahr. Die Verlangsamung des Anstiegs der Baubranche dürfte zu einer weniger starken Nachfrage nach Hypotheken führen. Allerdings werden die attraktiven Spar- und Anlageprodukte eine weitere Zunahme der Kundengelder zur Folge haben, ist die SLF überzeugt. Auch im Anlagegeschäft sollten weitere Zuwächse möglich sein. Auf der Ertragsseite werde das anhaltend tiefe Zinsniveau zu stabilen Erträgen führen, während die Kosten moderat ansteigen dürften. Das Bauprojekt in Frutigen werde die Abschreibungen ansteigen lassen. Dennoch sollen sowohl der Geschäftserfolg als auch der Jahresgewinn die Vorjahreswerte leicht übertreffen.

Die Kennzahlen der SLF fallen spätestens auf den zweiten Blick sehr erfreulich aus. Trotz der höheren regulatorischen Anforderungen gelang ein ansehnliches Plus des Geschäftserfolgs, der für die Beurteilung der Zahlen entscheidenden Kennzahl. Hierbei nicht unerwähnt bleiben darf die Bildung von Rückstellungen, die angesichts der guten Struktur der Ausleihungen, welche die grösste Risikoposition der SLF darstellen, zumindest teilweise nicht betriebswirtschaftlich erforderlich sind. Deutlich wird dies auch bei einem Blick auf die Summe der gefährdeten Forderungen, deren Bruttobetrag trotz des Anstiegs des Kreditvolumens um 6.9% den Vorjahreswert deutlich unterschreitet. Der Bruttobetrag der gefährdeten Kredite lag bei 9.1 Mio. CHF nach 11.5 Mio. CHF im Vorjahr. Dieser Wert von 0.8% der Ausleihungen, dem ein geschätzter Verwertungsertrag von 50% der Forderungen gegenübersteht, ist als sehr tief zu klassifizieren. Die Entwicklung zeigt gleichzeitig auf, dass die SLF eine sehr solide Kreditvergabepolitik verfolgt, was nicht bei allen Regionalbanken der Fall ist.

Die Aktien der SLF werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die Papiere wurden letztmalig zu Kursen von 2’275 CHF umgesetzt. Auf dieser Basis lässt sich eine eher tiefe Ausschüttungsrendite von knapp 1.8% errechnen. Das KGV auf der Basis des Geschäftserfolgs für 2015 liegt bei gut 13, einem eher hohen Wert. Hierbei allerdings nicht übersehen werden darf die hohe Bildung von Rückstellungen, so dass das wirtschaftliche KGV tiefer ausfallen dürfte. Der Buchwert der Aktien beträgt inklusive der Reserve für allgemeine Bankrisiken, die den Eigenmitteln hinzugerechnet werden können, knapp 3’200 CHF pro Titel. Auf der Basis des aktuellen Kurses lässt sich somit ein Discount von rund 30% ermitteln. Noch höher ausfallen dürfte der Substanzwert der Aktien, der allerdings für die freien Aktionäre kaum je realisiert werden kann. Trotz der auch im aktuellen Tiefzinsumfeld eher geringen Rendite eignen sich die Papiere als substanzstarke Aktien für Anleger mit einem engen Bezug zur Region und der SLF. Die SLF bietet ihren Anteilseignern zudem verschiedene Veranstaltungen, an denen sie teilnehmen dürfen.

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