Thomas Kirchhofer, CEO Park Resort Rheinfelden: „Wir haben noch keine konkreten Akquisitionsziele.“

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Dr. Thomas Kirchhofer. VR-Präsident der Park Resort Rheinfelden Holding AG, hat seine Mehrheit am Unternehmen abgegeben. Bild: zvg
Dr. Thomas Kirchhofer, VR-Präsident der Park Resort Rheinfelden Holding AG, hat seine Mehrheit am Unternehmen abgegeben. Bild: zvg

Nach fast 25 Jahren Aufbauarbeit gibt Thomas Kirchhofer die Mehrheit der Parkresort Rheinfelden-Gruppe ab. Wie wir bereits gestern berichtet haben, wird sich die Beteiligungsgesellschaft Invision an dem Unternehmen mehrheitlich beteiligen und auch den Minderheitsaktionären ein Übernahmeangebot zu 1’100 CHF je Aktie unterbreiten. Die Übertragung der Mehrheit kommt überraschend, denn Kirchhofer ist mit 52 Jahren noch jung, und auch die Geschäfte laufen gut. 2015 ging der Umsatz laut neuestem Geschäftsbericht um 1.4% auf knapp 48 Mio. CHF zurück, und auch das Ergebnis litt unter den geringeren Frequenzen in den heissen Sommermonaten. Dennoch konnte ein respektabler Gewinn von 2.8 Mio. CHF ausgewiesen werden, der auch die Ausschüttung einer gleichbleibenden Dividende von 30 CHF pro Aktie ermöglicht. Im Gespräch mit schweizeraktien.net erklärt Thomas Kirchhofer die Beweggründe für den Verkauf. Er macht aber auch deutlich, dass er in Zukunft weiterhin an der Spitze des Unternehmens stehen wird und für die künftige Entwicklung der Gesellschaft, an der er mit einer Minderheit beteiligt bleibt, noch einige Pläne hat.

Herr Kirchhofer, warum haben Sie Ihr Lebenswerk, die Park Resort Rheinfelden Holding, in neue Hände gegeben?

In den vergangenen Jahren konnten wir die lange Aufbauarbeit in Rheinfelden abschliessen. Mit meinen 52 Jahren bin ich allerdings noch zu jung, um die Hände in den Schoss zu legen. Andersherum habe ich auch keine Nachkommen, welche das Unternehmen einmal übernehmen würden. Hinzu kommt, dass weitere Ausbauschritte hier in Rheinfelden wieder mit Investitionen verbunden wären, die ich selber als Mehrheitsaktionär nicht hätte stemmen können. Von daher ist die Lösung nun ideal: Wir konnten frühzeitig die Nachfolge regeln, haben mit Invision einen neuen Partner an Bord, der auch weitere Ausbauschritte finanzieren kann, und es besteht der beiderseitige Wunsch, dass ich weiter an Bord bleiben soll.

Aber Sie hätten nach den grossen Investitionen der letzten Jahre nun auch die Früchte Ihrer Arbeit ernten können, indem Sie den erfolgreichen Betrieb einfach so weiterlaufen lassen …

Dann hätte ich mir andere Aktivitäten suchen müssen. Einfach nichts tun, das liegt mir nicht.

Wenn man sich die Bilanz des Unternehmens anschaut, dann sticht die doch recht hohe Verschuldung mit über 45 Mio. CHF ins Auge. Auch die Eigenkapitalquote ist mit 32% eher niedrig. War dies auch ein Grund für Sie, einen finanzstarken Investor mit ins Boot zu nehmen?

Die hohe Verschuldung war vielleicht vor einigen Jahren ein Problem. Heute ist sie es nicht mehr. Im Gegenteil: Angesicht der aktuell sehr niedrigen Zinsen war es vielleicht das Beste, was uns passieren konnte. Da wir unsere Finanzschulden hypothekarisch besichern konnten, ist unser Finanzaufwand vergleichsweise gering. Allerdings stelle ich fest, dass die Kreditvergabepolitik der Banken mittlerweile restriktiver geworden ist. Eine Finanzierung, wie wir sie in der Vergangenheit erhalten haben, wäre heute nicht mehr so leicht möglich.

Haben Sie auch mit anderen strategischen Investoren oder Finanzinvestoren verhandelt?

Sicherlich haben wir einige Gespräche geführt. Allerdings sind wir selber nicht aktiv geworden. Irgendwann erscheint eine Gesellschaft, wie wir es sind, auf dem Radar von potenziellen Käufern.

Waren Sie auch im Gespräch mit der AEVIS-Gruppe? Es ist bekannt, dass das Unternehmen auf der Suche nach Übernahmezielen ist.

Auch die Hirslanden-Gruppe möchte gerne weitere Kliniken übernehmen. Wir haben uns aber für die Lösung mit Invision entschieden, weil diese unser Portfolio genau so weiterführen möchte, wie es ist. Klinikgruppen verstehen hingegen etwas vom Klinikgeschäft. Hotelgruppen sind an den Hotels interessiert. Immobiliengesellschaften haben wieder einen anderen Fokus. Als Portfoliogesellschaft von Invision können wir unsere Stärken in allen drei Bereichen ganz gezielt weiter ausspielen.

Bei einem grossen Konzern hätten Sie sich wohl auch in die bestehende Struktur einfügen müssen …

… oder ich hätte gehen müssen. Jetzt bin ich extrem motiviert, mit dem bestehenden Team und neuen Partnern weiterarbeiten zu können. Und ich darf nach wie vor an der Spitze sein. In einem grossen Konzern wäre wohl meine unternehmerische Freiheit verloren gegangen. Ich war mein ganzes Leben lang in einem mittellständischen Umfeld tätig. Die jetzt gefundene Lösung entspricht daher meiner Idealvorstellung.

Sie haben eingangs davon gesprochen, dass Sie weitere Ausbauschritte planen und die Parkresort-Gruppe auch an anderen Standorten weiterentwickeln möchten. Wie sehen Ihre Pläne hier konkret aus?

Wir haben noch keine konkreten Akquisitionsziele, und es besteht auch keine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, nun zu investieren. Wir werden daher gemeinsam im Verwaltungsrat eine Expansionsstrategie entwickeln. Falls sich aber Opportunitäten ergeben, beispielsweise im Bäderbereich, können wir diese nutzen. Aber auch der Reha-Bereich ist ein wichtiger Bestandteil. Wir sehen gerade im Medizinbereich und hier beim Gelenkersatz grosse Chancen. Wie Sie unserem Geschäftsbericht entnehmen können, konnten die medizinischen Dienstleistungen mit einem Ertrag von 16.5 Mio. CHF weiter zulegen, und wir sind beinahe zu 100% ausgelastet. Hier können wir uns ebenfalls eine Ausweitung der Kapazitäten vorstellen.

Planen Sie bauliche Erweiterungen?

Wir verfügen beispielsweise auf der Fläche des heutigen Parkplatzes noch über Areal, das bebaut werden könnte. Es gibt hier zwar erste Ideen und Konzepte. Von einem konkreten Bauprojekt sind wir aber noch weit entfernt.

Welche Auswirkungen hat der Verkauf der Mehrheit an Invision bzw. an die Parkresort Beteiligungs AG für die Minderheitsaktionäre?

Sie erhalten ein Übernahmeangebot zu 1’100 CHF je Aktie. Dies entspricht dem gleichen Preis, zu dem wir unsere Anteile verkauft haben. Jeder Aktionär ist frei, dieses Angebot anzunehmen. Wer es nicht annehmen möchte, kann auch gerne weiterhin beteiligt bleiben. Es wird auch in Zukunft eine Generalversammlung hier in Rheinfelden und Aktionärsangebote geben. Denn viele Aktionäre sind seit der Gründung dabei und zählen auch zu unseren treuen Kunden.

2015 haben Sie rückläufige Zahlen ausweisen müssen. Wie sind Sie ins 2016 gestartet?

Wir konnten im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres eine positive Entwicklung verzeichnen. In allen Bereichen sind wir hervorragend positioniert. Sofern sich der Hitzesommer des letzten Jahres nicht wiederholt, werden wir wieder ein sehr gutes Geschäftsjahr abschliessen können.

Aufgrund der vorliegenden Informationen erscheint das Übernahmeangebot fair; dies insbesondere, da die Minderheitsaktionäre das Angebot annehmen können oder weiterhin an der Gesellschaft beteiligt bleiben dürfen. Die Gesellschaft wird auf Basis der – allerdings niedrigen – 2015er Gewinnzahlen mit einem EBITDA-Multiple von 5.5 und einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von knapp 20 bewertet. Das Verhältnis vom Unternehmenswert zum EBITDA (EV/EBITDA) liegt knapp bei 10. Angesichts der guten Zukunftsperspektiven haben die Verkäufer den möglichen Spielraum für den Preis vielleicht nicht komplett ausgereizt. Doch Studien wie diejenigen des Beratungsunternehmens Deloitte haben für Schweizer KMU einen durchschnittlichen EV/EBITDA-Multiple von 8.3 für 2015 errechnet. Das Angebot für Rheinfelden liegt sogar darüber. Wer allerdings in Zukunft auf eine weiterhin positive Entwicklung in Rheinfelden und auch eine gleichbleibende Dividendenzahlung in Höhe von 30 CHF je Aktie setzt, kann auch künftig beteiligt bleiben. Die Dividendenrendite liegt – gemessen am Angebotspreis von 1’100 CHF – bei 2.7%. Allerdings ist es nicht auszuschliessen, dass die neuen Hauptaktionäre angesichts von grösseren Investitionsvorhaben die Dividendenzahlungen künftig reduzieren oder für einige Jahre ganz aussetzen könnten. In diesem Fall wäre der Verkauf zum Angebotspreis sicherlich die bessere Variante. Nach Aussagen von Invision können Minderheitsaktionäre auch nicht mit einer Nachbesserung der Offerte rechnen. Da die Angebotsfrist erst am 1. Juli zu laufen beginnt, ist keine Eile geboten. Die Aktionäre kommen so auch für 2015 noch in den Genuss einer vollen Dividendenzahlung. Aktuell werden die Aktien der Parkresort Rheinfelden Holding auf OTC-X zu 1’100 CHF gesucht und zu 1’500 CHF angeboten.

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