Repower: Kapitalerhöhung bringt 170.8 Mio. CHF, Publikumsaktionäre verlieren relativ an Bedeutung – Neuordnung im Aktionariat abgeschlossen

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Lago di Poschiavo (Quelle: www.lagobianco.repower.com)
Lago di Poschiavo (Quelle: www.lagobianco.repower.com)

Wie das Energieunternehmen Repower AG am 4. Juli 2016 nach Handelsschluss in einer Medienmitteilung publiziert hat, fliessen der Gesellschaft durch die Kapitalerhöhung kurzfristig 170.8 Mio. CHF (Bruttoerlös) an frischen Mitteln zu. Damit kann die Kapitalbasis signifikant gestärkt werden. Die Bezugsfrist endete am 4. Juli 2016 um 12.00 Uhr. Die buchmässige Lieferung der neuen Aktien gegen Bezahlung des Bezugspreises ist für den 7. Juli 2016 vorgesehen.

Die Publikumsaktionäre haben sich mit CHF 20.8 Mio. an der Kapitalerhöhung beteiligt. Zusammen mit den vorab bekannten Zeichnungszusagen der beiden neuen Ankeraktionäre Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) und UBS Clean Energy Infrastructure KGK (UBS-CEIS) über 90 Mio. CHF bzw. CHF 60 Mio. CHF ergibt dies den Bruttoerlös von 170.8 Mio. CHF.

Gewichtiges Unternehmen im ausserbörslichen Handel

Das Aktienkapital von Repower erhöht sich mit der Kapitalerhöhung von 3’408’115 CHF um 3’972’913 CHF auf 7’381’028 CHF und ist neu in 7’381’028 Namenaktien mit einem Nennwert von je 1.00 CHF eingeteilt. In der Medienmitteilung verweist Repower auch darauf, dass die Gesellschaft nach Vollzug der Kapitalerhöhung „mit einer Marktkapitalisierung von rund 317 Mio. CHF auf Basis des heutigen Schlusskurses (OTC-X-Schlusskurs vom 4. Juli 2016 von 43 CHF, entsprechend dem Bezugskurs) (…) zu den grössten ausserbörslich gehandelten Unternehmen der Schweiz“ gehört.

Die Kapitalerhöhung zielte – in Abhängigkeit der Ausübung von Bezugsechten durch die Publikumsaktionäre – auf einen Bruttoemissionserlös zwischen 150 Mio. CHF und ca. 201 Mio. CHF. Für 150 Mio. CHF lagen Zeichnungszusagen der neuen Ankeraktionäre EKZ und UBS vor.

Mit einem Bruttoemissionserlös von knapp 171 Mio. CHF liegt Repower nun – nicht überraschend – inmitten dieser Range, wenn auch näher am unteren Ende als am oberen Ende. Dies liegt daran, dass die Publikumsaktionäre überwiegend auf die Ausübung ihrer Bezugsrechte verzichtet und nur in geringerem Umfang als theoretisch möglich frisches Geld ins Unternehmen eingeschossen haben.

Vor der Kapitalerhöhung hielten die Publikumsaktionäre 847’265 Aktien oder 24.86% am Unternehmen. Hätten alle Publikumsaktionäre im Verhältnis 5:7 neue Aktien bezogen und ihre Bezugsrechte ausgeübt, so wären weitere 1’186’171 Aktien in den Besitz der Publikumsaktionäre gelangt – insgesamt also gut 2 Mio. Aktien oder 25.16% des Aktienkapitals (vgl. Tabelle in unserem Beitrag vom 24. Juni 2016, „Szenario 2„)

Nach Kapitalerhöhung halten die Publikumsaktionäre aber nur noch 18.04% an der Repower und sie haben neue Namenaktien im Umfang von 20.8 Mio. CHF gezeichnet. Theoretisch hätten sie jedoch für etwa 51 Mio. CHF (max. 1’186’171 neue Aktien x 43 CHF) neue Aktien beziehen können. Die effektive Zeichnung aus dem Publikum – entsprechend der Bezugsquote – liegt also bei etwas mehr als 40% der möglichen Zeichnungssumme. Oder anders: fast 60% der auf das Publikum über das Bezugsrecht theoretisch entfallenden neuen Aktien wurden nicht bezogen. Diese Bezugsrechte sind verfallen.

Auch der Kanton Graubünden und die Axpo Holding AG haben mit Vollzug der Kapitalerhöhung prozentual an Gewicht verloren. Hielt der Kanton zuvor noch 47.62%, so sind es neu nach Kapitalerhöhung nur noch 21.99%. Bei der Axpo Holding AG reduziert sich der Stimmrechtsanteil neu auf nur noch 12.71% nach zuvor 27.52%.

Das Repower-Aktionariat stellt sich nach der Kapitalerhöhung wie folgt dar:

  Anzahl Aktien und Stimmrechte (%) vor Kapitalerhöhung
 

Nach Kapitalerhöhung 07-2016

   
Kanton Graubünden

47,62%

21,99%

Axpo Holding AG

27,52%

12,71%

Publikumsaktionäre

24,86%

18,04%

EKZ

28,36%

UBS-CEIS

18,90%

Anzahl Aktien

3.408.115

7.381.028

 

100%

100%

Offenbar fehlte – vermutlich auch begünstigt durch die hohen Kursverluste der vergangenen Jahre und manche Enttäuschungen – im Publikum mehrheitlich das Vertrauen der bisherigen Aktionäre in den Erfolg der neuen Strategie. Zumindest hielten sich die Publikumsaktionäre mit (Voll-)Zeichnungen zurück und machten von ihrem Bezugsrecht ungeachtet des optisch niedrigen Kurses – gerade im Vergleich mit der Vergangenheit – nur teilweise Gebrauch. Mehr Vertrauen zeigten die neuen Ankeraktionäre EKZ und UBS-CEIS, aber diese mussten auch nicht die Kursverluste der Vergangenheit erleiden und können vergleichsweise unbefangen in einer neuen „Stunde Null“ starten. Sie stossen erst jetzt im Rahmen der anstehenden Transformation ins Aktionariat hinzu.

Nun liegt es an der teilweise erneuerten Repower-Verwaltung, wieder Vertrauen im Kapitalmarkt aufzubauen und auch das Vertrauen der Zeichner der Kapitalerhöhung nicht zu enttäuschen. Jeder Neuanfang birgt auch seine Chancen – und diese gilt es nun zum Vorteil des Unternehmens und seiner Aktionäre zu nutzen. Es dürfte interessant sein, die weiteren operativen Schritte der Repower AG und auch die Kursentwicklung der „vergrösserten“ Gesellschaft auf OTC-X weiterhin aufmerksam zu verfolgen.

Transparenzhinweis: Dem Autoren nahestehende Personen sind Aktionäre der Gesellschaft.

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